Gross W. / 1982 |
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DIE
STEINBRÜCHE VON TERPETZEN BEI MITTERTRIXEN, KÄRNTEN. VON WALTER GROSS Zusammenfassung: Seit etwa 30 bzw. 15 Jahren sind an der Straße von Brückl nach Völkermarkt, in der Nähe der Streusiedlung Terpetzen, Steinbrüche in Betrieb, in denen ein Amphibol it abgebaut wird. In Klüften dieses Gesteins sind im Laufe der Jahre immer wieder neue und interessante Minerale gefunden worden, und nach den Erfahrungen der letzten Zeit kann wahrscheinlich mit weiteren Überraschungen gerechnet werden, weil ja große Mengen des Gesteins gewonnen und dadurch immer neue Fundstellen erschlossen werden. Die wissenschaftlichen Arbeiten über Geologie und bisherige Mineralfunde sind auf zahlreiche Bände der Carinthia II und andere Publikationen verstreut. Mit diesem Bericht soll deshalb versucht werden, eine Übersicht über den derzeitigen Stand zu geben. Im Südabhang der Saualpe, der nach der geologischen Karte von WEISSENBACH (1978) zum Großteil aus Phyllitserien, südöstlich von Brückl aber aus einem bunten Mosaik verschiedener Gesteine besteht, z.B. solchen der Magdalensberg-Serie, Glimmerschiefern, Marmoren usw., sind unter anderem auch einige Amphibolitstöcke eingelagert. Sie liegen teils direkt an der Straße von Klein-St. Veit gegen Mittertrixen, teils etwas oberhalb dieses Verkehrsweges. Diese günstige Lage bietet beste Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Verwertung dieses harten und widerstandsfähigen Gesteins. Der Bruch an der Straße wurde bis 1980 von der Firma Treppo betrieben, der höhergelegene von der Firma Modre. Nunmehr sind beide Brüche im Besitze letzterer Firma. Nach THIEDIG (1966) sind die Klüfte des Amphibolits der alpidischen Bruchtektonik zugehörig. Schon er hat auf die darin anzutreffende Eisenvererzung hingewiesen. Es handelt sich um typische hydrothermale Kluftfüllungen, die wie einige andere im Saualpengebiet zur Vererzung des Hüttenberger Reviers zu rechnen sind. Nur sind hier wegen der Oberflächennähe besonders viele Verwitterungsprodukte festzustellen. Merkwürdigerweise scheinen sich die Verhältnisse in den beiden derzeit betriebenen Brüchen, die ja recht nahe beieinander liegen, nicht ganz zu gleichen. Es fällt auf, daß einzelne Minerale oder wenigstens deren spezielle Ausbildungsformen gewöhnlich auf den einen oder den anderen Bruch beschränkt sind. Vom unteren Bruch (an der Straße) sind zunächst die schon erwähnten Eisenvererzungen bekannt geworden. In erster Linie handelt es sich um einen eisenarmen Ankerit, den MEIXNER ( 1973) als Braunspat bezeichnet hat. Es gibt davon alle Zwischenstufen bis hin zu fast eisenfreiem Dolomit .Die Kristalle, die in vielen Fällen beachtlich große Kluftflächen bedecken, gehören zu den schönsten dieser Art in Kärnten. Die Rhomboeder können nicht selten Kantenlängen von mehr als einem Zentimeter erreichen. Manchmal sind die Kristallflächen auch gekrümmt. Die Farbe schwankt je nach Eisengehalt und Verwitterungszustand von braun über gelblich bis zu reinem Weiß. Als weiteres Eisenmineral tritt der Hämatit auf, allerdings kaum in Kristallen, sondern meist als dunkelrote Schichte oder auch nur als färbende Substanz im Gestein. Selbstverständlich kommt auch der Limonit als wichtigstes Verwitterungsprodukt überall vor, teils als dünne Schicht über dem Ankerit , teils auch als erdige braune Masse. Zu den ältesten Bildungen in den Klüften rechnet man aber nicht die Erzminerale, sondern Quarz -Kristalle. Es kann sich dabei um feine Rasen aus fast mikroskopisch kleinen, aber glasklaren und außerordentlich regelmäßig ausgebildeten Kristallen handeln, aber auch um größere, 2 bis 3 cm Länge erreichende, dann aber meist etwas trübe und manchmal auch etwas angewitterte Kristalle. Diese primären Quarze sind jedoch fast immer von anderen Kristallen mehr oder weniger bedeckt, sodaß sie erst nach Auflösung dieser Schichten durch Salzsäure zum Vorschein kommen. Gelegentlich vorkommende feine Rasen aus regellos angeordneten kleinen Quarz-Kristallen wurden von MEIXNER ( 1979) als „Spitzentuch“-Quarze bezeichnet. Nicht alle Quarze können jedoch zu dieser primären Generation gerechnet werden. Immer wieder findet man nämlich liegende doppelendige, ziemlich dicksäulige Kristalle, die dem Braunspat oder auch dem Dolomit aufgewachsen sind. Sie können zum Unterschied von den primären Quarzen erst nach der Vererzung entstanden sein. Der Tochter des Verfassers gelang der Fund eines eigenartig geformten Kristalls dieser Art mit der für hiesige Verhältnisse beachtlichen Länge von 7,5 cm. Neben den schon erwähnten Erzen Ankerit und Hämatit sind im unteren Bruch noch kleinere Mengen von Pyrit, Kupferkies, Bleiglanz und Zinklende aufgetreten. Durch letztere konnten übrigens die zunächst für etwas zweifelhaft gehaltenen Funde der Sekundärminerale Greenockit und Hydrozinkit ( in Überzügen auf losen Stücken festgestellt) erklärt werden. Ebenso fand man Malachit und Azurit als Verwitterungsprodukte des Kupferkieses. Viele Kluftflächen sind mit Calcit -Kristallen überzogen. Für diesen Bruch typisch (im Gegensatz zum oberen) ist die unglaubliche Vielzahl der vorkommenden Kristalltrachten des Calcits. So viele verschiedene Ausbildungen eines Minerals wird man auf so kleinem Raum kaum irgendwo antreffen. Vom einfachen Rhomboeder bis zu den verschiedensten Kombinationen ist alles vorhanden. Es gibt außerdem glasklare, milchig trübe bis ganz weiße, gelbliche, grünliche, rötliche und braune Kristalle. Allein das Studium dieser Calcite wäre Stoff für eine wissenschaftliche Arbeit. Nun kann man hier ebenfalls zwischen primären und sekundären Calciten unterscheiden. Letztere, die meist den Braunspat oder Dolomit-Kristallen oder anderen Mineralen aufsitzen, und sehr unterschiedliche Trachten aufweisen, sind sicher bei der Limonitisierung des karbonatischen Eisenerzes, also in erster Linie des Braunspats entstanden. Neben Calcit konnte dabei übrigens auch gelegentlich nadelförmig kristallisierter Aragonit gebildet werden. Im Laufe der Zeit wurde die Liste der gefundenen Minerale immer länger und interessanter. So kamen 1976 dem Verfasser erstmals grüngelbe, undurchsichtige, spätig aussehende Einschlüsse unter, die von MEIXNER (1977) als Titanit bestimmt wurden. Inzwischen ist auch dieses Mineral mehrfach wieder gefunden worden. Weitere, bis jetzt nicht veröffentlichte Funde werden am Schluß angeführt. Der obere Bruch lieferte, wie schon angedeutet, bisher vielfach andere oder wenigstens anders ausgebildete Minerale. Das trifft schon für den Calcit zu. Hier sind Klüfte, vor allem im begleitenden Phyllit, von Calcit bedeckt, der wie Blumenkohl aussieht, oder aber die Kristalle sind klar und in bäumchenförmigen Aggregaten angeordnet. Einzelne Partien sind durch Limonit rostbraun gefärbt. Bezeichnend für das Gestein des oberen Bruches sind flaschengrüne bis grüngelbe Überzüge, die zum Großteil aus Epidot bestehen. Merkwürdigerweise konnten aber Epidot-Kristalle bisher nur ganz selten und dann auch nur in Größen von höchstens einigen Millimetern beobachtet werden. Sie haben die beim "Pistazit" typische gelbgrüne Farbe. Vielfach trifft man aber auf ganz anders grüne Gesteinspartien und Schichten oder Überzüge. In diesen Fällen handelt es sich um Fuchsit , einen chromhaitigen Muskowit. Große Überraschung verursachte vor einigen Jahren die Entdeckung schön stengelig kristallisierten Antimonits (MEIXNER 1978) in einer Kluft des oberen Bruches. Es ergibt sich hier ein Zusammenhang mit der nicht sehr weit entfernten, einstmals bergmännisch abgebauten Lagerstätte dieses Erzes beim vlg. Hapatnik südöstlich von Brückl. Teile des Antimonits sind hier wie dort in Form einer Pseudomorphose in weißlichen Stibiconit umgewandelt worden. Als weiteres Sekundärmineral gibt es leuchtend roten Metastibnit; aber auch kugeliger oder strahliger weißer Valentinit kommt vor und -leider bisher nur einmalig -das sehr seltene Antimonmineral Senarmontit in glasklaren, gelblichen Kriställchen. Es handelt sich um den ersten Nachweis dieses Minerals in Österreich! Weiters lieferte der obere Bruch bisher recht hübsche, wenn auch nicht sehr große tafelige Kristalle von Baryt, teils klar, teils weißlich. Aus den ehemals sicher auch hier häufigeren Eisenkarbonaten ist durch die stärkere Verwitterung zum Großteil Limonit entstanden. Demgemäß ist als Nebenprodukt dieser Limonitisierung öfter als im unteren Bruch sekundärer Calzit und vor allem Aragonit anzutreffen. Der Aragonit kommt aber nicht nur in nadeligen Kristallen, sondern auch in faseriger, der sogenannten Eisenblüte ähnlicher Form vor. Von den Funden der letzten Jahre ist manches bisher noch nicht veröffentlicht. So ist dem Verfasser angegeben worden, daß sich in verschiedenen Sammlungen außer den bereits erwähnten Mineralen z.B. noch Bornit, Chalcedon , Fahlerz, Ilmenit, Palygorskit (Bergleder), Schwefel, Wad und ein interessanter Aktinolith -Tremolit -Mischkristall befinden. Möglicherweise ist diese Liste aber immer noch nicht vollständig. Alle diese Funde zusammen bestätigen jedenfalls immer wieder aufs neue die schon seinerzeit von THIEDIG (1966) geäußerte Ansicht, daß auch die Vererzungen dieses Gebietes zum Typus Hüttenberg zu zählen sind und zugleich mit diesen entstanden sein müssen. Die Sammler werden gebeten, ihre Funde auf jeden Fall auch der wissenschaftlichen Bearbeitung zugänglich zu machen. Die bisher so vorbildliche Zusammenarbeit von Sammlern und Wissenschaft hat ja gerade in Kärnten in den letzten Jahrzehnten eine unglaubliche Fülle neuer Erkenntnisse über die Natur unseres Landes ermöglicht. Der Besitzer der Steinbrüche erlaubt in entgegenkommender Weise das Sammeln in den Brüchen. Allerdings erfolgt das Betreten des Geländes ausschließlich auf eigene Gefahr und die Betriebsleitung kann keinerlei Verantwortung für Unfälle übernehmen. Die Sammler mögen sich bei der Mineraliensuche auch in Zukunft immer so verhalten, daß sie keinen Anlaß zu Klagen seitens der Betriebsleitung geben. Die vorliegenden Ausführungen beziehen sich in erster Linie auf Sammlungsmaterial der Herren H. BERGNER, Dr. G.H. LEUTE, Prof.F. STEFAN, Dir.Dipl.Ing. V. VAVROVSKY und des Verfassers. Ihnen und allen anderen, die durch Mitteilungen über ihre Funde an die Wissenschaft zur Erweiterung der Kenntnisse über das Gebiet beigetragen haben, darf herzlich gedankt werden, Herrn Dr. LEUTE und Herrn Dir. Dipl.lng V. VAVROVSKY ganz besonders für wertvolle Anregungen und Hinweise. Literatur: MEIXNER, H. (1973): Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen, XXIV. - Carinthia 11,163/83:101-139. MEIXNER, H. (1977): Neue Mineralfunde aus Österreich, XXVII. - Carinthia II, 167/87: 7-30. MEIXNER, H. (1978): Neue Mineralfunde aus Österreich, XXVIII. - Carinthia II, 168/88: 81-103. MEIXNER, H. (1979): Neue Mineralfunde aus Österreich, XXIX. - Carinthia II, 169/89: 15-36. THIEDIG, F. (1966): Der südliche Rahmen des Saualpen-Kristallins in Kärnten. - Mitt.Ges.Geol.Bergbaustud., 16: 5-70. WEISSENBACH, N. (1978): Geologische Karte der Saualpe, Nord u. Süd (Kärnten), 1:25.000, - Geol.Bundesanst., Wien. |
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