Niedermayr G. / 1983

 

ZINKBLENDE UND BARYTO-COELESTIN AUS DEM STEINBRUCH BEIM PFLÜGLHOF, MALTATAL, KÄRNTEN. 

von Franz WALTER und Walter POSTL

Rund 11 km nordwestlich von Gmünd liegen im Maltatal, dort wo der Gößgraben das Maltatal erreicht, einige Steinbrüche, die auf den Orthogneis des "Göß-Kernes" angelegt wurden. In den beiden großen Steinbrüchen, im Svata-Steinbruch in Koschach und im Steinbruch Irsa südlich Pflüglhof, sind prächtige Aufschlüsse des Gößkerngranodioritgneises mit zahlreichen, netzartig durchschlagenden Aplit- und Pegmatitgängen zu sehen. Schollen der Migmatitserie des alten Daches des Gößkernes sind besonders in den hangenden Partien dieser Steinbrüche häufig, treten aber auch als Grenz- lagenzwischen großen Granodioritgneiswalzen, besonders im Steinbruch Pflüglhof, auf. Eine ausführliche geologische Bearbeitung dieses Gebietes wurde zuletzt von EXNER ( 1980 und 1982) vorgelegt.
Aus dem zu Bachwurfsteinen aber auch zu Dekorsteinen gewonnenen Granodioritgneis und Aplit sind seit langem eine Reihe von alpinen Kluftmineralen bekannt. Vom Steinbruch Pflüglhof beschreibt MEIXNER ( 1958, 1959, 1966, 1973 und 1975) folgende Minerale:
Adular, Calcit, Chabasit, Chlorit, Desmin (Stilbit), Epidot, Fluorit, Heulandit, Laumontit, Muskovit, Prehnit, Pyrit,. Quarz, Skolezit und Titanit. Anläßlich einer im Juni 1983 von der Abteilung für Mineralogie des Landesmuseums Joanneum gemeinsam mit dem Joanneum-Verein veranstalteten Exkursion nach Oberkärnten wurden auch die oben genannten Steinbrüche besucht. Neben den bereits beschriebenen Mineralen konnte bei dieser Gelegenheit im Nordteil des Steinbruches Pflüglhof eine ungewöhnliche Kluftmineralisation aufgefunden werden. Bei dieser handelt es sich nicht um die üblichen Kluftmineralisationen im Granodioritgneis bzw. in den Aplitgängen, sondern um konkordante Kluftfüllungen in einer 20-150 cm mächtigen Schieferlage. Dieses Gestein trennt große Granodioritgneiswalzen im Nordteil des Steinbruches voneinander und ist derzeit auf eine Länge von ca. 15-20 m aufgeschlossen. Der Schiefer ist feingefältet und läßt im Handstück eine im Millimeterbereich wechselnde Folge von hellen und dunklen Lagen erkennen. An gesteinsbildenden Mineralen treten Quarz, Plagioklas, Chlorit, Muskovit sowie Fe-Dolomit und Siderit röntgenographisch nachweis- bar auf.
In dieser Schieferlage konnten auf einer Länge von ca. 4 m zahlreiche kleine linsenförmige, bis ca Ø1 20 cm große Quarz-Karbonat-Knauern beobachtet werden, die häufig offene Klufthohlräume zeigten. Beim ersten Auf- sammeln fielen weiße, tafelige Kristalle und rötlich gefärbte Stengel auf, die meist mit satteiförmig gekrümmten Dolomitkristallen vergesellschaftet sind. Bei der röntgenographischen Untersuchung des aufgesammelten Materials konnten folgende Minerale bestimmt werden:
Baryto-Coelestin, Zinkblende, Kupferkies, Bleiglanz, Pyrit, Quarz, Fe- Dolomit und Calcit.
Besonderes Interesse erweckten dabei die reichlich auftretende Zinkblende und die weißen Tafeln sowie die rötlichen Stengel von Baryto-Coelestin.
Die Zinkblende liegt in bis 6 mm großen, idiomorph ausgebildeten, olivgrünen, durchscheinenden Kristallen vor. An häufig auftretenden Formen konnten Würfel und Tetraeder festgestellt werden, eine Zuordnung der übrigen Flächen ist wegen der teils abgerundeten Kanten und der komplizierten Zwillingsbildurig nur erschwert möglich. Die Zinkblende ist entweder frei auf Fe-Dolomit aufgewachsen (Abb. 1), aber auch in diesen ein- geschlossen, oder tritt gemeinsam mit Baryto-Coelestin (Abb. 2) auf. Die Zinkblende wurde erst nach dem tafeligen Baryto-Coelestin gebildet und füllt teils die Zwickel zwischen den wirr miteinander verwachsenen Tafeln aus. Mit Quarz geeichte Röntgendiffraktometeraufnahmen (CuKα -Strahlunwergaben für diese Zinkblende eine Gitterkonstante von a = 5,412(1) Å. Dieser Wert entspricht in Diagrammen nach SKINNER (1961) einer sehr eisenarmen Zinkblende (rund 5 Mol-% FeS).
Eng mit der Zinkblende vergesellschaftet und meist auf dieser aufgewachsen, tritt Kupferkies in kleinen unter 1 mm großen Kristallen auf. An weiteren Erzmineralen wurden bis 1 mm große würfelige Bleiglanzkristalle und derber Pyrit gefunden. Nach Fe-Dolomit und Quarz hat Baryto- Coelestin mengenmäßig den größten Anteil an diesen Kluftfüllungen. Er tritt in zwei verschiedenen. Generationen auf und ist die Erstausscheidung in diesen Klüften. Die erste Generation bildet dünntafelige, unregelmäßig miteinander verwachsene, weiß gefärbte Kristalle. Aus den Röntgendaten (Diffraktometer) wurden nach der Methode der Kleinsten Quadrate die Gitterkonstanten berechnet.
Mit a = 8,438(5) Å b = 5,378(3) Å und c = 6,908(4) Å; liegt ein Baryto- Coelestin-Mischkristall mit rund 15 Moi-% BaSO4 vor.
Der Baryto-Coelestin der zweiten Generation erscheint einerseits als nadelige Fortwachsung auf den weißen Tafeln, andererseits als durchspießende Nadeln in Fe-Dolomit und ist stets durch eine dünne Eisen- hydroidschicht überzogen und dadurch rötlich gefärbt (Abb. 3 und 4). Die Röntgendaten ergeben für diese rötlich gefärbten Stengel Gitterkonstanten von a = 8,714(6) Å, b = 5,435(3) Å, c = 71069(4) Å und weisen auf einen Baryto-Coelestin mit 70 Mol-% BaSO4 hin.
Stets war Baryto-Coelestin die erste Kristallisation in diesen Klüften, darauf folgten Zinkblende, Fe-Dolomit, Quarz und als Letztausscheidung Calcit in farblosen Rhomboedern. Die erzreichsten Kluftfüllungen enthielten vorwiegend Baryto-Coelestin und Zinkblende, wenig Kupferkies, Bleiglanz und derben Pyrit. Fe-Dolomit, Quarz und Calcit waren mengen- mäßig geringer vertreten ais in den erzärmeren Klüften. Bemerkenswert nahe dem Kluftbereich führt. Im angrenzenden Granodioritgneis konnten keine vergleichbaren Vererzungen festgestellt werden. Daher kommt als Erzträger nur die zwischen den Gneiswalzen eingeschaltete Schieferlage in Frage.
Diese Kluftfüllungen sind, was den Mineralbestand betrifft, das Produkt einer hydrothermalen Umkristallisation des Nebengesteines. Nach ihrem geologischen Erscheinungsbild und ihre Genese sind sie zu den "Alpinen Kluftparagenesen" zu stellen.
Das Probenmaterial stammte aus eigenen Aufsammlungen während der Joanneum-Vereins-Exkursion 1983 und zu einem Großteil von Frau Mag. I. ANGLBERGER (Graz), der wir an dieser Stelle herzlich danken.

Literatur:

EXNER, Ch. (1980): Geologie der Hohen Tauern bei Gmünd in Kärnten. - Jb.Geol.B.-A., 123: 343-410.

EXNER, Ch. (1982): Geologie der zentralen Hafnergruppe (Hohe Tauern). - Jb.Geol.B.-A., 125: 51-154.

MEIXNER, H. (1958): Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen, XVI. - Carinthia II, 148/68: 91-109.

MEIXNER, H. (1959): Neue Beobachtungen durch Sammlerhilfe bei mineralparagenetischen Forschungen. - Der Karinthin, 39: 46-51.

MEIXNER, H. (1966): Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen, XXI. - CarinthiaII,156/76: 97-108.

MEIXNER, H. (1973): Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen, XXIV. - CarinthiaII,163/83: 101-139.

MEIXNER, H. (1975): Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen, XXV. - Carinthia II, 165/85: 13-36.

SKINNER, B. J. (1961): Unit-cell edges of natural and synthetic sphalerites . -Amer.Mineral., 46: 1399-1411.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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