Matz K. B. / 1958

  Zirkonvorkommen im Bereiche der Ostalpen.

Von Karl B. MATZ, Knappenberg.

Obwohl das Element Zirkonium mit 0,023 Gewichtsprozenten an der Durchschnittszusammensetzung der festen Erdrinde beteiligt ist und somit in der Häufigkeitstabelle nach CLARKE und GOLDSCHMIDT unter den bekannten Elementen den 20. Platz einnimmt, zählen die Zirkonminerale -mit Ausnahme des Zirkons -doch zu den ausgesprochen seltenen Mineralarten. Viele von ihnen sind nur von einem einzigen Fundpunkt bekannt geworden.
Geochemisch bevorzugt das Element Zirkonium alkalireiche Tiefengesteine, vor allem nephelinführende Syenite und deren pegmatitisches Ganggefolge. An derartige Gesteine sind die Vorkommen der meisten -etwa 25 Zirkonminerale gebunden.
Dem ostalpinen bereich fehlen Vertreter dieser Gesteinssippe und damit auch bedeutendere Vorkommen von Zirkonmineralen. Als einziges Zirkonmineral tritt hier der Zirkon auf.
Es soll an dieser Stelle von Zirkon als accessorischer Gemengteil (nur mikroskopisch sichtbar) in Eruptiven und kristallinen Schiefern abgesehen werden. Nicht nur die Granite und Diorite des Waldviertels führen häufig mikroskopische Zirkonnädelchen, auch die Tauerngranite lassen ihn häufig in Schliffen erkennen. Verschiedentlich ist Zirkon als Gesteinsgemengteil kristalliner Schiefer nachgewiesen worden. So hat A. WIESENEDER (15, S.189) im Eklogit des Gertrusk (Saualpe) in einem einzigen Schliff "massenhaft" winzige Zirkonkriställchen als Einschlüsse beobachtet.
Die wenigen mineralogisch zu wertenden Zirkonvorkommen der Ostalpen lassen sich genetisch deutlich in zwei Gruppen gliedern:

1. Zirkonvorkommen die an aplitische und an matitische Gesteine gebunden sind:
a) Zirkonvorkommen in Aplitgranit:
1937 entdeckte W. PHILIPPEK in einem weißen aplitischen Gestein, das im Bereich der Talklagerstätte Schellgaden im Lungau aufgetreten ist, winzige, ausnahmsweise bis 4 mm lange, violette, säulige Kristalle, die H. MEIXNER (5, S. 140/141) als Zirkon identifizieren konnte. Es war der erste makroskopische Nachweis dieses Minerals für das Land Salzburg.
b) Zirkon in phoshatführenden Pegmatiten des Altkristallins:
In dem bekannten Apatit führenden Pegmatit aus dem Bachbett von der Schleifermühle bei Köflach sammelten O. FRIEDRICH, F. CZERMAK und E. EHRLICH braune, bis 3 mm lange Kristalle, die als Zirkon bestimmt worden sind (6, S. 51/52).
Als Seltenheit wurde ein 2 mm langes Zirkonkriställchen auch in dem Apatit, Xenotim und Monazit -hältigen Pegmatit der _Grube Käthe beim Glimmerbergbau in st. Leonhard auf der Saualpe nachgewiesen (9, S. 32).
Ein Neufund von Schuldirektor WALCHER (Pack) auf der Packer Alpe ist in seiner Bestimmung und Stellung noch unklar. In einem Turmalin (Schörl) führenden Pegmatit treten schöne, gelbrote Kristalle auf, die für Zirkon gehalten werden. Das Mineral fluoresziert nicht im UV-Licht, so daß man auch an Xenotim denken kann. Der begleitende Feldspat ist teilweise auffällig grün gefärbt und wird nach A. ALKER (1) für Mikroklin (Amazonit) gehalten.
In letzter Zeit sammelte A. NIEDERBACHER (Villach) sehr kleine , dunkelbraune Kristalle im Pegmatit vom Wolfsberg, bei Spittal/Drau, der in Mineralogenkreisen durch das Auftreten des seltenen. Phosphates Wardit bekannt geworden ist. Auch hier steht noch f , nicht einwandfrei fest, ob Zirkon vorliegt.
c) Zirkon aus Zoisit-Epidot-führenden Pegmatiten der Sau- und Koralpe:
Diesem Typus gehören die beiden schönsten Zirkonvorkommen der Ostalpen an.
Auf der Pricklerhalt, oberhalb Eberstein am Westabhang der Saualpe, hat bereits F. MOHS vor bald 150 Jahren dieses prächtige Zirkonvorkommen entdeckt. Im Eklogit der Prickler Halt setzt ein Zoisit führender Pegmatit auf, der recht, häufig rosarote bis nelkenbraune Zirkon -xx führt. In der Regel messen sie nur höchstens wenige Millimeter. Ab und zu finden sich aber auch Kristalle von 1 bis 2 cm Länge. F. SEELAND hat um 1880 dieses Vorkommen regelrecht beschürft und sehr schöne Funde gemacht. Dann ging die Kenntnis der Fundstelle vollkommen verloren, und erst im Jahre 1948 gelang die Wiederentdeckung (8).
Sehr ähnlich ist das von F. SEELAND (13, S. 160) beschriebene Zirkonvorkommen vom Gradischkogel auf der Koralpe. Seit 1956 konnten insbesondere durch R. STROH (Klagenfurt) recht beachtliche Neufunde gemacht werden. Der Zirkon führende Pegmatit vom Gradischkogel ähnelt jenem der Pricklerhalt auf der Saualpe ungemein, doch tritt anstelle des dort vorkommenden Zoisits hier Epidot auf ( 1 0, S .88).
Übrigens mag an dieser Stelle erwähnt werden, dass W. HAIDINGER (3, S. 115) auch aus dem bekannten Zoisit von Passayr in Südtirol einen kleinen Zirkon -x beobachtet und auf die Ähnlichkeit mit den Funden von der Saualpe verwiesen hat.

2. Zirkon auf alpinen Mineralklüften:
Diese Vorkommen gehören einem wesentlich anderen Typus an. Während die Zirkonkristalle aus Pegmatiten säulig und relativ flächenarm sind, sind jene der alpinen Kluftmineralparagenesen gedrungener und flächenreicher.
Schönster und bekanntester Vertreter dieses Typs ist das Vorkommen von der Burgumeralpe ("Wildkreuzjoch“) im südlichen Gehänge des Zillertaler Hauptkammes (Südtirol). G. GASSER (2) beschrieb in seiner "Tiroler Mineralogie" die Wildkreuzjoch-Minerale recht eingehend und über Funde der letzten Zeit berichtete jüngst H. WAPPIS (14). Klüfte im Serpentin und in seinen Begleitgesteinen bergen hier eine im wahrsten Sinne des Wortes bunte Mineralgesellschaft: fleischroten Titanit, lauchgrünen Diopsid, dunkelroten, braunen und schwarzen Granat, gelbgrünen Vesuvian, tiefgrünen Pennin, klare, farblose Apatit-xx, brauner und schwarzer Perowskit, Kalkspat und neuerdings auch Ilmenit-xx (11). Als Krönung dieser einzigartig schönen Mineralparagenese finden sich wasserklare Zirkon -xx. In der Regel sind diese nur wenige Millimeter groß, doch beweisen Museumsstufen mit erbsengroßen Zirkonkristallen, daß man früher hier wesentlich besseres Material sammeln konnte. GASSER hält Wasserklare Zirkone dieser Größe für gleichwertig mit Diamanten und achtet sie für würdig als "Tiroler Diamant" bezeichnet zu werden.
E.J. ZIRKL (16, S. 140) hat vor wenigen Jahren im Herzen der Hohen Tauern ein weiteres Zirkonvorkommen dieses Typs aufgefunden. Auf Klüften in der Grenzzone Amphibolit/Olivinfels an den Totenköpfen im Stubachtal (Salzburg) beobachtete er die ähnliche Mineralgesellschaft: Hessonit, Diopsid, Epidot, Hornblende, Klinochlor, Titanit, Magnetit, Adular, Pyrit, Kupferkies und Vesuvian (?). Die hier farblosen oder blaßrosa gefärbten Zirkon -xx erreichen leider nur 2 mm Größe und zeigen im UV-Licht gelbe Fluoreszenz.
Angereiht kann hier der einmalige Zirkonfund aus dem Serpentin von Kraubath (Stmk.) werden. E. HATLE (4, S. 43) hat eine Stufe dieser Herkunft aus der Sammlung des Steirischen Landesmuseums Joanneum beschrieben, welche bis 2 mm große, hyazinthrote Zirkon-xx in einem Gemenge von Magnesit und Talk zeigt. H. MEIXNER (7, S. 118/ 119) konnte am Originalmaterial die Diagnose auf Zirkon bestätigen und feststellen, daß hier die pyramidale "Engelhardit"-Tracht ausgebildet ist. Der von HATLE erwähnte Talk erwies sich als Kluftantigorit, womit dieses einmalige Zirkonvorkommen ebenfalls in eine Kluftparagenese hineingestellt wird.
Vergleichsweise sei erwähnt, daß nach R.L. PARKER (12, S. 224) die Westalpen der Schweiz bisher bloß einen einzigen Zirkonfund aufweisen. Von der Rimpfischwäng bei Zermatt ist eine der Burgumer Alpe recht gut vergleichbare Mineralparagenese bekannt: Vesuvian, Pennin, Kalkspat, braune und grüne Granate, Diopsid, Magnetit, Titanit, Perowskit und als "für die Schweizer Fundstellen ein Unikum" eine typische Vesuvianstufe dieses Fundorts, auf der ein modellartig scharf entwickelter, farbloser Zirkon -x sitzt.
Zirkon ist im allgemeinen ein nicht allzu auffallendes Mineral. In den Ostalpen glauben wir, werden bei entsprechend genauer Nachsuche durch unsere Sammler, voraussichtlich noch weitere Zirkonnachweise in den Pegmatiten und vielleicht auch auf alpinen Klüften erfolgen können.

Schrifttum:

(1) ALKER, A.: Ein Amazonit von der Packalpe (Neufund), Vortragstitel! Joanneum, Mineralog. Mitteilungsblatt, 2/1957. Graz 1957. 93.
(2) GASSER, G.: Die Mineralien Tirols einschließlich Vorarlbergs und der Hohen Tauern. - Innsbruck 1913. 1-549.
(3) HAIDINGER, W.: Notiz. - Berichte üb. d. Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien. 3., Wien 1848. 114-115.
(4) HATLE, E.: Die Minerale, des Herzogthums Steiermark. - Graz 1885.1-212.
(5) MEIXNER, H.: Die Talklagerstätte Schellgaden im Lungau, Salzburg, sowie dort neu aufgefundener Molybdänglanz und Zirkon. - Zs.f. angew. Min., 1., Berlin 1938. 134-143.
(6) MEIXNER, H.: Monazit, Xenotim und Zirkon aus Apatit führenden Pegmatiten des steirisch-kärntnerischen Altkristallins .-Zs. Krist.; 99., 1938. 50-55.
(7) MEIXNER, H.: Kraubather Lagerstättenstudien III. "Uwarowit von Kraubath" -eine Fehlbestimmung und Fundortverwechslung und Zirkon von Kraubath. - Zentralbl. f. Min., 1938, A. 115-120.
(8) MEIXNER, H.: Entdeckung, Wiederauffindung und neue Beobachtungen am Zoisit-Zirkon-Vorkommen von der "Prickler Halt", Saualpe, Kärnten. - Berg- u. Hüttenmänn. Mh., 97., 1952.206-210.
(9) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in den österr. Ostalpen XII. - Carinthia II, 142., Klagenfurt 1952.27-46.
(10) MEIXNER, H.: Die Minerale Kärntens I, 21. Sonderheft der Carinthia II, Klagenfurt 1957, 1-147.
(11) MEIXNER, H.: Ilmenit-Kristalle vom "Wildkreuzjoch", Burgumeralpe im Pfitschtal, Südtirol. - Der Aufschluß. 1958, 217-218.
(12) PARKER, R. L.: Die Mineralfunde der Schweizer Alpen. Basel 1954. 1-311.
(13) SEELAND, F.: Neue Mineralvorkommen in Kärnten. - Carinthia II, 86., Klagenfurt 1896. 159-161.
(14) WAPPIS, H.: Eine Sammlerfahrt zur Burgumer Alpe ("Wildkreuzjoch"), Pfitschtal, Südtirol. - Der Karinthin. Folge 34/35; 1957, 218-220.
(15) WIESENEDER, H.: Beiträge zur Kenntnis der ostalpinen Eklogite. Min. u. Petr. Mitteil., 1934, 174-211.
(16) ZIRKL, E. J.: Neues von den Totenkönfen im Stubachtal. - Der Karinthin, Folge 7, 1949. 138-140.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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