Schäringer W. / 1949

  Notizen aus dem Lavanttaler Braunkohlentertiär V.

Von W. Schäringer (St. Stefan i. L.)

8.) Zur Reliefgeschichte des Gebietes zwischen St. Leonhard und Wolfsberg.
Man ist gewohnt, die Überreste alter Talböden an den Hängen zu suchen und ist dann erstaunt, ein sehr gut erhaltenes und ziemlich ausgedehntes Reststück eines solchen zwischen Wolfsberg und der Station Preblau, direkt in der Talachse gelegen, anzutreffen.
Die hier in durchschnittlich 950 m Seehöhe liegende und im Bereiche der widerständigen archäischen Gesteine herausmodellierte breite Talwanne (ich will sie abgekürzt das Wölcher-Niveau nennen) umfaßt heute noch ein Gebiet. von ca 30 qkm; hiebei ist der nach Osten (zwischen Amering- u. Koralpenmassiv) ausgreifende und sanftansteigende alte Talboden, obgleich offensichtlich dem gleichen morphologischen Niveau angehörend, nicht eingerechnet. Der nach NW streichende sowie der im Süden der Wölch weit ausladende Bereich der alten Verebnungsfläche ist dagegen beim Wiedereinsetzen der Erosion deshalb restlos der Abtragung bezw. der Ausräumung zum Opfer gefallen, weil hier wenig widerständige Gesteine (tektonisch eingebautes Tertiär) den Boden des Verebnungs-Niveau's bildetene. Hier verlief die Zerstörung der Landoberfläche aus petrografischen Gründen nicht linear (wie im Wölcher Raume), sondern flächenhaft. Die äussere Umrandung des Wölcherniveau wird ungefähr durch die Isohypse 1000 bezw. 1100 (für das Gebiet zwischen Aueringkogel und Koralpe) festgelegt. Das Wölcherniveau wurde zweifellos in einem sehr lang andauernden Zeitraum. eines Erosions-Stillstandes geschaffen. Überreste der alten Talboden-Beschotterung haben sich auf der Wölch bis in die Jetztzeit erhalten. Die Zubringerbäche dieser Verebnungs-Epoche haben ungefähr an der (heutigen) Isohypsenlinie 1000 den Talboden betreten und von dieser Gefallsbruchstelle ab ihre zu Hochwasserzeiten mitgeführten Gerölle und Sande abgeladen.
Mit dem Wiedereinsetzen der Hebung begannen die Gewässer sich von Neuem einzuschneiden u.zw. hat die Erosion bis jetzt auf rd. 500 m SH (Raderwirth) hinabgegriffen, sodass also der neuerliche Hebungsakt ein Ausmass von. dz. erd.450 m erreicht hat. Demzufolge sank auch in den beiden an die Wölch nördl. u. südl. anschliessenden Tertiärmulden der für flächenweite Abtragung besonders empfängliche „Materialspiegel." (Mergel ,Tone, Feinsande, Kohle) um einen identen Betrag und unter weiterer Einschrumpfung seines „Spiegel-Umfanges" .Das in Gestalt der heutigen Wölch stehen gebliebene Rudiment des alten Talbodens stellt sich heute daher gewissermassen als ein Sattel zwischen den weiten Talbecken des oberen und unteren Lavanttales dar.
Wie auf den Karten 1:50.000 bzw. 75.000 bzw. 100.000 deutlich erkennbar, bevorzugte die Erosion die gegebenen Dislokationslinien. Man sieht dies: am Auenbache ca. ab Linselmühle; an der Lavant in ihrem Oberlaufe ab St. Gertraud zumindest in genereller Richtung; am Klieningbache in seinem Mittellaufe, weniger deutlich, aber immer noch erkennbar, auch an dem nach NW fliessenden Pressingbache. Eine besonders starke Zerüttung der: Gesteine scheint wie aus der weitgehenden Abflachung der Hänge und der Breite der Talsohle zu entnehmen ist, diejenige Disloaktion herbeigeführt zu haben, die vom Auenbache benützt wird, Dise Linie ist auch die Trägerin der 3 Säuerlinge Linselmühle, Preblau und Kliening; Weissenbach ist alkalisch, St. Leonhard schwefelig und läuft als scharf und geradlinig hinziehende Formationsgrenze (Tertiär-Grundgebirge) entlang dem Koralpenfuss nach Süden Die zweite, das Wölcher-Niveau durchschneidende Erosionskerbe der Lavant zeigt z.T mehr klamm- artigen Charakter.
Wie aus dem Nachweis der späteren Höherschaltumg um 450 m, den die Wölch liefert, hervorgeht, ist die Anlage des Entwässerungsnetzes (ihre richtungs- u. abstandsmässige Anordnung ausserhalb der Isohypse 1000) älter als das Wölcher-Niveau und besitzen im allgemeinen die Laufrinnenstücke der Gewässer nicht, wie von vielen angenommen wird, stets von unten nach oben zunehmende jüngere Datierung.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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