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NEUE MINERALFUNDE AUS DEM KRASTAL BEI TREFFEN IN KÄRNTEN.
VON EWALD HEJL
In den Sommermonaten 1979 und 1980 führte der Verfasser im Bereich des
Krastales eine geologische Kartierung durch. Die Arbeit stand unter der
Leitung von Prof. CH. EXNER und galt als Vorarbeit am Institut für
Geologie der Universität Wien. Im Zuge der Aufnahmsarbeiten wurden
einige, bisher noch nicht beschriebene Mineralvorkommen entdeckt. Über
sie wird im folgenden berichtet.
1) Grauer Kalkmarmor mit Skapolith:
Im Graben des Baches, der vom Wollanig in Richtung Kras abfließt, wurde
im Anstehenden in 720 m Höhe (ü. d. M.) ein grauer, kalkiger Marmor,
dunkler und feinkörniger als die meisten Krastaler Kalkmarmore
aufgefunden. Mit unbewaffnetem Auge erkennt man in der spatigen Grundmasse
vereinzelt Hellglimmerschüppchen und blaßgelb glänzende Erzminerale
(Pyrit?) .Unter dem Mikroskop entpuppte sich das Gestein als
Skapolithmarmor.
MIKROSKOPISCHE BESCHREIBUNG
In einer Grundmasse aus Karbonatkristallen, die etwa 2 mm Durchmesser
erreichen, sind zahlreiche, kleinere Skapolithe, Hellglimmer und Quarze
einzeln oder in Gruppen eingesprengt.
HAUPTGEMENGTEILE:
Karbonat: Intensive Zwillingslamellierung und verzahnte Korngrenzen sind
Anzeichen für eine Druckbeanspruchung ohne anschießende
Rekristallisation. Manche Kristalle zeigen deutlich verbogene
Zwillingslamellen.
Skapolith bildet kurzsäulige, farblose hypidioblastische Kristalle mit
gerader Auslöschung in Schnitten, die parallel zur kristallographischen
Hauptachse verlaufen (tetragonales Kristallsystem) .In dieser Schnittlage
ist die Doppelbrechung am größten: Orange erster Ordnung (entspricht
einem Δn von 0,02 - 025) .Der optische Charakter ist einachsig
negativ. Häufig zu beobachten sind kleine farblose nadelige Einschlüsse,
die parallel zur kristallographischen Hauptachse eingewachsen sind. Sie
haben graue Interferenzfarben, konnten aber nicht näher bestimmt werden .
(vergleiche KLEINSCHMIDT 1970)
Die Hellglimmer sind bis zu 2 mm groß, meistens aber wesentlich kleiner.
Manche Blättchen sind verbogen.
FERNER:
Opake Minerale und Titanit.
Mittels Röntgenfluoreszenzspektralanalyse (RFA) bestimmte ich die
Schwefelgehalte einiger gepulverter Proben von Krastaler Marmoren. Während
der Skapolithmarmor 0,48 Gew.% S (das entspricht l' 20 Gew.% S03) enthält,
liegen die Werte der 8 skapolithfreien Proben (Kalk, Dolomit- und
Tremolitmarmore) unter 0,1 Gew.% S.
2) Paragneis mit "Haufwerksdisthen"
Ein feinkörniger Zweiglimmerparagneis, an dessen Oberfläche zahlreiche
weißliche Knötchen warzenförmig herauswittern, ist 400 m südlich der
Kote 771 an einer Haarnadelkurve des Forstweges aufgeschlossen. Die Knötchen
erreichen einen Durchmesser von ca 5 mm. U .d .M. erkennt man, daß es
sich um Disthen-Kornhaufen handelt. Sie bestehen aus einem verfilzten
Gewebe von feinen Nadeln und Blättchen mit hoher Lichtbrechung und
niedriger Doppelbrechung. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß die meisten
Körner gerade oder fast gerade auslöschen. Nur manche zeigen den für
Disthen charakteristischen, dreißiggrädigen Auslößchungswinkel (c:γ).
KIESLINGER (1927) berichtete über ähnliche Erfahrungen mit den
Paramorphosen von Disthen nach Andalusit des Koralpengebietes. Auf S. 75
schreibt er: "Die einzelnen Leisten zeigen γ in der Längsrichtung.
Die Mehrzahl ist gerade auslöschend, aber nicht wenige haben den für
Disthen bezeichnenden Auslöschungswinkel c:γ=30 und diese Blättchen
geben im Konoskop den Austritt der Mittellinie.α".
Formrelikte nach Andalusit, wie sie aus der Koralpe bekannt sind, habe ich
im Vorkommen des Krastales nicht gefunden. Hier bildet der "Haufwerksdisthen"
nur unregelmäßig begrenzte Knötchen, Linsen und kurze Schlieren. Der
Verdacht, daß es sich auch hier um Paramorphosen nach Andalusit handelt,
ist daher nicht beweisbar.
3) Staurolithführender Paragneis
Im September 1980 wurde an der Nordostecke der großen Wiese, südlich des
Grabens, der die Verlängerung des hier bereits ausgetrockneten
Kripsbaches bildet, ein Vorkommen von Staurolith entdeckt. Auf der
"Geologischen Karte der Republik Österreich 1:50.000, Blatt 200,
Arnoldstein" ist diese Stelle als Moräne eingezeichnet. Da das
Staurolith führende Gestein eine über 10 m hohe Felswand an der Südseite
des kleinen Grabens bildet und die B-Achsen der Faltung und die Lineation
einheitlich E-W streichen, kann kein Zweifel daran bestehen, daß es sich
um ein anstehendes Vorkommen handelt. Das Gestein ist ein muskovitreicher
Paragneis mit s-parallelen Quarzleisten, die oft intensiv verfaltet sind
(B 091/25) .Da das Gestein keine Feldspäte enthält, könnte man es auch
als Glimmerschiefer bezeichnen, Gefüge und Bruchverhalten sind aber
typisch "gneissig". Einige der muskovitreichen Lagen enthalten
viele kurzsäulige, rotbraune Staurolithkristalle, die ca. 2 cm Länge
erreichen. Daneben sind auch kleine, rosa Granate in großer Zahl
vorhanden.
Mikroskopische Beschreibung
HAUPTGEMENGTEILE:
Sturolith: Seine Kristalle besitzen feine Spaltrisse nach (010) , aber
auch grobe, unregelmäßige Risse. Optische Eigenschaften: Hohe
Lichtbrechung, niedrige Doppelbrechung, gerade Auslöschung in
Schnittlagen der Zone [010] (festgestellt an der Spur der Spaltrisse
(010), Pleochroismus von blaßgelb nach sattgelb. Einschlüsse: Bis ca. 2
mm große Granate, die ihrerseits Quarz- und Glimmereinschlüsse
aufweisen, ferner kleine Hellglimmer, Disthen sowie längliche Kornhaufen
aus Rutil mit untergeordneter Beteiligung von Ompazit und Hellglimmer. Die
Staurolithkristalle sind unregelmäßig begrenzt und werden anscheinend
randlich von feinschuppigem, verfilztem Hellglimmer verdrängt.
Granat bildet Idioblasten mit meist sechseckigen Querschnitten (Rhombendodekaeder)
und kleinere, unregelmäßig begrenzte Körner, die vielleicht Bruchstücke
von tektonisch zerstörten Großristallen sind. Manche Granate haben einen
Zonarbau, der durch randparallele Quarz-Einschlußzüge sichtbar wird.
Auch Hellglimmer, Biotit und Apatit kommen als Einschlüsse vor.
Muskovit bildet feinkörnige, verfilzte Aggregate, die wohl ein
Umwandlungsprodukt des Stauroliths sind. Daneben gibt es grobblättrige,
paralleltexturierte "Scheitermuskovite". Auch in den feinkörnigen
Partien sind manchmal große, sperrige Muskovite neu gesproßt.
Biotit ist oft mit den alten Scheitermuskoviten vergesellschaftet, fehlt
aber in den feinkörnigen, verfilzten Hellglimmerpartien. Pleochroismus
von blaßbraun nach zimtbraun.
Quarz muß wegen der vielen s-parallelen Quarzleisten, die mehrere cm dick
werden, als Hauptgemengteil bezeichnet werden, kommt aber in den
staurolithführenden Partien nur selten vor (z.B. als Einschluß im
Granat).
Disthen: Kleine, farblose Kristalle mit kurzsäuligem oder nadeligem
Habitus. Sie kommen besonders häufig am Rande der Staurolithe vor. Hohe
Lichtbrechung, aber etwas schwächer als bei Staurolith und Granat;
niedrige Doppelbrechung; ausgeprägte Spaltbarkeit.
ACCESSORIA:
Rutil, Opazit, Apatit, Turmalin.
Den spärlichen Fundortangaben zufolge muß man annehmen, daß
Staurolith in den Paragneisen und Glimmerschiefern zwischen Drautal und
Gegendtal äußerst selten ist. Mir sind folgende Fundortangaben bekannt:
PLÖCHINGER (1953: 198) fand einen 4 mm langen Staurolith im biotitreichen
Paragneis südlich von Fresach und ein 6 mm breites Staurolithsäulchen in
den quarzitischen Glimmerschiefern beim Rainer in Schattenberg. In der
Halde vor dem Südportal des einst projektierten Autobahntunnels bei
Edling fand EXNER (1954: 30) Granat-Staurolith-Albitgneis mit frischen,
ca. 0,5 mm langen Staurolithkörnchen. Das neu entdeckte Krastaler
Vorkommen mit vielen über 2 cm großen Staurolithkristallen ist somit
wohl eines der größten, bisher bekannten Staurolithvorkommen im Bereich
der Millstätter Serie.
Literatur
:
EXNER, Ch. (1954) : Die Südost-Ecke des Tauernfensters bei Spittal an der
Drau. - Jb. Geol. B.-A., 97, 17-37.
KIESLINGER,
A. (1927): Paramorphosen von Disthen nach Andalusit. - Sitzber.
Akad.Wiss.Wien, math.-natw.Kl,Abt. I, 136, 71-78.
KLEINSCHMIDT, G. (1970): Schwarzer Skapolith von Untergrentschach bei
Griffen, Saualpe (Kärnten. – Der Karinthin, 63, 186-198.
PLÖCHINGER, B. (1953): Erläuterung zur geologischen Neuaufnahme des
Drautalkristallinabschnittes westlich von Villach. – In: Skizzen zum
Antlitz der Erde, 193-2069, Brüder Hollinek, Wien.
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