Meixner H. /1957                                                                                                  Textauszug

  Der Korynit von Schwabegg, Kärnten;
ein Beitrag zum Vorkommen von Mineralen der Gersdorffit-Ullmannit Verwandtschaft in Kärnten.


Von Heinz MEIXNER, Knappenberg, (Lagerstättenuntersuchung der ÖAMG).
Die formelgerechten Endglieder Gersdorffit -NiAsS und Ullmannit -NiSbS -kommen ganz allgemein nicht häufig vor. Mischglieder sind Korynit -Ni(As,Sb)S - genannt worden. Außerdem sind aber teilweise beträchtliche Substitutionen von Co (auch als Mischglieder mit Kobaltglanz auffaßbar) und Fe an Stelle von Ni, und Bi statt Sb in einzelnen Vorkommen festgestellt worden, für die z.B. die Bezeichnungen Willyamit -(Co,Ni)SbS und Kallilith -Ni(Sb,Bi)S in Gebrauch gekommen sind. Die ganze Gruppe, die bis vor kurzem der kubisch-tetartoedrischen Klasse zugeteilt war, kann mit der Formel (Ni,Co,Fe) (As,Sb,Bi)S erfaßt werden.
Neuere Strukturuntersuchungen veranlaßten aber z.B. H. STRUNZ (11, S. 114) einer kubisch-disdodekaedrischen, in Pyritstruktur kristallisierenden Cobaltin-Reihe (Cobaltin und Gersdorffit) die kubisch-tetartoedrische Ullannit-Reihe (Willyamit, Ullmannit und Kallilith) gegenüberstellen; Korynit wird auch hier noch als Gersdorffit-Ullmannit-Mischkristall betrachtet. Gittermäßig wird nun für Gersdorffit eine statistische Verteilung von As und Sangegeben, während bei Ullmannit eine geordnete Verteilung von Sb und S vorliegt (11, S. 114). Die Korynite sind daraufhin noch nicht untersucht, vermutlich werden sie strukturell teils zu Gersdorffit, teils zu Ullmannit gehören. Vielleicht nicht uninteressant wären eingehendere Strukturuntersuchungen von Ullmannit verschiedener Fundorte, da einst schon C. KLEIN (4, S. 172) an eine mögliche Dimorphie .bei NiSbS gedacht hat, nachdem er an Kristallen von Sarrabus (Sardinien) nur die Pyritklasse, bei denen von Lölling (Kärnten), dagegen Tetartoedrie feststellen konnte. Die Existenz von disdodekaedrischem "Ullmannit" würde das Verstehen der Mischkristalle (Korynite) fördern, falls in letzteren nicht statistische Verteilung neben Ordnung herrscht.
Kärnten hat in leider fast ausschließlich nur einmaligen kleinen Funden in den letzten hundert Jahren recht wertvolles Material zur Aufklärung dieser Mineralgruppe geliefert.

1 a.) Zunächst beschrieb R. von ZEPHAROVICH (12, S. 117/122) aus dem Siderit des Greiniglagers in Olsa bei Friesach einen Nickelkies, dem er nach den ungewöhnlichen nieren- oder kolbenförmigen Gestalten mit schaligem Bruch und schwarzem Anlaufen den Namen Korynit (von Kolben, Keule) gegeben hat; selten kamen kleine, gerundet-oktaedrische Kristalle vor. Die chemische Analyse ergab einen Ni(As,Sb)S-Mischkristall, doch ist mit (Ni,Fe) und S-Unterschüssen eine ziemliche Abweichung von der Idealformel vorhanden; ob diese Analyse heute als mangelhaft zu bezeichnen wäre (Summe 99,31 !) müßte eine Wiederholung zeigen. Gediegen Antimon oder gediegen Arsen, um den Überschuß zu erklären, ist in Anschliffen des Korynits noch nicht gefunden worden. Aus As und Sb berechnet, ergeben sich rund 82 F. E. % Gersdorffit neben 18 F.E. % Ullmannitanteil. Als Dichte wurde 5,994-+0,04 als Mittel von 5 Bestimmungen angegeben (12, S. 119).

1 b.) Im Bürgergiltsteinbruch in Olsa bei Friesach werden seit Jahren Bruchsteine und Schotter gewonnen. Es sind dieselben Gesteine, vorwiegend Marmor, wie sie bei den benachbarten Eisenspatlagerstätten auftreten. Eine große Überraschung bereitete im Sommer 1948 in diesem Steinbruch die zufällige Aufschließung eines kleinen Sideritganges, aus dem völlig in Übereinstimmung mit ZEPHAROVICHs'. Beschreibung des Originalfundes vom Greinigstollen wiederum prachtvolles Korynit -Material geborgen werden konnte (7, S. 150).
Eine bisher unveröffentlichte Analyse dieses Korynits, die 1950 im Labor Donawitz der ÖAMG ausgeführt worden ist, ergab:
zum Vergleich:
Korynit von Olsa,
Steinbruch 1948
                   Gew. %              At.    Z. x 1000
Ni               31,00                  528)
Co                2,06                   35)    593
Fe                 1,68                  30)
As               35,00                 467)    568
Sb               12,26                 101)
S                 18,00                           562
                 100,00

Korynit von Olsa, Greiniglager
H. v. PAYER bei V. v. ZEPHAROVICH (12)
                   Gew. %              At.   Z.    x 1000
Ni               28,86                  491)
Co               Sp.                       -         527
Fe                 1,98                    36)
As               37,83                   505)      616
Sb               13,45                   111)
S                 17,19                   537
                   99,31

Die neue Analyse stimmt im allgemeinen besser zur Idealformel als die alten Werte. Besonders bemerkenswert, daß auch aus dem neuen As/Sb -Verhältnis ein Mischkristall mit 82 F.E. % Gersdorffit und 18 F.E. % Ullmannit folgt! Die Dichte beträgt nach einer Bestimmung mit der BERMAN -Mikrowaage an 41,88 mg in Toluol 6,00, ausgezeichnet zu den alten Werten um 5,99 passend.
Das Aussehen des Korynits im Olsaer Neufund, ganz ähnlich wie schon beim Greinig-Vorkommen, weist einige Unterschiede auf; das dürfte auch für den Chemismus gelten, da ein Teil des Materials die höhere Dichte 6,13 = 0,02 ergeben hat.

2.) V. von ZEPHAROVICH (13; auch 14, S. 5) bearbeitete einen einmaligen Ullmannitfund, der 1869 in einem Hoffnungsschlage des Friedenbaues im Hüttenberger Erzberg im hangenden Glimmerschiefer gemacht worden ist. Schaliger weißer Baryt enthielt prachtvolle, flächenreiche bis über 10 mm große Ullmannit -und Pyrit -xx. Am Ullmannit sind in Zwillingsdurchkreuzung entweder Tetraeder oder das Rhombendodekaeder vorwaltend entwickelt, insgesamt konnten o(111), d (011), -o(111), (211), (211),(221) und (881) gesichert werden. Die kristallographischen Ergebnisse ZEPHAROVICH's wurden später von C. KLEIN (4, S. 172) bestätigt. Im Chemismus handelt es sich nach den Analysen von w. GINTL (in 13, S. 812) bzw. P. JANNASCH (in 4, S. 171) um Ullmannit mit nur sehr kleinen Co- und Fe-Gehalten, nach den Sb/As-Verhältnissen mit 91 bzw. 96 F.E. % NiSbS, neben 9 bzw. 4 F.E. % NiAsS. Als Dichtewerte sind 6,72 (13, S. 811) und 6,625 (4, S. 171) bestimmt worden. F. SEELAND (10, S. 185) lieferte eine zusammenfassende Darstellung über die Untersuchungsergebnisse dieses bemerkenswerten Ullmannitfundes.

3.) J. RUMPF und F. ULLIK (9) beschrieben teilweise zu einem Kalziumantimoniat verwitterten Ullmannit aus dem Kalcherschurf bei Waldenstein. Außer frischen, würfeligen Spaltstücken wurden auch weiße Pseudomorphosen nach Kristallen mit (001), (111) und (011) nachgewiesen. Das Erz ist arsenfrei und die Analyse des reinsten Materials entspricht praktisch der Formel NiSbS. Infolge Zersetzung lieferten Dichtebestimmungen Werte bei 5,47 beginnend bis zu 6,66 beim relativ reinsten Material (9, S.7). Neue Bestimmungen an Belegstücken aus der Sammlung des Grazer Joanneums, das ich Koll. KRAJICEK verdanke und das sichtlich bereits etwas angewittert war, ergab mittels der BERMAN-Mikrowaage 6,55 als Höchstwert.

4.) M. v. LILL (5, S. 131) hat schließlich über Ullmannit aus einem Schurfbau in Rinkenberg (Vogrice) bei Bleiburg Mitteilung gemacht. Das Erz war in einer aus "talkigem Tonschiefer und krystallinischem Dolomit" bestehenden Gesteinsmasse eingewachsen. Neben würfeligen Spaltstücken ist auch ein Kristall mit (001) und Kantenabstumpfung durch (011) beobachtet worden. Die Analyse weist fast reinen Ullmannit (NiSbS) aus. Als Dichte wurde 6,63 angegeben. Die Fundstelle, die nähere Lage dieses Schurfbaues ist ganz unbekannt; ihre Auffindung wäre ein dankenswertes Ziel für unsere Sammler!

5.) Korynit von Schwabegg.
In den Beständen der Mineralogischen "Sammlung des Landesmuseums für Kärnten fand sich eine aus dem Nachlaß von A. BRUNLECHNER stammende Stufe mit der Bezeichnung "Korynit aus der Fahlerzzone in Schwabegg, K.", die nun mit Nr. 6759 inventarisiert ist. Das Bergbauterrain von Schwabegg ist seit bald 20 Jahren einem Stauwerk der Drauelektrifizierung zum. Opfer gefallen. Vorher, bis in den ersten Weltkrieg, wurden dort zeitweise Kupfererze (Fahlerz, Kupferkies) beschürft bzw. gebaut. Gangart war unter anderem Siderit. Über Ni-Erze, wie Korynit, ist bisher nichts aus dieser Lagerstätte veröffentlicht worden.
A. BRUNLECHNER hat sich aber über Schwabegg ausführlich in einigen unveröffentlichten Gutachten beschäftigt (1; 2; 3), und darin auch einige mineralogische Neuigkeiten mitgeteilt (vgl. in 6, S. 198); Korynit scheint auch hier nicht auf, das Stück dürfte erst nach diesen Berichten gefunden worden sein.
Lötrohrreaktionen, besonders auch das Verhalten im Glühröhrchen, sowie Lösungsversuche in HNO3, Nickelnachweis usw. stimmen zum qualitativen Elementbestand von Korynit, so daß BRUNLECHNER mit seinen Hilfsmitteln zweifellos zu dieser. Zuordnung berechtigt war.
Die Stufe zeigt das Erz in mehrere mm dicken, auf frischem Bruch metallisch glänzenden, sonst dunkel bis bunt angelaufenen, halbkugeligen, traubigen bis nierigen, glaskopfähnlichen Überzügen, einer dünnen, hellbraunen Eisenspatkluftfüllung auf bzw. eingewachsen, die selbst auf graphitischem Quarzit sitzt. Die Strichfarbe des Erzes ist schwarz. Stellenweise sind dünne apfelgrüne Häutchen von wahrscheinlich Annabergit zugegen.
Im Anschliff erweist sich das traubige Erz als völlig homogen, weiß, mit mittelhohem Reflexionsvermögen, isotrop und Andeutungen einer Spaltung nach (001), somit ebenfalls zur Gersdorffit-Ullmannit-Reihe passend.
An einer anderen Ecke der gleichen Stufe war im Quarzit noch eine andere Vererzung nachzuweisen, die nach der Anschliffuntersuchung Kupferkies, Bornit, Kupferglanz, Covellin und Pyrit ergeben hat.
Zur näheren chemischen Kennzeichnung des "Korynits" konnte keine quantitative Analyse ausgeführt werden, doch wurde versucht, Einblick in das NiAsS/NiSbS-Verhältnis durch Bestimmung des spez. Gewichtes zu erhalten. Dem folgenden Abschnitt sei vorweggenommen, daß aus mehreren Dichtebestimmungen des Schwabegger Erzes sich eine Zusammensetzung 50(.:t10) F.E. % Gersdorffit neben 50(+10) F.E. % Ullmannit, NiAsS/NiSbS also etwa 1:1 ergibt. ob ein solches Mischglied auch "Korynit" genannt wird, ist eine Frage der Nomenklatur, die ich bejahen möchte.

Die Einreihung von NiAsS NiSbS -Mischkristallen (Korynit) nach der Dichte. Die Schwierigkeiten beginnen bereits mit den Endgliedern. Für Gersdorffit i. S. von NiAsS ist kein genauer Dichtewert vorhanden. Als Mittelwert verschiedener Bestimmungen wird 5,9 angegeben (8, S. 299), für ein Sb-freies Glied mit Ni: Fe = 3:1 .wurde 5,819 berechnet (8, S. 299); ebenfalls für NiSbS 6, 793, während praktische Bestimmungen an Ullmanniten zu 6,65 ±0,04 führten (8., S.301).
Es kann also derzeit -lineare Beziehungen vorausgesetzt nicht aus der Verbindungsgeraden das Mischungsverhältnis entnommen werden, sondern, unter Hinnahme eines gewissen, abschätzbaren Fehlerbereiches steht bloß ein Verbindungsband zur Verfügung, vgl. die Abbildung.
Die Dichten der praktisch reinen Ullmannite von Waldenstein und Rinkenberg fallen auf der NiSbS-Ordinate ganz oder fast in unser Dichtefeld. Tm allgemeinen werden die höchsten Dichtewerte die besten sein, während niedrigere auf nicht bemerkte Gangarten oder feinste, lufterfüllte Sprünge, oder Hohlräume im Innern der Körnchen zurückzuführen sein dürften.
Das gilt für Pyknometermessungen, wie auch für solche mit der BERMAN-Mikrowaage. Bei letzterer ist aber außerdem zu berücksichtigen, daß bei Erzen so hoher Dichte kleine Wägefehler schon stark ins Gewicht fallen und bei diesem Instrument sonst ungewohnte Streuungen verursachen.
Der Ullmannit von Hüttenberg -der gleiche kleine Fund -ist zweimal analysiert worden; aus den As/Sb-Verhältnissen folgen 91 bzw. 96 F.E. % Ullmannit, die Dichtewerte passen in das Feld.
Die Analysen und Dichten des Korynits von Olsa bei Friesach dienten als Prüfstein für die Brauchbarkeit der Abteilung des Chemismus aus der Dichte. Wie die Abbildung zeigt, herrscht in der Tat gute Übereinstimmung auch für Mischkristalle. Dem Korynit von Olsa mit dem höheren D von 6,13, entspräche etwa 33 F.E. % NiSbS.
Das Erz von Schwabegg erhält nach etwas schwankenden Dichtezahlen seine Stellung etwa in der Mitte zwischen Gersdorffit und Ullmannit. Einigermaßen ähnlich zusammengesetzt ist nach Analyse und Dichte der "Korynit" von Gossenbach bei Siegen (8, S. 301).
In allen diesen Gliedern dominiert Ni gegen kleine Mengen von Co und Fe.
Mineralparagenetisch gehören die Eisenspatvorkommen von Olsa (mit Korynit), von Waldenstein (mit Ullmannit) und Hüttenberg (mit Ullmannit) demselben Lagerstättentypus an. Das Auftreten des Ullmannits von Rinkenberg ist ungeklärt. Über die genetische Zugehörigkeit von Schwabegg (und Ruden) ist nicht viel bekannt, doch scheinen sie doch (z.B. mit Hg-Erzen) wesentlich andere Züge als der Hüttenberger Typus zu besitzen.

Schrifttum:

(1) BRUNLECHNER, A.: Bergbau Marienzeche bei Schwabegg auf Kupferkies, Fahlerz und Zinnober. - Gutachten vom 28.10.1904, 4 Seiten.
(2) BRUNLECHNER, A.: Bergbau Schwabegg auf Kupferkies, Fahlerz und Zinnober. - Gutachten v. 21.1.1907, 4 Seiten.
(3) CANAVAL, R. u. A. BRUNLECHNER: Bemerkungen über den Fahlerz- und Kupferbergbau Schwabegg. Gutachten v.4.7.03, 3 S.
(4) KLEIN, C. - F. JANNASCH: Ueber Antimonnickelglanz (Ullmannit) von Lölling und von Sarrabus (Sardinien). - N. Jb. f. Min., 1887/II, 169-173.
(5) LILL, M. von: Ullmannit vom Rinkenberge in Kärnten. - Verh. d. Geol. R. A., Wien 1871, 131-132.
(6) MEIXNER, H.: Neue Mineralvorkommen aus den Ostalpen I. - Heidelberger Beiträge zur Min. u. Fetrogr., 2, 1950, 195-209.
(7) MEIXNER, H.: Vererzung und Minerale von Olsa bei Friesach. -
Car. II., 143./1, Klagenfurt 1953, 149-151
(8) PALACHE, C. - H. BERMAN - C. FRONDEL: The system of Mineralogy. 1, New York 1946.
1-834.
(9) RUMPF, J. - F. ULLIK: Der Ullmannit (Nickelantimonkies) von Waldenstein in Kärnten. - Sitzber. d. Akad. d. Wiss., Math. nat. Kl., Abt. I., 61., Wien 1870, 1-20.
(10) SEELAND, F.: Der Ullmannit des Hüttenberger Erzberges. - Car. II., 77., Klagenfurt 1887, 185-187.
(11) STRUNZ, H.: Mineralogische Tabellen. 3. Aufl., Leipzig 1957, 1-448.
(12) ZEFHAROVICH, V. R. von: Über Bournonit, Malachit und Korynit von Olsa in Kärnten. -  Sitzber. d. Akad. d. Wiss., Math. nat. Kl., Abt. I, 51., Wien 1865, 102-122.
(13) ZEFHAROVICH, V. R. von: Mineralogische Mitteilungen. - Sitzber. d. Wien. Akad. d. Wiss., Math. nat. Kl., Abt. I, 60., Wien 1869, 809-820.
(14) ZEFHAROVICH, V. R. von: Mineralogische Notizen. - Lotos, Zs. f. Naturwissenschaften, 20., Frag 1870, 3-9.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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