Paar W. / 1975

  NOTIZ ÜBER EIN NEUES VORKOMMEN VON PHARMAKOSIDERIT-XX VON WÖLCH, KÄRNTEN

Von Werner Paar, Salzburg
Pharmakosiderit, KFe4((OH)4 (ASO4)3) 6-7 H2O, zählt mit Pittizit, Skorodit, Symplesit und Arseniosiderit zu jener Gruppe von Fe-Arseniaten, die sich mehr oder minder häufig im Ausgehenden von Arsenkies-Löllingit-Lagerstätten finden. Typische Paragenesen dieser Art kamen vor allem aus den alten, längst auflässigen englischen Gruben (Cornwall), auch aus dem sächsischen Erzgebirge sind derartige Mineralassoziationen beschrieben worden. Das Bergbaugebiet des Hüttenberger Erzberges, dessen Mineralreichtum vor allem durch die Publikationen von BRUNLECHNER, CANAVAL, MEIXNER, SEELAND, ZEPHAROVICH eine breite Bearbeitung erfuhr, lieferte, als der Abbau noch in den Oxidationszonen umging, relativ häufig die oben erwähnten Arseniate. Pharmakosiderit blieb aber immer selten. Heute sind derartige Funde nicht mehr möglich, da sich der Bergbau längst in größeren Teufen bewegt. Immer dann jedoch, wenn alte Bergbauhalden etwa zu Straßenbauzwecken abgetragen werden, s1nd Entdeckungen der alten klassischen Minerale möglich.
Herrn A.SIMA, Klagenfurt, gelang bei einem Besuch der durch einen Fahrweg angeschnittenen alten Halden vor dem Benedikti-Gesenk in Wölch ein derartiger Fund:
Beim Aufschlagen von mit Limonitkrusten umgebenen Proben zeigte sich ein metallisch glänzendes weißes Erz, z.T. in Kristallen, bei dem der Verdacht sofort auf Arsenkies (FeAsS) fiel. Arsenkies ist zumeist mit würfeligen Pyrit-xx, dann Quarz und grobspätigen Siderit vergesellschaftet. In drusigen Hohlräumen wurden nun von Herrn SIMA grüngraue Kriställchen mit "pseudooktaedrischem Habitus" entdeckt, bei denen zuerst an Skorodit gedacht wurde. Nähere Untersuchungen zeigten aber sofort, daß hier von Wölch der vor mehr als 100 Jahren zuletzt im Hüttenberger Erzberg gefundene Pharmakosiderit (Würfelerz) vorliegt.
Pharmakosiderit wurde einstmals um 1854 von J.L.CANAVAL in bis 2mm großen, oliv-schwärzlichgrünen, in Hohlräumen zersetzten Löllingits aufgewachsenen Kristallen -manchmal mit Skorodit -aus dem Margarethenbau-Horizonte, Lager II in den Wölfen ("Wolfsbaulager") des Hüttenberger Erzberges beobachtet und beschrieben (2). ZEPHAROVICH erwähnt dann noch 1867 in seinen Studien über den Löllingit und seine Begleiter (7) maximal 1mm messende Würfelerz-xx aus dem Löllinger Revier und macht nähere Angaben zur Paragenese. Wie bereits erwähnt, ist das Primär-Erzmineral des Wölcher Neufundes Arsenkies. In Drusenräumen und schmalen Klüftchen lassen sich gelegentlich säulig-nadelige, nach [001] gestreckte, mehrere mm-lange Kristalle der einfachen Kombination m [110] und 1 [021] beobachten. (Orientierung nach ARZRUNI 1878).
Die Arsenkies-xx sind häufig von einer hauchdünnen PITTIZIT-Kruste umgeben, auf der dann die Würfelerz-xx "sitzen". Die Kriställchen sind nur Bruchteile von mm groß (0.1-0.2mm), von hellgrüner Farbe und zeigen die für dieses Mineral übliche Kombination von Würfel {100} und Tetraeder (111) .Die Lichtbrechung der zuweilen anormal schwach doppelbrechenden Kristallplättchen wurde mit nNa= 1.702 bestimmt, liegt damit an der oberen Grenze der für dieses Mineral angegebenen Werte. Da von den mit den beiden Arseniat-Mineralen überkrusteten Arsenkies-xx oft nur (021) u. (021) und ganz kurze Teile des Längsprismas aus derbem Arsenkies oder zwischen Quarz bzw. Siderit-xx herausragen, konnte anfänglich tatsächlich der Eindruck entstehen, daß es sich dabei um ein einziges Mineral von "pseudooktaedrischem Habitus" damit ev. Skorodit handeln könnte. Erst bei nahezu 100-facher Vergrößerung "differenzierte" sich der "Skorodit xx" -in die drei oben angeführten Minerale.
Würfelerz wurde am gleichen Handstück auch in relativ etwas größeren, etwa 0,2-0,3mm großen xx beobachtet, die zumeist regellos miteinander verwachsene Aggregate bilden.
Mit diesem Fund, der der Aufmerksamkeit und dem geschulten Beobachtungsvermögen von Herrn A.SIMA zu verdanken ist, wurde einmal mehr bewiesen, daß die Lagerstätten vom Typus des Hüttenberger Erzberges noch heute interessante Minerale zu bringen vermögen.
Herrn Univ.Prof.Dr.H.MEIXNER danke ich sehr herzlich für die Überlassung des interessanten Neufundes, wie auch für die alte, schwer zugängliche Literatur

Schrifttum:
(1) BRUNLECHNER, A.: Die Minerale des Herzogt'humes Kärnten. Klagenfurt 1884, (F.v.Kleinmayr), p.71
(2) CANAVAL, J.L.: Neuere Mineralien-Vorkommnisse auf den Spatheisensteinlagern des Hüttenberger Erzberges. - Jb.nLM. 1, 1854, p.18o
(3) CANAVAL, J.L.: Neuere Mineralien-Vorkommnisse in Kärnten. Jb. nLM i, 1859, p.130
(4) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde aus der Ostmark XI, - Car.II, 130, 1940, p.62
(5) MEIXNER, H.: Arseniosiderit von Hüttenberg, Kärnten. - Zbl.f.Min. 1939, pp.287-289
(6) SEELAND, F.: Der Hüttenberger Erzberg und seine nächste Umgebung. - Jb.GRA. 26, 1876, p.91
(7) ZEPHAROVICH, V.R. von: Der Löllinqit und seine Begleiter. Eine paragenetische Studie aus dem Hüttenberger Erzberg in Kärnten. - 2.Serie der Verhandlungen der Russ.Kaiserl.Mineralog.Gesellschaft zu St.Petersburg, II. Bd., besonders abgedruckt, St. Petersburg 1867, p.22.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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