Paar W. / 1974

 

CHILDRENIT AUS DEM PEGMATITSTEINBRUCH AM WOLFSBERG BEI SPITTAL AN DER DRAU/KÄRNTEN.

Von W.PAAR, Salzburg
Der Pegmatitsteinbruch am Wolfsberg hat in den vergangenen fünfzehn bis zwanzig Jahren eine Anzahl zum Teil seltener Phosphatminerale geliefert, die in verschiedenen Veröffentlichungen vorgestellt wurden. (3,4)
Unter anderem beschreibt MEIXNER (3) bis 3mm große WARDIT-XX, die Limonitpseudomorphosen nach Siderit aufgewachsen sind; in der gleichen Arbeit finden auch kleine APATIT-XX Erwähnung und werden unter 1mrn messende, topasgelbe Kriställchen mit Vorbehalt als MONTEBRASIT angegeben. In einer späteren Arbeit (4) kann der gleiche Autor den für europäische Pegmatite noch unbekannten BRASILIANIT erstmalig für dieses Vorkommen sicherstellen.
Aufsammlungen der letzten Jahre, die Prof.Dr. F.STEFAN, Klagenfurt, zu verdanken sind und die der Verfasser bearbeiten konnte, zeigen nun auf ganz wenigen Proben das für Österreich neue Mineral CHILDRENIT.

CHILDRENIT, das Fe-reiche Endglied der Mischkristallreihe Eosphorit -Childrenit (Mn,Fe..)Al(OH)2/PO4•H2O (Fe..,Mn)Al(OH)2PO4•H2O) war bislang mit Sicherheit nur von wenigen Fundorten bekannt geworden, von denen folgende in die Literatur Eingang gefunden haben:
1. Europäische Vorkommen:
a) im Granit von Greifenstein, Ehrenfriedersdorf (Sachsen), zusammen mit Orthoklas, Quarz, Zinnwaldit, Turmalin, Nakrit und Apatit
b) von Tavistock, Devonshire (England), mit Siderit, Quarz, Pyrit, Apatit
c) von St. Austell, Cornwall (England)
2.Außereuropäische Vorkommen:
a) von Hebron, Maine (USA), mit Apatit, Triplit, Eosphorit und anderen Phosphaten
b) vom Palermo Pegmatit, North Groton, New Hampshire(USA), mit Siderit, Quarz und Ludlamit
c) von Llallagua, Bolivien
d) verschiedene brasilianische Vorkommen Damit ist der Kärntner Fund der zweite im deutschsprachigen Raum, wenn man von einem Mineral absieht, das STRUNZ-FISCHER (8) von Hagendorf-Süd/Bayern beschrieben haben und das nach eingehenden Untersuchungen der beiden Autoren als Verwachsung von EOSPHORIT mit CHILDRENIT anzusehen ist.
CHILDRENIT aus dem Wolfsberger Pegmatit zeigt in maximal 5mm langen, meistens jedoch viel kleineren, unter 1mm großen Kriställchen gelbe Farbe und ist immer auf limonitisierten, steilrhomboedrischen Siderit-xx aufgewachsen. Das jüngste Mineral dieser Paragenese sind gelbgrüne, 1-2mm große Wardit -xx, die oft in kleinen Kristallgrüppchen die nach (100) dünntafeligen Childrenitindividuen überwachsen. Fallweise werden auch größere Wardit-xx von langprismatischen Childreniten regelrecht durchspießt.
Die nach [001] gestreckten und in dieser Richtung deutliche Striemung zeigenden Kristalle treten meist in subparalleler Verwachsung mit mehreren anderen Individuen auf und sind fast immer stark beschädigt. Selten sind daher Endbegrenzungen erhalten, die jedoch aufgrund der Kleinheit und rauhen Flächenbeschaffenheit nicht mit dem Goniometer Vermessen werden konnten. Ein einziges Mal konnte allerdings ein doppelendiger Childrenit-x beobachtet werden, dessen Endflächen aufgrund vergleichender Studien mit Childreniten von anderen Vorkommen mit [121] zu indizieren sind.
Die mineraloptische Untersuchung zeigte, daß viele der im Durchschnitt etwa 120μ langen und 30μ breiten Kristallbruchstücke hervorragenden Zonarbau mit abwechselnd helleren und dunkleren, gelbbraunen Lagen aufweisen. Die letzteren sind deutlich pleochroitisch. Sehr häufig sind auch Zwillinge, wie sie HURLBUT beschreibt (2), beobachtbar. Die optische Orientierung ny// der Längserstreckung der Kristalle und y Dispersion r>v stehen in vollkommener Übereinstimmung mit den an englischen Childreniten ermittelten Daten (HURLBUT) und geben damit eine sichere Unterscheidungsmöglichkeit von den sonst morphologisch ähnlichen Mischkristallen Eosphorit-Childrenit.
Im einzelnen wurden mit der Einbettungsmethode ermittelt: nx//b=1.643, ny//c=1.683, nz//a=1.688; damit ist (001) optische Achsenebene; 2 Vx wurde mit 45°32´. errechnet.
Da das Mineral nur in recht bescheidenen Mengen auftritt, mußte von einer quantitativen chemischen Analyse abgesehen werden. Vergleicht man die Brechungsindizes mit dem Diagramm von HURLBUT (2), enthält das Wolfsberger Material ca. 30 Mol.% FeO. In recht guter Übereinstimmung damit steht auch die an einem Splitterchen bestimmte Dichte von 3.19± 0,05. Die röntgenographische Überprüfung der nach mineraloptischen Befunden getroffenen Diagnose führte zum gleichen Ergebnis: Childrenit. Alle Röntgen-d-Werte stehen mit geringfügigen Abweichungen in gutem Einklang mit jenen der ASTM-Karteikarte 11-621. (Childrenit-Eosphorit von Hagendorf, Bayern).
Einzelne Childrenit-Individuen, speziell jene, an denen unter dem Mikroskop Endflächen zu erkennen waren, weisen manchmal eine dunkelbraune, 6-8μ breite Außenzone auf. Die Brechungsindizes dieser randlichen Bereiche sind höher als jene des Childrenits: nx etwa 1.650 ,nyz wenig größer 1.692. Aller Wahrscheinlichkeit nach liegt hier eine dem Childrenit chemisch und strukturell nahe verwandte Bildung vor, der

OXY-CHILDRENIT, (Fe...,Mn...,Mn..)Al[(O,OH)2/PO4]•H2O. (7). Die im Vergleich zu Childrenit höheren Brechungsindizes könnten auf das Vorhandensein von dreiwertigem Eisen und bzw. oder auf den Eintritt des Sauerstoffs in das Childrenitgitter zurückzuführen sein.
Es bleibt zu hoffen, daß trotz der Einstellung des Steinbruchbetriebes noch so manches andere Phosphatmineral aus der Wolfsberger Paragenese beschrieben werden kann. Gerade weil viele Phosphatminerale recht unscheinbar aussehen und nur in geringen Mengen vorkommen, dürften sie vielfach von den "Kristall"-Sammlern übersehen worden sein und könnten daher noch auf den Halden angetroffen werden.
Herrn Univ.Prof.Dr. H.MEIXNER danke ich für anregende Aussprachen und die Überlassung des Untersuchungsmaterials, Frau Dr. E. KIRCHNER für die Überprüfung der röntgenographischen Auswertung.

Schrifttum:

(1) CASSEDANNE, Jaques P. u. Jeannine 0.: Minerals from the Lavra da Ilha Pegmatite, Brazil. - The Mineral.
Ree., Vol..4/5, 1973

(2) HURLBUT, Cornelius S.: Childrenite-Eosphorite Series. - American. Mineral., Vol.35, pp.793-805, 1950

(3) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XV. - Car.II, 66, pp.21-24 (1956)

(4) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XXIII. - Car.II, 78, p.105 (1968)

(5) MOORE, Paul B.: Pegmatite Phosphates: Descriptive Mineralogy and Crystal Chemistry. - The Mineral. Rec., Vol.4/3, pp.103-130, 1973

(6) PALACHE, Ch., BERMAN H. u. FRONDEL, C.: Dana's System of Mineralogy - Vol.II. pp. 936-939, 1951

(7) STRUNZ, H.: Mineralogische Tabellen - 5.Aufl., Leipzig (1970)

(8) STRUNZ, H. u. FISCHER, H.: Childro-Eosphorit, Tavorit und Fairfieldit von Hagendorf - N.Jb.f.Min., Monatsh., pp.78-88, 1957

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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