Heritsch H. / 1951 Textauszug |
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Ein
morphologisch erkennbarer Rechts-Linkszwilling von Quarz aus dem Prössinggraben
(Lavanttal, Kärnten). Von Haymo Heritsch. (Aus dem Mineralog. petrograph. Inst. d. Univ. Graz). Ein Quarzkristall vom Prössinggraben wurde mir von Herrn Dr. H. Meixner zur morphologischen Untersuchung übergeben. Der Mineralfundpunkt bzw. seine Paragenese wird von Dr. Meixner gesondert beschrieben.1) Da der genannte Quarzkristall sich bei der Untersuchung als morphologisch erkennbarer R -L -Zwilling erwies, soll das Ergebnis der Untersuchung im folgenden mitgeteilt werden. Solche Kristalle sind immerhin aus alpinen Vorkommen ausgesprochen selten. (1;2). Der Quarzkristall ist ein Rauchquarz mit folgenden Größenabmessungen: Länge 9 cm, größter Durchmesser 8 cm und kleinster Durchmesser 5 cm. Mithin ist der Quarzkristall quer zur Längeerstreckung verzerrt. Bei der beachtlichen Größe des Quarzkristalles konnten nur gewisse Flächen mit dem Reflexionsgoniometer gemessen werden, andere sind mit dem Anlegegoniometer bestimmt. An Flächen wurden beobachtet (Bezeichnung nach Hintze, 3): m (1010) s (1121) r (1011), z (0111) x(5161) M (3031) y (4151) l (2021) u (3141) Bei den Rhomboedern konnte nicht zwischen po8itiven und negativen Formen getrennt werden, da Zwillingsgrenzen nicht zu erkennen sind und eine Ätzung an einem so schönen Stück nicht tunlich schien. Abb.1 gibt einen Überblick über die gesamte Gestalt, In dieser Zeichnung sind nur die großen Flächen eingetragen, d.h. alle Trapezoeder und auch Trigonale Dipyramide s sind nicht berücksichtigt, da sonst die Zeichnung zu unübersichtlich geworden wäre. Die letztgenannten Flächen sind in einer anderen Darstellungsform in Abb.2 erfaßt, sodaß die beiden Abbildungen einander ergänzen. In Abb.2 ist jede Prismenfläche gesondert gezeichnet, die Flächensymbole sind mit tief gestellten Zahlen versehen. Diese Zahlen stimmen mit denen der Abb.1 überein. Die Abb.2 zeigt mithin den Kristall längs seiner Prismenzone aufgerollt. 1 )Vgl. "Kurzbericht. ...V" unter "Umgebung Wolfsberg“ in dieser Folge des Karinthins. Es brauchten nur fünf der Prismenflächen mit den anliegenden Flächen dargestellt werden. da die sechste Prismenfläche eine sehr stark rauhe Oberfläche hat, die eine Vermessung nicht gestattet. Im ganzen ist Abb.2 möglichst naturgetreu gehalten, jedoch mußte schematisiert und gelegentlich auch etwas Übertrieben werden. Es folgt nun eine Beschreibung der einzelnen Teile von Abb.2 in jedem Teil von unten nach oben fortschreitend. wobei die Deutung auf den Erfahrungen fußt, die bei der Bearbeitung von Quarzkristallen von der Soboth gemacht werden. konnten, (2) 1. Über den groß entwickelten Flächen M1 und m1 folgt links ein glattes linkes positives Trapezoeder x und gleich darüber s mit gestreiften rechten negativen Trapezoedern; rechts daneben wechseln r1 und M1 ab. Dieser Teil gehört einem Linksquarz an. Darüber folgt eine weitere Fläche s in Abwechslung mit gestreiftem linken negativen Trapezoeder. Daher gehört dieses Stück einem Rechtsquarz an. Weiter nach oben kommt eine Stufe aus rund m gebildet. Dann folgt eine dritte Fläche s mit gestreiften rechten negativen Trapezoedern, wodurch für diese Stelle Linksquarz nachgewiesen ist. 2. Die Rhomboeder M2 und t2 sowie das Prisma m wechseln miteinander ab. Das größte M2 zeigt eine ausgezeichnete Schilderhausstreifung, woraus wieder auf R -L -Verzwilligung zu schließen ist. An der linken Seite dieser Teilabbildung finden sich an zwei Stellen glatte positive linke Trapezoeder, und zwar x und u, entsprechend einem Linksindividuum. In Teil 1 ist an denselben Stellen ebenfalls ein Linksindividuum zu erkennen. An der rechten Seite ist ganz unten ein deutliches glattes positives Trapezoeder x (Linksindividuum). An derselben Kante findet sich dagegen oben eine reiche Entwicklung positiver rechter Trapezoeder (x, y, u) in Abwechslung mit m und s und in den gestreiften Partien vielleicht auch mit negativen rechten Trapezoedern. An dieser Kante ist also der untere Teil sicher ein Linksindividuum, die reiche Trapezoederentwicklung höher oben gehört vorwiegend einem Rechtsindividuum an. 3. Außer m3 und r3 ist nur rechts oben ein kleines rechtes Trapezoeder (x) entwickelt, das wahrscheinlich positiv ist und ein Rechtsindividuum anzeigt. 4. Neben abwechselndem m4, M4 und r4 zeigt dieser besonders aufschlußreiche Teil s wohl rechte, wie auch linke negative Trapezoeder. Somit gehört die linke obere Ecke zu einem Rechts-, die rechte obere Ecke zu einem Linksindividuum. 5. Als charakteristische Fläche erscheint nur x, als glattes positives linkes Trapezoeder, ein Linksindividuum anzeigend. Zusammenfassung: An dem Quarzkristall vom Prössinggraben läßt sich an Verzwilligung erkennen: a) Dauphine -Verzwilligung, erkennbar z. B. an dem Auftreten von positiven Trapezoedern an abwechselnden Kanten (z.B. linke positive Trapezoeder, x, an den Kanten 2/1 und 1/6) b) Rechts-Linksverzwilligung, erkennbar an dem Auftreten von positiven linken und rechten Trapezoedern (z.B. auf 2), sowie negativen linken und rechten Trapezoedern (z.B. auf 4). Zum Schlusse sei noch, erwähnt, daß die Auffassung der einzelnen Trapezoeder als positive und negative, die wie erwähnt im Anschluss an die Quarzkristalle der Soboth erfolgte (2), an dem vorliegenden Quarz zu einer in sich sinngemäßen Lösung führt. An den Sobother Quarzkristallen konnten die Positiven und negativen Trapezoeder durch Basisschliffe erwiesen werden: positive Trapezoeder glatt, negative Trapezoeder stark gestreift. Auch an einem Quarzkristall von der Saualm konnte dieselbe Tatsache durch Ätzung inzwischen nachgewiesen werden. Im vorliegenden Fall ist wegen der Schönheit des Kristalls weder eine Ätzung, noch ein Basisschnitt möglich; trotzdem wäre gerade ein Basisschnitt wegen der Feststellung der Farbverteilung interessant. Literatur: 1. Friedländer: Co Schweiz. M. P. M. XXVIII, 1948, S. 71 2. Heritsch, H. Tscherm. M. P. M., dritte Folge, II, 1950, S.27 3. Hintze C. Handbuch der Mineralogie, I, Leipzig 1915. |
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