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TALMESSIT, EIN FÜR ÖSTERREICH NEUES MINERAL, AUS DER
UMGEBUNG DES KLIPPITZTÖRLS, SAUALPE, KÄRNTEN
Von Heinz MEIXNER & Sonja RUSCHA, Salzburg
ZUSAMMENFASSUNG:
Weiße Überzüge auf Stelzing-Marmor wurden optisch und röntgenographisch
untersucht und dadurch als das seltene Arsenatmineral Talmessit
–Ca2Na(AsO4)2•2H2O, -triklin
-bestimmt .Benachbart sind aus denselben Gestein seit langen kleine
Arsenvererzungen mit Realgar , ged .Arsen und Arsenkies bekannt, auf die
die Neubildung zurückzuführen ist.
White incrustions on Stelzing
marble examined by means of optical and X-ray methods and resulted in the
determination of the rare arsenate mineral Talmessite - Ca2Ng(AsO4)2•2H2O
triclinic. Adjacent to the Talmessite discoverysite since
long known arsenic-bearing mineralizations (realgar, native arsenic and
arsenopyrite) occur, which are probably the source of arsenic now
incorporated in the Talmessite.
Von Dir. Val. LEITNER (St. Michael/Wolfsberg) habe ich wieder einmal
eine interessante Mineralprobe erhalten, zugleich mit einigen durchaus
richtigen optischen Daten, die der Genannte bei der optischen Untersuchung
erhalten hat, damit aber in den Tabellen von E. S. LARSEN & H. BERMAN,
1934 kein Ergebnis fand.
Das Material wurde beim "Hirschentor, 1417m SH."
an der Klippitztörlstraße etwa bei km 10,8, SO unterm Schafferkögele,
in dünnen weißen Überzügen auf Stelzing-Marmor aufgesammelt. Dieses
Gestein gehört der Preimser Serie der Saualpe an, vgl. Taf. I bei A.
PILGER et al., 1974 und enthält nach der Zusammenfassung von H. MEIXNER,
1974, S. 206 an zahlreichen Stellen As-Vererzungen mit Realgar, ged Arsen,
Arsenkies, Ankerit und Quarz.
Bei starker Binokularvergrößerung erkennt man am unbekannten Mineral
eine schalig-traubig-kugelige Aggregierung (bis knapp 1mm Ø) und
senkrecht dazu winzige, brettförmige Blättchen. Diese Aggregierung ist
eine Folge des Überwachsens von undeutlichen, gerundeten Kalzit-xx. Die
Blättchen erreichen im Pulverpräparat Größen von höchstens
0,1-0,03mm. Diese liefern seltener ungefähr gerade, meist schiefe Auslöschungen
mit Werten für nγ Längsrichtung von 23 bis 35°. Aus annähernd
gerade auslöschenden Blättchen ergibt sich, fast senkrecht austretend,
eine gestreckte Achse, die ein 2V von ungefähr 90° anzeigt; senkrecht
dazu nβ etwas über 1,680. An den schief auslöschenden Blättchen
liegt nα deutlich unter, nγ deutlich über 1,680. Aus diesen
optischen Ergebnissen ist selbst nach dem Tabellenwerk von H. WINCHELL,
1965 kein dazu passendes Mineral zu finden. Eine Röntgenfluoreszenzaufnahme
von Frau Mag. S. RUSCHA erbrachte Gehalte an Ca und As. Eine
DEBYE-SCHERRER-Aufnahme führte ein Stück weiter, es ergab sich beste Übereinstimmung
mit Beta -Roselith, Ca2Co(AsO4)2•2H2O,
trikl., ASTM-Kartei 17-166, der natürlich als rosa gefärbtes Co-Mineral
nicht in Frage kam. Doch war aus den Mineralogischen Tabellen von H.
STRUNZ, 1970, S.337 zu ersehen, daß im Jahre 1960 Talmessit -Ca2Mg(AsO4)2•2H2O,
trikl. -entdeckt worden ist, mit gleichem Gitterbau und praktisch gleichen
Zelldimensionen. Unsere Röntgenaufnahme stimmt wie zu ß-Roselith ebenso
vollkommen zu der von Talmessit, ASTM-Kartei 17-164, nach den 23
gefundenen dhkl und Intensitäten. Nun konnten auch die
optischen Angaben über "Arsen-Belovit", der später Talmessit
nach dem iranischen Fundort genannt wurde, nach P. BARIAND aus dem Werk
von W. L. ROBERTS G. R. RAPP Jr. & J. WEBER, 1974, S.601/602
verglichen werden: triklin, opt.2, 2V um 90°, nα= 1,672, nß = 1,685
und nγ= 1,698.
Diese Angaben passen völlig zu unseren Beobachtungen. Die eingehendste
Bearbeitung über "Belovit -Talmessit" lieferte R. PIEROT, 1964,
S.193/200.
Das seltene Mineral ist zuerst von NEFEDOV (1953) als "Belovit"
von Tuvinskaya, Sibirien, bekannt geworden. P. BARIAND et al. 1960/63
beschrieben und benannten es neu von Talmessi, W Anarak, aus dem Iran.
Weitere Funde gab es in Criss Creek bei Savona, British Columbia und in
Bou Azzer, Marokko.
Nach Abschluß dieser Studie kam mir als neuer Fundort noch die Angabe über
Talmessit nach ged. Arsen von Duranus in den Meeralpen unter, vgl. C. M.
GRAMACCIOLI, 1978, S.220.
Unterschiedlich zu Talmessit von Talmessi, der nach P. BARIAND (vgl.
HINTZE, Hdb., Erg. Bd. III, S.315) im UVL eine zitronengelbe Fluoreszenz
zeigen soll, waren an unserem Material keine derartigen Beobachtungen zu
machen.
Wie schon eingangs erwähnt, kommen im Muttergestein, im Stelzing-Marmor,
an verschiedenen Stellen in der Nähe vom "Hirschensprung"
kleine, der Hüttenberger Vererzung zugehörige Mineralisationen mit
Realgar, ged. Arsen, Arsenkies, Ankerit, Kalzedon u.a. vor. Auch die Gold
führenden Arsenkies-Ganglagerstätten der Kliening sind nicht weit
entfernt. Auf eine solche Herkunft ist bei Verwitterung die Arsensäure zu
beziehen, die durch Einwirkung auf Dolomit hier im Gebiet der Saualpe das
seltene Arsenat erstehen ließ.
Diese Studie bezeugt wieder die erfolgreiche Zusammenarbeit von einem
Sammler mit der wissenschaftlichen Forschung und wir danken Dir. Val.
LEITNER herzlichst für das hochinteressante Material.
SCHRIFTTUM:
CLAR,
E. & H. MEIXNER, 1951: Die Arsenvererzung in der Stelzing bei Lölling,
Saualpe, Ktn. – Berg-u. Hüttenmänn.Mh., 96., 1951, 172-174.
GRAMACCIOLI, C. M., 1978: Die Mineralien der Alpen.- 1., 264 S., 2. ,
265/505, Stuttgart 1978.
LARSEN, E. S. & H. BERMAN, 1934: The microscopic determination of the
non-opaque minerals. - Geol.Surv. , Bull.No.848., Washington 1934, 266 S.
MEIXNER,
H., 1974: Die Mineralvorkommen der Saualpe. - in A. PILGER et al.,
199-217.
PALLIX, G., 1978: Bou-Azzer, Marocco. - Min.Record, 9./2, 1978, 69-73.
PIEROT, R.,1964: Contribution a la mineralogie des arseniates calciques
et calcomagnesiens naturels. -Bull.soc.franc. Miner.Crist.- 87., Paris
1964, 169-211.
PILGER,
A. - R. SCHÖNENBERG & N. WEISSENBACH, 1974: Geologie der Saualpe. -
Clausthaler Geolog.Abh., Sonderbd. l., Clausthal-Zellerfeld 1974, 232 S.
ROBERTS, W. L. - G. R. RAPP Jr. & J. WEBER, 1974: Encyclopedia of
Minerals. - New York 1974, 693 S.
STRUNZ,
H., 1970: Mineralog.Tabellen. - 5.Aufl., Leipzig 1970, 621 S.
WINCHELL, H., 1965: Optical properties of minerals. -New York 1965, 91 S.
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