Angel F. & R. Staber / 1961 Textauszug |
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Die
Stellung der Tandelspitze (2623m) im östlichen Tauernfenster. Von Franz ANGEL (Graz) und Rudolf STABER, (Spittal/Drau). (Mit zwei Textfiguren). Die Tandelspitze gehört zur Reisseckgruppe; sie bildet den mächtigen östlichen Eckpfeiler der Südumrahmung des Gössgrabens und liegt in ein e m Kamm mit dem Hohen Reißeck (2959 m). Hochalm-Ankogelgruppe und Reißeckgruppe gehören derselben geologischen Einheit an, dem östlichen Tauernfenster Kobers (L 9). Sie liegt außerhalb des Kartenblattes 1:50.000 der Hochalm-Ankogelgruppe, das der Deutsche Alpenverein herausgab und nachdem wir unsere geologisch-petrographische Gebietsaufnahme machten (L 3). Mit dem von uns vermuteten Verlauf der Silbereckscholle sowie mit dem Verlauf der Zwischenschiefer im Gössgraben trat an uns . die Notwendigkeit heran, das Tandelspitzgebiet zu begehen, denn aus dem Schriftgut war darüber nichts zu entnehmen. Östlich der Malta hat Angel (L 5) das Ende der Silbereckscholle bei Feistritz im Maltatal an dessen Sohle aufgefunden. Vom Bau des Gössgrabengebietes war uns seit 1934 bekannt, daß das zwischen Klampferer Köpfl und Gössbichl bzw. Winterleiten zunächst von uns analysierte Schieferniveau um den Hochgösskessel herum zieht und auch in der Schwalbenhöhe sowie am Lärchriegel zutage tritt. Es wird aber schon an der letztgenannten Örtlichkeit beträchtlich migmatisiert, damit zu großer Mächtigkeit aufgeschwemmt, und die Migmatisierung nimmt weiter gegen Osten noch zu. -Wir schlossen, diese Zone müsse im Gebiet der oberen Treskaalm durchstreichen, um den Karlnock . herum in den Brandwald, und durch diesen in die Gegend von Schlazing oder in die Schlazinger Au. Zur Orientierung verweisen wir auf Abb. 1. -Geht man von Gmünd aus in das Maltatal hinein, so trifft man unter dem Altkristallin des Gebirges östlich der Lieser jenes bedeutungsvolle Schaltglied1 welches F. BECKE (L 6) Katschbergschiefer nannte; vgl. auch L 7; 10. R. SCHWINNER setzt sie seinem Gmünder Phyllitgleich. Dieser Phyllit überdeckt die höchste Einheit des Systems der Tauriden KOBER s (L 8; 9). Das ist die Schieferhülle; in unserem Abschnitt dünnt sie bei Malta etwas aus, aber es sind noch alle bezeichnenden Glieder bis ins Tal zugegen, vgl. ANGEL L 5. Wie sich diese Schieferhülle jenseits der Malta verhält, wissen wir nicht. Nach SCHWINNER (L 11) ist sie dort überhaupt durch den Gmünder Phyllit "vertreten". Wir haben sie dort als schmalen Streifen schematisch eingetragen und hoffen, noch etwas davon zu erfahren. -Darunter liegt das Hochalm-Stockwerk, ein Deckensystem mit einer granitischen Intrusion und Migmatiten, die für den Abschnitt östlich der Malta von ANGEL in L 3 beschrieben worden sind. Im Aufbau von Hochalm-Ankogel liegt nun überall unter dem Hochalm-Stockwerk ein eigenartiges "Zwischenstockwerk" (ANGEL-STABER). Dieses ist östlich der Malta bis Rotgülden und noch weiter zweigeschoßig: Obenauf die marmorreiche Silbereckscholle (BECKE)=Liesermulde (KOBER)= Silbereckmulde (EXNER), unten marmorfreie Liegendschieferserie, hier von uns als Gössgraben-Schiefer, niveau zu bezeichnen. Gössgrabenschiefer verfolgten wir im westlichen Hochgehänge des Maltatals nach NW, wie die Skizze Abb.1 zeigt; auf die Komplikationen im Findelkar, Langkar, sowie um den Samersee, wo dieses reiche Schieferniveau ebenfalls aufgeschlossen ist, gehen wir an dieser Stelle nicht ein. Aus der Gegend des Maltaknies und der Wastlbauernalm-Sonntagsboden können wir nun im östlichen Maltatalgehänge die Gössgrabenschiefer nach SO zurück verfolgen, je weiter, desto mehr migmatisiert, und in diesem Zustand erreichen sie die Liegendschieferbezw. Liegendmigmatite der Silbereckscholle. Wir gehen ihr nach NNW nach ins Melnikkar und sehen einen Ast der Liegendschiefer in den SW-Flanken von Sonnblick, Lanischeck und Hafner nach NW ziehen, wo er in der Gegend des Maltaknies mit den Gössgraben-Schiefern des Maltatales sich vereinigt. Ein anderer Ast zieht als Liegendschieferund -Migmatitzone mit der Silbereckscholle weiter nach N. -Den Bestand der Silbereckscholle dürfen wir als allgemein bekannt voraussetzen (vgl. 2; 3); die Gössgraben-Schiefer sind indes noch kaum bekannt: Es sind im Liegenden Amphibolite und deren mehr oder weniger migmatisierte Abkömmlinge, darüber mächtige Granatglimmerschiefer, mit Amphiboliten wechsellagernd, darüber eine Mischungszone mit weißen Feinquarziten, Serizitschiefern und -Phylliten, kurz einer hellen Serizitquarzitgruppe, wie wir sie auch in der Silbereckscholle und in den Radstätter Decken kennen; selten, aber umso bedeutsamer ist die Teilnahme von Karbonatquarziten (Kalkspat- und Ankerit-Quarzite bis -Serizitquarzite), ja von kleinen Spänen von Kalkglimmerschiefer (beim Samersee) und bratschigen Schiefern; ferner kommen hier alle drei Typen von Woiskenschiefern vor, unpigmenierte Biotit, Chlorit, und Chlorit-Biotit Serizitschieferr bis Glimmerschiefer, auch diese z.T. mit Karbonat. -Ferner kommen graphitführende Serizitphyllite vor (Glanzschiefer), Graphitquarzit, gemeine graphitführende Phyllite. In diese Serie sind auch immer wieder Amphibolite und Granat-Glimmerschiefer eingeschuppt, ferner sind Teile derselben migmatisch, aber selten sind sie dadurch unkenntlich geworden. Wir bemerken hier bloß, daß die Gäßgrabenschiefer dem Schieferniveau der Woiskenzunge entsprechen. Unter dem Zwischenschiefer-Stockwerk folgt das Ankogel-Stockwerk, ein stark migmatisiertes und granitisiertes Deckenstockwerk, welches im Bereich unserer Skizze an folgenden Stellen hervortaucht: 1. Im Gößgraben, an der Sohle und in den tieferen Talflanken. Im Hochgößkessel (Tomanbauern Alm) kommen unter den Graniten neuerdings Granatglimmerschiefer und Amphibolite zum Vorschein. Das sieht darnach aus, daß wir dort an der Bodenfläche des Ankogelstockwerks stehen. Vielleicht folgt darunter ein drittes, granitisiertes Stockwerk! 2. In der Maltatal-Tiefe zwischen Weiler Feistritz und Wastlbauernalm. Hier enthält das Ankogelstockwerk zahlreiche Migmatite. 3. Im Hafner-Sonnblickgebiet. Auch da enthält der Granitkuchen zahlreiche Migmatite, sowie amphibolitische Schollen. 4. Im Hang Maltaknie-Samersee. Hier ist das Ankogelstockwerk über das Hochalmstockwerk nach S zurückgeschlagen. Die Lage ist völlig klar einerseits im Gebiet der Hochalmlspitze und des Säuleck-Reißeckkammes, andererseits im Gebiet des !' Bissig-Schobers und der Pölla. Aus der Karte ist die unkomplizierte Folge Schieferhülle-Hochalmstockwerk-Zwischenstockwerk-Ankogelstockwerk abzulesen. Komplizierter ist die Lage im Gebiet zwischen Maltatal und Hafner. Hier taucht ein langer Keil Hochalmmasse (Tonalite und Granite) in eine mächtige Mulde des Zwischenstockwerkes hinab. Die Schieferauskleidung dieser Mulde ist vom Melnikkar bis r ins Maltatal zweigeschossig (Silbereckscholle + Liegendschiefer), I auf der Maltataler Seite dagegen eingeschossig (Gößgraben-Schiefer). Offen war für uns noch das Nähere über den Bau des Tandelspitzgebietes. Begehung: vom 25.8.1937, ANGEL und STABER. Wir führten den Weg vom Jägerhaus am Gößgraben-Eingang auf dem Jägersteig über die Brandhütten nach S zur Unteren Tandelalm (1449 m), weiter zur oberen Tandelalm (1763 m), dann flankierend in Schleife auf den W-Grat des Schafelkopfes (2399 m), von dort im Steilhang herunter nach SO und an der Wand entlang zum Tandelsauge, weiter der Wand nach gegen SW zur Treskascharte (2350 m), von hier über den ostgrat auf die Tandelspitze, über deren S-Grat zur Bärennock-Scharte, flankierend zurück zur Treskascharte; nun Abstieg nach N zur Oberen Treska-Alm (ca. 1920 m), weiter zur Unteren Treska-Alm und zu den Pongratz-J.H. im Gößgraben. Bis zur Unteren Tandel-Alm sind die Aufschlüsse in der Wald- und Blockschutt-Lehne spärlich. Seehöhe 1000 m. Steigbeginn. Grauer Augengneis mit granitisierten Glanzschiefer-Schollen. Söhlig bis leicht nach S fallend. 1100 m. Brandhütten. Kräftige Bänder- und Streifenmigmatite, 10-15° SO fallend. 1445 m. U. Tandelalm. Körnig-streifiger Amphibolit. 1450 m. Normalgranit mit migmatisierten, der Art nach nicht mehr kenntlichen Schieferblättern und einer dünnen Amphibolitlage. Streichen N 25° O, Fallen 20° SO. bis 1530 m. Dunkler, körnig-streifiger Plagioklas-Amphibolit, Str. NS, F. 35-40° O. Clivagen in N30°O. 1530 m. Mächtiges Lager von Normal -bis Aplitgranit. bis 1740 m. Obere Tandelalm. Hier setzt wieder Amphibolit ein. Fahrweg nach NO auf den Kamm. 1800 m. Aplitgranit mit glimmerreichen Schieferflasern, erinnert sehr an die Anlauftaler Forellenmigmatite. Str. NS, F. 20° O. 1920 m. Dickes Paket Biotit-Glimmerschiefer (Woiskentyp II), phlebitisch durch Aplitgranit-Aderwerk. 1960 m. Dasselbe verwalzt mit Granat-Glimmerschiefer, fältelig, dazu Injektion mit Aplitadern. 2050 m. Granat-Glimmerschiefer, verschuppt mit Biotit-Glimmerschiefer (Woiskentyp II), Str. N 10°O, F. 20° SO. 2070 m. Migmatischer Normalgranit mit winzigen Schwärmen von hellrotem Almandin, ferner Forellen von Serizitschiefernatur und Fetzen verschiedener Schiefer. Die "Forellen" sind bis handtellergroße Schieferschöllchen und -blätter. Steilanstieg zum Schafelkopf. Biotitisierter Amphibolit, dann Bänke von gemeinem, hangend von PlagioklasAmphibolit, N 20° O-Streichen, 30° SO Fallen. 2200 m. Aplitgranit, Str. N 25° W, F. 25° NO. 2250 m Migmatitzone. Liegend viel zur Unkenntlichkeit bis migmatisierte Schiefer verschiedener Gruppen, 2399 m. hangend basal viel Aplitgranitlagen in den Migrnatiten, noch hangender Bändermig~tit und mächtiger Amphibolit bis zum Gipfel. Str. N 25° W, F. 25° NO. Ab zum Tandelsauge. Zwischen diesem und der Treskascharte dieselbe Migmatitserie. 2350 m. Treskascharte. In Aplitgranit suspendierte Bänderrnigmatite, z.T. biotitisierte Amphibolite. Str. N 25 O, F.20° SO. 2450 m. Bis fast hieher dieser Bändermigmatit, dann weißer, migmatischer Serizitquarzit, dann ein Mischphyllonit, verwalzt aus Chlorit-Serizitschiefer (Woiskentyp I), gemeinem, graphitführenden Phyllit und Almandinglimmerschiefer, graphitführend. 2600 m Tandelspitzgipfel. Almandin-Glimmerschiefer, graphitisch, bis söhlig bis sanft gegen NO gewölbt. 2623 m. Dieselben Schiefer sieht man im Abstieg zur Bärnockscharte. Die Bärnockbasis an der Scharte ist dickbankiger Amphibolit. Die Treska -Scharte folgt einem starken Verwurf, der von ihr aus den Tandelbach entlang streicht und die Malta nicht nur erreicht, sondern jenseits abermals morphologisch betont in Erscheinung tritt in der Feistritzschlucht, vgl. ANGEL L 5, S. 130. Der Nordflügel ist gesunken um etwa 40 m (das ist das Stück zwischen Treskascharte und Tandelsauge). Auch Tandelsauge ist ein dazu paralleler Verwurf um etwa 25-30 m. Und schließlich erscheint auch der Schafelkopf Gipfelblock damit etwas verstellt. Aus der Treska-Scharte nach N absteigend, passiert man zunächst ein aufschlußloses, imposantes Schuttkar. Dann bei 2060 m. Stufenwände. Porphyrgranit und Augengranit. Str. N 10° W, F .15° SW 2000 m. Nächste Stufenwände. Migmatitzone mit weitgehend aufgelösten Amphiboliten und fraglichen Schiefern als Bänder- und Streifenmigmatite. Massen von Porphyr- und Augengranit treten in dieser Zone hervor und herrschen dann bis zur oberen Treska-Alm. 1830 m. Unter der Ob. Treska-Alm. Mächtige und abwechslungsreiche Zone von Bändermigmatit. Metatekt aplitgranitisch, bankweise metablastische Übersprossung mit Mikroklin-Augen. Migmatische Augengneise. 1720 m. Unter dem Stipennock (Stipenleiten)o Porphyrgranit, Str. N 50° W, F.15-20° N. Im Grat Treska-Karlnock-Schafelkopf sieht man ein besonders schar-tiges Gratstück, welches knapp unter 2000 m beginnt und sich nach unten fortsetzt. Das dürfte wohl die Fortsetzung der Schieferbezw. Migrnatitzone sein, die unter der Obo Treska-Alm durchstreicht. Von der Stipenleiten an hat man noch Porphyrgranit bis ziemlich weit talwärts, dann fehlen im Wald die Aufschlüsse. Begehung am 25.9.1942, ANGEL. Von der oberen Treska-Alm zum Stipennock, über den Stipennocksattel zum Hohenkareck (markierte Wegführung). 1900 m, halbwegs zwischen ob. Treska-Alm und Stipennock. Augengranit, migmatisch, Paläsom unkenntlich, mit Mikroklinaugen übersproßt, wahrscheinlich phyllitisch, deutlich schiefrig. Metatekt Aplitgranit. Str. N20°O, F.20°SO0. Stipennock-Grat. Der ganze Grat ist feinkörniger Normalgranit, Höhe 2180 m. Er enthält lange, fingerschmale oder wenig dickere Adern von lagerigen Pegmatoid, mit verschwimmenden Grenzen, von den Adern aus sproßen in die nächste Umgebung Mikrokline ein, sie entfernen sich aber bloß wenige cm davon. Granit-Str. N 10° O, F.20° SO. Tm weit nach N vorgeschobenen Gratteil findet man anstelle der Pegmatoid-Adern Zeilen von Mikroklinen. Im Randkörper eingelagert Bänke von schwach migmatischem Porphyrgranit mit Übergängen in Augengneis. Stipennocksattel-Hohenkareck. Am Sattel: Aplitgranit-Migmatit mit Altbestand von Serizitschiefer, Mikroklin übersproßt. N 10° W, 20°NO. Markierter Weg 2250 m. Dasselbe, ausgebreitet. 2310 m. Augengneis mit einemwenige m langen, in der Bauchung 40 cm mächtigen Pegmatoidgang. -Im Augengneis mehrere bis zu 1 m mächtige Bänke von Bändermigmatit mit dichter Schoppfaltung. 2370 m. Hohenkareck-Basis, beim unteren Treskasee. Amphibolitbänke, N 45° W-Streichen, 10°NO-Fallen. Dann bis zu dem oberen Treskasee: Aplitgranit, mit nebulitisch aufgelösten Amphibolitmassen. 2517 m Hohenkareck-Gipfelregion. Feinkörniger, grauer nebulitischer Normalgranit, N 30°W-Streichen, 15. NO-Fallen, flachwellig. -Im östlichen Nebengipfel bereits die Basis-Bänderrnigrnatite des Bärennock und der Tandelspitze. Obere Treska-Alm-Untere Treska-Alm. Almsteig. 1800 m. Unter der oberen Treska-Alm. Dunkler, mit Mikroklin metablastisch überprägter Bändermigmatit und Augengneis mit dunklem, schiefrigen Grundgewebe (Schieferpaläsom unkenntlich). Str. NS, F.20° W. 1700 m. In der Helligkeit wechselnde Bänder- und Streifenmigmatite, Paläsom meist unkenntnlich. Mikroklinübersprossung wechselnd. Str. N 20° W, F. 10° NO. Darunter folgt grobkörniger Normalgranit, sehr gleichmäßig in Körnung und Bestand, ohne Augen und dgl. 1680 m. Biotit-Glimmerschiefer des Woiskentyp II., daneben Bänke mit unkenntlichem Paläsorn. 1640 m. Migmatischer Aplitgranit mit unkenntlichen Altbeständen, wahrscheinlich auch Granat-Glimmerschiefer. N 60° W, 25 NO Fallen. : Nun hört die Migrnatitzone auf. Sie wird unterlagert von einer mächtigen Bank Porphyrgranit, nach wenigen m folgt der gewöhnliche Norrnal- bis Aplitgranit des Ankogel-Stockwerks mit schlierig-nebulitischen Partien. Noch über der Unteren Treska-Alm geht man in der Schuttflanke, die hoch über die Talsohle reicht. Begehungen des Hohen Reisseck, (ANGEL und STABER, 9.7.1935 und 24.8.1943). Die Flanke Rieckentörl-Radlkopf zeigt Bändermigmatite und Amphibolitbänke als Hangendes des Hochalm-Granites, Str.N 40° W, F. 30, später 20° SW. Gegen die Kaltherberg-Scharte tritt man in eine Bänder-Amphibolitzone großen Ausmaßes ein, Str.N 20°W, F. 15° SW, nahe an der Scharte auch söhlig. Zwischen den Amphibolitbänken liegen mächtige Aplitgranitbänke, die aus den Amphiboliten Hornblenden aufgenommen haben. -So auch in der Scharte. Von der Kaltherberg-Scharte bis zur halben Höhe des Reisseck-Gipfelbaues herrschen söhlige bis flachwellige, mächtige, gleichmäßig dunkle Amphibolite. (2712-2845 m). Von H. 2845 m bis zum Gipfel wechsellagern helle aplitische Granite, ganz massig, dazwischen Amphibolitbänke und sehr interessante Migmatite, die oft das Aussehen von Tonaliten annehmen. Da nimmt bankweise der Aplitgranit soviel Amphibolitmasse auf und verteilt sie in sich, daß schwarz-weiß grobsprenkelige, massige Gesteine entstehen, in welchen die schwarzgrünen. Hornblenden beinahe idiomorph aussehen. Bankweise sind sie zu Biotit pseudomorphosiert. 1m Großen gesehen, erscheinen die Hornblenden im Aplitgranit in verschieden dichten Wolken verteilt, ebenso die aus ihnen hervorgegangenen Biotite. Die besondere Note gegenüber Nebuliten besteht im groben Korn der aufgenommenen Massen. Vom Reisseck bis zur Ritteralmscharte hat man dieselben Gesteine vor sich, ebenso im Gipfel des Zauberer Nock. Auch im Steilhang Ritteralmscharte-Ritteralmkees hat man noch die Bänderamphibolite und -Migmatite. Es folgte bei unserem Besuch eine sehr ausgiebig firnbedeckte Fläche, so daß wir das nächste Anstehende erst bei 2200 m beobachteten: Porphyrgranit. Am Lärchriegel, der Samerund Ritteralmkaar trennt, hat man zwischen etwa 2150 und 2470 m eine ausgedehnte und durch Migmatisierung angeschwollene Schiefermasse, die Gössgraben-Schiefer. Im Liegenden sind die Altbestände oft unkenntlich, im Hangenden kommen nicht oder kaum migmatische Schiefer zutage, die z.T. zu den hellen Serizitschiefern gehören, z.T. zum Woiskentyp I und II, z.T. sind es helle Quarzite. Im mittlereh Niveau dieser Schiefer fanden wir Granatglimmerschiefer, z.T. diaphthoritisch, sowie Streifen- und Bändermigmatite. Bis hieher haben wir die Gossgrabener Schiefer vom Hochgosskessel her mehrfach profiliert. Aber nach O sind wir ihnen nicht nachgegangen. Wir vermuten sie in der "Sagschneid". Das Loch, das noch zwischen Ritteralm und Treska klafft? läßt vorläufig noch nicht genau genug koordinieren, aber wir können. doch mit Sicherheit den allgemeinen Verlauf angeben. Ergebnisse: Da Hochgösskessel, Ob. Tomanbauernalm, untere Sameralm, Ritteralm, Walker-Alm, Untere Treska-Alm das geschlossene, tiefst sichtbare Granitniveau darstellen, genau so wie das an der Nordlehne des Gossgrabens der Fall ist, haben wir darin das Ankogel -Stockwerk zu sehen. Aus der Nordlehne aber streicht nach W und durch Hochgoss sich nach S wendend das mächtige Zwischenschieferstockwerk der Gossgraben-Schiefer. Es wird im Hochgoss gegen S zu immer stärker migmatisiert, und bietet am Lärchriegel das oben beschriebene Aussehen; wenn wir im O eine Fortsetzung suchen, so muß neben der Höhenlage der migmatische Zustand Wegweiser sein; es wäre natürlich umso leichter zu identifizieren, wenn die Migmatisierung nach O wieder abnähme. Das ist aber nicht der Fall. Das Zwischenschiefer-Stockwerk im Treskabereich kann nach der geschilderten Lage nur das Migmatitniveau zwischen 1640 und 1900 m unter der oberen Treska-Alm sein. Es sind einige der im Lärchriegel-Profil erkannten Schiefer auch noch hier zu sehen, es stimmt auch die migmatische Aufschwellung in der Treska zum Bild am Lärchriegel. Damit sind hier die Zwischenschiefer festgelegt. Das Migmatitniveau über der oberen Treska-Alm hat nur lokale Bedeutung und ist vielleicht eine hochverlagerte, abgeschüfte Schuppe. Was über dem Zwischenschieferstockwerk liegt an Graniten, muß nun Hochalmstockwerk seine Es sind die Porphyr- und Augengranite der Region über der Ob. Treska-Alm und am Hohenkareck, am Stipennock usf., wie auch bei 2200m Ritterkar. Darüber muß die tiefe Schieferhülle einsetzen. Das geschieht z.B. auch am Hohen Reisseck, Zauberer Nock, Kl. Reisseck, nahe vergleichbar mit dem Aufbau dieser Stoße von Amphiboliten und Migmatiten am Eissig-Schober. Granat-Glimmerschiefer oder gar andere gibt es an den genannten Punkten noch nicht, die müssen darüber liegen. Aber im Komplex Tandelspitz-Schafelkopf sieht man den basalen Amphibolit- und Migmatitstoß des Reisseck, und darüber die mächtigen Hauben von Mischphyllonit und Almandin-Glimmerschiefer, welche das nächste Glied der unteren Schieferhülle darstellen. In den Mischphylloniten auch schon Glieder, die als helle Glimmerschiefer der Serizitschiefergruppe bezw. Woiskenschiefer-Type einer ev. auszuscheidenden mittleren Schieferhülle zuzuweisen wären. Darüber müßte die Prasinit-Kalkglimmerschieferserie der oberen Schieferhülle folgen. Die ist aber hier nicht mehr da. Die Schieferhülle biegt demnach vom Hohen Reisseck bis zur Tandelspitze um etwa 400 bis 450 m gegen das Maltatal nieder. Für den Schafelkopf sind die Lageverhältnisse komplizierter. Dort liegen ja die basalen Amphibolite an der ob. Tandelalm bei 1740 m, die Mischphyllonite des Ostrückens liegen bei 1920-2070 m, d.h. gegen die Tandelspitze auf kürzester Strecke neuerlich um einen ganzen Sprung von 200 m tiefer. Daß das nicht die oben beschriebene Niederbiegung allein sein kann, liegt auf der Hand. Und so hat ja auch die Begehung die hier staffelig einsetzenden Verwerfungen bezw. Brüche bestätigt, welche das Stück Treskascharte-Tandelsauge sowie den Steilkopf des Schafelkopfrückens tiefer stellen. Ein Teil der Tieferlage beruht aber wirklich auf dem Anhalten der Niederbiegung zum Maltatal. Die Bruchlinie, die am meisten hervortritt, geht von der Treskascharte in die Furche des Tandelalm-Baches. Jenseits muß sie im Treska-Hochkar auslaufen. Diese Verwerfung bedingt wahrscheinlich auch die erstaunliche Trümmerwüste in der obersten Treskakarnische mit. Vgl. Abb. 2. Es sei übrigens nachgetragen, daß in den Woiskenschiefer-Typen des Tandelalm- und Schafelkopf-Mischphyllonitkörpers auch etwas Karbonat steckt (Edelweiß). Gerade hier fällt es auf, daß der Bau dieser Schieferhüllkappen jenem der Zwischenschiefer als Gössgrabener:Schiefer so gut entspricht. Im Abschnitt ob. Tandelalm-Untere Tandelalm muß nun zunächst unter der Schieferhüllenkappe der Hochalm-Granit auftauchen. Das beobachteten wir auch, es ist das Normalbis Aplitgranitlager zwischen Ob. Tandelalm (1740 m) und 1530 m, am Weg zur Unt. Tandelalm. Darunter müssen die Zwischenschiefer durchstreichen. Das ist auch der Fall. Zwischen 1530 m und 1445 m, Unt. Tandelalm, läuft ja eine Migmatitzone durch, die deutlich auch zwei Amphibolit-Niveaus erkennen läßt. Die Zone Untere Tandelalm-Koschach wäre somit in diesem Abschnitt das Ankogel-Stockwerk. Das Zwischenstockwerk müßte durch den Kohlschlagwald gegen Schlazing zutal ziehen. Das haben wir indes noch nicht begehen können. Lesestoff : (1) ANGEL, F. und STABER, R.: Migmatite der Hochalm-AnkogelGruppe (Hohe Tauern). - Min: Petr. Mitteil., 49, 1937, 117-167. (2) ANGEL, F.: Begehungen im Gebiet der Silberecksdholle, 21. August 1938. - Fortschr. d. Min., 23, 1939, V-XXIV. (3) ANGEL, F. und STABER, R.: Geologischer Führer durch die Hochalm-Artkogelgruppe. Mit Kartenbeilage 1:50.000, Manuskript 1943, 149 Seiten. -Etwas umgearbeitet nun veröffentlicht als: Gesteinswelt und Bau der Hochalm-Ankogelgruppe. – Wiss. Alpenvereinshefte, 13, Innsbruck 1952; 1-112 - (4) ANGEL, F. und STABER, R.: Pegmatite und Pegmatoide im Hochalm-Ankogel-Gebiet. - Manuskript, Oberwölz, Juli 1945, 13 Seiten, - Der Karinthin; 27 1954, 2-13. (5) ANGEL; F.: Ein Ende der" Silbereckscholle" im Maltatal. Manuskript. Oberwölz, Juli 1945, 13 Seiten. - Der Karinthin, 42, 1961. 125-139, 139a. (6) BECKE, F.: Bericht über die Aufnahmen am Nord- und Ostrand des Hochalmmassivs. - Sitzber. Akad. Wisse in Wien, Math.nat.Kl., I1,117, 1908, 1-34, bes. 22/23. (7) EXNER, Ch.: Geologische Beobachtungen in der Katschbergzone. (Das Ostende der Hohen Tauern zwischen Mur- und Maltatal, III. Teil). - Mitt. Alpenländ. geol. Ver. (Mitt. d. geol. Ges. in Wien), 25, 1942, 49-106. (8) KOBER, L.: Das östliche Tauernfenster. - Denkschr. Akad. d. Wiss. in Wien, 98, 1923, 201-242. (9) KOBER, L.: Der geologische Aufbau Österreichs. - Wien (Springer) 1938, 1-204. (10) PREY, S.: Über die Katschbergschiefer. - Ber. d. Reichsst. f. Bodenforschung, Wien 1941, 115-119. (11) SCHWINNER, R.: Der Bau des Gebirges östlich von der Lieser (Kärnten). - Sitzber. d. Akad. D. Wiss. in Wien, Math. nat. Kl., I, 136, 1927, 333-382. |
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