Schönlaub H. P. / 1984                                                                                            Textauszug

 

EXKURSION 8: WERTSCHACH (Karbon von Nötsch)

Von Hans Peter SCHÖNLAUB

EXKURSIONSROUTE: St. Veit a.d. Glan -Ossiachersee -Villach -Arnoldstein -Nötsch -Wertschach -und zurück nach St. Veit a.d. Glan.
Die Karbonablagerungen liegen zwischen den Orten Nötsch und Tratten im Süden, dem der Villacher Alpe vorgelagerten Herrnsberg im Osten und dem Zug des Mittagsnock im Norden. Im Westen reicht das Karbon über den Blattrand hinaus bis zur Ortschaft Matschiedl. Die geologischen Grenzen sind im Norden und " Süden markante Brüche; die Frage, ob die Permotrias der Villacher Alpe dem Karbon transgressiv oder tektonisch auflagert, ist umstritten ( vgl.: H. W. FLÜGEL, 1977, H. P. SCHÖNLAUB, 1979).
Das seit 1807 bekannte Karbonvorkommen ist vor allem durch seine Brachiopodenführung berühmt; weitere wichtige Fossilgruppen sind Trilobiten und Korallen, die in der Vergangenheit wiederhol t beschrieben worden sind ( vgl.: Literaturzusammenfassung beim M. G. KODSI & H. W. FLÜGEL, 1970; H. W. FLÜGEL, 19721 H. P. SCHÖNLAUB, 1979).
Über weite Strecken lagern jungglaziale Ablagerungen dem Karbon auf. Aus diesem Grund konnten die geologischen Zusammenhänge noch immer nicht befriedigend geklärt werden, ein Umstand, der auch zu verschiedenen tektonischen Deutungen Anlaß gab. Im Bereich des Kartenblattes sind alle drei lithofaziellen Einheiten des Karbon von Nötsch vertreten. M. G. KODSI (1967), H. W. FLÜGEL & M. G. KODSI (1968) und M .G. KODSI & H. W. FLÜGEL (1970) unterschieden die Nötschgraben-Gruppe (siehe Abb. 12, 13) im Osten, die Erlachgraben-Gruppe im Nordosten und die Pölland-Gruppe im Westen. Sie werden hier als "Folgen" bezeichnet.

NÖTSCHGRABEN-FOLGE c NT, c BA, cNS
Ein ± ungestörtes Profi I durch die fossilreiche Nötschgraben-Folge zeigt nach H. P. SCHÖNLAUB (1973) von Norden (Lärchbach) nach Süden:
„Untere Schiefer“ (c NT), die 100 -120 m mächtig sind und neben Siltsteinen und Sandsteinen mergelige Kalke führen. Sie sind fossilreich (Brachiopoden, Korallen, Echinodermaten, Bryozoen, Trilobiten, Foraminiferent Spurenfossillien: ZOOPHYCOS und DICTYODORA LIEBEANA (GEINITZ). Der bekannteste Fundpunkt liegt am Wirtschaftsweg zum Hermsberg. Alter: Vise.
Erster Zug der „Badstub-Brekzie“ (c BA). Sie wird heute meist als Eruptivbrekzie gedeutet und enthält lagenweise eckige Amphibolit, Marmor, Quarzit.Granit- und Gneistrümmer. Der tiefere, etwa 100 m mächtige Brekzienzug geht an der Nordgrenze des Jakominibruchs abrupt in das folgende Schichtglied über.

„Zwischenschiefer „(c NT) .Die fossilreichen (vor allem Productiden und Korallen) .im Nötschgraben etwa 15-20 m mächtigen Siltschiefer teilen die Badstub-Brekzie in zwei Züge. Zweiter Zug der „Badstub-Brekzie“ (cBA) .Der höhere Grüngesteinszug führt weniger brekziöse Lagen. Die Hauptmasse ist hier ein dichtes, stumpf grünes. sehr hartes Gestein, das zuweilen graphitische Lagen zwischenschaltet und dadurch grob gebankt erscheint (ss 180/50) . Der sedimentäre Verband mit den liegenden Zwischenschiefern und den hangenden „Oberen Schiefern“ ist im genannten Steinbruch aufgeschlossen.
„Obere Schiefer“(c NT).Die siltigen bis sandigen, dunkelgrauen, ca. 250 m mächtigen Schiefer folgen konkordant über dem zweiten Zug der Badstub-Brekzie. Sie enthalten reiche Korallen- und Muschelfundstellen, u.a. bei der Brücke im Nötschgraben (Pkt. 721), an seiner östlichen Flanke und beim Gehöft Oberhöher. Alter: Höheres Vise.
Äquivalente der Erlachgraben -Folge mit Quarzkonglomeraten, Sandsteinen und Lagen von Siltschiefern (cNS).Die meist dicht gepackten Konglomerate bestehen aus Quarz-, Gneis-, Quarzit- und Schiefergeröllen und dominieren über Sandsteine bzw. Schiefereinschaltungen. Die Grobklastika grenzen tektonisch an den Granitzzug von Nötsch.

ERLACHGRABEN-FOLGE cET,  cES , Sie besteht aus einer Wechselfolge von Tonschiefern, Sandsteinen und Konglomeraten, die im Erlachgraben und seinen Seitentälern insgesamt bis 100 m mächtig aufgeschlossen sind. An mehreren Stellen lieferten die dunkelgrauen bis schwarzen Schiefer Pflanzenreste, die nach J. PIA (1924) für Namur sprechen Die Gesteine streichen E-W und fallen mittelsteil nach Süden ein. Die Folge grenzt im Norden tektonisch an die Trias.
Die Konglomerate führen Quarz. Gneis, Schiefergneis. Siltschiefer und sehr selten auch Kalke als Gerölle. Ihr mittlerer Durchmesser liegt zwischen 2-3 cm.
Die Sandsteine sind nach Untersuchungen von M. G. KODSI (1968) grau, mittelgrob und dickbankig. Nach ihrem Modalbestand handelt es sich um Quarz-Grauwacken.

PÖLLAND-FOLGE cPS
Sie umfaßt die jüngsten Gesteine des Karbons von Nötsch. Es sind Konglomerate, Grauwacken, Sandsteine und Siltschiefer, deren Hauptverbreitung außerhalb des Kartenblattes in der Umgebung der Windischen Höhe liegt (Ortschaft Pölland). Die Pölland-Folge ist stark gestört und verfaltet. Sie streicht annähernd E-W, ihr steiles Einfallen wechselt zwischen nord- und südwärts. Die Gesamtmächtigkeit beträgt über 500 m.
Die Konglomerate der Pölland-Folge bilden bis 15 m mächtige Lagen. Neben der Dominanz von Quarz finden sich Glimmerschiefer, Phyllite, Amphibolite, Gneise Quarzite und nichtmetamorphe Schiefer. Die maximale Größe liegt um 20 cm.
Die vereinzelt gradierten Sandsteine führen bis zu 25 % Feldspat. Im Schwermineralspektrum dominiert Granat, der bis 29% betragen kann. Die grauen Sandsteinbänke erreichen Mächtigkeiten bis 2 m.
Die Folge wird als randnahe Fazies zu einem Flyschbecken gedeutet. Sie enthält Spurenfossilien wie NEREITES. LOPHOSTENI UM und DICTYODORA LIEBEANA. Die wenigen Planzenreste stufen sie in den Zeitraum von Westfal bis ins Stefan ein.
Die Karbonablagerungen werden von alpidischen Längsstörungen (Bleiberger Talbruch, Lärchgrabenstörung, Gailbruch) und Nordost streichenden Verwerfern in einzelne Schollen zerlegt. Diese Vergitterung ist mit ein Grund, weshalb die Zusammenhänge zwischen der Erlachgraben-Folge und der Pölland-Folge noch nicht geklärt werden konnten .

NÖTSCHGRABEN, BLEIBERGER BUNDESSTRAßE BEI KOTE 719 Quarzphyllit des Gailtal-Kristallins (s 180/60; Abb. 13, Punkt 9); im Randbereich Graphitschiefer und Kalke mit gut erhaltenen unterdevonischen Conodonten (Abb. 13, Punkt 8). Tektonische Grenze zum nördlich folgenden "Nötscher Granitzug" und seinen Begleitgesteinen (Abb. 13, Punkt 7)

NÖTSCHGRABEN, AUFSCHLUß NÖRDLICH E-WERK
Transgressiver Kontakt flach lagernder (ss 90/25-31) Grödener Schichten (Konglomerate, Sandsteine mit Mächtigkeiten bis 150 m nach N. ANDERLE) über steil gestellten altpaläozoischen Quarzsericitphylliten (s 180/50)des Gailtaler Kristallins (Abb. 13, Punkt 10) 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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