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LIEBIGIT, EIN FÜR ÖSTERREICH NEUES
URANKARBONATMINERAL VON DER KÖLNBREINSPERRE, MALTATAL, KÄRNTEN.
Von Heinz MEIXNER Salzburg und Kurt WALENTA Stuttgart
Unserem Fachgruppenmitglied A. SIMA (Klagenfurt) ist wieder ein besonders
interessanter Neufund gelungen. Er entdeckte in einem Steinbruch neben dem
Kölnbreinbach, rechts von der Staumauer der Sperre Kölnbrein im Maltatal
auf Granitgneisstücken hauchdünne, schwefelgelbe Anflüge, die, da sie
im UVL lebhaft grün leuchten, Verdacht auf ein Uranmineral wach werden
ließen. Nach der geologischen Kartierung (1: 50.000) von F. ANGEL &
R. STABER , 1952, stehen dort „helle, granitische Gesteine des tieferen
Stockwerkes“ an. Da ursprünglich nur äußerst wenig
Untersuchungsmaterial zur Verfügung stand und die optischen Eigenschaften
nicht mit den üblichen Uranmineralen übereinstimmten, sandte ich eine
Probe an einen der besten Kenner solcher Uranminerale, an Prof. Dr. Kurt
WALENTA (Stuttgart). Wenig später erhielt ich von ihm bereits den
Hinweis, daß es sich wahrscheinlich um "Liebigit" handeln könnte;
knapp darauf folgte seine Mitteilung "sicher Liebigit“ zu
einem Zeitpunkt, als wir in Salzburg nach seinen Tips mit neu von A. SIMA
gesammeltem und geliefertem Material den Liebigit-Verdacht auch auf
optischem und röntgenographischem Weg bestätigen konnten. Auch bei sehr
starken Binokularvergrößerungen sind keine deutlichen Kristalle sondern
nur sphärolithische Ausbildung zu erkennen. Die Unterlage der
Liebigit-Partien bilden ganz zarte, weiße Gips -Beläge stets auf
Schichtflächen des Granitgneises.
Sehr vorteilhaft hat sich bei den optischen Untersuchungen des
Uranminerals der direkte Vergleich mit Liebigit von Joachimsthal
erwiesen. In beiden Fällen gestatteten winzige Blättchen die
Feststellung von optisch zweiachsig positiv mit einem mittelgroßen
Achsenwinkel, nα und nß um 1,500 und nγ um 1,540. Mit diesen
Eigenschaften können die meisten der anderen Urankarbonate bereits
ausgeschlossen werden.
Pulveraufnahmen von K. WALENTA und von Frau Dr. E. Ch. KIRCHNER (Salzburg)
stimmen gut zu den Liebigit-Werten der ASTM-Kartei.
Liebigitkrusten, ebenfalls mit Gips vergesellschaftet, wurden kürzlich
von K. WALENTA, 1977, 5.180/181 von Müllenbach bei Baden-Baden im
nordwestlichen Schwarzwald, dort mit sehr zahlreichen weiteren
Uranmineralen, nachgewiesen.
L i e b i g i t hat die Formel Ca2U(CO3)4•10
H2O, rhomb., und ist von J. L. SMITH, 1848 von Adrianopel
erstbeschrieben worden. Ein ganz ähnliches Mineral von Joachimsthal hat
A. SCHRAUF, 1882 als "Uranothalitl' benannt; ihre Identität haben H.
T. EVANS Jr. & C. FRONDEL, 1950 festgestellt.
Von H. MEIXNER, 1940 a, b, sind zahlreiche Uranminerale im langwelligen
UVL verglichen worden. Unter den starken Leuchtern haben sich 2 auffällige
farbverschiedene Gruppen ergeben: a) gelbgrüne Leuchter, für die
Autunit, Uranocircit, Uranopilit u.dgl. charakteristisch sind und b) rein
grüne („giftgrüne“) Leuchter, zu denen Schröckingerit und Liebigit
(Uranothalit) zählen. Gleichheit oder Unterschied ist am besten bei
direktem Vergleich, z.B. mit Autunit zu beobachten. Unser Mineral von der
Kölnbreinsperre entspricht völlig dem Liebigit der Gruppe b.
Dem neuen Liebigitfund kommt ein gewisses Interesse zu, weil aus derselben
Gebirgsgruppe, etwa 20km westlich, aus dem Radhausberg-Unterbaustollen
(=Thermalstollen, = Paselstollen) bei Böckstein neben anderen
Uranmineralen auch ein dem Liebigit näher stehendes Mineral Schröckingerit: NaCa3(UO2)(CO3)3(SO4)F
•10 H2O, trikl., dort noch rezenter Herkunft, bekannt geworden
ist. H. HABERLANDT & A. SCHIENER, 1951, S.311 und 315 hatten es zunächst
als "Neogastunit" bezeichnet, dann sich aber doch dem
internationalen Namen "Schröckingerit" angeschlossen. Die
gesamten Uranminerale des Thermalstollens sind zuletzt von H. MEIXNER,
1965, zusammenfassend behandelt worden. Bisher war dieses Gebiet um
Badgastein-Böckstein das einzige im Penninikum der Hohen Tauern in
Osterreich, in dem solche Uranminerale vorgekommen sind. Der Fund vom Kölnbreinkar
regt zu erneuter Nachschau an, wozu die Verwendung von langwelligem UVL
sehr vorteilhaft ist, in Granit- und Granitgneisgebieten der Hohen Tauern
und der Zillertaler Alpen. Auch aus den Schweizer Alpen sind in den
letzten Jahren unter ähnlichen Bedingungen entstandene Uranminerale (Grimselit,
Bayleyit, Uranophan und ß-Uranophan) bekannt geworden vgl. z.B. S. G.
RAESER & H. A. STALDER, 1976, S.164/165 und S. GRAESER, W. F. OBERHOLZER
& H. A. STALDER, 1978, S.442. Wesentlich für all diese
Uranmineralfunde sind gute Aufschlüsse durch Wasserstollenbauten und
Bergbau oder durch Steinbrüche, die in Betrieb stehen.
Weitere Uranminerale konnten bisher bei der Kölnbreinsperre nicht
gefunden werden. An Quarzinjektionen des Granitgneises gebunden, kamen
bisher lediglich recht selten 1-2 mm große Bleiglanz -Einschlüsse
mit deutlicher Würfelspaltung vor.
Mein Dank gilt dem Finder des Materials A. SIMA (Klagenfurt) und den
Kollegen Prof. Dr. K. WALENTA (Stuttgart) wie Frau Dr. E. Ch. KIRCHNER
(Salzburg) für die Mitarbeit bei. der Bestimmung .
ERGÄNZUNG BEI DER KORREKTUR: Nach einer eben erfolgten mündlichen
Mitteilung von Dr. F. KOLLER (Wien) wurden von ihm aus der Umgebung des
Schafkogels (Hollersbachtal) Kasolit Pb(UO2)SiO4•H2O,
mon., in relativ reichlicher Menge nachgewiesen und dies in der nicht näher
gekennzeichneten Neuauflage 1979 des Exkursionsführers von 1977, „Die
Hohen Tauern, Mineralogie und Petrologie", Arbeitstagung der Österr.
Mineralog. und der Schweizerischen Mineralog- und Petrographischen
Gesellschaft in seinem Beitrag "Ersatzexkursion Achselalm
Hollersbachtal" auf S.28 eingefügt. Kasolit war bei uns vorher nur
als größte Seltenheit im Radhausberg-Unterbaustollen, vgl. H. MEIXNER
1965, S.214, bekannt.
SCHRIFTTUM:
ANGEL F. & R. STABER 1952: Gesteinswelt und Bau der
Hochalm-Ankogel-Gruppe. - Wissenschaftl. Alpenvereinshefte, 13., 112 S.
m.geol. K.1:50.000.
GRAESER S. & H. A. STALDER 1976: Mineral-Neufunde aus der Schweiz und
angrenzenden Gebieten II. - Schweizer Strahler, 4., 158/171.
GRAESER S., W.F. OBERHOLZER & H.A. STALDER 1978: Mineral-Neufunde aus
der Schweiz und von angrenzenden Gebieten III. - Schweizer Strahler, 4.,
441/452.
HABERLANDT H. & A. SCHIENER 1951: Die Mineral- und
Elementvergesellschaftung der Zentralgneisgebiete von Badgastein (Hohe
Tauern). – (T.M.P.M.) 2., 292/354.
MEIXNER H. 1940a: Fluoreszenzanalytische, optische und chemische
Beobachtungen an Uranmineralen. -Chemie der Erde, 12., 433/450.
MEIXNER H. 1940b: Fluoreszenz von Uranmineralen. - Miner. u. Petrogr.
Mitt. (T.M.P.M.),
52., 275/277.
MEIXNER H. 1965: Die Uranminerale um Badgastein, Salzburg, im Rahmen
Osterreichs. Sitzber. d. österr. Akad. d. Wiss., Mathem.-naturw. Kl., Abt.I,
174., 203/227.
WALENTA K. 1977: Neue Funde sekundärer Uranmineralien im mittleren und nördlichen
Schwarzwald. - Der Aufschluß, 28., 177/188.
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