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VOM SISMONDIN-
UND SEINEN MUTTERGESTEINEN AUS DEM OBERSTEN MELNIKKAR,
HOCHALM-ANKOGELGRUPPE (Kärnten).
Von Franz ANGEL (Graz) und Alfred WEBER (Köflach)
Mit 1 Kärtchen und 4 Abbildungen im Text.
1.Fundort und allgemeine Lagerungsverhältnisse
Wie das Kärtchen andeutet, gehört der Sismondin und sein
petrographisches Milieu einem metamorphen Sedimentstreifen an, dessen
Ausbisse in etwa 2650m SH nahe dem Lieserkarschartel im Ostgrat Kl.
Malteiner Sonnblick-Waschgang zu finden sind. Im nahen Osten des
Vorkommens zieht die Silbereckscholle (F. BECKE) durch (im Kärtchen
horizontale Schraffen) und über ihr liegen die granitischen Stöße des
Hochalm-Stockwerkes; im Westen schließt liegend das Ankogel-Stockwerk an:
z.T. Granitoide, z.T. Migmatite und eingelagerte komplexe Schieferlagen. Der
Zugang zum Fundort ist unschwierig aber mühsam. Man kann von Pflüglhof
(Maltatal) ausgehen und im Melniktal ansteigen. Nach 5-6 Gehstunden und
mit Überwindung von 1850m Höhenunterschied und Umgehung des
Melnikkar-Sees gelangt man in die oberste, hinterste Karnische, die meist
erst gegen Ende August schneefrei wird und unter einer weithin weiß
leuchtenden Marmorkuppe die Gesteine der Sismondin-Paragenese einsehen läßt.
R. STABER und ich (ANGEL) fanden das Vorkommen im August 1937, und gaben
schöne Proben davon an F. MACHATSCHKI (Uni WIEN) und das Grazer
Min.Petr.Inst. der Uni. Unter "Sismondin" als Glied der
Chloritoidgruppe wird hier ein Chloritoid verstanden, in dem ein
beachtlicher Anteil des Fe.. durch Mg.. ersetzt ist, hier etwa 1/3.
2. Petroqraphische Charakterisierung Die spezielle Hangend-Liegend
-Gesteinsfolge im Vorkommen ist: Marmorkuppe (5.0) -Graphitquarzit -Weißer
Feinquarzit Serizitquarzit -Serizitschiefer –Woiskenschiefer-Bänke
-phyllitische Glanzschiefer -nun etwa 2m mächtig der Stoß phlebitisch
aufgebauter Gesteine mit dem Sismondin. Darunter Granatglimmerschiefer,
auch Typen mit Cyanit und Diaphthorite -Amphibolite, weiter darunter die
granitischen Migmatite des Ankogelstockwerkes. -Es ist festzuhalten, daß
dies alles noch knapp an und über der Liegendgrenze der Silbereckscholle
beheimatet ist. Aus den umfangreichen Beobachtungen und Untersuchungen
werden wir jedoch nur auf einige wenige Punkte der Problematik an dieser
Stelle eingehen können.
3. Der Sismondin Die nachfolgend gebotene Analyse hat A. WEBER im Grazer
Min-Petr. Institut durchgeführt, desgleichen auch zahlreiche optische,
physikalische und kristallographische Messungen. F. MACHATSCHKI (4)
untersuchte das Mineral röntgenographisch und machte den Versuch, diesen
Sismondin und die ganze Chloritoidgruppe als "Sprödtalke" zu
systemisieren; dies hat keinen Anklang gefunden, erscheint uns aber der
Erwähnung wert zu sein.
Mohs-Härte 6-7. sp.G.: 3,552± 0,003, Pykn. 18° C. Die Analyse läßt
sich auf die klassische Chloitoid-Formel H2FeAl2SiO7
berechnen, dieser Formeltyp steht fest, nur muß er auf die speziellen
Ionenverhältnisse abgestimmt werden.
Dies entspricht pauschal wK der der Typenformel, wenn man die
Umgruppierung in (OH) und ° berücksichtigt. Zur Analyse wäre noch
anzumerken: TiO2 lieferte bloß Spuren, CaO und P2O5
fehlten ganz. In Analyse I lag FeO sichtlich zu niedrig, wurde daher ein
drittes Mal bestimmt, was FeO= 14,10% lieferte, also sehr gut entsprach
und bei der Festlegung der Mittelwerte der Analyse berücksichtigt worden
ist. Die Analyse zeigt auch, daß das Material, das dafür ausgewählt
wurde, einen sehr hohen Reinheitsgrad besaß.
F. MACHATSCHKI hatte uns 1942 die Ergebnisse seiner röntgenographischen
Bearbeitung zur Verfügung gestellt. Er fand:
aoboco mit 5,4 bzw. 9,4 und 18,1 Å, das
β der monoklinen Zelle mit 80 Grad und doo1= 17,85 Å. Die
zwei letztgenannten Werte sind weniger genau als ao und bo
oder auch doo1.Diese Zelle müßte 4 Formeleinheiten enthalten.
Heute rechnet man allgemein aber mit zwei Formeleinheiten, auch die Sprödtalkfrage
spielt heute keine Rolle. Wir wollen aber an dieser Stelle nicht weiter
darauf eingehen. Hingegen bringen wir physikalische und
kristallographische Daten, die dauernd verwertbar sein werden.
Optik: nX Y Z = 1,719; 1,722; 1,734; ±0,001, daraus erhält
man die Doppelbrechungen 0,003; 0,012; 0,015±,001. ~mittels Berekkompensator erhielten wir entsprechend 0,002-0,003, und 0,011-0,012.
Dispersion stark.
2E: (Na-Licht, UT) 97°58'40" ; AV-Apparat, Farbgläser: blau 91°28'40",
Na-gelb 95°47', rot 101°54' 2 VNa= 51°48'40" und 51°2'20".
Im Mittel 51°30'30" 2 V berechnet = 53°28', 53°8' und 53°1' (Annäherung
befriedigend) Auslöschung Y /001 = +11°(blau),+12° (Na-gelb) +13°(rot),
Taglicht + 12°.
Pleochroismus
X Y
Z
Dicke 0,1mm tiefoliv
pflaumenblau
sattgelb
0,01mm
helloliv
hellblaugrau
hellgelblich
Farbe im Augenschein: schwarz bis grünblauschwarz. Glanz lebhaft, hart.
Betrag der Achsenstreuung in 2E: 100, also sehr beträchtlich. Im
Tageslicht erscheinen daher die Achsenbalken nicht schwarz, sondern licht
kupferrot auf grünem Grund.
Die Sismondinkörner sind in den Prismenzonen infolge der lamellaren
Verzwilligung nach dem TSCHERMAK'schen Glimmergesetz so rauh und zart
gerieft, daß sie nicht kristallographisch meßbar sind; kleinere Körner
haben auch Verzwilligung mit schmetterlingsflügelähnlichen
Querschnitten. Es ließen sich aber doch Winkel (130) und (110) mit 29°58'
beziehungs0 weise 59°58' feststellen, worin die starke Pseudohexagonalität
zu erkennen ist.
β konnte mit 82°30' gemessen werden (bei MACHATSCHKI etwa 80°). Das
kristallographische Verhältnis a:b= 0,5831:1 (aus ctg0 0 )5958' durch cos
730'. MACHATSCHKI berechnete aus den Röntgendaten a:b:c=0,58:1:1,92
kristallometrisch erhielten wir a:b:c=0,583:1:1,92 und ß = 97°30' ±10'.
Spaltung (001) sehr gut, 130 und 130 recht gut, dann noch eine nicht so
gute Trennungsfläche nach (100). An Splitterbegrenzungen gibt es steile
Prismen der Zonen 130 und 130, vergleichbar mit Druckfigurflächen bei
Glimmern.
Opt.AE ?(010), also wie bei Glimmern 1.Art. Austritt der I. Mittellinie
auf (001) in ß´ , al so nach rückwärts zu. Bisektrix I/001 für blau 3°30,
gelb und grün 4°30, rot 5°30. -Winkel zur Lotrechten auf (001): UT
11-12°, AW-Apparat ebendasselbe. Damit ist der Sismondin dieses Fundortes
wohl genau charakterisiert.
4.Gesteine. Kornbestände. Paraqenesen; der phlebitische Charakter:
Ein paar Worte über den phlebitischen (SCHEUMANN) Charakter des Sismondin
enthaltenden Gesteinskomplexes sind hier noch am Platz. Daß es sich um
eine Gesteinslage von etwa 2m Mächtigkeit handelt, wurde bereits
berichtet. Als Lage oder Bank ist der Komplex scharf begrenzt gegen
Hangend und Liegend, aber intern wechseln verschieden grob- und feinkörnige
Lagen mit quantitativ wechseln, den Kornbeständen, der Lagenverband ist
nur im großen konkordant, örtlich geradezu schlierenförmig, dazu kommen
ebenfalls schlierige, unscharfe, richtungswechselnde Aderungen vor, die
z.T. sehr quarzreich sind und besonders große Sismondine besitzen; in
gleichartigen Quarzkornmassen treten starke Ballungen von Magnetit und Hämatit
auf.
Die im Folgenden erörterten Gesteinsvarianten stammen alle aus dem
phlebitischen Lagenbereich des Vorkommens.
1. Rhätizitgarben-Glimmerschiefer (mit Hämatit, Mg-Prochlorit,
Staurolith, Sismondin und ausnahmsweise etwas Apatit)
2. Rhätizit-Glimmerschiefer (mit Hämatit, Mg-Prochlorit, Epidot)
3. Rhätizit-Sismondin-Glimmerschiefer (mit Hämatit und Rutil)
4. Sismondin-Glimmerschiefer (mit Rhätizit, Mg-Prochlorit, Ilm.,Rutil)
5. Sismondin-Glimmerschiefer (mit Mg-Prochlorit, Staurolith, Häm.,Rutil)
6. Mg-Prochlorit-Sismondin-Glimmerschiefer (mit Epidot, Ilm., Rutil)
7. Quarzreicher, spitzfaltiger Sismondin-Glimmerschiefer (mit
Mg-Prochlorit u. Staurolith)
8. Flachwellig-faltiger Sismondin-Glimmerschiefer und (mit Rhätizit und
Quarz-Einschlüssen im Sismondin)
9. Grobporphyblastischer Sismondin-Glimmerschiefer mit Grundgewebsfältelung
(mit Mg-Prochlorit u. Hämatit)
10. Phlebitische Quarzmassen mit besonders großen und reinen Sismondinen
(und Rhätizit, Staurolith, Mg-Prochlorit)
11. Phlebitische Quarzmassen mit Magnetit -Hämatit-Ballungen
Das ist ziemlich alles an Varianten im Sismondin enthaltenden Komplex,
weder in der Nähe, noch sonst Wo im Hochalm-Ankogel-Gebiet haben wir
Vergleichbares gefunden. Es ist das schönste und interessanteste
Sismondin-Vorkommen weit und breit, einzigartig in seinen Besonderheiten
und auffallend in seiner Isoliertheit.
Tabelle der Kornsorten-Volumsverhältnisse
Vol.%
1.
2. 3.
4.
5. 6.
9.
11.
Quarz
26
37 32,5
38,2 38,4
32,8 28,1
1,4
Muskovit 25
29 33,5
28,1 33,0
17,7 38,0
Rhätizit
25
20 14
taur.(Ep)
4
3
1,8 (0,4)
Sismondin 2 0
18,0 29,5
20,0 34,7
27,5
Mg-ProChl. 6
4
2,7 5,3
11,4
2,5
Magnetit 74,5
Hämatit 12
7 2,0
0,8
4,0 24,1
Ilm.Rut. 1,5
0,7 3,0
Die Paragenesen 7., 8. und 10 waren wegen Stickbeschaffenheit und
Dimension nicht zu Vo1.-Ausmessungen geeignet.
Um die Gesteinscharaktere besser ersichtlich zu machen, wurde auf Grund
obiger Tabelle eine weitere angefertigt, welche Grundgewebe von
Porphyroblasten und Nebenkornsorten trennt, mit 100 angesetzt und die
Porphyroblasten etc. dazu und untereinander proportioniert. Das sieht dann
so aus:
Quantitative Proportionen der Kornsorten
Vol-Anteile
1.
2. 3.
4.
5. 6.
9.
Quarz
51,0 56,0
49,3 57,6
53,9 65,2
42,5 Grundgewebe
Muskovit
49,0 44,0
50,7 42,4
46,1 35,0
67,5
------------------------------------------------------------------------------------------
Rhätiz.
49,0 30,4
21,1
PorStaur.(Epid.) 7,8
(4,6) 2,5 (0,8)
Sismondin
3,9
27,2 44,2
28,0 69,4 41,5
Mg-Prochlorit 11,6
6,1
4,1
7,4
22,8
3,8 Porphyroblasten
------------------------------------------------------------------------------------------
Ilm.(Rutil)
2,3
(1,0)
6,0
Hämat.
23,5 10,6
3,0
1,1
6,0 Nebenkornsort.
Die Tabelle macht den glimmerschiefrigen Charakter der Grundgewebe
sichtbar; in den Proportionen typisch Glimmerschiefer, nur ausnahmsweise
einmal ein höherer Quarzanteil bei No.6, nämlich über 65 Vol.%. Ferner
sind die Mengenverhältnisse der Porphyroblasten untereinander gut erfaßt.
Mit Ausnahme des Sismondin erreicht keine Porphyroblastensorte auffallende
Größe, und speziell für Staurolith, Epidot möchten wir erwähnen, daß
dies lauter kleine Körner sind, der Rhätizit feinnadelig-garbig, bloß
der Mg-Prochlorit zeigt sich in .gröberen Schuppen, aber lang nicht so
wie der Sismondin.
5. Zusammenhänge zwischen Keimzahlen und Korngrößen beim Sismondin.
Erstaunlich erscheint der auffallende Korngrößenwechsel beim Sismondin
auf diesem engen Raum.
In cm
1.
3.
4.
5.
6.
Tafeldurchm.
0,02-0,01 0,12-0,02 0,2-0,16
0,3-0,2
0,5-0,3
Dicke 0,015-0,004 0,05-0,006
0,06-0,04
0,2-0,1
0,5-0,3
7.
8.
9.
10.
Tafeldurchm.
1,0
1,5
2,3
2,3-4,6
Dicke
0,5
0,2-0,3
1,0-0,5 0,3-0,5
In phlebitischen Quarzkornmassen gibt es Sismondine mit gelegentlich 6 cm
Tafeldurchmesser. Die Skala von Hundertstel cm bis zu 6cm gilt über den
ganzen Gesteinsbereich, doch sind zum Beispiel in Handstückgrößen, oder
in Aufschlußbereichen von einigen dm2 die Korngrößenwechsel nicht so
auffallend.
Nun ist es noch nicht so lange her, daß man mutmaßte: Kleine Korngrößen
-milde P,T-Bedingungen bei der Produktion; große Körnungen extremere P,T.
Aber das ist nicht zu halten. Es läßt sich gerade hier in der Natur
wieder einmal zeigen, daß die Korngrößen neben genügendem Stoffvorrat
wesentlich mit der Keimausschüttung, den Keimzahlen, zusammenhängt.
Keimzahlen kann man aus der beobachtbaren Kornanzahl in ausgewählten
Bereichen ablesen, zu jedem derzeit ausgewachsenem Mineralkorn gehört ein
Keim, und wenn ein Gesteinsvolumen eine kleine Anzahl von Kristallkörnern
der untersuchten Art bietet, so war eben die Keimzahl gering. Wie groß in
einem bestimmten Gesteinsvolumen der Substanzvorrat für die
Mineralbildung war, ergibt sich aus der Volumsausmessung. Dazu nun wieder
eine kleine Tabelle für den Sismondin.
Tabelle Sismondin: Keimzahlen und Korngröße
No.
Vol.% Keimzahl/cm2
Tafeldurchmesser, cm
1.
2
0,10
0,02-0,01
3.
18
12,0
0,12-0,02
4.
29,5
7,0
0,16-0,20
5.
20,0
6,2
0,20-0,30
6.
34,7
2,5
0,50-0,30
9.
27,5
0,83
3,0-2,0
10.
29,5
0,13
4,0-3,0
Dazu: Für No.4,9 und 10 ist der Stoffvorrat für Sismondin sehr annähernd
gleich groß (Vol!), die Keimzahlen (bemessen aus der Kornanzahl) sinken
von 7 über 0,83 auf 0,13 pro cm2, in gleicher Reihe steigt
aber die Korngröße von 0,16-0,20 auf 3-2 und schließlich auf 4-3 cm
Tafeldurchmesser. Nun ist aber eine Keimausschüttung eine sehr subtile,
empfindliche Angelegenheit, die in ganz bestimmten engen Bedingungen abläuft.
Daraus ist zu verstehen, daß auf so engem Raum derartige Korngrößenunterschiede
verwirklicht werden konnten.
6. Kristallisationsablauf und Fazies
Als Ausgangslage stellen wir uns ein tonig-sandiges, praktisch kalkfreies
Sediment vor, von dem leider keine Relikte erhalten worden sind, auch daß
dieses Sediment reichlich Eisen und immerhin nennenswert Mg enthalten hat,
scheint uns schlüssig zu sein; hingegen fehlte es anscheinend an
Alkalien, daher auch der Biotitmangel, und nur einmal wurde in einem
Grundgewebe ein Korn saurer Oligoalbit gefunden. Das die Paragenese
keinen Granat produzierte, hängt wohl mit der faziellen Stellung
zusammen; im Nahbereich anstehende Granatglimmerschiefer sind ja auch
diaphthoritisiert.
Vom Sedimentzustand bis in jenen metamorphen Zustand, in dem die
Gismondingesteine derzeit sind, verläuft ein weiter Weg mit nicht allein
stoffgleichen und neuen Kornverbänden und Kornsorten, sondern auch beträchtlichen
Differenzierungen, Korngestaltung und Platzwechsel verschiedenen Ausmaßes.
So schuf z.B. mechanische Korndifferenzierung ein Auseinanderrücken körniger,
stengliger und blättriger Kornsorten. Das bringt z.B. mit sich die immer
merkbare Trennung von Quarz einerseits, Muskovit und Chlorit anderseits,
ferner die Bildung von Gemeinschaften mit dem nadeligen Rhätizit, wo
immer auch Staurolith und Epidot Einstand finden. Der Sismondin bleibt
dabei „einsame Klasse", er läßt sich von anderen nicht ins
Schlepptau nehmen. Aber wie sich diese Kornsorten vor der metamorphen
Differentiation verteilten, kann man nicht rückerschließen; man kann
auch nicht ersehen, ob diese Gesteine im Sedimentzustand feiner oder gröber
schichtig gebaut waren und diese Schichten materialmäßg verschieden
waren.
Noch ein mit der Keimkristallisation verbundener Umstand muß erwähnt
werden: Die Schwarmbildung vermittels Keiminduktion und damit in kleinräumigen
Rahmen Stoffwanderungen, die dadurch geschehen, daß sich die Generationen
kleiner Keimgruppen zu Kornschwärmen auswachsen, die voneinander durch
davon leere Räume getrennt werden. Diese Art des Kristallisierens läßt
keinen bindenden Schluß zu, daß die Substanz der betreffenden Kornsorten
vorher etwa gleichmäßig verteilt gewesen wäre.
Aus Einschlußbeobachtungen und Auswachsungen kann man zeitlich
Kristallisation wie folgt ordnen:
Frühkristallisation: Ilmenit, Rutil, und Durchläufer Muskowit-Quarz.
Dann: Epidot, oder Staurolith Dann: Sismondin und Prochlorit
Höhe des Ablaufes: Rhätizit
Spätkristallisation: Sismondin, Mg-Prochlorit, Epidot, Staurolith
Schluß mit Muskowit und Quarz. Eisenrahm.
Faziell lassen sich diese Gesteine einstellen in die I. Streßzonenstufe,
IV. Epidotamphibolitfazies, IV/1.Prasinitfazies.
7. Besonderheiten der Kornsorten I. Rhätizit (vgl.Abb.2) Diese Kornsorte
ist mit sehr hohen Keimzahlen ausgeschieden worden, es wurden sehr dichte
Nadelfilze gebildet, die die Raumfüllung auch vermittels Keiminduktionen
erkennen lassen. Trotz der Varianz der Aggregationsformen ist zu sehen, daß
die Kriställchen alle gleich gestaltet und nahezu gleich groß sind. Die
Rhätizite erscheinen bei Lupenbetrachtung zart lila getönt; Ursache:
Einschlußwölkchen feinster Hämatitschüppchen, die bei starker Vergrößerung
blutrot durchsichtig sind.
Staurolith
Wie oben nur ein e Keimgeneration, die sich immer in den Rhätizitfilzen
versteckt. Die stets nur wenigen Körnchen sind gleich gestaltet und gleich
groß. Auch der Staurolith hat die Einschlüsse von feinstem Eisenglimmer.
Epidot
Der Epidot kommt ebenfalls bloß in einer Generation vor und hat einen
etwas ungewöhnlichen Pleochroismus, nämlich graugelb/grünlich,
lavendel/grauviolett, hellgelb. Unter der Lupe sind die Epidote braune Säulchen.
Sismondin
(Vgl. dazu die Abb.4) Man sieht Korrosion seiner Quarzeinschlüsse,
manchmal auch Muskowiteinschluß-Reste. Ungeklärt ist die Natur der
reliktischen Trübe , die fleckig auftritt, auf eine Spaltung des
betreffenden proterogenen Vorläufers hindeutet und optisch nicht auflösbar
war. In einem Vorkommen enthielten die Gismondine Einschlüsse von Rhätizitnadeln.
Die Einschlüsse häufen sich in den Gismondin-Kernen, die dann oft auch
klare Rinden haben. Die großen Gismondine der phlebitischen Anteile sind
einschlußrein. Gismondin scheint mehrere Generationen aufzubauen.
Mg-Prochlorit, vgl.ebenfalls Abb.4 bilden Blattfächer, die z.T. von
Sismondin umwachsen werden, z.T. auf diesen aufwachsen. Rutil ist darin
Einschluß. ad Muskovit. In der Varietät 2 der Gesteine, zeigte sich der
Hellglimmer sehr zart gelbgrünlich gefärbt, da könnte es sich auch um
Phengit handeln.
Eisenrahm (Vgl.Abb.3 und 5)
Hier ist der Magnetit Korngenosse. Eisenrahm fand sich z.B. auch im Rhätizitgarben-Glimmerschiefer,
wo man den Eisenrahm als zarte, feinschuppige und leicht mechanisch
verletzbare Pseudomorphose nach Magnetit erkennen kann.
Erzballungen-Magnetit und Hämatit zeigt Abb.5.
Folgende Kornsorten fehlen unserem Material: Granat, wir dachten an
Almandin; Karbonspäte; Turmalin. Rhätizitreiche Typen waren fast
ausnahmslos Ti-frei; sie haben an sich schon hohe Erzanteile (Mt,Hm), doch
werden durch Stoffwanderungen Magnetit/Hämatit in quarzreichen Phlebiten
gelegentlich ebenso konzentriert, wie die großen Sismondine sich an die
Phlebitadern halten.
LESESTOFF
-AUSWAHL:
1) F. ANGEL-R.STABER: Gesteinswelt und Bau der Hochalm-Ankogel-Gruppe.
Wiss.Beih. Österr. Alpenverein, Innsbruck 1952, bei Wagner, S.1-114,
besonders 5.79.
2) F. ANGEL-A.WEBER: Eine Sismondin-Paragenese am Kleinen Malteiner
Sonnblick. Unveröff.Manuskr. S.1-87.
3) F. ANGEL: Mineralfazien und Mineralzonen in den Ostalpen. Wiss.
Jb.Univ.Graz 1940, S.251-304, besonders 5.276.
4) F. MACHATSCHKI- F.MUSSGNUG: Über die Kristallstruktur des Chloritoides.
Natw.1942,30, S.106.
5) F. ANGEL: Über Mineralzonen, Tiefenzonen und Mineralfazien. Rückblicke
und Ausblicke. Fortschr.Miner.44/2, 1967, S.288-336.
6) F. ANGEL: Retrograde Metamorphose und Diaphorese. - N.Jb.Miner.Abh.
102/2, 1965, 123-176.
7) F. ANGEL: Das Ende der Silbereckscholle im Maltatal. Karinthin 42, 1961,
125-139.
8) G. HOSCHEK: Untersuchungen über den Stabilitätsbereich von Chloritoid
und Staurolith. Contr.Miner.& Petrol. 14, 123-162, 1967.
9) G. HOSCHEK: Die obere Stabilitätsgrenze von Staurolith. Natw.1968,55,5;226/7.
10) G. HOSCHEK: Stability of Staurolith and Chloritoid etc., Contr.
Min.& Petrol.,22, 208-232, 1969.
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