Hejl E. / 1982

 

NEUE MINERALFUNDE AUS DEM KRASTAL BEI TREFFEN IN KÄRNTEN.

VON EWALD HEJL

In den Sommermonaten 1979 und 1980 führte der Verfasser im Bereich des Krastales eine geologische Kartierung durch. Die Arbeit stand unter der Leitung von Prof. CH. EXNER und galt als Vorarbeit am Institut für Geologie der Universität Wien. Im Zuge der Aufnahmsarbeiten wurden einige, bisher noch nicht beschriebene Mineralvorkommen entdeckt. Über sie wird im folgenden berichtet.

1) Grauer Kalkmarmor mit Skapolith:
Im Graben des Baches, der vom Wollanig in Richtung Kras abfließt, wurde im Anstehenden in 720 m Höhe (ü. d. M.) ein grauer, kalkiger Marmor, dunkler und feinkörniger als die meisten Krastaler Kalkmarmore aufgefunden. Mit unbewaffnetem Auge erkennt man in der spatigen Grundmasse vereinzelt Hellglimmerschüppchen und blaßgelb glänzende Erzminerale (Pyrit?) .Unter dem Mikroskop entpuppte sich das Gestein als Skapolithmarmor.

MIKROSKOPISCHE BESCHREIBUNG
In einer Grundmasse aus Karbonatkristallen, die etwa 2 mm Durchmesser erreichen, sind zahlreiche, kleinere Skapolithe, Hellglimmer und Quarze einzeln oder in Gruppen eingesprengt.
HAUPTGEMENGTEILE:
Karbonat: Intensive Zwillingslamellierung und verzahnte Korngrenzen sind Anzeichen für eine Druckbeanspruchung ohne anschießende Rekristallisation. Manche Kristalle zeigen deutlich verbogene Zwillingslamellen.
Skapolith bildet kurzsäulige, farblose hypidioblastische Kristalle mit gerader Auslöschung in Schnitten, die parallel zur kristallographischen Hauptachse verlaufen (tetragonales Kristallsystem) .In dieser Schnittlage ist die Doppelbrechung am größten: Orange erster Ordnung (entspricht einem Δn von 0,02 - 025) .Der optische Charakter ist einachsig negativ. Häufig zu beobachten sind kleine farblose nadelige Einschlüsse, die parallel zur kristallographischen Hauptachse eingewachsen sind. Sie haben graue Interferenzfarben, konnten aber nicht näher bestimmt werden . (vergleiche KLEINSCHMIDT 1970)
Die Hellglimmer sind bis zu 2 mm groß, meistens aber wesentlich kleiner. Manche Blättchen sind verbogen.
FERNER:
Opake Minerale und Titanit.
Mittels Röntgenfluoreszenzspektralanalyse (RFA) bestimmte ich die Schwefelgehalte einiger gepulverter Proben von Krastaler Marmoren. Während der Skapolithmarmor 0,48 Gew.% S (das entspricht l' 20 Gew.% S03) enthält, liegen die Werte der 8 skapolithfreien Proben (Kalk, Dolomit- und Tremolitmarmore) unter 0,1 Gew.% S.

2) Paragneis mit "Haufwerksdisthen"
Ein feinkörniger Zweiglimmerparagneis, an dessen Oberfläche zahlreiche weißliche Knötchen warzenförmig herauswittern, ist 400 m südlich der Kote 771 an einer Haarnadelkurve des Forstweges aufgeschlossen. Die Knötchen erreichen einen Durchmesser von ca 5 mm. U .d .M. erkennt man, daß es sich um Disthen-Kornhaufen handelt. Sie bestehen aus einem verfilzten Gewebe von feinen Nadeln und Blättchen mit hoher Lichtbrechung und niedriger Doppelbrechung. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß die meisten Körner gerade oder fast gerade auslöschen. Nur manche zeigen den für Disthen charakteristischen, dreißiggrädigen Auslößchungswinkel (c:γ). KIESLINGER (1927) berichtete über ähnliche Erfahrungen mit den Paramorphosen von Disthen nach Andalusit des Koralpengebietes. Auf S. 75 schreibt er: "Die einzelnen Leisten zeigen γ in der Längsrichtung. Die Mehrzahl ist gerade auslöschend, aber nicht wenige haben den für Disthen bezeichnenden Auslöschungswinkel c:γ=30 und diese Blättchen geben im Konoskop den Austritt der Mittellinie.α".
Formrelikte nach Andalusit, wie sie aus der Koralpe bekannt sind, habe ich im Vorkommen des Krastales nicht gefunden. Hier bildet der "Haufwerksdisthen" nur unregelmäßig begrenzte Knötchen, Linsen und kurze Schlieren. Der Verdacht, daß es sich auch hier um Paramorphosen nach Andalusit handelt, ist daher nicht beweisbar.

3) Staurolithführender Paragneis
Im September 1980 wurde an der Nordostecke der großen Wiese, südlich des Grabens, der die Verlängerung des hier bereits ausgetrockneten Kripsbaches bildet, ein Vorkommen von Staurolith entdeckt. Auf der "Geologischen Karte der Republik Österreich 1:50.000, Blatt 200, Arnoldstein" ist diese Stelle als Moräne eingezeichnet. Da das Staurolith führende Gestein eine über 10 m hohe Felswand an der Südseite des kleinen Grabens bildet und die B-Achsen der Faltung und die Lineation einheitlich E-W streichen, kann kein Zweifel daran bestehen, daß es sich um ein anstehendes Vorkommen handelt. Das Gestein ist ein muskovitreicher Paragneis mit s-parallelen Quarzleisten, die oft intensiv verfaltet sind (B 091/25) .Da das Gestein keine Feldspäte enthält, könnte man es auch als Glimmerschiefer bezeichnen, Gefüge und Bruchverhalten sind aber typisch "gneissig". Einige der muskovitreichen Lagen enthalten viele kurzsäulige, rotbraune Staurolithkristalle, die ca. 2 cm Länge erreichen. Daneben sind auch kleine, rosa Granate in großer Zahl vorhanden.
Mikroskopische Beschreibung
HAUPTGEMENGTEILE:
Sturolith: Seine Kristalle besitzen feine Spaltrisse nach (010) , aber auch grobe, unregelmäßige Risse. Optische Eigenschaften: Hohe Lichtbrechung, niedrige Doppelbrechung, gerade Auslöschung in Schnittlagen der Zone [010] (festgestellt an der Spur der Spaltrisse (010), Pleochroismus von blaßgelb nach sattgelb. Einschlüsse: Bis ca. 2 mm große Granate, die ihrerseits Quarz- und Glimmereinschlüsse aufweisen, ferner kleine Hellglimmer, Disthen sowie längliche Kornhaufen aus Rutil mit untergeordneter Beteiligung von Ompazit und Hellglimmer. Die Staurolithkristalle sind unregelmäßig begrenzt und werden anscheinend randlich von feinschuppigem, verfilztem Hellglimmer verdrängt.
Granat bildet Idioblasten mit meist sechseckigen Querschnitten (Rhombendodekaeder) und kleinere, unregelmäßig begrenzte Körner, die vielleicht Bruchstücke von tektonisch zerstörten Großristallen sind. Manche Granate haben einen Zonarbau, der durch randparallele Quarz-Einschlußzüge sichtbar wird. Auch Hellglimmer, Biotit und Apatit kommen als Einschlüsse vor.
Muskovit bildet feinkörnige, verfilzte Aggregate, die wohl ein Umwandlungsprodukt des Stauroliths sind. Daneben gibt es grobblättrige, paralleltexturierte "Scheitermuskovite". Auch in den feinkörnigen Partien sind manchmal große, sperrige Muskovite neu gesproßt.
Biotit ist oft mit den alten Scheitermuskoviten vergesellschaftet, fehlt aber in den feinkörnigen, verfilzten Hellglimmerpartien. Pleochroismus von blaßbraun nach zimtbraun.
Quarz muß wegen der vielen s-parallelen Quarzleisten, die mehrere cm dick werden, als Hauptgemengteil bezeichnet werden, kommt aber in den staurolithführenden Partien nur selten vor (z.B. als Einschluß im Granat).
Disthen: Kleine, farblose Kristalle mit kurzsäuligem oder nadeligem Habitus. Sie kommen besonders häufig am Rande der Staurolithe vor. Hohe Lichtbrechung, aber etwas schwächer als bei Staurolith und Granat; niedrige Doppelbrechung; ausgeprägte Spaltbarkeit.
ACCESSORIA:
Rutil, Opazit, Apatit, Turmalin.
Den spärlichen Fundortangaben zufolge muß man annehmen, daß Staurolith in den Paragneisen und Glimmerschiefern zwischen Drautal und Gegendtal äußerst selten ist. Mir sind folgende Fundortangaben bekannt: PLÖCHINGER (1953: 198) fand einen 4 mm langen Staurolith im biotitreichen Paragneis südlich von Fresach und ein 6 mm breites Staurolithsäulchen in den quarzitischen Glimmerschiefern beim Rainer in Schattenberg. In der Halde vor dem Südportal des einst projektierten Autobahntunnels bei Edling fand EXNER (1954: 30) Granat-Staurolith-Albitgneis mit frischen, ca. 0,5 mm langen Staurolithkörnchen. Das neu entdeckte Krastaler Vorkommen mit vielen über 2 cm großen Staurolithkristallen ist somit wohl eines der größten, bisher bekannten Staurolithvorkommen im Bereich der Millstätter Serie.

Literatur :

EXNER, Ch. (1954) : Die Südost-Ecke des Tauernfensters bei Spittal an der Drau. - Jb.
Geol. B.-A., 97, 17-37.

KIESLINGER, A. (1927): Paramorphosen von Disthen nach Andalusit. - Sitzber. Akad.Wiss.Wien, math.-natw.Kl,Abt. I, 136, 71-78.

KLEINSCHMIDT, G. (1970): Schwarzer Skapolith von Untergrentschach bei Griffen, Saualpe (Kärnten. – Der Karinthin, 63, 186-198.

PLÖCHINGER, B. (1953): Erläuterung zur geologischen Neuaufnahme des Drautalkristallinabschnittes westlich von Villach. – In: Skizzen zum Antlitz der Erde, 193-2069, Brüder Hollinek, Wien.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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