Meixner H. / 1980

 

VORBERICHT OBER DIE LÖSUNG DES LETZTEN ALTEN MINERALOGISCHEN PROBLEMS DER SAUALPE: DIE WIEDERAUFFINDUNG DES PREHNITS VON DER IRREGGER SCHWAIG (F. MOHS, 1804) MIT PUMPELLYIT, FERRIERIT UND KLINOPTILOLITH.

Von Heinz MEIXNER, Salzburg

Die Saualpe galt zu Anfang des 19.Jahrhunderts als ein ganz bedeutendes Fundgebiet für interessante Minerale. Beispielsweise organisierten der Gurker Bischof S. von HOHENWARTH, 1745-1825 (4, S.18/20), S. Freiherr ZOIS von EDELSTEIN, 1747-1819 (3, S.148/149; 4, S.21/22; 5), Erzherzog JOHANN, 1782-1859 (4, S. 24; 6) u.a. Sammelfahrten ins Saualpengebiet und berühmteste Fachmineralogen der damaligen Zeit bearbeiteten das Material. ~1it dem Ableben des Gewerken Franz von ROSTHORN, 1796-1877 (4, S.24) und des Oberbergrates Ferdinand SEELAND, 1822-1901 (4, S. 25/26; 9) fiel ein Großteil der örtlichen Kenntnisse zu den genauen Fundpunkten im Bereich der Saualpe in Vergessenheit. F. SEELAND, 1876 (14) erwähnt das Vorkommen von Prehnit in der Saualpe überhaupt nicht, schon ihm scheint der alte Fundpunkt nicht mehr bekannt gewesen zu sein!
Seit 1948 als Mineraloge am Hüttenberger Erzberg tätig, bemühte ich mich in Freizeiten zunächst mit den Freunden E. CLAR, K. MATZ, F. MÜLLER und K. TAUSCH die alten Fundstätten der Saualpe wiederaufzufinden, um sie neu untersuchen zu können, sowie auch weitere Vorkommen zu entdecken. Ein Großteil davon gelang schon bis 1953, worüber damals zusammenfassend berichtet worden ist (7), weitere Ergebnisse wurden 1975 (10) und 1979 (11) mitgeteilt. Einige spezielle Arbeiten betrafen die Eklogitminerale des Gertrusk (2), Eklogit vom Kupplerbrunn, Zoisit und Zirkon von der Prickler Halt (6), die großen Granat-xx der Saualpe (5; 10, S. 205), Realgar in der Stelzing (1), usw.
Wohl wurden unter Mitwirkung von Fachkollegen und einigen hervorragenden Sammlern (A. BAN, F. GRÖBLACHER-HOLZBAUER, W. JAKSCHE, G. KOLLER, I. LANKER, V. LEITNER, F. THIEDIG, V. VAVROVSKY und N. WEISSENBACH) weit über ein Dutzend neue Prehnit -Vorkommen im Bereich der Saualpe, z.T. in großen, ansehnlichen Kristallen, z.T. derb, mehrfach gemeinsam mit gelegentlich sehr schönen Axinit -xx entdeckt, worüber Kurzberichte, vgl. H. MEIXNER 1968 (8, S.102/103), 1975 (10, S.202/203) und 1979 (11, S.192/194) vorliegen, doch das letzte alte mineralogische Problem der Saualpe, die Wiederentdeckung des Prehnits "Aus den Saualpen in Kärnthen" F.MOHS, 1804 (12, S.363) blieb ungelöst. F von ROSTHORN & J. L. CANAVAL, 1853 (13, S.165) gaben für diesen so eigentümlich charakteristisch aussehenden Prehnit "in sphärischen, radialschaligen und nierenförmigen Gebilden auf der Saualpe die Gegend der Irregger Schwaig als näheren Fundort an. Deren Grundmauerreste, etwa 500m SE im Eklogitbereich des Schumetzkogels (1803m SH.) gelegen, vgl. Planquadrat 9/1 der Geologischen Karte Saualpe Nord (15), fanden wir schon zu Anfang der Fünfziger Jahre. Im teilweise amphibolitisierten Eklogit gab es pegmatoide Kluftfüllungen mit vorwiegend albitischem Feldspat. Dort sammelte dann um 1967/68 F. GRÖBLACHER-HOLZBAUER (Viktring) und fand im Feldspat bis 1cm große, grünlichweiße, feinstrahlige Nester, bei denen ich nach der Optik Pumpellyit vermutete, was Freund S.KORITNIG (Göttingen) röntgenographisch bestätigen konnte; daneben sind auch kleine rosafarbige Partien von Klinozoisit vorgekommen (8, S.103).
In einigen Museumssammlungen, die uralte Belegstücke vom Saualpen-Prehnit besitzen, ist mir vereinzelt schon vor 30 Jahren auf den Kugeln ein feinfaseriger Zeolith, Heulandit ?, vgl. (7, 5.134; 9, 5.202) aufgewachsen, aufgefallen, der damals nicht näher bestimmt werden konnte.
F. GRÖBLACHER-HOLZBAUER (Viktring) sammelte nun in diesem Jahre wiederum bei der Irregger Schwaig, fand auch wieder die Pumpellyit und rosa Klinozoisit führenden Feldspat -gänge und stieß beim Graben an denselben Stellen um die Irregger Schwaig im Schutt ganz offensichtlich, wir mir beim ersten Anblick sofort klar war, auf den gesuchten, typischen Prehnit , wie ihn die Belege von MOHS, 1804 bzw. F. on ROSTHORN. 1853 zeigen. Ein reiches von F. GRÖBLACHER-HOLZBAUER zu Untersuchungszwecken mir zur Verfügung gestelltes Material, ergänzt durch anschließende Funde von Dir. V. VAVROVSKY (Althofen) lieferte auch das begleitende, weiße, faserige Zeolithmaterial wieder, diesmal reichlich und in mitunter ansehnlichen Stücken, sowie weitere Zeolithe.
Der Faserzeolith war optisch nicht eindeutig zu bestimmen; Frau Doz. Dr. E. Ch. KIRCHNER (Salzburg) ist es mit röntgenographischen Pulveraufnahmen gelungen, das Mineral als Ferrierit zu identifizieren. Dazu paßt auch die ermittelte Optik recht gut. Ferrierit war bisher in "Osterreich nur durch F. J. ZIRKL (16) aus dem Basalt von Weitendorf bei Wildon, Stmk., bekannt geworden, der dort vorher als "Natrolith" gegolten hatte.
Ein anderer, neu aufgefundener Begleitzeolith des Prehnits von der Irregger Schwaig, " der in glasklaren, höchstens kaum 1 mm großen Kristallen auf Prehnit aufgewachsen vorkommt, paßte optisch schlecht zu Heulandit, viel besser jedoch auf den nahe verwandten Klinoptilolith und diese Einstufung konnte röntgenographisch von Frau Dr. KIRCHNER bestätigt werden. Weiteres Zeolithmaterial ist noch in Untersuchung.
Die Prehnitkugeln werden noch von gelbgrünen Epidot und grünschwarzen Aktinolith -xx begleitet, denen sie aufgewachsen sind.
Nach Funden von V. VAVROVSKY (Althofen) tritt sehr selten in diesem Vorkommen in kleinen Partien auch Axinit auf, fernerhin fand er, wie Anschliffe ergaben, auch wieder Graphit neben schwarzen, kugeligen Bildungen von Tieftemperaturglanzkohlenstoff, wie ich sie kürzlich von einem anderen Prehnitvorkommen der Saualpe bekanntgeben habe können, vgl.(11).
Die Minerale von der Irregger Schwaig sollen nach Abschluß der Bearbeitung näher beschrieben werden.
Herr F. GRÖLACHER-HOLZBAUER (Viktring) kann zu seinen durch Ausdauer und großes Interesse erfolgten Funden und Aufsammlungen herzlichst beglückwünscht und bedankt werden. Die Lösung dieses letzten mineralogischen Fundortproblems der Saualpe ist wesentlichst sein Verdienst!
Frau Doz. Dr. E. Ch. KRCHNER danke ich bestens für ihre röntgenographischen Ergebnisse.

SCHRIFTTUM:

(1) E. CLAR & H. MEIXNER, 1951: Die Arsenvererzung in der Stelzing bei Lölling. - Berg- u. Hüttenmänn. Mh., 96., Wien, 172-174.
(2) H. MEIXNER, 1948: Die Minerale des Gertrusk. - Der Karinthin, 2., 19-25.
(3) H. MEIXNER, 1950: Ober "Kärntner" Mineralnamen. - Der Karinthin, 8., 153-160.
(4) H. MEIXNER, 1951: Geschichte der mineralogischen Erforschung Kärntens. - Carinthia II, 141., 16-35.
(5) H. MEIXNER, 1952: "Eklogit"-Granat von der Saualpe, Kärnten, eine Richtigstellung. Mh. N. Jb. Miner.,1-3.
(6) H. MEIXNER, 1952: Entdeckung, Wiederauffindung und neue Beobachtungen am ZoisitZirkon-Vorkommen von der "Prickler Halt", Saualpe. - Berg- u. Hüttenmänn. Mh., 97., Wien, 205-210.
(7) H. MEIXNER & E. CLAR, 1953: Klassische und neuere Mineralvorkommen im Eklogitbereich der Saualpe. - Carinthia II., 143., 132-139.
(8) H. MEIXNER, 1968: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XXIII, - Carinthia II, 158., 96-115.
(9) H. MEIXNER, 1972: Eines großen Bergmannes, Ferdinand Seelands, Wirken für Kärnten. - Carinthia II, 162., 321-326.
(10) H. MEIXNER, 1975: Minerale und Lagerstätten im Bereiche der Saualpe, Kärnten. Clausthaler Geolog. Abh., SdBd.1., Clausthal-Zellerfeld, 199-217.
(11) H. MEIXNER, 1979: Ober Tieftemperaturglanzkohlenstoff auf Klüften eines Eklogits der Saualpe, Kärnten. - Clausth. Geol. Abh., Schönenberg-Festschrift. Clausthal-Zellerfeld. 192-197.
(12) F. MOHS, 1804: Des Herrn Jac. Friedr. von der Null Mineralien-Kabinet, 1. Abtheilung. Wien. 1-594.
(13) F.v. ROSTHORN & J. L. CANAVAL, 1853: Beiträge zur Mineralogie und Geognosie von Kärnten. - Jb.nathist.Landes-Museum.2., Klagenfurt, 113-176.
(14) F. SEELAND, 1876: Der Hüttenberger Erzberg und seine nächste Umgebung. - Jb. Geol. R.-A., 26. Wien, 49-112.
(15) N. WEISSENBACH, A. PILGER et al.: Geolog.Karte der Saualpe-Nord, Kärnten. 1:25.000. Wien. Geol.B.A.
(16) F. J. ZIRKL, 1973: Ferrierit im Basalt von Weitendorf, Steiermark. - Mh. N. Jb. Miner. Stuttgart 1974, 524-528.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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