|
ZUR
ERZMlNERALOGIE DER GOLDLAGERSTÄTTE WASCHGANG, OBERKÄRNTEN.
Von W. H. PAAR (Salzburg) und T.T. CHEN, (Ottawa, Kanada).
Die Goldlagerstätte Waschgang (im Nahbereich der
Kluidscharte, am Obergang vom Asten in das Zirknitztal, SH 2449m) war
einer der berühmtesten und reichhaltigsten Bergbaue des oberen Mölltales,
dessen Anfänge in die Römerzeit zurückreichen. Nach ROCHATA (1878)
kamen große Massen von Freigold in Körnern bis Haselnußgröße und Blättchen
von 1-2cm Durchmesser vor. ROCHATA erwähnt, daß eine im "Mineralien-Cabinete"
zu Wien (=Naturhistorisches Museum) aufbewahrte Goldstufe vom Waschgang 94
Dukaten (etwa 330g) aufgewogen haben soll.
Die Lagerstätte ist an Prasinite der Oberen Schieferhülle gebunden und zählt
zum Typus der Alpinen Kieslager (z.B. FRIEDRICH, 1936). Das nahezu söhlig
liegende W-E streichende Erzlager wird im W an einer N-S Störung
("Lettenkluft") abgeschnitten und kann heute als abgebaut
gelten. Die derzeit noch auffindbaren, z.T. mehrfach Überkutteten Halden
lassen zwei Vererzungstypen erkennen:
(1) Imprägnationserze, mit Feinlagen von Pyrit, Kupferkies, Magnetit,
Zinkblende und Bornit.
(2) Kupferkies-Derberze mit Quarz und grobspätigem Kalzit als Gangarten.
In letzterer ist manchmal Bornit in isometrischen Körnern mit spindeligen
Entmischungslamellen von Kupferkies und Idait, sowie rundlichen Einschlüssen
von Mawsonit, "Cu7Fe2SnSl0"
zugegen.
Das Nebengestein der Lagerstätte ist ein im vererzten Bereich stark
chloritisierter Prasinit, der insgesamt durch folgenden Mineralbestand
gekennzeichnet ist: Albit (z.T. mit Oligoklasrändern), Epidot, Granat,
Hornblende; Titanit (mit Relikten von magmatischem Ilmenit und Rutil),
Magnetit in Idioblasten (mit Einschlüssen von Titanit), sowie Hämatit
mit entmischtem Ilmenit II, wobei ein Großteil des Hämatits zu Magnetit
umgewandelt ist. Im Kupferkies der Derberze sind dieselben Einschlußminerale
(Titanit, Magnetit, Hämatit, anzutreffen, dazu tritt Pyrit, der mitunter
idiomorphen Titanit, auch Hämatit, enthält.
Während die Imprägnationsvererzung weder Freigold noch mikroskopisch
eingelagertes Gold erkennen läßt, sind die Derberze durch z.T. höhere
Goldgehalte charakterisiert. Das Gold ist meist in Kalzit und/ oder Quarz
ein-, mitunter auch Kupferkies-Harnischen aufgewachsen. Von Interesse sind
mikroskopische Einschlußminerale der Derberze von meist komplexer
chemischer Zusammensetzung (PAAR & CHEN, 1981). Im einzelnen sind dies
(Formeln idealisiert!):
Minerale der Aikinit-Bismuthinit-Mischkristallreihe, wie
Gladit: CuPbBi5S9,
Krupkait: CuPbBi3S6 und
Pekoit: CuPbBi11S18.
-als Silberträger Benjaminit: (Ag,Cu)3(Bi,Pb)7S12
sowie
Pavonit/ Cupropavonit: AgBi3S5,
Hessit: Ag2Te und
Matildit: AgBiS2.
-Tetradymit: Bi2Te2S
-Millerit: NiS und Siegenit: (Co,Ni,Cu)3S4.
Einige dieser Phasen enthalten Selen bis zu 4 Gew.%.
Die aus Dünn- und Anschliff-Untersuchungen abgeleitete
Kristallisationsfolge zeigt, daß die Bildung des Kupferkieses der
Derberze nach der Titanitkristallisation im Anschluß an die dazu jüngere
Magnetit bzw. Pyritsprossung erfolgte. Aus der Koexistenz der genannten
Aikinit-Bismuthinit-Mischkristallphasen mit Benjaminit/Pavonit und Hessit
können Kristallisationstemperaturen <~300°C gefolgert werden
(SPRINGER, 1971; MUMME & WATTS, 1976). Lokal geringfügige
Konzentrationsunterschiede der Elemente Pb, Bi, Ag, Te, Se etc. können
als Erklärung für das Nebeneinander im mm-Bereich der im Chemismus z.T.
sehr ähnlichen Phasen herangezogen werden.
PREY (1962) unterscheidet für die dem Waschgang sehr ähnlichen
Vererzungen der Großfragant (die allerdings in das Unterostalpin der
Matreier Zone zu stellen sind!) gleichfalls Imprägnations- und Derberze.
Für die Genese der letzteren macht er Remobilisation und Rekonzentration
des Stoffbestandes der Imprägnationserze während der alpidischen
Metamorphose geltend. Inwieweit diese Annahme auch für die
Waschgang-Vererzung zutreffend sein kann, ist Gegenstand derzeit laufender
Untersuchungen.
ANHANG:
Erzmikroskopische Untersuchungen der an einen mächtigen Quarzithorizont
gebundenen goldführenden Erze von Bärenbad (Hollersbachtal) bestätigen
i.w. die von RAMDOHR (1960, p.1027) genannte Paragenese. Der von ihm
beschriebene "Cosalit" ist nach Mikrosondenanalysen und Röntgendaten
ein vermutlich neues Pb-Bi-Sulfosalz der Zusammensetzung (Mittel aus 20
Punktanalysen): Cu 0.9, Ag 0.4, Fe 0.7, Pb .34.8, Bi 45.0, Sb 1.5 und S
17,3 Gew.%. Das Mineral hat rhombische Symmetrie (mögliche Raumgruppen
Pna 2 oder Pna m), die Gitterparameter o sind: ao = 54.87, bo
= 22.60 und co = 4,02 Å.
Joseit-A, (Bi,Pb)4TeS2 und ged.Wismut bilden darin
mikroskopisch kleine,± orientierte Einlagerungen (PAAR & CHEN, 1980).
SCHRIFTTUM:
FRIEDRICH, O.M. (1936): Zur Geologie der Kieslager des Großarltales. -
Sitzungsber.d.Akad.d.Wiss.Wien, Mathem.-naturw.Klasse, Abt.I, 145.,
121-152.
MUMME, W.G. und WATTS, J.A. (1976): Pekoite, CuPbBi11S18,
a new member of the bismuthinite-aikinite mineral series: its crystal
structure and relationship with naturally~ and synthetically formed
members. - Canad.Miner. 14., 322-333.
PAAR, W.H., CHEN, T.T. und MEIXNER, H. (1980): Pb-Bi-(Cu)-Sulfosalts in
Paleozoic Gneisses and Schists from Oberpinzgau, Salzburg Province,
Austria. - TMPM 27, 1-16.
PAAR, W.H. und CHEN, T.T. (1981): The oremineEalogy of the gold de-posit
Waschgang, Upper Carinthia, and new data on Pb-Bi(Cu)-sulfosalts from
Felbertal, Salzburg Province, Austria. - TMPM, in Vorbereitung.
PREY,
S. (1962): Der ehemalige Großfraganter Kupfer- und Schwefelkiesbergbau.
-Mitt.d.Geol.Ges.Wien 54., 163-200.
RAMOOHR, P. (1960): Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen, 3.Aufl. -
Berlin: Akademie-Verlag.
ROCHATA, C. (1878): Die alten Baue auf Edelmetall in Oberkärnten. -
Jb.geol.RA 28, 213-368 (281-287).
SPRINGER, G. (1971): The synthetic solid solution series Bi2S3-BiCuPbS3
(bismuthinite-aikinite). - N.Jb.Miner.Mh., 19-24.
|