Meixner H. / 1959

  Neue Beobachtungen durch Sammlerhilfe bei mineralparagenetischen Forschungen.

(Fluorit-xx vom Pflüglhof, Maltatal, Kärnten;
Millerit aus dem Blauquarz von Golling, Salzburg;
Enargit im Fahlerz von der Gösleswand, Osttirol;
Albit und Kupferkies-xx vom Sunk bei Trieben, Steiermark).

Von Heinz MEIXNER, Knappenberg.
(Lagerstättenuntersuchung der österr. Alpinen Montangesellschaft).

Flußspat –xx aus dem Granit vom Pflügelhof im Maltatal, Kärnten.
Kein Jahr ist vergangen, seit über Funde von alpinen Kluftmineralen {Bergkristall, Kalkspat. Epidot-, Prehnit-, Laumontit-, Chlorit-xx und Pyrit) aus dem Granitsteinbruch beim Pflüglhof berichtet werden konnte (15, 96/98) und wieder liegt eine wertvolle, mineralparagenetische Ergänzung vor. Unser Mitglied Dipl. Ing. F. BENESCH (Wien) besuchte im September 1959 die Fundstelle und erhielt von einem Steinbrucharbeiter einen hübschen Flußspatkristall von 18 mm Durchmesser. An ihm ist nur das Oktaeder entwickelt, an den Spitzen in Parallellerwachsungen auslaufend. Der Kristall ist größtenteils klar, im Kern violettlich, randlich farblos. An seiner einstigen Aufwachsstelle zeigt er Einschlüsse von winzigen Chloritschüppchen und nur dazu benachbart tritt noch eine schwache Chloritbestreuung der Fluoritoberfläche auf. Der Fluorit folgte demnach auf die Chloritbildung. Ob letztere den Fluoritabsatz überdauert, kann aus dem vorliegenden Material nicht mit Sicherheit ausgesagt werden; die vereinzelten Chloritschüppchen könnten auch beim Wachstum des Oktaeders an die Oberfläche geschoben worden sein. Aufgewachsen sind dem Fluorit hingegen noch kleine Prehnit-xx, wie sie bereits im Vorjahre beschrieben worden sind (15, 97). Im langwelligen U.V.L. weist dieser Fluorit eine Violettfärbung mit ziemlich geringer Leuchtstärke auf.
Genetisch ist das neue Vorkommen ein Musterbeispiel auf Kärntner Boden für die Gruppe von „Flußspat auf zentralalpinen Mineralklüften", wie sie K. MATZ (7, bes. 201/204) in seiner Gliederung der österreichischen Flußspatfundpunkte als verbreitet vor, allem für den Salzburger Anteil der Hohen Tauern anführt.

Millerit aus dem Blauquarz von Golling, Salzburg.
Seit der ausgezeichneten mineralogischen Bearbeitung dieser berühmten Mineralfundstätte vom "Mooseck" bei Golling durch R. DOHT und C. HLAWATSCH (4) vor bald 50 Jahren sind keine weiteren Minerale von diesem Vorkommen beschrieben worden. Die genetische Deutung der Bildung ist noch umstritten. 0. SCHAUBERGER (16) berichtet gleichzeitig von interessanten Schurfergebnissen von Grubach bei Golling und kündigt, E. J. ZIRKLs (18, 41/42) Hinweis über "Krokydolit aus der Ischler Salzlagerstätte" ergänzend, nähere Mitteilungen über ein ~stehendes Vorkommen dieser Paragenese im Ischler Salzberg an.
Der Beschreibung von R. DOTH und C. HLAWATSCH (4) folgend, sind die bezeichnenden Glieder der Mineralgesellschaft ein Na-haltiger Fe-Pyroxen (Jadeit-Ägirin) und ein Na-haltiger Fe-Amphibol (Krokydolit), während die übrigen Minerale (Quarz-xx, Hämatit-xx, Chlorit, Talk, Dolomit-xx, Siderit-xx, Limonit ps. n. Siderit) in diesem Gebiet recht verbreitet in Quarz -Mg-Fe-Karbonat -Gängen ± verschiedenen Kiesen auftreten. Ob wirklich "Siderit" vorliegt oder ein Mg-Fe-Karbonat (etwa Pistomesit oder Mesitin), wie in vielen dieser Lagerstätten, ist noch nicht untersucht.
Eine bemerkenswerte Erweiterung der Paragenese verdanken wir dem Fund unseres Mitgliedes A. STRASSER (Salzburg), der auf einem aus Krokydolit, Quarz und "Siderit.. bestehenden Stücke bis 0,1 x 1 mm große, messinggelbe, nadelförmige, in Büscheln angeordnete Kriställchen entdeckte und mich um nähere Bestimmung des Erzes gebeten hat. Wie zu vermuten, liegt Millerit (NiS, hex.) vor der sonst ! in Salzburg erst vor wenigen Jahren in allerdings ungleich schöneren Stücken aus der Mitterberger Kupferlagerstätte bekannt geworden ist (14, 22).

Enargit im Fahlerz von der Gösleswand, Osttirol.
Bei verschiedenen Osttiroler Sammlern habe ich seit Jahren Stücke eines weißen, feinkörnigen Dolomits mit Anflügen von Malachit und Azurit zu sehen bekommen. Schon E. WEINISCHENK (17, 423/424 und 393) kannte diese Sekundärprodukte nach Kupferkies und Fahlerz von dieser Fundstätte. Im zahlreichen Material mit solchen Anflügen., das A. STEINER (Hinterbichl b. Pregratten) an der nördlichen Serpentingrenze aufgesammelt hat, fand ich 1958 einige wenige Proben, an denen das frische Erz sichtbar war, so daß eine Anschliffuntersuchung möglich wurde. Es dürfte sich um den (Dolomit-) Marmor handeln, den F. ANGEL (1, 59; Profil 2 und 2a) in den Profilen in der Scharte nördlich der Gösleswand eingezeichnet hat.
Das frische Fahlerz ist in einige mm bis über 1 cm großen Butzen in weißem Gangquarz zu finden, der den feinkörnigen Dolomitmarmor durchadert.
Im Anschliff erweist sich die Hauptmasse des Erzes als Fahlerz , ohne ausgesprochenen Farbton, mit sehr spärlichen, braunroten Innenreflexen, so daß es sich um ein As -Sb -Mischfahlerz handeln dürfte. An Sprüngen sind vereinzelt kleine Nester von Kupferkies, spurenmäßig noch Covellin zu beobachten. Größeres Interesse verdienen zwei weitere Erze, die recht häufig im Fahlerz auftreten. Das erste bildet darin lappige,; bis 400 x 100°μ große Partien, die erst nach längerem Betrachten in Luft sich etwas dunkler und rosastichig bei etwa gleicher Polierhärte vom Fahlerz abheben. Farbe und Reflexionspleochroismus erscheinen in 61 wesentlich verstärkt, die Anisotropieeffekte sind bei + N stark und farbig (violettrot / lichtoliv). Diese Eigenschaften charakterisieren das Erz als Enargit (Cu3As4 rhomb.).
Das zweite Erz ist gegen das Fahlerz viel polierweicher, reinweiß und viel heller, in Öl mit Spur nach Creme; merklicher Reflexionspleochroismus, starke Anisotropie bei + N, ohne besondere Farberscheinungen. Der Form nach blättrig bis stengelig, mit Abmessungen bis 8 x 80μ.Auffällig ist das Vorkommen von "verbogenen" Kristallen, an denen Knickung oder Zerknitterung bemerkt werden kann. Eine Diagnose ist nach den mitgeteilten Eigenschaften nicht ganz leicht zu treffen. Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann das weiße, anisotrope Erz als Wismutglanz (Bi2S3 rhomb.) angesprochen werden.

Albit -und Kupferkies -xx aus der Magnesitlagerstätte im Sunk bei Trieben, Steiermark.
Durch Herrn Dr. J. RIEDEL (Wien) lernte ich ganz überraschend das Vorkommen von schönen Albit -xx in sonst mit Dolomit-xx erfüllten Klüften aus dieser Lagerstätte kennen und wurde dadurch veranlaßt, sie noch im Oktober 1959 aufzusuchen. Auskünfte und auch verschiedenes weiteres Untersuchungsmaterial verdanke ich den Herren Steiger Viktor WOHLMUTHER, Ernst HEROLD, Franz KUGEL und Hubert WINDHAGER in Hohentauern.
Die auch Albit führenden Klüfte sind demnach auf der 100 m -Sohle, an der Grenze von Magnesit zum Schiefer aufgetreten. Wie die Belegstücke (Dr. J. RIEDEL, H. WINDHAGER) zeigen, bildet die Unterlage der Kluftfüllung ein grobkristalliner, reichlich Pyrit führender, dunkler, wohl durch Graphit pigmentierter Dolomit. Die schneeweißen Albit-xx [nα,γum 1,530 bzw. 1,540] erreichen bis 1,5 x 0,5 x 2 cm Größe, sie sind tafelig nach M (010), häufig oder stets nach dem Albitgesetz verzwillingt und man ist verblüfft über die Ähnlichkeit der Ausbildung mit bekannten Vorkommen aus alpinen Klüften, etwa von Großarl (Salzburg) oder von Schmirn (Tirol). Eine Streckung und reiche Flächenentwicklung ist in der Zone (001] festzustellen, wobei durch abwechselndes Auftreten auch M(010) eine Streifung erhielt. Am Kopf scheinen P(001) und x (101) zu herrschen. Stellenweise überwachsen werden die Albit-xx von blaßrosa gefärbten, 0,5 bis 2 cm großen Dolomit -xx [nωum 1,682; r(1011)] mit stark durch kleine Subindividuen parkettierten Flächen. Auf Albit und Dolomit sind kleine, messinggelbe Pünktchen (0,1 -0,3 mm Ø) zu bemerken, wahrscheinlich Pyrit -xx, In der Kluft kam schließlich noch Bergleder (Parasepiolith) zur Abscheidung.
Mit "Markasit"-Verdacht sah bzw. erhielt ich pseudorhombische, säulige, 0,5 x 2 mm bzw. 1 -1,5 x 8 mm große Kristalle eines gelben Kieses, die, sehr spärlich, rosa stichigen Dolomit -xx (gleich den bei Albit beschriebenen) von der 100 m -Sohle, hangende Bank, Mitte des Magnesitstockes aufgewachsen waren (V. WOHLMUTHER bzw. F. KÜGEL). Das Erz hat messing- bis goldgelbe Farbe, ist bunt angelaufen und auch im frischen, unebenen Bruch zu gelb für Markasit. Ein winziger Splitter wurde in HN03 gelöst und ergab Fe- und Cu-Reaktion, womit Kupferkies nachgewiesen ist. Einspringende Winkel und Riefungen weisen auf Verzwilligungen. Die Flächen sind etwas rauh und wegen des spärlichen Materials wurde keine goniometrische Vermessung vorgenommen. Den säuligen Habitus dieser Kupferkies-xx kann ich daher nicht deuten, jedoch vermerkte z.B. P. NIGGLI (Lehrbuch der Mineralogie, 2., 1926, S. 199) immerhin: "nadelförmige und tafelige Entwicklungen sind seltener.
Erwähnenswert ist schließlich, daß in letzter Zeit in der Sunker Lagerstätte auch wieder von hier schon altbekannte Minerale, jedoch in reicher und hervorragend schöner Ausbildung vorgekommen sind; zarte, nadelförmige Bergkristalle von einigen cm Länge und v. a. wieder klare Dolomit -Doppelspat -xx, r(1011) mit c(0001), oft verzwillingt nach m(1010). Dabei wurden Prachtstücke von dolomitisiertem Magnesit von selbst etwa 40 x 30 cm Oberfläche geborgen, auf der zahlreiche, klare Dolomit -xx mit Kantenlängen von 1 bis 5 cm sitzen.
Vom fast einmaligen berühmten Apatit -xx-Fund (5; 12; 13,24/27) abgesehen, sind jahrzehntelang aus der Sunker Lagerstätte im wesentlichen nur Dolomit-xx, Bergkristall und Bergleder (Parasepiolith) vorgekommen, wie sie I auch von mir beschrieben worden sind (9; 11). Die Bestimmung des Bergleders ist kürzlich auch auf röntgenographischem Wege von K. BRAUNER und A. PREISINGER (3) bestätigt worden. Erst in jüngster Zeit kam es für Sunk zur Beobachtung von seltenen Erzmineralen - Boulangerit durch H. HOLLER (6) und Gersdorffit (15,93/94) -, die wiederum auf Zusammenhänge zwischen Spatmagnesit- und Eisenspatlagerstätten im Ostalpenraum weisen, auf mineralogische Parallelen, wie ich sie 1953 in einer Tabelle für eine Reihe von Lagerstätten zusammenfassend darzustellen versucht habe (10, bes. 454/455) .Heute kann dieser tabellarische Vergleich schon an manchen Stellen ergänzt werden und die hier beschriebenen Neufunde, Albit und Kupferkies vom Sunk, passen gut in den Rahmen. Es muß an dieser Stelle erinnert werden, daß Albit-xx sowohl aus der Magnesitlagerstätte Lanersbach (2, 349), als auch aus der Kupferlagerstätte Mitterberg (7, 15) bereits bekannt sind.
Es handelt sich immer um kleine Neufunde, die zusammenhanglos gemacht werden, erst ihre systematische Sammlung und Sichtung liefert ein Gesamtbild der Lagerstättentypen.
Die Mitarbeit der Sammler bei der Beschaffung von Untersuchungsmaterial spielt, wie auch die Mitteilungen in dieser Studie zeigen, häufig eine hervorragende Rolle. Gar manchmal ist nur ihren Augen die Erhaltung von auch wissenschaftlich interessanten Stufen zu verdanken.
So möchte ich abschließend auch den in dieser Arbeit genannten Sammlern bestens für ihre Mithilfe danken.

Schrifttum:

(1) ANGEL, F.: Gesteinskundliche und geologische Beobachtungen in Osttirol. Venediger-Abschnitt der Hohen Tauern. - Mitteil. Naturw. Ver. f. Stmk., 66., 1929, 55-63 und Profiltafel.
(2) ANGEL, F.: -P. WEISS: Die Tuxer Magnesitlagerstätten. - Radex Rundschau, 1953, 335-352.
(3) BRAUNER, K. und A. PREISINGER: Struktur und Entstehung des Sepioliths. - Tscherm. Min. Petr. Mitteil., 3. F., 6., 1956, 120-140.
(4) DOHT, R. u. C. HLAWATSCH: Über einen ägirinähnlichen Pyroxen und den Krokydolit vom Mooseck bei Golling, Salzburg. - Verh. d. geolog. R. A., Wien 1913, 79-95.
(5) GROSSPIETSCH, O.: Apatit aus dem Magnesitbruch im Sunk. - Zs. Kryst., 54., 1915, 461-466. (6) HÖLLER, H.: Boulangeritkristalle vom Sunk bei Trieben. - Joanneum, Min. Mitteilungsbl., 2/1957, 64.
(7) MATZ, K.B.: Genetische Übersicht über die österreichischen Flußspatvorkommen. -Karinthin, F. 21, 1953, 199-217.
(8) --Die Kupferlagerstätte Mitterberg. - Joanneum, Min. Mitteilungsblatt, 1/1953, 7-19.
(9) MEIXNER, H.: Parasepiolith auf Magnesitlagerstätten vom Typus Veitsch. - Tscherm. Min. Petr. Mitteil., 43., 1932, 182-193.
(10) --Mineralogische Beziehungen zwischen Spatmagnesit- und Eisenspatlagerstätten der Ostalpen. Radex-Rundschau, 1953, 445-458.
(11) MEIXNER, H. und E. CLAR: Die Magnesitlagerstätte im Sunk bei Trieben (Obersteiermark) 4 - Joanneum, Min. Mitteilungsblatt, 1/1953, 1-6.
(12) MEIXNER, H..: Ein prachtvoller Apatitkristall aus der Magnesitlagerstätte im Sunk bei Trieben (Obersteiermark). - Der Karinthin, F. 27, 1954, 1.
(13) --Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XIII.- Carinthia II. 64., 1954, 18-29.
(14) --Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XIV. - Carinthia II, 65., 1955~ 40-25.
(15) --Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XVI. - Carinthia II, 68., Klagenfurt 1958, 91-109.
(16) SCHAUBERGER, O.: Ein Beitrag zur Kenntnis des Blauquarz- und Krokydolitvorkommens von Grubach bei Golling. - Der Karinthin, Folge 39, 1959, 42-46.
(17) WEINSCHENK, E.: Die Minerallagerstätten. des Groß-Venedigerstockes in den Hohen Tauern. - Zs. Kryst., 26., 1896, 337-508.
(18) ZIRKL, E. J.: Beitrag zur Mineralogie Österreichs. - Tscherm. Min. Petr. Mitteil., 3. F., 2., 1949, 38-43.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

zurück....