Klussmann D. & F. Thiedig / 1973

 

MITTELTRIADISCHE TUFFE IN DEN ST. PAULER BERGEN, OSTKÄRNTEN/ÖSTERREICH.

Von Dietmar KLUSSMANN und Friedhelm THIEDIG, Hamburg.

In den Sommermonaten des Jahres 1973 waren während der Bauarbeiten entlang der TAG-Ferngasleitung z.T. sehr gute Aufschlüsse kurzfristig zugängig. Im Zusammenhang mit den Kartierungsarbeiten für die Diplomarbeit (KLUSSMANN) wurden überraschenderweise im oberen Bereich der ins Ladin eingestuften Dolomite drei Lagen grüner Tuffe entdeckt. Die bei dem Grabenaushub zutage gekommene Schichtenfolge mitteltriadischer Gesteine mit den grünen Tufflagen war östlich des verlassenen Gehöftes Weissegger aufgeschlossen.
Im Bereich des hier N-S-verlaufenden Rohrleitungsgraben konnten zwei Lagen ca. 100m E Weissegger ausgemacht werden, eine weitere Lage wurde 150m E davon im höchsten Teil des steilen Hanges gefunden. Die stratigraphische Position der grünen Tuffe kann hier recht genau angegeben werden.
Über der massigen Dolomitentwicklung der Ladin-Stufe folgt ca.12-15m dünnschichtiger Dolomit, der bereits Hornsteine führt und in einen massigen bis dickbankigen hellgrauen Kalk knaueriger knolliger Ausbildung übergeht. In diesem ca. 8m mächtigen Bereich sind drei 15-25cm dicke grüne Tuffe eingeschaltet, deren Abstand in einem Fall ca.O,4m im anderen wenige Meter beträgt. Hangend folgen plattige helle Hornsteinkalke, die noch ins Ladin gestellt werden (BECK-MANNAGETTA 1955). Von besonderem Interesse ist, daß in der ca. 30km nordwestlich entfernten Trias des Krappfeldes, die in jeder Hinsicht sehr große Ähnlichkeit und Verwandtschaft mit der Trias der St. Pauler Berge aufweist, schon durch REDLICH 1905 ein Vorkommen grüner Tuffe in der Mitteltrias bekannt wurde. Dieses Vorkommen in der Nähe von Gösseling ist von BECK 1931 auf der geologischen Karte Blatt Hüttenberg-Eberstein 1:75.000 verzeichnet und wurde anläßlich einer gemeinsamen Begehung mit FRITSCH 1963 näher untersucht.
Überraschend ist, daß im 30km entfernten Krappfeld ebenso wie hier 3 grüne Tuffbänder in der gleichen stratigraphischen Position vorkommen. WASCHER 1969 und RIEHL-HERWIRSCH & WASCHER 1972 haben dieses Vorkommen zuletzt beschrieben.
Die mineralogisch-petrographischen Untersuchungen der ladinischen grünen Staubtuffe des Krappfeldes ergaben, daß es sich um einen Trachyandesittuff (=Porphyrittuff) handelt. Danach soll ursprünglich eine glasreiche Staubasche mit Plagioklas- und Albitkomponenten vorgelegen haben, die diagenetisch in Prehnit -Pumpellyit -Klinochlor -Albit umgewandelt wurde (FRITSCH 1963).
Regional ist das Auftreten von Vulkaniten in der Mitteltrias von großem Interesse und wegen der Fazieszusammenhänge zwischen Nördlichen und Südlichen Kalkalpen -Krappfeld -St. Pauler Berge -Nord-.und Südkarawanken sowie zu den Dinariden bedeutsam.
In der nur ca. 15km südlich der St. Pauler Berge gelegenen Nordkette der Ostkarawanken, sind von BAUER 1970 und 1973 bei Globasnitz im tieferen Wettersteinkalk 4 grüne Tufflagen beschrieben worden, während im Leppengraben 20 solcher Tufflagen im Wettersteinkalk der Nordkette vorkommen.
In der Karawanken-Nordkette gehören nach BAUER 1973 diese Tuffe ins oberste Anis und ins untere Ladin, während in der Südkette die dort vorkommenden Tuffe ganz ins Anis gehören.
Die vom Dobratsch (PILGER & SCHÖNENBERG 1958, STREHL 1966, FRITSCH & STREHL 1961) beschriebenen Tuffe gehören zwei verschiedenen Ausbruchsphasen an, die im Ober-Anis und im unteren Ladin stattfanden.
In Jugoslawien (MIOC 1970) wird der mitteltriadische Vulkanismus als Initialmagmatismus der alpidischen Orogenese angesehen. Im jugoslawischen Anteil der Ostkarawanken hat der Anis-ladinische Vulkanismus im Wettersteinkalk der Nordkette basischen, in der Südkette sauren Chemismus. Alle diese müssen ja im Zusammenhang mit dem mächtigen mitteltriadischen Vulkanismus in den Südalpen gesehen werden.
Wir hoffen, daß die genaueren Untersuchungen der mitteltriadischen Tuffe der St. Pauler Berge, die noch ausstehen, zur Aufklärung der Fazieszusammenhänge in der Trias von Dinariden, Karawanken und der so genannten zentralalpinen Trias beitragen.

Literatur:

BAUER, F. K.: Zur Fazies und Tektonik des Nordstammes der Ostkarawanken von der Petzen bis zum Obir. - Jahrb. Geol. B.-A. 113: 189-246, Wien 1970.

BAUER, F. K.: in Arbeitstagung österr. Geologen 1973 Völkermarkt/ Kärnten. Exk. Programm S.21-24, Wien 1973.

BECK, H.: Geologische Spezialkarte von Österreich. Blatt Hüttenberg - Eberstein 1:75.000.Geolog. Bundesanstalt, Wien 1931.

BECK-MANAGETTA, D.: Der Bau der östlichen St. Pauler Berge. - Jahrb. Geol. B.A. S.67-92, Wien 1955.

FRITSCH, W. (1963): Ein Porphyrittuff aus der Trias des Krappfeldes. - Carinthia II,73, (153) S.69-71, Klagenfurt 1963.

FRITSCH, W. & STREHL, E.: Amethyst aus den Vulkaniten der Villacher Alpe (Dobratsch). - Carinthia II, 5.67-69, Klagenfurt 1961.

MIOC, P.: Geoloski razvoj magmatizma v vzhodnih Kravankah.
VII Kongres. - Geologa SFRJ, Zagreb 1970, Knjiga II, 5.223-232, Zagreb 1972.

PILGER, A. & SCHÖNENBERG, R.: Der erste Fund mitteltriadischer Tuffe in den Gailtaler Alpen (Kärnten). - Zeitschr.dt.Geol.Ges. 110/1, 5.205-215, 1958.

REDLICH, K. A. (1905): Die Geologie des Gurk- und Görtschitztales. - Jb. Geol. Bundesanstalt Wien 55. S.327-348, Wien 1905.

RIEHL-HERWIRSCH, G. & WASCHER, W.: Die postvariscische Transgressionsserie im Bergland vom Magdalenenberg (Basis der Krappfeldtrias, Kärnten). - Verh.Geol.Bundesanst. Jahrg. 1972, S.127-138, Wien 1972 und Mitt.Ges.Geol. Bergbaustud. 20, S.127-128, Wien 1972.

STREHL, E.: Neue Funde mitteltriadischer Tuffe in den Gailtaler Alpen (Kärnten). - Carinthia II, 70, (150) S.28-35, Klagenfurt 1960.

WASCHER, W.: Zur Geologie der Trias des Krappfeldes und ihrer Basis (Trias von Eberstein und pölting). - Unveröff. Diss.Phil.Fak. Univ. Wien, 205 S., Wien 1969.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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