Haditsch J. G. / 1963 Textauszug |
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Bemerkungen
zur Arsenkies-Gold-Vererzung im oberen Lavanttal. Von J. G HADITSCH (Leoben) In den durch den Imhof-Unterbau aufgeschlossenen Gängen hat seinerzeit A. TORNQUIST (23;24;25) eine siebenphasige Mineralisation abzuleiten und zu beweisen versucht, die auch für die Baue der Kliening und damit für die gesamten Goldlagerstätten des Amering Geltung haben soll "Dieser Ablauf der Vererzung stimmt mit dem der Erze der Kliening ...in überraschender Weise überein, so daß an der gleichzeitigen Vererzung nicht gezweifelt werden kann und alle diese Lagerstätten auf den gleichen telemagmatischen Vorgang zurückzuführen sind" (24). Gegen diese Ansicht äußerte zum ersten Mal 1954 O. M. FRIEDRICH (10) Bedenken, die, wie in dieser Arbeit noch gezeigt werden soll, zu Recht bestehen. Auf der Lagerstättenkarte O. M. FRIEDRICHs (9) finden sich an den Flanken des Ameringstockes den Goldgängen der Hohen Tauern analoge Vorkommen. Da die Mehrzahl dieser Lagerstätten in nächster Nähe des bekannten Lavanttaler Bruchsystems liegt, versprach ihre Bearbeitung von vornherein interessante Aufschlüsse über den Zusammenhang der Vererzung mit der örtlichen Tektonik. Darüber hinaus aber macht es eine zusammenfassende Darstellung möglich, die von den Tauern her bekannt gewordene Erzabfolge, die, älterem Schrifttum (17; 22; 23; 24) zufolge? auch hier zu beobachten sein soll, zu prüfen und gegebenenfalls richtig zu stellen. Der überwiegende Teil der Tauerngoldgänge im oberen Lavant- und Murtal wurde erst jüngst neu bearbeitet: Die Flatschacher Baue 1951 durch v. V. JARLOWSKY (14), die Vorkommen im Roßbachgraben und Lichtengraben 1952 durch O. M. FRIEDRICH (8; 11) und schließlich die Gänge der Kliening 1955 durch G. STERK (21). Das Pusterwalder Erzrevier, das nicht in der unmittelbaren Umgebung des Amering, wohl aber der Lavanttal-Pölstal-Störung liegt und daher hier, ebenso wie ein heute nur mehr aus dem Schrifttum bekannter Schurfbau am Pölshals zum Vergleich angeführt wird, wurde 1954 durch O. M. FRIEDRICH (10) untersucht. Nach meiner im vergangenen Jahr erfolgten lagerstättenkundlichen Aufnahme des Arsenkiesganges im oberen Kotgraben (12) halte ich nun die Zeit für gekommen, der Frage nach der Mineralfolge, dem Alter und dem Einfluß der Tektonik auf die Lagerstättenbildung näher zu rücken. Für die Baue der Kliening (21, p. 54), das Vorkommen im Roßbachgraben und den oben schon erwähnten Schurf am Pölshals bei Thalheim ,ist die Abhängigkeit der Lagerstätten vom Lavanttaler Bruchsystem unmittelbar zu erkennen; insofern nämlich, als die erzbringenden Lösungen Teilstörungen dieses Systems und (zumindest für das Vorkommen am Pölshals) wahrscheinlich auch Fiederspalten als Aufstiegswege benützten: Auf die enge Verwandtschaft der Klieninger Vererzung mit den großen Bruchlinien der Lavanttalstörung hat schon Go STERK hingewiesen. Im Roßbachgraben, der beim Taxwirt in das Lavanttal mündet, bestand im Ameringgneis ein Schurf auf einem kiesführenden Quarzgang.+) Dieser Gang bei der Theisinger Mühle liegt nahe der Landesgrenze noch auf Kärntner Boden und ist auch auf der Karte P. BECKMANAGETTAs enthalten. Der Gang ist der Schubfläche, die das Amering-kristallin von der Bretsteinserie trennt, eng benachbart und verläuft parallel zu ihr. Es ist wohl nicht weit gefehlt, wenn man die heute vererzt vorliegende Gangfläche als einen Teil des Zerrüttungsstreifens ansieht, an dem die Ausgleichsbewegungen bei der (Aufwölbung und) Überschiebung der Ameringmasse auf ihr Vorland stattfanden. In jüngerer Zeit dürfte dann diese Bruchlinie bei der Entstehung des Lavanttaler Systems wieder aufgerissen und daraufhin versetzt worden sein. V.v. ZEPHAROVICH (27) vermutete, daß die hier seinerzeit aufgesammelten Arsenkiesrollstücke nicht von hier, sondern von der Walchen bei Öblarn stammen,. Diese Ansicht wurde auch von F. CZERMAK und J. SCHADLER (5) übernommen. O. M. FRIEDRICH nahm das Vorkommen 1952 neu auf (8; 11). Er fand "eine porige Gangfüllung aus Quarzkristallrasen und Kalkspat mit etwas Kupfer- und Arsen-Kies". Ich hatte leider bei meinem Besuch nicht das Glück, den wohl nur sehr seltenen Arsenkies aufsammeln zu können, aber es zeigen auch meine Stücke den grobdrusigen Gangquarz, dessen Poren z.T. durch Limonit ausgeheilt sind., Die Quarzkristalle sind 45 mm, seltener cm-lang. Daneben fand ich auch Kupferkies, Magnetkies und Malachitanflüge, unter dem Mikroskop auch noch Kupferindig. Der gleichen so vererzten Störung gehören noch zwei kleine von O.M., FRIEDRICH gefundene Goldfundpunkte (Teufenbachgraben) an, die auch P. BECK-MANAGETTA in seiner Karte anführt (2). Der Arsenkiesschurf vom Pölshals ist bisher nur durch einen ein... zigen Hinweis im Schrifttum bekannt. Nach einem gutachtlichen Bericht A.A. NAPPEYs (18) aus dem Jahre 1898 wurde auf der Höhe des Sattels, der das Murtal mit dem Pölstal verbindet, ein Stollen auf Arsenkies, ________________________________________________________________________________________________ +)Der erwähnte Gang liegt bei der sog. Theisinger Mühle. Diese ist von der auf der Karte von CZERMAK-HERITSCH angegebenen Stelle rund 2.2 km entfernt. CZERMAK-HERITSCH wollten aber vielleicht nur die " Kiesimprägnation bei der Krumpmühle, die etwas bachaufwärts liegt" oder das sog. "Goldloch", das sich auch dort befindet, festhalten, doch liegen auch diese beiden Orte immerhin noch 2 km westlich des " auf der Karte eingetragenen Ganges ________________________________________________________________________________________________ und Pyrit angeschlagen. Seiner Lage nach und seinem Streichen nach (Einfallen: 185/,6) handelt es sich bei diesem 0.50.6 m mächtigen Arsenkiesgang höchstwahrscheinlich um eine vererzte Fiederspalte zur knapp daran vorbeistreichenden Pölstalstörung. Die Abhängigkeit der Pusterwald-Plettentaler Vererzung von der erwähnten Störung ist zwar noch nicht eindeutig erwiesen - O. M. FRIEDRICH (10) -doch wahrscheinlich. Durch die Arbeit JARLOWSKYs steht fest, daß die Flatschacher Gänge die Serie der Wölzer Glimmerschiefer (18) quergreifend durchreißen, somit jünger sein müssen als die s-Flächentektonik am SW-Rand der Seckauer Masse. Inwieweit die Gänge mit der Pölstalstörung oder der tertiär durchbewegten Gaal-Linie (16) zusammenhängen (ich denke da besonders an Fiederspalten zu diesen Brüchen), kann jetzt noch nicht gesagt werden, doch wird diese Frage anhand der schon weit fortgeschrittenen Aufnahmen von Prof. METZ (Graz) und seiner Mitarbeiter ohne Zweifel bald geklärt werden können. Vergleicht man also die Abhängigkeit der Gangvererzung von der örtlichen Tektonik, so kann man feststellen, daß eine Reihe von Gängen Kliening, Pölshals (Pusterwald?, Flatschach?) -mit dem Aufreißen der Lavanttal-Pölsstörung irgendwie zusammenhängen. Die kleinen Vorkommen (im Roßbachgraben und im südöstlich davon gelegenen Taufenbachgraben) sind an eine der Aufschiebungsfläche des Ameringkristallins auf sein westliches Vorland (Bretsteinserie) parallele und ihr wohl genetisch gleichartige und gleichalte Störung gebunden. Die Lagerstätte beim Samer im oberen Kotgraben folgt einer Schwächezone an der Grenze zwischen den Ameringorthogneisen und Hornblendegesteinen (6;12), die, mehrfach durchbewegt und wieder verheilt, nach der letzten Beanspruchung vererzt wurde. Somit dienen zumindest drei verschieden alt angelegte Bruchzonen den Lösungen als Aufstiegsbahnen: 1.) Die Lavanttal-Pölstal-Störung. Die Lavanttallinie schneidet SE des Pölshalses die Feeberger Miozänmulde ab. Ihre erste Anlage dürfte sie hier auch zu der Zeit bekommen haben, zu der die Fohnsdorfer Mulde vor der Ablagerung des kohlenführenden Tertiärs eingesenkt wurde [vgl. dazu (15), (19)]. Für die "Preblauer Linie", an die der Klieninger Erzbezirk gebunden ist, sind Bewegungen vor der Ablagerung des Lavanttaler Miozäns bis in oberpontische Zeit belegt. Zum Teil dauern diese Bewegungen am Koralmwestrand heute noch an (15;26). 2.) Älter als die Lavanttaler Störung ist nach KIESLINGER (157P.5O4) jene steile Schubfläche, die die Bretsteinserie von den Orthogesteinen des Amering trennt. KIESLINGER verglich diese Störung mit der sog. "Pölslinie" am Westrand der Seckauer Tauern. Wie schon oben erwähnt, sehe ich in der Störung im Roßbachgraben und in der von dieser nur 1 km entfernten Aufschiebungsfläche die gleiche tektonische Anlage. 3.) Die Umgebung der Lagerstätte im Kotgraben erwies sich nach den Untersuchungen F. J. DAHLKAMPs (6,p.53,54) als eine präexistente Schwächezone. Das achsiale und flächige Gefüge des die Lagerstätte umgebenden Bereichs (6, Diagramm 18) läßt erkennen, daß der Bau "im allgemeinen dem prägranitischen Faltenbau" gehorcht, daneben "aber ebenfalls Eigenschaften, die auf die Aufquellung zurückzuführen sind" (6,p.63) aufzeigt. Wie ich schon dargelegt habe (12), fanden die vererzenden Lösungen den beinahe schon fertig ausgeprägten Tektonit vor: Ich konnte unter dem Mikroskop nur mehr unbedeutende postkristalline Kataklasen (in Bezug auf die jüngste Vererzungsphase) bemerken. Ich habe daher die Lagerstättengenese mit den tektonischen Akten 3 ("Aufreißen von Spalten, die mit Aplit gefüllt werden") und 4 ("lokal auftretende Kataklase") DAHLKAMPs zu parallelisieren versucht, d.h. mit anderen Worten, daß die letzte Anlage des später vererzten Ganges im oberen Kotgraben älter als der Aufschub der Ameringmasse auf das Untermiozän von Obdach sein muß. Zusammenfassend kann somit über die einzelnen (später vererzten) Störungsflächen des Ameringstockes gesagt werden, daß sie ihre erste Anlage zum Teil vor der Augengneisbildung des Amering (Kotgraben), zum Teil zumindest gleichzeitig mit der Überschiebung der Ameringmasse auf die Bretsteinserie (Roßbachgraben) und zum Teil vor dem kohlenführenden Miozän von Fohnsdorf und des Lavanttales (Pölshals, Kliening) erfuhren. Wie gleich gezeigt werden wird, wurden alle diese verschieden alt geprägten Störungen in der Folge mehrfach durchbewegt und während ein es tektonischen Aktes gleichzeitig vererzt. Vergleicht man nämlich die Mineralführung und den sich aus dem mikroskopischen Bild ergebenden Ablauf der Vererzung, so zeigt sich die in der Tabelle wiedergegebene Entwicklung dieser Lagerstätten. Ich habe auf der Tabelle versucht, die von den einzelnen Verfassern bekannt gemachten Mineralabfolgen und tektonischen Einzelheiten zu parallelisieren (das Alter und die Einstufung der in Klammern stehenden und mit einem Fragezeichen versehenen Minerale geht nicht eindeutig aus den Veröffentlichungen hervor. Dies gilt auch für eine Bewegungsphase vor der Bildung des Magnetkieses im Roßbachgraben). Der Vergleich der Lagerstätten zeigt trotz des stark schwankenden Mineralinhalts eine auffallende Übereinstimmung der wesentlichen Teilvorgänge. Will man nicht für jede Lagerstätte einen eigenen Vererzungszyklus annehmen, wofür in diesem eng begrenzten Raum (Flatschach-Kliening 28 km, Kotgraben (Samer) -Kliening 15 km Luftlinie!) alle Anhaltspunkte fehlen, muß man die Vererzung der Tauerngoldgänge im oberen Lavanttal und in den angrenzenden Gebieten als einzeitigen mehrphasigen Vorgang betrachten. Die so hier erkannte Abfolge findet man dabei gleichartig geradeso wie in Fusterwald (10) auch auf dem Straßeck bei Gasen, der östlichsten Lagerstätte vom Typus der Tauerngoldgänge (7) wieder. Im westlichen Ameringgebiet vererzten dabei die Lösungen verschieden alt angelegte, dabei eng benachbarte und einander parallele, Störungen des Lavanttal-Pölstal-Systems. Dies steht in vollem Einklang mit den Feststellungen A. KIESLINGERs (15), der schon früh darauf aufmerksam gemacht hat, daß parallele Störungen hier keineswegs von vornherein für gleich alt angesehen werden dürfen. Als Beispiele dafür führte er seinerzeit schon die Fölstalstörung und die "Pölslinie" im N und die Lavanttalstörung und die Ameringüberschiebung im S an. Das Alter der Vererzung im Gesamtgebiet, die ich, wie ich oben schon angeführt habe, für gleichaltrig ansehe, kann durch zwei Umstände eingeengt werden: 1.) Das kohleführende Tertiär der Fohnsdorfer Mulde nach A. WINKLER-HERMADEN (26,p.437) = Helvet liegt, wie sich im Fortuna Unterbaustollen des Flatschacher Revieres zeigte (14,p.24), diskordant auf den Erzgängen. Die Mineralisation muß hier demnach älter als das Fohnsdorfer Tertiär sein. Die Vererzung ist dabei auch älter als die Überschiebung der Ameringmasse auf das Obdacher Tertiär, das ebenfalls helvetisches Alter besitzt (19). 2.) Die Flatschacher Vererzung muß jünger als die Metamorphose der Wölzer Glimmerschieferserie (siehe oben), die Vererzung der Klieninger Gänge jünger als das Aufreißen der sog. "Preblauer Linie" sein. Diese Störung gehört zu einem Zerrüttungsstreifen, der von KIESLINGER als gleich alt mit der Diaphthorese und der Ameringüberschiebung (= "Pölslinie") und älter als der Vorschub der St. Pauler Berge und der erste Einbruch des Lavanttales erkannt wurde. KIESLINGER hält damit diesen Zerrüttungsstreifen, der einen Teil der Lavanttalstörung bildet, für prägosauisch (15). Damit ist die Vererzung spätestens prähelvetisch, d.h. während der savischen Gebirgsbildungsphase, frühestens prägosauisch erfolgt. Damit scheiden aber, wie E. CLAR mit anderen Hinweisen schon 1953 gezeigt hat (3), sowohl der finale basaltische als auch der andesitische Vulkanismus, der unterhelvetisch und jünger ist, als Erzbringer aus. Dafür, daß die Lagerstättenbildungen höchstwahrscheinlich dem Tertiär angehören, gibt es noch einige indirekte Hinweise: Im Fohnsdorfer Kohlenbergbau (3;27) und bei der Holzbrücke im Ingeringtal (3) wurden Realgar bzw. Auripigment zusammen mit Schwerspat gefunden. Die betreffenden Klüfte im Fohnsdorfer Revier können in die steirische Phase gestellt werden -vgl. (19) -, d.h. in das Helvet bis Torton, gleichzeitig kann man wohl auch mit Recht annehmen, daß die Gold-Arsenkies-Vererzung der Ameringgegend und des Flatschacher Höhenzuges mit den beiden genannten Arsensulfiden ausklingt. Weitere Hinweise auf ein jugendliches Alter der Vererzung erbrachte schon O. M. FRIEDRICH (10) an Hand der zeolithischen Nachphase in Pusterwald [vgl. dazu auch E. CLAR, 3, p.111]. Vergleicht man die hier besprochenen Vorkommen des Ameringgebietes mit den übrigen Lagerstätten vom Typus der Tauerngoldgänge, wie sie uns durch die Arbeiten von O. M. FRIEDRICH (10), H. MICHEL (17), W. SIEGL (20) und A. TORNQUIST (23;24;25) bekannt geworden sind, so erkennt man einerseits die große und gute Übereinstimmung der Lagerstätten mit Pusterwald und dem Straßeck, andererseits aber auch die großen Gegensätze zu den klassischen Vorkommen der Sieglitz- und Pochartgänge nach der Vorstellung TORNQUISTs. Den Amering-Lagerstätten, Pusterwald und dem Straßeck sind die in der Tabelle niedergelegten Altersbeziehungen der angeführten Minerale gemeinsam. In den Hohen Tauern hat meines Wissens zum ersten Mal H. MICHEL versucht, erzmikroskopisch die Mineralabfolge zu erkennen (17). Er stellte dabei zwei voneinander durch einen Bewegungsakt getrennte Mineralgenerationen fest: Eine ältere mit Arsenkies, Löllingit, Pyrit, Quarz und eine jüngere mit Bleiglanz, Zinkblende, Kupferkies, Gold und ebenfalls Quarz. Wie man leicht daraus ersehen kann, stimmt diese Abfolge mit Ausnahme der geänderten Stellung des Löllingits -vgl. dazu (21) -vollkommen mit der der Gänge im E überein. A. TORNQUIST, der 1928 (22) noch die Auffassung MICHELs vertreten hatte, kam einige Jahre später zur Annahme von sieben durch zwei Zerbrechungen voneinander getrennten Generationen (23;24;25). Abgesehen von der stark abweichenden Stellung des Fahlerzes und der Wismutminerale überrascht auf den ersten Blick das von ihm angegebene relativ hohe Alter des Goldes. Das Gold ist nämlich angeblich nach der Meinung TORNQUISTs schon in den Phasen I und II sowie im darauffolgenden ersten Bewegungsakt ("Hauptbewebung") zusammen mit anisotropem und isotropem Pyrit, Argentopyrit (?), Arsenkies mit Millerit (?), Glanzkobalt-Linneit (?), Rammelsbergit und Gersdorffit, Quarz und Rutil gebildet worden, wogegen es in der Umgebung des Amering stets an die relativ junge Kupferkiesparagenese gebunden ist (s. Tabelle). Leider stehen mir die Anschliffe TORNQUISTs nicht zur Verfügung, doch erlauben schon die einer seiner Arbeiten (22) beigegebenen Abbildungen zwanglos eine Deutung der Abfolge, die der am Amering erkannten schon weitgehend gerecht wird. Die Abb. 1 soll nach TORNQUIST ein Goldkorn der I. Vererzungsphase zeigen, von dem aus „bei späteren Gangbewegungen radial Klüfte im Pyrit aufgerissen" sein sollen, die "mit Gangquarz, in anderen Fällen mit Kalzit der VII. Phase ausgefüllt worden sind". Es fällt schwer, sich vorzustellen, daß ein so weiches Mineral, wie es das gediegene Gold ist, schuld an derartigen Brucherscheinungen in so harten Mineralen (wie z.B. Pyrit) sein soll. Schon G. STERK (siehe 21,p.48,49,Abb.8) deutete ähnliche Erscheinungsformen längs feiner Spalten als "sicher zementativ angereichertes Gold". Die gleiche Erklärung halte ich auch für die Abb. 1 TORNQUISTs für gegeben.. Gleichgültig, ob man hier eine aszendente oder mit mir eine deszendent-zementative Goldabscheidung annimmt, auf jeden Fall scheint mir festzustehen, daß das Gold nicht zusammen mit dem Pyrit gebildet wurde, sondern jünger, daß es in irgendeiner Form entlang jüngerer Klüfte in den älteren Pyrit (am Amering auch Arsenkies) eingedrungen ist. Leider zeigten die Schliffe w. SIEGLs (20) nur die jüngere Erzgeneration, sodaß das Verhältnis des Goldes 11: zum Pyrit und Arsenkies ungeklärt bleiben musste. TORNQUIST fiel auch auf, daß die Goldkörner im Pyrit und im Gangquarz mit Vorliebe von ebenen Flächen begrenzt werden, daß das Gold aber auch in Form von unregelmäßigen Schläuchen im Pyrit auftreten kann, wogegen es in den seiner Meinung nach jüngeren Erzen meist eine Tropfenform annimmt. Zudem zeigten ihm chemische Analysen, daß der Goldgehalt mit dem Alter des Trägers zusehends abnimmt.+) _______________________________________________________________________________ +) Chemische Analysen hatten ergeben, daß die Pyrite und der Arsenkies sehr goldreich sind (bis 128 g/t). Da TORNQUIST in diesen Erzen nirgends Gold in Form von Freigold bemerkte, vermutete er das Gold in diesen Mineralen in molekulardisperser Form. Eine neuerliche Untersuchung würde dank der inzwischen stark verbessertem Technik des Anschleifens und der besseren Optik sicher die wahren Goldträger (d.h. wahrscheinlich Klüfte in diesen Kiesen) erkennen lassen. Die Homogenität der chemisch untersuchten Proben muß bezweifelt werden: Die zur Analyse verwendeten Kiese wurden, wie MICHEL angibt (17), durch IMHOF lediglich mit Lupe und Pinzette ausgewählt " Bei der Untersuchung von Anschliffen zeigte es sich, daß z.B. die größten Goldkörnchen im Arsenkies des Kotgrabens nur rund 30μ besaßen" Aber selbst das bei TORNQUIST auf Abb.1 gezeigte Goldkorn zeigt nur in der Diagonale gemessen 0.2 mm. Diese Zahlen lassen vermuten, daß eine Auswahl der Kiese unter der Lupe für diesen Zweck doch nicht ausreicht, daß eine homogene Probe nicht gewonnen werden kann . ________________________________________________________________________________ "Diese Befunde berechtigen zur Annahme, daß das Gold bei der Resorption des Pyrits in den Arsenkies, Ni-Co-Kies, bei der Resorption dieser Kiese sodann als Freigold von der Blende übernommen worden ist, von dieser in den Kupferkies wanderte, um schließlich im Bleiglanz zu erscheinen" [TORNQUIST (23,p.75,76)]. Mit Recht kann die Abb.4 TORNQUISTs dafür, allerdings nur zum Teil, als Beweis angesehen werden; nur teilweise insofern, als damit nur bewiesen wird, daß Gold aus dem Kupferkies in den ihn verdrängenden Bleiglanz übernommen wird. Für die vermeintliche Wanderung des Goldes aus dem Pyrit und Arsenkies aber gibt;38 -Dis auf die schon genannten chemischen Analysen keine stichhältigen Beweise. ++) Wie schon oben angedeutet, sieht TORNQUIST auch in den Kornformen des Goldes charakteristische Beweise für das relative Alter des Goldes o Gerace die runde Gestalt der Goldkörnchen geht seiner Meinung nach auf die Wanderung, d.h. die Übernahme des Goldes aus älteren Mineralien in jüngere ( z .B. Kupferkies), zurück, wogegen die eckige und schlauchförmige Gestalt neu gebildetes Gold kennzeichnen soll. Auch dieser Ansicht sind einige Beobachtungen, die ich an Erzen im Kotgraben machen konnte, entgegenzuhalten: Ich fand dort -vgl. dazu (12) -Gold mit runden Umrißformen stets dort, wo es allseitig von Kupferkies umgeben war, dagegen solches mit eckigen Formen stets in Klüften des Arsenkieses dort, wo es unmittelbar an den Kies oder den Gangquarz grenzte" Solche runde Formen werden wohl in erster Linie von der Oberflächenspannung des "Gastminerals" im "Wirt" abhängen. Außerdem sind Rundformen von einer Reihe von Entmischungen her bekannt (z.B.: Kupferkies in Zinkblende, Magnetkies in Alabandin, Ilmenit in Eisenglanz usw.), die als Bildungen eines Kristallisationsaktes angesehen werden.. Aus diesen Gründen sehe ich in den runden Goldtröpfchen im Kupferkies Beweise für die gleichzeitige Bildung beider Minerale. _______________________________________________________________________________ ++) TORNQUIST schreibt wörtlich, daß "ein Goldkorn aus dem letzten (gemeint ist der Bleiglanz) durch den ersteren (gemeint ist der Kupferkies) übernommen worden" sei. Dazu ist zu bemerken, daß der Bleiglanz das jüngere Mineral ist, also nur er das Gold aus dem älteren, d.h. dem Kupferkies, übernehmen kann und daher der Satz richtig lauten müsste:" ein Goldkorn aus dem ersteren durch den letzteren übernommen...“ _______________________________________________________________________________ Da das Gold weder den Arsenkies noch den Quarz verdrängen kann (zumindest wurde solches bei uns nirgends beobachtet), kann es in diesen Fällen nur als Zwickelfüller auftreten und muß daher naturgemäß seine Korngrenzen denen der früher ausgeschiedenen bzw. gleich alten, aber kristallisationsfreudigeren Minerale anpassen. Somit werden als Beweise für eine Wanderung des Goldes in dem von TORNQUIST angenommenen Umfang die chemischen Analysen höchst zweifelhaft, die Korngestalt und das Auftreten des Goldes zusammen mit Pyrit und Arsenkies unglaubwürdig. Wie mir entgegenkommenderweise Herr Prof. Dr. Ing. O. M. FRIEDRICH mündlich mitteilte, hatte er seinerzeit Gelegenheit, die Schliffe TORNQUISTs und ihre Qualität kennen zu lernen. Zudem besorgte Prof. FRIEDRICH, damals Assistent TORNQUISTs, auch die photographischen Aufnahmen für (23). Seit damals habe er, wie mir Herr Professor FRIEDRICH mitteilte, nicht an die Wanderung des Goldes geglaubt und sei deshalb auch in keiner seiner Arbeiten näher darauf eingegangen. Bestehen die von Herrn Prof. FRIEDRICH und mir gemachten Einwände gegen die Ansichten TORNQUISTs zu Recht, was schlüssig erst durch neuerliche Untersuchungen bewiesen werden kann, so erhält man eine Abfolge, wie sie nun schon zu den Lagerstätten des oberen Lavanttales und seiner Umgebung bekannt ist. Dies unterstreicht, wie notwendig es wäre, die Gänge der Hohen Tauern wiederum erzmikroskopisch zu durchmustern und einwandfrei homogenes Material einer chemischen Analyse zuzuführen. Zum Schluß sei es mir gestattet, auf diesem Wege Herrn Professor FRIEDRICH für viele Anregungen meinen herzlichen Dank auszusprechen. Schrifttum: (1) BECK-MANNAGETTA P.: Der Bau der östlichen St. Pauler Berge. - Jb. Geol.BA. 98, 1955; 67-92. (2) BECK-MANNAGETTA P.: Geologische Übersichtskarte. Bezirk Wolfsberg-Klagenfurt. (3) CLAR E.: Über die Herkunft der ostalpinen Vererzung. - Geol. Rundschau, 42, 1953: 107-127. (4) CZERMAK F. - HERITSCH F.: Geologie des Stubalpengebirges in Steiermark. - Graz 1923. (5) CZERMAK F. - SCHADLER J.: Vorkommen des Elementes Arsen in den Ostalpen. - Tschermaks M PM. 44, 1933: 1-67. (6) DAHLKAMP F. J.: Die Geologie und Petrographie des Ameringgebietes in der Stubalpe. -Unv. Diss. Univ. Graz, 1957. (7) FRIEDRICH O. M.: Beiträge zur Kenntnis steirischer Erzvorkommen. I. Teil. - Mitt.Nat.Ver.Stmk. 73, 1936: 10-18. (8) FRIEDRICH O. M.: Verschiedene Karten im Archiv des Min.Inst.M.H. Leoben. -1952. (9) FRIEDRICH O. M.: Zur Erzlagerstättenkarte der Ostalpen. - Radex-Rundschau, 1953, H.7/8: 371-407. (10) FRIEDRICH O. M.: Zur Vererzung um Pusterwald. - Joann. Graz, Min. Mitteilungsblatt 1954/2:25-39. (11) FRIEDRICH O. M.: Die Erzlagerstätten des Bezirkes Wolfsberg. Landesplanung Lavanttal, Klagenfurt 1954. (12) HADITSCH J. G.: Der Arsenkiesgang im oberen Kotgraben (Stubalpe). Im Druck. (13) HAUER C. R. v.: Über ein Vorkommen von Schwefelarsen in den Braunkohlen von Fohnsdorf in Steiermark, - Jb. K. k.Geol. RA., 4, 1853 : 109-111. (14) JARLOWSKY W.: Die Kupfererzgänge von Flatschach bei Knittelfeld. - Unv. Diss. M.H. Leoben, 1951. (15) KIESLINGER A.: Die Lavanttaler Störungszone. - Jb. Geol. BA., 78, 1928: 499-528. (16) METZ K.: Aufnahmsbericht 1961 (Blätter 130, 131). - Verh. Geol. BA. 1962, A 39-A 40. (17) MICHEL H.: Die goldführenden Erze des Sieglitz-Pochart-Erzwieser Gangzuges in den Hohen Tauern. - Tschermaks MPM. 38, 1925: 541-564. (18) NAPPEY A. A.: Das Arsenkieserz-Vorkommen in Enzelsdorf in Pölsthal nächst der Staatsbahnstation Thalheim in Steiermark. - Unv. Manuskript, Graz 1898. (19) PETRASCHECK W.: Kohlengeologie der österreichischen Teilstaaten. - Wien 1922/24. (20) SIEGL W.: Erzmikroskopische Studie des Glaserzes vom Radhausberg bei Gastein. -Tschermaks M PM. II, 1950/51: 375-387. (21) STERK G.: Zur Kenntnis der Goldlagerstätte Kliening im Lavanttal. - Carinthia II, 65.; 1955: 39-59. (22) TORNQUIST A.: Die geologische Position der Golderzgänge der Hohen Tauern des Thermengebirges von Wildbad Gastein. - Aus: "Erläuterungen zu den Exkursionen der Tagung der Deutschen Geologischen Gesellschaft in Wien 1928"; 3 Seiten, 1928. (23) TORNQUIST A.: Vererzung und Wanderung des Goldes in den Erzen der Hohen Tauern-Gänge. - Sitz.Ber. Akad.Wiss. Wien, Math.-Nat.Kl., Abt.I, 142, 1933: 41-80. (24) TORNQUIST A.: Vererzung und Wanderung des Goldes in den Erzen der Hohen Tauern-Gänge. - Anz.Akad.Wiss. Wien, Math.Nat.Kl., 1933: 55-56. (25) TORNQUIST A.: Die Wanderung des Goldes in den Erzen der Hohen Tauern. -Forschungen und Fortschritte, 2, 1933: 190. (26) WINKLER-HERMADEN A.: Die jungtertiären Ablagerungen an der Ostabdachung der Zentralalpen und das inneralpine Tertiär. In: "Geologie von Österreich". Herausgegeben von F.X. SCHAFFER. 2. Aufl. Wien 1951: 414-524. (27) ZEPHAROVICH V. R. v.: Mineralogisches Lexicon für das Kaiserthum Österreich. - Wien 1859. |
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