Leitner V. / 1984                                                                                                     Textauszug

 

EXKURSION 2 bzw. 12: GERTRUSK.

Von Valentin LEITNER

EXKURSIONSROUTE:
St. Veit a.d. Glan -Brückl -Eberstein -Wieting Weißberger Hütte -Fußmarsch Gertrusk (Gehzeit max. 11/2 Stunden) -und so zrk. nach St. Veit a.d. G/an.
Einleitung :
1. Voraussetzungen: Gute Gehfähigkeit der Teilnehmer auch in steilern und steinigem Gelände, festes Schuwerk (mit Profil), prophylaktisch Schlechtwetterausrüstung gegen Nässe und Kälte für den Überraschungsfall.
2. Lage des Zielpunktes: Der Felsen des Gertrusk liegt in der nördlichen Saualpe und erreicht 2 044 m Seehöhe. Zu erreichen ist er von St. Veit aus durch das Görtschitztal, Auffahrt von Wieting bis zur Weißberger Hütte in 1607 m SH. In einer guten Stunde läßt sich der Gipfel erreichen.

Geologie:
Siehe Geographie und Geologie der Saualpe von Dr. Gerhard Niedermayr zu Exkursion 3. bzw. 13.

Mineralogie:
Der Felsen des Gertrusk: Sein Geschlecht ist nicht exakt bestimmt. Zumeist wird er männl ich als "der Gertrusk" bezeichnet. In einheimischen Kreisen hört man auch oft die sächliche Form. Gegen Osten fällt er rund 50 m steil ab, gegen Westen ist er dachförmig geneigt. In Nord-Süd-Richtung überquert ihn (es) ein Wandersteig. Am Fuße der Felswand breiten sich Blockhalden aus. Der Gesteinskörper ist Eklogit, und zwar von der dunkleren Art, die nach H. Meixner reicher an Eisen ist als die hellere. Aus einigen Klüften sind im Laufe von Jahrzehnten fallweise mannigfache Minerale bekannt geworden: Epidotnadeln von grüner bis tiefgrüner Farbe, z.T. auch in Büscheln; fingerdicke, schwarze XX der gemeinen grünen Hornblende, die in ihrer Längserstreckung einige cm erreicht haben Pseudomorphosen von Rubinglimmer nach oktaedrischen Pyrit XX, durchscheinende, gelbe Titanit XX in der normalen Briefumschlagform, Albit spätig und auch in seiner typischen Kristallform, schöne, weiße xx bis zu einigen cm Kantenlänge und auch in dem Habitus Periklin, bräunliche Stengel von Klinozoisit, Epidot, Pseudowürfel von Quarz, kleine Bergkristalle, weiters noch geringfügig Kupferkies, Malachit, Chrysokoll, Brochantit, Allophan, rosa Klinozoisit um Pumpellyit. Andere Kluftöffnungen seitlich des Felsens erbrachten neben den o.a. Mineralen noch Aktinolith, Byssolith, Prehnit und schließlich Skapolith. Auf dem Gipfel ist in einigen Rissen fulguritisches Omphazitglas zu sehen (kleine, schwarze Kügelchen), die sich nach Blitzschlägen in den Felsen gebildet haben.
Neuerdings konnte auch das Zeolithmineral Ferrierit an der Nordseite des GERTRUSKS gefunden und auch der röntgenographischen Bestimmung unterzogen werden und gilt für die Fundstelle als gesichert (Best. Postl/Walter Landesmuseum Joanneum Abt. Mineralogie Graz)
Wenn es Wetter, Kondition und Zeit erlauben, könnte auch der Sandkogel besucht werden, der ca. 1 Std. Gehzeit weiter im Osten liegt. Er ist ein Vertreter des Fe-ärmeren, hellen Eklogits mit eingesprenktem Disthen (Cyanit) Typus Kupplerbrunn. Auf diesem Weg streift man auch zwei ehemalige Rutilfundstätten.
Für allzu optimistische Sammler für Großfunde muß leider gesagt werden, daß der(das) Gertrusk heute nur mehr eine kleine Fundstelle ist. Gertrusk und Co. sind kein betriebener Steinbruch oder Bergbau, wo ständig neues Material zutage kommt. Die bekannten Funde erfolgten in Jahrzehnteabständen. Was noch oberflächlich aufliegt, sind XX, die von Sammlern übersehen worden sind, und übersehen werden im allgemeinen nur Kleinigkeiten. Dennoch lohntsich eine Wanderung bei schönem Wetter dorthin, allein um die sehr bekannte und viel besuchte Mineralfundstelle kennenzulernen.

MEIXNER, H. (1964)
202.
PSEUDOMORPHOSEN VON RUBINGLIMMER NACH OKTAEDRISCHEN PYRIT= XX UND ANDERE MINERALE VOM GERTRUSK, SAUALPE, K.

Der Eklogit=Gipfelaufbau des Gertrusk (2044 m S. H. ) ist seit langem eine bekannte Mineralfundstätte (vgl.9). In Klüften dieses Eklogits ausgeschiedene, prächtig gefärbte Aggregate von nadeligen bis stengeligen Epidot =xx sind für Sammler begehrte Objekte. Im steilen Ostabfall des Gertrusk ist in den letzten Jahren von einheimischen Sammlern eine größere Kluft ausgebeutet worden, die reichlich solchen Epidot liefert. In diesem eingewachsen, sind aber auch schwarze, meist rein oktaedrisch entwickelte Kristalle von 0 ,5 bis 4 cm Durchmesser vorgekommen. Im Tausch und Handel erschienen sie erst als "Magnetit", dann, als erkannt war, daß sie weder eine Magnetnadel beeinflussen noch einen schwarzen, sondern einen braunen Strich geben, als "Braunit"!
Auf meine Bitte suchte Schulleiter V. LEITNER (St. Michael ob Wolfsberg) im letzten Frühjahr die Fundstätte auf und versorgte mich mit Beobachtungen und einem reichlichen Untersuchungsmaterial. Die meisten von mehreren dutzend Kristallen zeigen nur das Oktaeder, in einigen Fällen sind kleine Abstumpfungen durch den Würfel vorhanden, noch seltener sind Oktaeder und Würfel als Kubooktaeder annähernd im Gleichgewicht, vereinzelt überwiegt der Würfel. Äußerst selten kommen Kombinationen des Pentagondodekaeders (210) mit dem Oktaeder vor. Die Kristalle erscheinen außen schwarz und glänzend und oft ist dann die Ähnlichkeit zu Magnetit=xx wirklich verblüffend. Im Inneren sind besonders die größeren Oktaeder entweder hohl, oder es sind noch Kerne von Pyrit vorhanden. Die umgewandelte Restmasse ist als Brauneisen (Limonit) zu bezeichnen. Hierbei sind als Limonitkomponenten Rubinglimmer (=Lepidokrokit, γ=FeOOH) oder/und Nadeleisenerz (=Goethit, α=FeOOH) zu erwarten. Unterm Erzmikroskop enthüllt der Anschliff. daß die Verdrängungsmasse einheitl ich aus ein e m grauweiß reflektierenden, blättrigen Mineral besteht, das im deutlichen Refl exionspleochroismus den sehr starken unfarbigen Anisotropieeffekten bei gekreuzten Nicols und spärlichen braunroten Innenreflexen als Rubinglimmer zu erkennen ist. Im Innern eines angeschiffenen Oktaeders ist ein von Rubingl immer umhüllter Hohlraum zu sehen, besonders im Kernteil sind noch reichlich Pyritreste vorhanden, von mit Rubinglimmer erfüllten Kanälen durchzogen, das typische Bild einer Verdrängung zeigend. Die meist rein oktaedrisch entwickelten Kristalle vom Gertrusk sind also als Pseudomorphosen von Rubinglimmer nach Pyrit=xx zu bezeichnen. Vgl. Nachtrag, S. 21!
Die Pyrit=xx sind hier nicht wie bei normaler Verwitterung von außen angefressen und zerstört worden. Es erscheint wahrscheinlich, daß die Oxydation des Pyrits in dieser gangförmig gefüllten Kluft unter einer tertiären Landoberfläche erfolgt ist.
Spuren von Kupferkies, die besonders im begleitenden Feldspat vorkommen, haben durch Verwitterung Malachit , Brochantit und Allophan geliefert; der Feldspat ist durch Malachiteinschlüsse mitunter grünlich verfärbt. Neu für diese Fundstätte ist auch die Beobachtung recht gut ausgebildeter, bis etwa 4 cm großer, durchscheinender gelber Titanit=xx der normalen Briefumschlagform, die in wirrstrahligem Epidot eingewachsen sind. Die gleiche Kluft lieferte Drusen sehr hübscher, bis 2 cm großer Periklin -xx.
Höher oben in der NO-Seite des Gertrusk wurde in letzter Zeit eine weitere Kluft in amphibolitisiertem Eklogit geöffnet, in der außer Periklin -xx auch fast schwarze, kristallographisch gut entwickelte Kristalle von gem. Hornblende .we sie wohl hier schon F. SEELAND (1876)beobachtet hatte, gefunden wurden.
MEIXNER, H. (1976)
355.
BESONDERE MINERALFUNDE VOM GERTRUSK, SAUALPE, KÄRNTEN
In einer der ersten Folgen unseres Mitteilungsblattes "Der Karinthin" habe ich den Mineralbestand dieser berühmten Minerallagerstätte zusammenfassend behandelt, vgl. MEIXNER 1948, S. 8-16; auszugsweise 1957, neu zusammengestellt 1975b, S. 200/203. Heute wird hier zwar nicht von neuen Mineralnachweisen berichtet, doch von neuen Funden besonderer Schönheit und für die Saualpe -ganz ungewöhnlichen Größen. Albit-xx, Epidot usw. sind aus den randlichen Amphiboliten des Eklogitkörpers sowohl aus der "Steilwand" als vom "Kamm" lange bekannt. Vor wenigen Jahren begann F. GRÖBLACHER-HOLZBAUER (Viktring) am Südrand des Gertrusk eine Kluft aufzuschließen und auszubeuten, fand darin bereits Albit-xx, etwas Bergkristalle, Titanit (Sphen) , Epidot und Pyrit. Im November 1975 arbeiteten an derselben Stelle drei Wolfsberger, H. HARTL, W. OZWIRK und H. SABATH, gemeinsam und sie fanden ungleich besseres Material, das mir der letztgenannte zur Untersuchung zur Verfügung gestellt hat, ebenso vorher schon F. GRÖBLACHER.
Auf Amphibolit ist z. B .2 cm stark weißer spätiger Albit vorhanden und darauf sitzen gut ausgebildete Kristalle dieses Minerals: bis 1 cm groß, weiß tafelig nach M(010), in Kombination mit P(001), 1(110), T (110), z (130) und x (101); Zwillinge nach dem Albitgesetz sind häufig. Eigenartig ist die Bedeckung mit hell bräunlichern, berglederartigem Aktinolithasbest. Zwischen den Albit-xx schauen einzelne dunkelgrüne, bis 1x10 mm große Aktinolithnadeln hervor. Diese jüngere Albitgeneration sitzt auf älteren, weißen, dagegen riesigen Kristallen von Albit im Periklin-Habitus. Solche sind z.B. 3x4 bis 5x2 cm groß, sie haben ein Aussehen wie von guten zentralalpinen Fundstellen! Auch im Periklin eingewachsen und oft daraus hervorragend, sind dunkelgrüne nadelige Aktinolith -xx und gelbgrüne Epidot -xx, letztere in 2 bis 3 cm Länge, öfters von Aktinolithasbest "Byssolith" überwachsen oder eingehüllt. Aus solchem "Byssolith" stammen auch mir vorliegende 1/2 bis 1 cm dicke und bis 4 cm lange, beidseitig ausgebildete Epidot-xx oder Fragmente (der größte Epidot-x soll hier 9 cm lang gewesen sein). Diese Epidote sollten einmal goniometrisch bearbeitet werden. Es sind immerhin die bisher besten und größten aus Kärnten stammenden Epidot-xx, durchaus den Knappenwandvorkommen vergleichbar, doch viel heller und gelbgrün gefärbt.
MEIXNER, H. (1977)
PREHNIT -XX VOM GERTRUSK, SAUALPE, KÄRNTEN

Der Eklogitkörper des Gertrusk zählt seit bald nach 1800 zu den berühmtesten Mineralfundstellen der Saualpe. Eine Zusammenstellung seiner Minerale mit weiterem Schrifttum brachte H. MEIXNER, 1975, S. 200/201) ergänzend dazu wurde knapp danach, vgl. H. MEIXNER, 1976, S. 17, von einem neuen Mineralkluft Aufschluß im randlichen Amphiblit am Südrand des Gertrusk-Kammes berichtet , wobei es auffällig große Periklin -, Epidot und Aktinolith -xx gegeben hat. Viel Material dieser Fundstelle habe ich bei Dir. V. VAVROVSKY (Althofen) durchgesehen. Dabei sind mir Stücke aufgefallen, die auf Klüften 1 bis 7 mm große weiße, gestreckt sechseckig. tafelige Kristalle zeigen, die z.T. gekrümmte Flächen und bündelige Verwachsungen aufweisen. Wie optisch bestätigt werden konnte, liegt wieder einmal ein typischer Fall von Prehnit vor. Dieses Mineral, erstmals für die Saualpe von F. MOHS (1804) erwähnt, ist hier durch fast 150 Jahre vergeblich gesucht worden, doch aus den letzten beiden Jahrzehnten kennen wir es nun bereits aus weit über einem Dutzend Vorkommen in verschiedenen Paragenesen.
Im vorliegenden Fall zeigt der Dünnschiff einen teilweise amphibolitisierten Eklogit mit stark symplektitischem Zerfall des Omphazits und von der Kluft aus -im cm-Bereich -auch eine Prehnitisierung des Gesteins.

Angeführte LITERATUR:

MEIXNER,H. (1964) Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XIX.- Carinthia II, 154/74: 7-21.
MEIXNER , H. ( 1976) Neue Mineralfunde aus Österreich XXVI. - Carinthia II, 166/86: 11 -42.
MEIXNER,H. (1977) Neue Mineralfunde aus Österreich XXVII. - Carinthia II, 167/87: 7-30.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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