Meixner H. / 1949

  3.) Berühmte Kärntner Mineralfundstellen

II. Die Minerale aus dem Eklogitbruch in der Lieserschlucht bei Spittal an der Drau.


Von Dr. Heinz Meixner.
Zu unseren mineralreichen, altberühmten "klassischen" Minerallagerstätten, wie Bleiberg-Kreuth, Hüttenberg, Loben, Wölch, Olsa, Waldenstein, Gertrusk und Kupplerbrunn (Saualpe) ist in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts noch ein "modernes" Vorkommen dazugekommen, das den genannten in Bezug auf Reichhaltigkeit und Schönheit an seltene Mineralen kaum nachsteht: der sogenannte Eklogitbruch in der Lieserschlucht. Da darüber praktisch noch nie im kärntnerischen Schrifttum berichtet worden ist, ist es für schöne Funde leider schon reichlich spät an der Zeit, für unsere Sammler über dieses für die Ostalpen einzigartige Vorkomment eine kurze, geschlossene Darstellung zu geben.
Es ist als besonderer Glücksfall zu bezeichnen, dass 1926 der Grazer Geologe F. Heritsch auf dieses Vorkommen aufmerksam wurde, die erste kurze Gesteinsbeschreibung (1) gab und sich die mineralogische Bearbeitung vorbehielt. Diese wurde dann in einer Reihe ausführlicher Darstellungen von seinem Sohne H. Heritsch (2 bis 7) durchgeführt, gefolgt von einigen kleinen Ergänzungen durch andere Autoren.
Material wurde in der Blütezeit des Steinbruches (1926-1935) ausser von Vater und Sohn Heritsch, von Fachlehrer Staber (Spittal), von O. Friedrich, F. Hermann (Villach) und vom Verfasser aufgesammelt. Die Fundstelle; der Steinbruch, liegt auf orographisch rechtem Lieserufer, etwa 60 m über der Talsohle, einige hundert Meter vor der Abzweigung der Strasse zum Millstättersee (1,5 km nördl. Spittal).
Ich habe den Bruch nach langer Pause 1947 und 1948 wieder besucht; ein trauriges Bild des Verfalles und der Verwachsung! Nur schwierig sind heute noch halbwegs brauchbare Stücke der häufigeren Minerale zu finden; von den Seltenheiten war in der knapp bemessenen Zeit keine Spur mehr zu entdecken.
Die eklogitischen Gesteine "stecken in einer Linse von Schwinners, "Liesergneisen", mit Granatgneis, Amphiboliten und Pegmatit vergesellschaftet (1; 5, 334).
Die nachfolgend angeführten, größtenteils Kluftminerale -viele von ihnen enthalten vorherrschend Ca -dürften Stoffwechselvorgängen ihr Dasein verdanken, die pegmatische Lösungen mit den eklogitischen Gesteinen (Amphiboliten), Marmor und Gneisen verursacht haben.
Die Minerale der Lagerstätte.
H. Heritsch hat die meisten der angeführten Minerale eingehend chemisch, kristallographisch, optisch und z.T. auch röntgenographisch untersucht. Die chemische Zusammensetzung der Lieserschluchtminerale wird hier in Form spezieller, kristallchemischer Formeln wiedergegeben, wie sie den Lesern des Karinthins (vgl.Nr.2) geläufig sind. Kurz wird das Aussehen und mittels der fortlaufenden Artnummern das Zusammen vorkommen gekennzeichnet, während optische und andere Angaben sich hier erübrigen.
1.) Granat: 1 bis 5 mm grosse, dunkelrote, manchmal klare xx, Rhombendodekaeder ± Deltoidikositetraeder (112), mit 17.), 6.) und 11.) verwachsen.
(Ca296,Fe..272,Fe...8,Mg48,Mn6)(Al363,Fe...54,Ti3)2(Si615,Al15)3O12. Ein eigenartiger Mischgranat (man kann die Analyse zu 34 % Grossular 7,6% Pyrop, 1,1% Spessartin, 44,4% Almandin und 12,8% Andradit aufrechnen), wie er bei dieser so verbreiteten Mineralgruppe noch von keinem anderen Fundort bekannt ist. Lit.: (2; 3; 4;).
2.) gem. grüne Hornblende: Dunkelgrüne, mehrere cm lange Stengel, manchmal auch kleine xx, gleich den Hornblende XX aus dem Amphibolit x (vgl. Karinthin Nr.2, 1948, S.7, rechte Abb.) In 4.), 6.) und 11.) eingewachsen.
Ca202,K30,Na20 2,3(Mg244,Fe..202,Fe...51,Al47,Ti7,Mn3)5(Si737, Al151,)8(O,OH)24. Lit.:(2; 3).
3.) Epidot: Einige mm bis 2 cm grosse, pistazgrüne xx, mit 2.) 6.) und 11.), seltener noch 7.), 9.), 10.) verwachsen. Lit.: (3;).
4.) Klinozoisit: Hellgraugrüne, einige cm lange Stengel, in 6.) und 11.)
Lit.: (2; 3;)
(Ca421,Na2,Mn2)2(A1536,Fe..26,Fe...82,Ti2)3(Si626,Al16)3(O12,OH)13.
5.) Zoisit: Hell bläulichgraue bis über 1 dm grosse Kristallanhäufungen. Lit.: (2;3;).
6.) Albitplagioklas: Teils weisse, undurchsichtige Aggregate, teils nach (010) tafelige, kleinere xx.
(Na304,Ca41,K27)/(Al422,Fe3,Mg3,Si1060)4O8/ Lit.: (3; 10;).
7.) Axinit: Eines der schönsten und begehrtesten Minerale der Lagerstätte sind die nelkenbraunen, manchmal violettstichigen, flächenreichen Axinit xx, die meist mit 3.),9.) 10.) und 11.) vergesellschaftet vorkommen.
(Ca359,Na6 K1)2(Fe..113,Fe…8,Mg41 Mn39)A12358B154H200 / Si4690O16) / Lit.: (3, 6, 7,)
8) Titanit: Bis 2,5 cm grosse, braune, undeutliche xx in 11.). Lit.: (11;).
9.) Anatas: Blass grünliche, bis 1 mm grosse Deltoidikositetraeder (112), vom Würfel abgestumpft, neben 10.),7.),11.) und :3.) .Lit.: (3;).
10.) Lotrit: Das sehr selten mit 9.), 7.), 11.) und 3.) auftretende, nadelige, blassgrüne, bei Heritsch (3) noch unbestimmte Mineral, konnte im Vorjahre von mir als Lotrit erkannt werden. Zum Vergleich: Lotritt von Lotru Karpaten:
(Ca396,Na30)2(Al554,Mg77)3 /Si3655(O,OH)13 / .H2O
11.) Kalkspat: Teils weiss, in den mit "Blätterspat und Papierspat" bezeichneten Abarten, teils in hübschen, farblosen "Tafelspat"-xx. Lit.: (3; 9;).
12.) Magnetkies: Tombakbraune Massen, meist in 11.), seltener in 2.) eingewachsen. Das häufigste Erz der Paragenese. (Fe1080,Ni13)1-X S1176; x=0,07. Lit.: (3;).
13.) Kupferkies: Ab und zu neben 12.) wurde auch dieses Erz in kleinen, derben Partien festgestellt. Als Oxydationserzeugnisse wurden in Anflügen
14.) Malachit: und
15.) Kupferlasur: beobachtet. Lit.: (3;).
16.) Zinkblende , dunkelbraun und
17.) Bleiglanz wurden sehr selten mit den anderen sulfidischen Erzen, Epidot und Axinit zwickelfüllend in um 1 cm gross (Partien gefunden. Lit.: (8;).
18.) Eisenglanz : blättrige Aggregate, selten.
Lit.:(3;).
19.)Quarz derb, bes. mit Granat. Lit.:(3;).
20.)Graphit : kleine Schüppchen im Pegmatit. (1; 3;).
Die schönfarbigen Granat xx dieses Fundortes sind wegen ihrer eigenartigen Zusammensetzung eine Kuriosität. Aber auch Hornblende, die Minerale der Epidotgruppe und Kalkspat sind in durchaus sammelnswerten Stücken gefunden worden, die mit vorkommenden Erze sind in solcher Mineralgesellschaft in den Ostalpen seltene Begleiter.
Die raren Stufen mit schönen xx von Axinit, Analzim und Lotrit sind, abgesehen davon, dass es bisher die einzige Kärntner Fundstelle dieser Minerale ist -und Lotrit ist früher überhaupt nur von Lotru in den Karpathen bekannt gewesen - Kostbarkeiten für jede Sammlung.
Leider sind gerade von diesen Mineralen reichlichere Neufunde nur dann zu erwähnten, wenn der Abbau des eklogitischen Gesteine (Strassenschotter grosser Härte) wieder einmal in Angriff genommen würde. Hier zeigt sich mit besonderer Deutlichkeit, dass manch schöne Mineralfunde nur während der Betriebsperiode zu machen sind.

Schrifttum:

(1) F. Heritsch: Das Kristallin der Lieserschlucht bei Spittal an der Drau. Verh. Geol. B.A. 1926,Wien 1926,143-146.

(2) H. Heritsch: Vorläufiger Bericht über die Minerale der Lieserschlucht bei Spittal a. d. D., Centralbl. f. Min., 1931, A, 364-367.

(3) H. Heritsch: Mineralien aus der Lieserschlucht bei Spittal a. d. Drau., Zs. Krist.,86., 1933, 253-269.

(4) H. Heritsch: Röntgenographische Untersuchungen an einem Granat aus der Lieserschlucht bei Spittal a.d.D., Zs. Krist., 85., 1933, 392-403.

(5) H. Heritsch: Gesteine aus der Lieserschlucht bei Spittal a. d. D. - Min. u. petr. Mitt.,1934, 333-348.45.

(6) H. Heritsch: Ein Beitrag zur Morphologie des Axinites I., Zs. Krist.,96., 1937, 249-272.

(7) H. Heritsch: Ein Beitrag zur Morphologie des Axinites II., Zs. Krist.,96., 1937, 337-356.

(8) H. Meixner: Neue Mineralfunde in den österr. Ostalpen IV. Car.II, 123./124., Klagenfurt 1934,16-18.

(9) K. Schoklitsch: Ein Kalkspat mit Absonderung nach der Basis. Zentralbl. f. Min. ,1935, A, 182-189.

(10) L. Dolar-Mantuani: Plagioklas aus der Lieserschlucht bei Spittal a. d. Drau, Zs. Krist., A, 94.,1936,313-316.

(11) H. Meixner: Neue Mineralfunde in den österr. Ostalpen IX. Mitt. Naturw. Ver. f. Stmk. 74., Graz 1937, 46-56.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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