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CHILDRENIT AUS
DEM PEGMATITSTEINBRUCH AM WOLFSBERG BEI SPITTAL AN DER DRAU/KÄRNTEN.
Von W.PAAR, Salzburg
Der Pegmatitsteinbruch am Wolfsberg hat in den vergangenen fünfzehn bis
zwanzig Jahren eine Anzahl zum Teil seltener Phosphatminerale geliefert,
die in verschiedenen Veröffentlichungen vorgestellt wurden. (3,4)
Unter anderem beschreibt MEIXNER (3) bis 3mm große WARDIT-XX, die
Limonitpseudomorphosen nach Siderit aufgewachsen sind; in der gleichen
Arbeit finden auch kleine APATIT-XX Erwähnung und werden unter 1mrn
messende, topasgelbe Kriställchen mit Vorbehalt als MONTEBRASIT
angegeben. In einer späteren Arbeit (4) kann der gleiche Autor den für
europäische Pegmatite noch unbekannten BRASILIANIT erstmalig für dieses
Vorkommen sicherstellen.
Aufsammlungen der letzten Jahre, die Prof.Dr. F.STEFAN, Klagenfurt, zu
verdanken sind und die der Verfasser bearbeiten konnte, zeigen nun auf
ganz wenigen Proben das für Österreich neue Mineral CHILDRENIT.
CHILDRENIT, das Fe-reiche Endglied der Mischkristallreihe Eosphorit
-Childrenit (Mn,Fe..)Al(OH)2/PO4•H2O
(Fe..,Mn)Al(OH)2PO4•H2O) war
bislang mit Sicherheit nur von wenigen Fundorten bekannt geworden, von
denen folgende in die Literatur Eingang gefunden haben:
1. Europäische Vorkommen:
a) im Granit von Greifenstein, Ehrenfriedersdorf (Sachsen), zusammen mit
Orthoklas, Quarz, Zinnwaldit, Turmalin, Nakrit und Apatit
b) von Tavistock, Devonshire (England), mit Siderit, Quarz, Pyrit, Apatit
c) von St. Austell, Cornwall (England)
2.Außereuropäische Vorkommen:
a) von Hebron, Maine (USA), mit Apatit, Triplit, Eosphorit und anderen
Phosphaten
b) vom Palermo Pegmatit, North Groton, New Hampshire(USA), mit Siderit,
Quarz und Ludlamit
c) von Llallagua, Bolivien
d) verschiedene brasilianische Vorkommen Damit ist der Kärntner Fund der
zweite im deutschsprachigen Raum, wenn man von einem Mineral absieht, das
STRUNZ-FISCHER (8) von Hagendorf-Süd/Bayern beschrieben haben und das
nach eingehenden Untersuchungen der beiden Autoren als Verwachsung von
EOSPHORIT mit CHILDRENIT anzusehen ist.
CHILDRENIT aus dem Wolfsberger Pegmatit zeigt in maximal 5mm langen,
meistens jedoch viel kleineren, unter 1mm großen Kriställchen gelbe
Farbe und ist immer auf limonitisierten, steilrhomboedrischen Siderit-xx
aufgewachsen. Das jüngste Mineral dieser Paragenese sind gelbgrüne,
1-2mm große Wardit -xx, die oft in kleinen Kristallgrüppchen die nach
(100) dünntafeligen Childrenitindividuen überwachsen. Fallweise werden
auch größere Wardit-xx von langprismatischen Childreniten regelrecht
durchspießt.
Die nach [001] gestreckten und in dieser Richtung deutliche Striemung
zeigenden Kristalle treten meist in subparalleler Verwachsung mit mehreren
anderen Individuen auf und sind fast immer stark beschädigt. Selten sind
daher Endbegrenzungen erhalten, die jedoch aufgrund der Kleinheit und
rauhen Flächenbeschaffenheit nicht mit dem Goniometer Vermessen werden
konnten. Ein einziges Mal konnte allerdings ein doppelendiger Childrenit-x
beobachtet werden, dessen Endflächen aufgrund vergleichender Studien mit
Childreniten von anderen Vorkommen mit [121] zu indizieren sind.
Die mineraloptische Untersuchung zeigte, daß viele der im Durchschnitt
etwa 120μ langen und 30μ breiten Kristallbruchstücke
hervorragenden Zonarbau mit abwechselnd helleren und dunkleren,
gelbbraunen Lagen aufweisen. Die letzteren sind deutlich pleochroitisch.
Sehr häufig sind auch Zwillinge, wie sie HURLBUT beschreibt (2),
beobachtbar. Die optische Orientierung ny// der Längserstreckung der
Kristalle und y Dispersion r>v stehen in vollkommener Übereinstimmung
mit den an englischen Childreniten ermittelten Daten (HURLBUT) und geben
damit eine sichere Unterscheidungsmöglichkeit von den sonst morphologisch
ähnlichen Mischkristallen Eosphorit-Childrenit.
Im einzelnen wurden mit der Einbettungsmethode ermittelt: nx//b=1.643,
ny//c=1.683, nz//a=1.688; damit ist (001) optische
Achsenebene; 2 Vx wurde mit 45°32´. errechnet.
Da das Mineral nur in recht bescheidenen Mengen auftritt, mußte von einer
quantitativen chemischen Analyse abgesehen werden. Vergleicht man die
Brechungsindizes mit dem Diagramm von HURLBUT (2), enthält das
Wolfsberger Material ca. 30 Mol.% FeO. In recht guter Übereinstimmung
damit steht auch die an einem Splitterchen bestimmte Dichte von 3.19±
0,05. Die röntgenographische Überprüfung der nach mineraloptischen
Befunden getroffenen Diagnose führte zum gleichen Ergebnis: Childrenit.
Alle Röntgen-d-Werte stehen mit geringfügigen Abweichungen in gutem
Einklang mit jenen der ASTM-Karteikarte 11-621. (Childrenit-Eosphorit von
Hagendorf, Bayern).
Einzelne Childrenit-Individuen, speziell jene, an denen unter dem
Mikroskop Endflächen zu erkennen waren, weisen manchmal eine
dunkelbraune, 6-8μ breite Außenzone auf. Die Brechungsindizes dieser
randlichen Bereiche sind höher als jene des Childrenits: nx
etwa 1.650 ,nyz wenig größer 1.692. Aller Wahrscheinlichkeit
nach liegt hier eine dem Childrenit chemisch und strukturell nahe
verwandte Bildung vor, der
OXY-CHILDRENIT, (Fe...,Mn...,Mn..)Al[(O,OH)2/PO4]•H2O.
(7). Die im Vergleich zu Childrenit höheren Brechungsindizes könnten auf
das Vorhandensein von dreiwertigem Eisen und bzw. oder auf den Eintritt
des Sauerstoffs in das Childrenitgitter zurückzuführen sein.
Es bleibt zu hoffen, daß trotz der Einstellung des Steinbruchbetriebes
noch so manches andere Phosphatmineral aus der Wolfsberger Paragenese
beschrieben werden kann. Gerade weil viele Phosphatminerale recht
unscheinbar aussehen und nur in geringen Mengen vorkommen, dürften sie
vielfach von den "Kristall"-Sammlern übersehen worden sein und
könnten daher noch auf den Halden angetroffen werden.
Herrn Univ.Prof.Dr. H.MEIXNER danke ich für anregende Aussprachen und die
Überlassung des Untersuchungsmaterials, Frau Dr. E. KIRCHNER für die Überprüfung
der röntgenographischen Auswertung.
Schrifttum:
(1) CASSEDANNE, Jaques P. u. Jeannine 0.: Minerals from the Lavra da Ilha
Pegmatite, Brazil. - The Mineral. Ree., Vol..4/5, 1973
(2) HURLBUT, Cornelius S.: Childrenite-Eosphorite Series. - American.
Mineral., Vol.35, pp.793-805, 1950
(3) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XV. -
Car.II, 66, pp.21-24 (1956)
(4) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XXIII.
- Car.II, 78, p.105 (1968)
(5) MOORE, Paul B.: Pegmatite Phosphates: Descriptive Mineralogy and
Crystal Chemistry. - The Mineral. Rec., Vol.4/3, pp.103-130, 1973
(6) PALACHE, Ch., BERMAN H. u. FRONDEL, C.: Dana's System of Mineralogy -
Vol.II. pp. 936-939, 1951
(7) STRUNZ, H.: Mineralogische Tabellen - 5.Aufl., Leipzig (1970)
(8) STRUNZ, H. u. FISCHER, H.: Childro-Eosphorit, Tavorit und Fairfieldit
von Hagendorf - N.Jb.f.Min., Monatsh., pp.78-88, 1957
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