Friedrich O. M. / 1968 Textauszug |
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Die Vererzung der Ostalpen, gesehen als Glied des Gebirgsbaues.Von O. M. FRIEDRICH, Leoben. Die zahlreichen, meist leider sehr kleinen Lagerstätten der Ostalpen haben zu verschiedenen Theorien über ihre Entstehung geführt; solche stammen beispielsweise von Be GRANIGG, w. PETRASCHECK:, H. SCHNEIDERHÖHN, abgesehen von zahlreichen noch lebenden Forschern. Diese Theorien sind, ausgenommen jene von SCHNEIDERHÖHN, entsprechend der damaligen Arbeitsweise vor allem auf Lagerstätten aufgebaut , die jeweils gerade für ein Gutachten oder eine Beratung u. dgl. untersucht worden waren. Sie treffen dadurch bestenfalls für diese Lagerstätten zu, befriedigen aber im Großen nicht. Ich hatte mich hingegen stets bemüht, ganze Lagerstätten oder Gebirgsgruppen zu erfassen; daraus ergab sich allmählich eine Vorstellung, die vor allem in letzter Zeit zu -wie mir scheint -den Verhältnissen einigermaßen gerecht werdenden Vorstellungen geführt haben, die nachstehend in einer Art Kurzauszug vorgelegt werden. Eine umfassende Darstellung erfolgt im 7. Band (1968) des Archives für Lagerstättenforschung in den Ostalpen. Die meisten dieser Theorien wurden aufgestellt, ohne daß
man sich klar war, wie viele und welche Arten von Lagerstätten es überhaupt
in den Ostalpen gibt. Zur Tagung der Deutschen Min. Ges. 1953 in Leoben
gab ich eine Lagerstättenkarte heraus, deren beträchtliche Druckkosten
die Magnesitwerke Radenthein trugen. Im Begleittext habe ich die Lagerstätten
in sachliche Gruppen gegliedert, also beispielsweise die kalkalpinen
Blei-Zinklagerstätten zusammengefaßt, sie jenen in anderen Gesteinen
gegenübergestellt usw. Für unser jetziges Vorhaben ist aber eine andere
Gliederung zweckmäßiger, eine solche nach dem Alter, soweit sich ein
solches angeben läßt. Zunächst schälen sich da aus der Vielzahl von
Vorkommen drei große Übergruppen heraus, nämlich: A) Lagerstätten, älter als die alpidische Zeitspanne, B) alpidisch gebildete Lagerstätten
und schließlich C) Lagerstätten, jünger als die
alpidische Gebirgsbildung. Jede dieser Übergruppen läßt
sich dann wieder unterteilen, wobei entsprechend den sehr
verschiedenartigen Verhältnissen sehr vielen Gruppen der Übergruppe B
nur sehr wenige der Übergruppe C gegenüberstehen. Außer Erzlagerstätten im üblichen
Sinne beziehen wir aber auch bestimmte Minerallagerstätten in unsere
Betrachtungen ein, nämlich solche, deren Genesis mit den Vorgängen der
Erzlagerstättenbildung irgendwie zusammenhängen. Dies ist übrigens
schon seit langem für die Magnesitlagerstätten und die eng mit diesen
verwandten Talklagerstätten üblich. Bei den einzelnen Gruppen und
Untergliederungen können jeweils nur einzelne Beispiele genannt werden,
die für den betreffenden Typus kennzeichnend sind. A. Alte Lagerstätten Als solche bezeichnen wir jene,
die vor dem alpidischen Zeitraum entstanden sind. Der Ausdruck "alpidisch"
wird bekanntlich im zeitlichen Sinn gebraucht und umfaßt alle Vorgänge,
die sich nach der vorhergehenden, der variszischen Gebirgsbildung (in der
Steinkohlenzeit) und vor dem Heute, also im wesentlichen vor der Eiszeit
abgespielt haben. 1. Zu den älteren Lagerstätten
der Ostalpen zählen solche des Eisens und der Stahlmetalle; es ist
bekannt, daß sich in diesen frühen Zeiten weltweit Eisenglanz-Lagerstätten
vom Typus der Itabirite Brasiliens oder der Eisenerze von Krivoi-Rog (Rußland)
gebildet haben. Sie sind sedimentär entstanden, daher flözartig
ausgebildet und zählen zu den größten Eisenerzanhäufungen der Erde.
Vertreter dieses Erztypus sind mehrfach auch in den Ostalpen bekannt und
bebaut worden: so am Plankogel in der Oststeiermark und in der Pöllau bei
Neumarkt (Steiermark). Leider sind unsere Vorkommen sehr bescheiden und
deshalb heute unbauwürdig. Durch die schwache Metamorphose der
betreffenden Schichten sind auch die Erze schwach epimetamorph geworden. 2. In altpaläozoischen Schichten
treten aber im Verband mit Grüngesteinen und deren Tuffen auch noch
andere oxidische Eisenerzlagerstätten auf. Ein solches an Diabas
gebundenes wurde auf der Platte bei Graz nach dem 1. Weltkrieg beschürft,
andere sind im Heuberggraben bei Mixnitz, in Mantrach im Sausal oder beim
Gehöft Hamun NO Bleiburg bekannt. Im Heuberggraben handelt es sich um
submarine Exhalationen von Fe- und Mn-Hydroxyden, von dichtem rotem SiO2
(Jaspis) begleitet, durch die schwache Metamorphose zu Eisenglanz umgeprägt.
3. In paläozoischen Schichten
treten mehrfach Manganerze auf; so liegen am Friedkogel und am Kaskogel
bei Veitsch Lagerstätten von sedimentärem Manganspat, durch junge
Umwandlungen schwach angereichert, und auch am Poludnig in den Südalpen
baute man Mangananreicherungen in paläozoischen Kalken ab. 4. Die heute als Grüngesteine
(Diabase und verwandte sowie deren Tuffe) vorliegenden basischen
Erstarrungsgesteine brachten in ihrem Gefolge mehrfach
Eisenkiesanreicherungen. Sedimentäre arme solche Schiefer wurden früher
vielfach als Alaunschiefer abgebaut; so arbeiteten 1520 bis 1590 im
Qberhauser Graben östlich Schladming etwa 300 Leute auf Alaunschiefer. 5. Wichtiger als diese waren aber
Kiesanreicherungen, die heute in meist epizonaler Metamorphose als
Kieslagerstätten vorliegen. Diese enthalten meist auch Kupfer- und
Silbergehalte und wurden mehrfach bis in die neue Zeit hin abgebaut.
Beispiele sind der bekannte Bergbau in der Walchen bei Öblarn, Teichen
bei Kalwang oder Glashütten im Burgenland, auch Großstübing bei Graz. 6. Nicht selten sind sedimentäre
Kiesgehalte auch an Kalke oder deren Grenzlagen gebunden, wie am Nöcklberg
bei Murau oder am Hirnkogel bei Pusterwald. 7. In die Gruppe der
voralpidischen liquidmagmatischen Erzausscheidungen gehören die
Chromerzvorkommen im Serpentin von Kraubath und am Hochgrößen bei
Rottenmann, letztere teilweise metamorph umgeprägt. 8. Wahrscheinlich größer als
wir es heute wissen, ist die Zahl jener Lagerstätten, die der
variskischen Gebirgsbildung zuzurechnen sind. Pegmatoiden Anreicherungen
der zugehörigen Metamorphose entstammt das durch seinen Mineralreichtum
bekannte Kiesvorkommen von Lamrechtsberg in der südlichen Koralm
wahrscheinlich jenes von Naintsch bei Anger. 9. Zu den variskischen Lagerstätten
sind auch jene zu zählen, die dem Bozener Quarzporphyr und seinem Gefolge
zuzurechnen sind und in weiterer Folge auch andere, z.B. jene sedimentären
Blei -Zinklagerstätten im Bellerophonkalk von Calesberg bei Trient. B. Alpidische Lagerstätten
I. Da nach STILLE die großen Kettengebirgszüge aus einer
Absenkung des Bodens hervorgegangen sind, der er den Namen "Geosynklinale"
beilegte, sind auch alle jene Lagerstätten dem alpidischen Zyklus
zuzuordnen, die zusammenhängend mit der Geosynklinal-Bildung entstanden.
Wie ich 1963 bei der Untersuchung der kalkalpinen Blei- und Zinklagerstätten
erkannte, bilden sich beim Absenken des Untergrundes durch Abströmen von
Massen Zerr- und Zersetzungsrisse, und Setzungsrisse, die den tiefen
Untergrund anschneiden und dadurch Lösungen und Gasen erlauben, in höhere
Schichten aufzudringen. Sie bringen dabei Metalle und andere Stoffe (F, S,
P usw.) mit, die Mineralbildungen auslösen. 1. Der Vorgang beginnt zunächst mit dem Aufdringen von
Magnesialösungen, die wohl dem Sima oder noch tieferen Schichten der
Erdkruste entstammen und auch geringe Mengen an Ni, Co, Cr, P2O5
usw. mitbrachten. Da in den unterliegenden Schichten des
Geosynklinaltroges teilweise Kalke vorhanden sind, wurden diese
metasomatisch zu Spatmagnesit umgesetzt. Das Absinken an den Scherrissen
des Geosynklinalbodens ist ein Vorgang "einer „germanotypen"
Tektonik, also mit Auflockerung der Gesteine verbunden. Die Metasomatose
verläuft langsam und in Ruhe, daher das vielfach eisblumenartige oder
pinolitische und oft sehr grobkörnige Gefüge dieser Spatmagnesitmassen. Der Vorgang setzt im Perm ein, jünger Kalke als Oberkarbon
werden von der Magnesit-metasomatose nicht mehr erfaßt. Der Vorgang hält
lange an, doch bringen die Lösungen allmählich immer mehr Eisen, das dem
Spat isomorph eingebaut wird und die Mischglieder Breunnerit, Mesitin,
Pistomesit und Sideroplesit ergibt; dadurch entstehen Spatlagerstätten,
die weder als Magnesit , noch als Eisenerz verwendbar sind, beispielsweise
Die Grube bei Abtenau. Diesen sind auch schon Spuren von Kupfer
beigemengt; sie reichen in sehr kennzeichnender Weise auch noch bis in die
untersten Triaskalkschichten hinauf, bezeugen dadurch, daß dieser Vorgang
bis in diese Zeit hin anhält. 2. Wo im Untergrund keine Kalkgesteinsschichten vorhanden
sind, bilden diese Scherrisse lange, weithin streich8nde und tief hinab
reichende Gänge mit Fe-Mg-Karbonaten der Magnesit-Siderit-Reihe und mit
den Doppelsalzen der Dolomit-Ankeritreihe als Gangarten und Kupfer- und
Nickelerzen als Hauptmetalle: Die Mitterberger Kupfergänge, die ich
entgegen der herrschen Lehrmeinung im 5. Band des "Archivs" so
deutete. Zugehörig sind im Westen etwa der berühmte Erzgang vom Röhrerbichl
bei Kitzbühel und im Osten jener vom Hammergraben bei Filzmoos. Die
Gangspalte reicht bis in den magmatisch aktiven Bereich hinein, wie man
daraus ersieht, daß zwischen einzelnen Phasen der Kupfervererzung auf der
Gangspalte, also dem Setzungsriß ein durch autometamorphe Umsetzungen
stark verändertes Ganggestein empor drang, "Gangdiabas“ genannt,
das von den nachfolgenden, also jüngeren Vererzungsphasen noch durchsetzt
wird. 3. Diese jüngeren Teilvorgänge bringen auch viel Eisen,
das als Eisenspat noch z.B. in der Taghaube in die unterste Trias
hineinreicht und auch Spuren von Kupfererzen und Zinnober führt. Wo von
diesen jüngeren Phasen Kalke angetroffen wurden, sind sie zu Ankerit,
z.B. am Götschenberg, oder Siderit (Kollmannsegg) umgesetzt. Es ist
wahrscheinlich, daß diesem Teilvorgang auch die meisten der
Eisenspat-Kupfererzvorkommen der Grauwackenzone zuzuordnen sind, ohne daß
eine Abgrenzung heute schon möglich ist. 4. Ein weder in der Gangspalte, noch metasomatisch ausgefällter
Teil des von unten zugeführten Eisens gelangt in das Geosynklinalbecken,
erzeugt dort reduzierende Verhältnisse („Grüne Werfener Schichten von
Mitterberg") und fällt in der untersten Trias entweder in der
sandigen Ausbildung wie in der Taghaube oder in den tiefsten Kalken (Schäferötz,
Höllgraben, Flachenberg bei Werfen). 5. Das Kiesvorkommen von Schwarzenbach im Dientenergraben
mit Magnesit als Gangart, Pyrit und Kupferkies als Erze vermittelt hier
zwischen den Magnesitlagerstätten (des Dientener Gebietes) und den
Kupfererzgängen. Die Tatsache, daß im Gebiete zwischen Mühlbach und
Dienten sowohl Magnesit wie auch Sideritlagerstätten neben den
Mitterberger Kupfererzgängen vorhanden sind", spricht sehr dafür,
daß die in die Tiefe setzenden Zerrklüfte lange tätig (aktiv) blieben,
daß sich gegen oben hin aber jeweils einzelne Trümmer mit den
betreffenden Vererzungen abspalteten, wie wir ja auch nach oben hin ein
Aufspalten des Hauptganges mehrfach feststellen können. 6. Im. Laufe der auch geologisch langen Zeiträume ändert
sich die chem. Zusammensetzung der aufsteigenden Lösungen: neben dem
Eisen treten nun Blei und Zink in den Lösungen auf, teilweise begleitet
von Fluor und Barium. Das aufsteigende Fluor bildet in den unteren
Triaskalken (z.B. Guttensteinerkalk) für sich auch die Flußspatvorkommen
, beispielsweise von Gams bei Hieflau oder von St. Gallen (Obersteiermark)
u.v.a. 7. Da Kohlensäure in den Lösungen, die in der mittleren
Triaszeit auf diesen Scherrissen aufdringen, immer mehr und mehr von
Schwefel begleitet und später ersetzt wird, treten neben und an Stelle
des Siderits und des Ankerits Markasit und Pyrit; ein Teil des Eisens geht
auch in die Zinkblende. Da sich inzwischen schon mächtige Schichten
kalkiger Sedimente abgelagert hatten, können die auf den Zerrspalten auch
diese Schichten durchdringenden Lösungen metasomatisch darin Erzschläuche,
-gänge usw. füllen und geben so den epigenetischen Anteil der Blei-
Zinklagerstätten. Ein Teil gelangt aber in das darüber befindliche Meer,
vergiftet teilweise die Kleinlebewelt, deren Reste bitumenreiche Lagen
bilden können und fällt schließlich sedimentär schichtgebunden aus (Radnig,
Unken, Raibl z.T., Gorno usw.). Das noch wenig verfestigte kalkige
Sediment wird im Bereich dieser Setzungsrisse zerrüttet, gibt sedimentäre
Breschen etwa in der Art des Jaukenkalkes, kann dabei -etwa durch aus dem
Untergrund (Sima) noch immer hochgeschleppte Magnesia - in Dolomit
umgewandelt werden. Da diese Zerrspalten in den Unterbau einschneiden, können
von dort auch magmatische Schmelzen hochdringen und geben so den (an sich
nicht sehr starken) Triasvulkanismus, der besonders in den westlichen Südalpen
(Dolomiten) verbreitet ist und dort auch lagerstättenbildend wirken kann.
8. Abgesehen vom Absinken des Geosynklinalbodens verlief
der Absatz der mesozoischen Sedimente im großen und ganzen in
tektonischen Ruhezeiten. Erst im Jura machen sich die Vorphasen der
alpidischen Orogenese bemerkbar. Damit mehr oder minder lose
zusammenfallend, wird Mangan an verschiedenen Stellen der Kalkalpen ausgefällt
(Walderalm bei Innsbruck, Strubbergschichten bei Abtenau u.a.). Wenn das
Mangan darin auch vielfach biologisch angereichert ist, erscheint es doch
sehr wahrscheinlich, daß es ebenfalls aus der .Tiefe zugeführt worden
ist, in der Art eines natürlichen "Kunstdüngers", aber das
Leben der betreffenden Organismen angeregt .hat. Dazu paßt, daß z.B. die
in der Trias sedimentär ausgefällten Siderite -(Teltschenalm) besonders
manganreich sind. II. Zwischen Unter- und Oberkreide setzt erst die
alpidische Orogenese mit der Austrischen Phase ein, weitere Phasen halten
bis ins Jugendtertiär hinein an. Damit beginnt der zweite Hauptteil der
alpidischen Vererzung. Das ist zugleich jener, der bisher bei Fragen der
Vererzung fast ausschließlich berücksichtigt wurde. 1. Zunächst werden durch diese
Bewegungen aus der Tiefe basische und ultrabasische Magmenteile
hochgeschleppt. Die Ultrabasite, die in die wassergesättigten Sedimente während
Bewegungsphasen eindringen, nehmen Wasser auf und werden zu Serpentinit
umgewandelt. Sie geben aber auch Magnesia an die Umgebung ab und es ,
kommt zu allerlei Wechselreaktionen, aus denen einerseits die
Serpentinhofgesteine hervorgehen, andererseits bilden sich dabei
verbreitet breitet Talklagerstätten , beispielsweise jene der
Tauernschieferhülle (Bruck im Fuschertal/Ferleiten, Laderding bei
Gastein), oft von feinfaseriger Hornblende (Asbestine) begleitet. Auch
richtige Hornblendeasbest -Lagerstätten können entstehen (Stern ober
Rennweg). Offensichtlich werden bei dieser Orogenese auch die schon
in der ersten „Magnesiamobilisation" (Magnesitbildung) wirksam
gewesenen tiefen Zerrspalten wieder aktiviert, die Magnesite zerschert,
zerstückelt, in die Hüllgesteine eingewickelt. Diese sowohl wie die
Magnesite werden dabei weitgehend in Talk umgewandelt (Rabenwald bei
Anger, Oberdorf/Tragöß). Diese Vorgänge gehen schon unter den
Bedingungen einer erststufigen Metaraorphose vor sich, die der
"Tauernkristallisation" weitgehend entspricht. Geringe Mengen an
Cr, Phosphorsäure, Titan usw. werden dabei ebenfalls aktiviert (Apatit,
Fuchsit, chromhaltige Hornblenden und Zoisit, dann Anatas usw. 2. Aber nicht nur Ultrabasite werden hochgeschleppt, es dringen verbreitet auch basische (gabbroide) Gesteine hoch. In ihrem Gefolge werden wieder Lösungen gefördert, die sedimentäre Kieslager von oft recht beträchtlichen Ausmaßen liefern. Durch die Tauernkristallisation umgeformt, stellen sie die alpinen Kieslager des engeren Tauernbereiches dar: Großfragant (nach S. PREY), Großarl, Rauris, Pinzgau u.v.a. 3. Die im Untergrund der Geosynklinale in die Tiefe
gebrachten Massen rekristallisieren, werden teilweise zu palingenen
Graniten (Tonaliten usw. ) umgeformt. Diese Massen steigen als
syntektonische Granite usw. hoch. Dabei werden wieder metallführende Lösungen
mit hochgebracht und bilden die typischen" alpinen Lagergänge",
also mehr oder minder in die Schieferung des Nebengesteins
eingeschlichtete, oft schichtartig scheinende Massen, stets unter den
Bedingungen der Tauernkristallisation und verwandter Metamorphosen
kristallisiert. Deshalb wurden sie beispielsweise von H. HUTTENLOCHER zu
den metamorphen Lagerstätten gestellt. Nach meinem Dafürhalten werden
sie aber besser als auf Bewegungsflächen ausgeschiedene, unter den
Bedingungen einer 1. stufigen Metamorphose (Tauernkristallisation) aus-
(also nicht um-!) kristallisierte Lagerstätten bezeichnet. Hierher gehören: a) die Goldlagerstätten von Schellgaden b) die Silber -Kupferlagerstätten von der Art wie Krombach
im Obertal bei Schladming c) soweit derartige Lagerstätten in freien Deckenteilen
auftreten, sind auch echte Gänge möglich, wie der Kupferkies
-Fahlerzgang Seekar am Radstädter Tauern bzw. Zinkwand-Voettern. d) Die Silber -Bleilagerstätten Roßblei , Eschach,
Duisitz im Obertal bei Schladming. Die bisher erwähnten treten uns im Kleide einer mittleren
Metamorphose entgegen. In höheren Stockwerken, beispielsweise in paläozoischen
Serien, treten auf: e) die "Grazer Bleizinklagerstätten", bzw. in
der "Gurktaldecke" die f) Mittelkärntner Bleizinklagerstätten, wie Meiselding,
Kraig, Zweinitz. g) Eine Sondergruppe für sich bilden die „Schneberger
Lagerstätten" im gleichnamigen Gesteinszug mit den zugehörigen
Lagerstätten bei Pflersch usw. h) Auf ähnlichen Bewegungsbahnen haben sich auch die
Lagerstätten gebildet, die an das Dach des Engadiner Fensters gebunden
sind. 4. Gegen Ende der Hauptphase der Orogenese leben die uns
schon vom Mitterberger Kupfererzgang her bekannten Zufuhren an Eisen (FeCO3),
Kupfer, Silber, Quecksilber (Zinnober) wieder auf oder sie halten bis in
diese Zeit hinein an, was mir gar nicht unwahrscheinlich erscheint.
Hierbei kommt es -soweit reaktionsfreudige Kalkgesteine vorhanden sind -
wieder weitgehend zu Metasomatosen. Derartige Lagerstätten haben wir in
der steirischen Grauwackenzone (Erzberg, Radmer) mit Eisenspat und
Kupferkies, während im Westen, etwa ab der Salzach das Fahlerz mehr und
mehr vorherrscht (Gebiet um Kitzbühel, Schwaz-Brixlegg). Möglicherweise
,wirken sich darin primäre Teufenunterschiede aus. Es scheint sich diese
Phase weitgehend mit der jüngeren Kupferkies-Eisenspatphase von
Mitterberg zu decken, nur daß die betreffenden Gesteinspakete stärker in
die Orogenese einbezogen worden sind und daß etwa vergleichbare
Beziehungen vorliegen wie zwischen dem Erztyp -Krombach zum Erzgang des
Seekars! III. 1. Nach den Hauptphasen der Orogenesen dringen die
sogenannten Periadriatica hoch (Adamello, Rieserferner). Dort, wo diese
Gesteine frei zu Tage anstehen, sind sie zwar recht erzarm (siehe Lagerstättenkarte),
aber im Osten der Rieserfernergruppe tauchen sie unter das südliche
Kristallin; hier in den Villgratener und Defereggener Bergen und in der
Kreuzeckgruppe ist ihr Dach nicht nur von vielen Porphyritgägen durchschwärmt
(z.B. Johann im Walde), sondern von einer Unzahl von Kieslagerstätten,
die besonders in der Kreuzeckgruppe gut studiert sind. Als Beispiele genügt
es, Panzendorf, Tessenberg, Fundkofel, Knappenstube zu nennen. 2. Der Zug reicht nach Osten etwa bis Spittal/Drau. Ungefähr
20 km nördlich der Stelle, wo der vorerwähnte Lagerstättenzug aussetzt,
beginnt bei Innerkrems ein über Turrach-Friesach-Hüttenberg-Waldenstein
bis nach Salla bei Köflach reichender Zug von Eisenspatlagerstätten,
bekannt als der südliche Eisenspatzug .Im Westen zeigt er ausgesprochen
subvulkanischen Charakter; nach Osten senkt sich der Herd in die Tiefe, so
daß er hier als hochplutonisch anzusprechen ist. Im Westen, von
Innerkrems bis über Turrach ist der Zug ganz ausgesprochen an die Überschiebung
der Gurkteldecke über die Mesozoikumhülle ("Trias von
Innerkrems") ober dem Murtalkristallin gebunden. Im Osten wird der
Herd von den Tiefenlinien des Görtschitztal und des Lavanttal-Bruches
angezapft. Nach den Forschungsergebnissen der Hüttenberger
Arbeitsgemeinschaft (CLAR, FRITSCH, MEIXNER usw.) ist dieser Erzzug zur
jungalpidischen Vererzung zu rechnen, d.h. er ist jünger als die
vorgosauische Gebirgsbildung, während die Eisenspäte der
Grauwackenvererzung schon als Gerölle in der Kainacher Gosau liegen
(ALKER). Die Vererzung um Hüttenberg ist auch heißer gebildet als jene
der Grauwackenzone. Ich halte es deshalb für sehr wahrscheinlich, daß
diese Vererzung auf die Fortsetzung des periadriatischen Magmenherdes nach
Osten zurückgeht, der hier in die Tiefe getaucht und dessen uns als seine
Äußerung sichtbaren Lagerstätten durch den Nordschub der Gurktaldecke
um etwa 20 km nach Norden geschoben erscheinen. IV. 1. In den durch Granitisierung in der Tiefe
entstandenen palingenen Zentralgneisen der Hohen Tauern treten vor allem
dort, wo die Zentralgneiskuppeln von der Mölltallinie geschnitten werden,
Setzungsrisse, offene Gangspalten auf: die Tauerngoldgänge des
Sonnblickgebietes usw. Diese zählen zu den jüngsten, nach
abgeschlossener Deckentektonik erfolgten Vererzungen. An sie schließen
sich im Bereiche der Zentralalpen auf jüngsten Zerrklüften nur die
Mineralbildungen an, die in Sammlerkreisen als „alpine
Kluftmineralisation" bekannt sind. 2. In Südkärnten haben wir aber noch einen weiteren Herd
subsequenter Magmen, der als Dazit von Saldenhofen usw. bekannt ist, Er
wird ebenfalls von den jungen Querstörungen des Lavanttales angeschnitten
und lieferte die Erze von Ruden, Schwabegg, Wandelitzen und Brückl. Es
ist nicht ausgeschlossen, daß er genetisch irgendwie mit der von mir
angenommenen Fortsetzung der Tonalite von Rieserfern-Innerkrems-Hüttenberg
zusammenhängt und nur durch seine geringere Tiefenlage von diesem
unterschieden ist. 3. Am Süd- und Ostabbruch des Deckenlandes der Ostalpen
treten verschiedentlich Quecksi1ber -(Glatschach, Stockenboi), Antimon
-(Leßnig, Rabant, Schlaining) und Auripigment-Lagerstätten (Stein bei
Dellach) auf. Sie dürften wohl auch auf den Magmenherd des subsequenten
Magmatismus (Periadriatica bzw. Dazite-Andesite) zurückzuführen sein. Der finale Magmatismus im Sinne von STILLE, der im
wesentlichen die Basalte urmfaßt hat, soweit wir es jetzt beurteilen können,
keine Erze gebracht. Überblicken wir abschließend die alpidische Vererzung, so
sehen wir sie enge mit dem Werden des Gebirges verwoben. Ähnlich wie den
Magmatismus könnte man auch die Vererzung unterteilen in eine initiale
(Magnesit, Kupfererzgänge, Eisenspat, Blei- und Zinkerze), die im frühen
Geosynklinalstadium ablief, gefolgt von einer syntektonischen (vor allem
die Lagergänge) während der Orogenese; darnach tritt die subsequente
Vererzung, gebunden an die Periadriatica und an die Dazite und Andesite
der Südalpen auf. Auch die Tauerngoldgänge sind wohl subsequent
einzustufen. Wir haben in den Ostalpen aber nicht nur die große Südnarbe
(Insubrische-, Pustertal-Drautal-Linie), die den durch Deckenbau geformten
Teil der Ostalpen von den südlichen Kalkalpen mit ihrem grundsätzlich
anderen Bau trennt (alpino-dinarische Narbe), es treten auch innerhalb des
Alpenkörpers große, offensichtlich sehr tiefreichende Brüche
(vulkanische Tuffe) auf, so etwa der Südabbruch der Fohnsdorfer
Kohlenmulde. Dieser ist heute noch als Erdbebenlinie bekannt und fördert
Thermen (Thalheim, Fentsch, Fohnsdorf, Kalksinter v. Maria Buch). Von
dieser Bruchzone ausgehende Erzgänge brachten mehrfach Erze; so die
Flatschacher Gänge, der Kupfererzgang von Teuffenbach, die Arsenkiese von
Blasen-Karchau, den Auripigment führenden Opal (Forcherit) von Ingering
u.a. Auf dieser Bruchzone aufsteigende Thermen erzeugten im Kraubather
Serpentin die Gänge von dichtem Magnesit („Typus Kraubath"). So wie die Geologie der Südalpen einfacher ist als der Bau des Deckenlandes, sind auch die Vererzungen einfacher. Zwar lassen sich jeweils ähnliche und vergleichbare Lagerstätten auffinden, doch würde es den Umfang dieses Aufsatzes übersteigen, hierauf näher einzugehen. Dies soll, so wie die Schrifttumshinweise, der vorgesehenen Hauptarbeit vorbehalten bleiben! Die hier vertretene Theorie verzichtet darauf, den nächstliegenden
Granit oder Diabas oder ein sonstiges Magmengestein als Erzspender
anzusehen. Wir erblicken die Quelle für die Stoffe vielmehr in den tiefen
Schichten der Erde, im Sima oder z.T. {Magnesite} noch tiefer. Da beim "Hinabbau" des Deckengebirges in die
Tiefe die ganzen Gesteinspakete einbezogen, dabei die leicht beweglichen
Stoffe (Metalle usw.). auch zuerst mobilisiert werden können, vielfach
sogar noch vor den Alkalien (Albitisierung!), ist zu erwarten, das der
Stoffbestand etwa darin vorhanden gewesener Lagerstätten ebenfalls
umgeformt und wieder in alpidisch geprägten Lagerstätten entgegentritt.
Diesen Gedanken hat SCHNEIDERHÖHN bekanntlich zuerst ausgesprochen und
vertreten. Er mag tatsächlich für viele vor allem in der Orogenese-Phase
und später entstandene Lagerstätten zutreffen, also für jene, die wir
der "syntektonischen" und der "subsequenten" Vererzung
zuordneten. Da aber dabei die Gesteine und selbstverständlich noch viel
leichter die Erze völlig umgebaut werden, läßt sich der Nachweis, daß
eine bestimmte Lagerstätte so entstanden ist, kaum erbringen. Der
Grundgedanke SCHNEIDERHÖHNs über diese Möglichkeit ist also durchaus zu
bejahen, nur die von ihm benützten Ausdrücke "regenerierte"
bzw. "durchgepauste" Lagerstätten waren nicht treffend gewählt,
weil die alte Lagerstätte ja völlig aufgelöst, ihre Metalle in den
Stoffwechsel der Metamorphose einbezogen und erst wieder am anderen Ort
nur in anderer Form als grundsätzlich neue, alpidische Lagerstätte
wieder ausgefällt worden ist. Dies ist ein viel tiefgreifenderer Vorgang
als etwa die passive Metamorphose einer Lagerstätte. C. Nachalpidische Lagerstätten Nach dem Abschluß der alpidischen Orogenese, der etwa ins
Jungtertiär zu stellen ist, entstanden zwar auch noch vereinzelt Lagerstätten,
doch sind diese wenig wichtig. 1. Wir haben da zunächst limonitische Verwitterungsdecken
auf den jungtertiären Fluren zu nennen. Hierher gehören die
Brauneisenerze des Lichtensteinberges bei Kraubath, die über den
Kraubather Serpentin entstanden sind. Ebenso sind die Brauneisensteine,
die sich in Karstschloten und -rinnen am Devonkalk des Buchkogels bei Graz
gebildet haben, hier anzuführen und auch solche, die als Ocker abgebaut
werden, z.B. Dirnsdorf bei Kammern, auch die "eisernen Hüte"
auf kiesig oder ankeritisch durchsetzten Gesteinen. 2. Schließlich sind noch meist
diluviale Seifenlagerstätten mit Gold u.a. als nachalpidische Lagerstätten
vorhanden, beispielsweise jene von Tragain bei Paternion, solche aus dem
Liesertal oder überhaupt die Ablagerungen der aus den Zentralalpen
kommenden Flüsse Salzach, Drau, Möll und Mur. Wir sehen aus dieser kurzen Übersicht,
wie mannigfaltig unsere ostalpinen Lagerstätten entstanden sind; die Rückführung
auf Andasite und Jungtertiär gilt genauso wie die Verfrachtung fertiger
Lagerstätten durch die Deckentektonik jeweils nur für einen ganz
geringen Bruchteil unserer Lagerstätten. Die gegen solche unbegründete
Verallgemeinerungen erhobene Kritik hat aber der Forschung immer wieder
neuen Auftrieb gegeben. Auch an der hier vorgelegten Betrachtung wird da
und dort manches noch zu ändern sein, doch bin ich überzeugt, den tatsächlichen
Verhältnissen näher gekommen zu sein, als dies bei den früheren,
allzusehr vereinfachenden Theorien der Fall war. Auch sind die innigen
Beziehungen zwischen Vererzung und Gebirgsbau klar hervorgetreten. Diese
lassen sich aber nur erkennen, wenn man die betreffenden Lagerstätten in
der Natur studiert. Der Tatsache, daß die Lagerstätten nur als eine besondere Form von Gesteinen anzusehen sind und das die Lagerstättenbildung nur verstanden werden kann, wann man die gesteinskundlichen Beziehungen berücksichtigt, habe ich schon in meiner Dissertation vor 40 Jahren hervorgehoben und betont, daß die betreffende Lagerstätte (Waldenstein) unter den P-T-Bedingungen entstand, die einer starken, alpidischen Diaphthorese entspricht. Später, z.T. gemeinsam mit E. CLAR, habe ich die Beziehungen zur Tauernkristallisation betont, auch den Zusammenhang von Vererzung mit den Deckenbewegungen hervorgehoben (Innerkrems). So hat sich, allerdings sehr sehr langsam, die heutige Anschauung entwickelt, ohne daß die Grundgedanken aufgegeben werden mußten. Vielfach bin ich allerdings auch mit der Kritik bedacht worden, die eigentlich der "unitaristischen Theorie" von W. PETRASCHECK gegolten hat, weil die Betreffenden den tiefgehenden Unterschied zwischen dieser und meiner Theorie gar nicht beachtet haben.
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