Paar W. H. & T. T. Chen / 1981

 

ZUR ERZMlNERALOGIE DER GOLDLAGERSTÄTTE WASCHGANG, OBERKÄRNTEN.

Von W. H. PAAR (Salzburg) und T.T. CHEN, (Ottawa, Kanada).

Die Goldlagerstätte Waschgang (im Nahbereich der Kluidscharte, am Obergang vom Asten in das Zirknitztal, SH 2449m) war einer der berühmtesten und reichhaltigsten Bergbaue des oberen Mölltales, dessen Anfänge in die Römerzeit zurückreichen. Nach ROCHATA (1878) kamen große Massen von Freigold in Körnern bis Haselnußgröße und Blättchen von 1-2cm Durchmesser vor. ROCHATA erwähnt, daß eine im "Mineralien-Cabinete" zu Wien (=Naturhistorisches Museum) aufbewahrte Goldstufe vom Waschgang 94 Dukaten (etwa 330g) aufgewogen haben soll.
Die Lagerstätte ist an Prasinite der Oberen Schieferhülle gebunden und zählt zum Typus der Alpinen Kieslager (z.B. FRIEDRICH, 1936). Das nahezu söhlig liegende W-E streichende Erzlager wird im W an einer N-S Störung ("Lettenkluft") abgeschnitten und kann heute als abgebaut gelten. Die derzeit noch auffindbaren, z.T. mehrfach Überkutteten Halden lassen zwei Vererzungstypen erkennen:
(1) Imprägnationserze, mit Feinlagen von Pyrit, Kupferkies, Magnetit, Zinkblende und Bornit.
(2) Kupferkies-Derberze mit Quarz und grobspätigem Kalzit als Gangarten. In letzterer ist manchmal Bornit in isometrischen Körnern mit spindeligen Entmischungslamellen von Kupferkies und Idait, sowie rundlichen Einschlüssen von Mawsonit, "Cu7Fe2SnSl0" zugegen.
Das Nebengestein der Lagerstätte ist ein im vererzten Bereich stark chloritisierter Prasinit, der insgesamt durch folgenden Mineralbestand gekennzeichnet ist: Albit (z.T. mit Oligoklasrändern), Epidot, Granat, Hornblende; Titanit (mit Relikten von magmatischem Ilmenit und Rutil), Magnetit in Idioblasten (mit Einschlüssen von Titanit), sowie Hämatit mit entmischtem Ilmenit II, wobei ein Großteil des Hämatits zu Magnetit umgewandelt ist. Im Kupferkies der Derberze sind dieselben Einschlußminerale (Titanit, Magnetit, Hämatit, anzutreffen, dazu tritt Pyrit, der mitunter idiomorphen Titanit, auch Hämatit, enthält.
Während die Imprägnationsvererzung weder Freigold noch mikroskopisch eingelagertes Gold erkennen läßt, sind die Derberze durch z.T. höhere Goldgehalte charakterisiert. Das Gold ist meist in Kalzit und/ oder Quarz ein-, mitunter auch Kupferkies-Harnischen aufgewachsen. Von Interesse sind mikroskopische Einschlußminerale der Derberze von meist komplexer chemischer Zusammensetzung (PAAR & CHEN, 1981). Im einzelnen sind dies (Formeln idealisiert!):
Minerale der Aikinit-Bismuthinit-Mischkristallreihe, wie
Gladit: CuPbBi5S9,
Krupkait: CuPbBi3S6 und
Pekoit: CuPbBi11S18.
-als Silberträger Benjaminit: (Ag,Cu)3(Bi,Pb)7S12 sowie
Pavonit/ Cupropavonit: AgBi3S5,
Hessit: Ag2Te und
Matildit: AgBiS2.
-Tetradymit: Bi2Te2S
-Millerit: NiS und Siegenit: (Co,Ni,Cu)3S4.
Einige dieser Phasen enthalten Selen bis zu 4 Gew.%.
Die aus Dünn- und Anschliff-Untersuchungen abgeleitete Kristallisationsfolge zeigt, daß die Bildung des Kupferkieses der Derberze nach der Titanitkristallisation im Anschluß an die dazu jüngere Magnetit bzw. Pyritsprossung erfolgte. Aus der Koexistenz der genannten Aikinit-Bismuthinit-Mischkristallphasen mit Benjaminit/Pavonit und Hessit können Kristallisationstemperaturen <~300°C gefolgert werden (SPRINGER, 1971; MUMME & WATTS, 1976). Lokal geringfügige Konzentrationsunterschiede der Elemente Pb, Bi, Ag, Te, Se etc. können als Erklärung für das Nebeneinander im mm-Bereich der im Chemismus z.T. sehr ähnlichen Phasen herangezogen werden.
PREY (1962) unterscheidet für die dem Waschgang sehr ähnlichen Vererzungen der Großfragant (die allerdings in das Unterostalpin der Matreier Zone zu stellen sind!) gleichfalls Imprägnations- und Derberze. Für die Genese der letzteren macht er Remobilisation und Rekonzentration des Stoffbestandes der Imprägnationserze während der alpidischen Metamorphose geltend. Inwieweit diese Annahme auch für die Waschgang-Vererzung zutreffend sein kann, ist Gegenstand derzeit laufender Untersuchungen.
ANHANG:
Erzmikroskopische Untersuchungen der an einen mächtigen Quarzithorizont gebundenen goldführenden Erze von Bärenbad (Hollersbachtal) bestätigen i.w. die von RAMDOHR (1960, p.1027) genannte Paragenese. Der von ihm beschriebene "Cosalit" ist nach Mikrosondenanalysen und Röntgendaten ein vermutlich neues Pb-Bi-Sulfosalz der Zusammensetzung (Mittel aus 20 Punktanalysen): Cu 0.9, Ag 0.4, Fe 0.7, Pb .34.8, Bi 45.0, Sb 1.5 und S 17,3 Gew.%. Das Mineral hat rhombische Symmetrie (mögliche Raumgruppen Pna 2 oder Pna m), die Gitterparameter o sind: ao = 54.87, bo = 22.60 und co = 4,02 Å.
Joseit-A, (Bi,Pb)4TeS2 und ged.Wismut bilden darin mikroskopisch kleine,± orientierte Einlagerungen (PAAR & CHEN, 1980).

SCHRIFTTUM:

FRIEDRICH, O.M. (1936): Zur Geologie der Kieslager des Großarltales. - Sitzungsber.d.Akad.d.Wiss.Wien, Mathem.-naturw.Klasse, Abt.I, 145., 121-152.

MUMME, W.G. und WATTS, J.A. (1976): Pekoite, CuPbBi11S18, a new member of the bismuthinite-aikinite mineral series: its crystal structure and relationship with naturally~ and synthetically formed members. - Canad.Miner. 14., 322-333.

PAAR, W.H., CHEN, T.T. und MEIXNER, H. (1980): Pb-Bi-(Cu)-Sulfosalts in Paleozoic Gneisses and Schists from Oberpinzgau, Salzburg Province, Austria. - TMPM 27, 1-16.

PAAR, W.H. und CHEN, T.T. (1981): The oremineEalogy of the gold de-posit Waschgang, Upper Carinthia, and new data on Pb-Bi(Cu)-sulfosalts from Felbertal, Salzburg Province, Austria. - TMPM, in Vorbereitung.

PREY, S. (1962): Der ehemalige Großfraganter Kupfer- und Schwefelkiesbergbau. -Mitt.d.Geol.Ges.Wien 54., 163-200.

RAMOOHR, P. (1960): Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen, 3.Aufl. - Berlin: Akademie-Verlag. 

ROCHATA, C. (1878): Die alten Baue auf Edelmetall in Oberkärnten. - Jb.geol.RA 28, 213-368 (281-287).

SPRINGER, G. (1971): The synthetic solid solution series Bi2S3-BiCuPbS3 (bismuthinite-aikinite). - N.Jb.Miner.Mh., 19-24.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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