Seifert K. F. / 1962 Textauszug |
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Desmin
und Klinozoisit vom Koglereck Magdalensberg bei Lavamünd, Kärnten. Von K. F. SEIFERT, München. 1. Fundpunktbeschreibung: Im August 1961 konnte ich die Magdalensbergstraße von Eibiswald (Stmk.) über Soboth nach Lavamünd entlang fahren und dabei die Lokalität Koglereck besuchen. Etwa bei der Entfernungsangabe 34,2 km ist durch ein Schild "Koglereck, SH. 1350 m“ auf diese markante Kurve der Straße hingewiesen (in der Freytag-Berndt Touristen-Wanderkarte ist unterhalb ein Gehöft Kogler verzeichnet). An der Straße, hangwärts, finden sich zwei aufgelassene kleine Steinbrüche. Ein bräunlich verwitternder Phlogopit -Marmor ist hier in die " Glimmerschiefer" eingelagert. Auf den Kluftflächen dieses Marmors im linken, nördlichen Bruch fand Ho MEIXNER (1958) Heulandit in blättchenförmigen Kristallen und Aggregaten. Ich konnte den Heulandit im linken Teil dieses nördlichen Aufschlusses noch reichlich finden. Im rechten Teil dieses Bruches konnte ich einen sehr hellen Pegmatit beobachten. Eine zusammenhängende, 25 bis 30 cm dicke Linse war in der Bruchwand noch in einer Länge von etwa 1 m erhalten und konnte an einer Querkluft ca. 70 cm in die Wand hinein verfolgt werden. Sie war durch eine nur 50 cm dicke Marmorlage, von der sie sich durch einen grau-schwarzen, noch nicht näher untersuchten Reaktionssaum abgrenzt, vom Glimmerschiefer getrennt. Nach N anschließend fanden sich in gleicher Höhenlage Pegmatitknauer im Marmor eingebettet. Sie ließen sich etwa 20 m weit verfolgen, wobei ihre Größe stetig abnahm. Für die gesamte Pegmatitlage ließ sich ein Streichen zwischen 140 und 150° ermitteln, bei 35 bis 45° Einfallen nach NE. Der Pegmatit besteht wesentlich aus Plagioklas von Albit Oligoklas-Zusammensetzung und Muskovit. Partienweise sind im Dünnschliff reichlich Feldspat-Zwillingsbildungen zu beobachten. In der dicken Pegmatitlinse sind die Kristalle bis zu wenigen Millimetern groß . Die isolierten Knollen enthalten zentimetergroße Feldspatkörner; sie sind glimmerarm bis glimmerfrei. Auffällig ist das Auftreten des Muskovits in leicht gewellten Schichten parallel der Kontaktfläche zwischen Pegmatitlinse und Marmor; was dem Pegmatit ein fast geschiefertes Aussehen verleiht. 2. Mineralbestimmung: a) Desmin. Auf den Kluftflächen des Pegmatits sitzt stellenweise ein dichter Kristallrasen von Desmin (Stilbit). Die trüb-weißen, bis 2 x 0.7 x 0,3 mm großen Kristalle zeigen die pseudorhombische "Epidesmin"-Tracht, indem sie von drei rhombischen Pinakoiden begrenzt zu sein scheinen. Sie sind tafelig nach der vollkommenen Spaltfläche und, z.T. ziemlich stark, gestreckt nach der in den freien Raum weisenden Kante. Die matten Flächen, insbesondere die gelegentlich beobachteten sehr kleinen "Pyramidenflächen" ließen sich goniometrisch nicht einmessen. Die optischen Daten erlauben die Bestimmung als Desmin. Ca [Al2Si7O18]•6H2O (oder 7 H2O). Die mikroskopische Untersuchung von Spaltplättchen zeigte nämlich: Die Spaltfläche ist Ebene der optischen Achsen. Der Winkel zwischen den seitlich begrenzenden "Pinakoid"-Flächen ist 90,7°±0,5°. Die Auslöschungsschiefe für die Schwingungsrichtung mit nα ist 1.5°±0.5° gegen die lange Kante der Spaltplättchen im stumpfen Winkel. Diese Richtung entspricht der spitzen Bisektrix; der Kristall ist also optisch negativ. Die Auslöschung ist sektorenweise nicht einheitlich, was auf Zwillingsbildung schließen läßt. Die Brechungsindizes wurden eingegrenzt: nα.<1,500; 1,500<.nγ< 1,505 .Die mit einem Kompensator gemessene Doppelbrechung beträgt nγ –nα = 0,01. Die optische Bestimmung wurde durch eine Debye-Scherrer-Aufnahme kontrolliert (57,3 mm-Kamera, CrKα -Strahlung). Die ermittelten d-Werte sind in Tabelle 1 verglichen mit denen einer Aufnahme eines, Desmins von den Färöer und mit Literaturdaten. Nach Röntgenbestimmungen an Einkristallen und in Übereinstimmung mit den optischen Daten ergibt sich die Kristallorientierung. Zugrundegelegt ist die auch von STRUNZ und TENNYSON (1956) bevorzugte Aufstellung mit a=13,63, b=18,17, c=11,31 Å, ß=129°10'. Die Kristalle sind tafelig nach (010), gestreckt nach [100] und zeigen der Größe nach die Flächen (010), (001), (201). Nach mikroskopischen Kantenmessungen kommen dazu als Eckenabstumpfungen zuweilen (110) und (111), die gemeinsam eine rhombische Pyramide vortäuschen, wie schon A. PABST (1939) zeigte. V. GOLDSCHMIDT (1916) bildete solche Kristalle aus Schottland und von Tuapasuit, Grönland in seinem Atlas der Kristallformen, Bd. 3, Taf. 26, Fig. 27 und 28 ab. --Zwillingsebene ist (001). Ich gebe hoch eine Zusammenstellung der korrespondierenden Indizes: Indizierung nach der Strukturelle (010), (001), (201), (110), (111) SEKANINA & WYART, Bull, Soc. franc. Min. 22, 337-383; 1936) monokline Beschreibung nach (010), (001), (101), (110), (112) v. LASAULX (DANA 1892) rhombische Beschreibung ) (z.B. GOLDSCHMIDT , 1916) pseudorhombische Beschreibung (010), (100), (001), (111) + (111) ß=90,5°(z.B. TRÖGER, Bestimmungs- tabellen 1956, S. 114) Originalbeschreibung des Epidesmin (100), (010), (001), (121) + (021) (ROSICKY & THUGUTT. Zbl. Min. 1913, 422-426) Zum Vergleich stand mir eine Stufe des "Epidesmin" auf einer Kluft des Schiefergneises aus dem KOCHschen Steinbruch bei Schwanberg (Stmk.) zur Verfügung (H. MEIXNER, 1939). Die Kristalle entsprechen morphologisch und optisch den Koglereck-Kristallen. Eine DEBYE-SCHERRER-Aufnahme von einem gepulverten Kriställchen stimmt in ihren d-Werten mit den Desmin-Werten überein. b. Klinozoisit. Auf einer anderen Kluftfläche des Pegmatits, die in annähernd rechtem Winkel zu der mit Desmin gefüllten Kluft verlief, fielen strahlige Kristallaggregate auf. Die grau-grünen stengligen Kristalle (reiche Prismenzone, ohne Endflächen) erinnerten lebhaft an die Zoisit-Klinozoisit-Verwachsungen des Zoisit-Pegmatits von der Prickler Halt auf der Saualpe (H. MEIXNER, 1952). Die mikroskopische Untersuchung von Spaltplättchen bestätigte diese Vermutung: Zwei Arten von Spaltblättchen mit positiven bzw. negativen Chrakter der Hauptzone; die Stengelrichtung ist die optische Normale; hohe Lichtbrechung bei geringer Doppelbrechung (1,695 < nα.<1,700; 1,703<~ nγ<1,705); nach dem konoskopischen Befund optisch-positiv. Es liegt also fast eisenfreier Klinozoisit, Ca2Al3[OH/(SiO4)3], vor. Die DEBYE-SCHERHER-Aufnahme vom Material nur eines Stengels stimmt mit der eines Epidots vom Pfitschtal befriedigend, mit Literaturangaben über Klinozoisit-Aufnahmen gut überein. Die d-Werte sind in Tab. 2 gegenüber gestellt. Es kann zwar nicht völlig ausgeschlossen werden, ob nicht auch Zoisit auftritt. Jedoch erwiesen sich alle untersuchten Spaltplättchen als Klinozoisit. Bemerkungen zu Tabelle 1): 1) zur Umrechnung der eigenen Messungen wurden die Tables for Conversion of X-ray Diffraction Angles to Interplanar Spacing,o Nato Bur. Standards, 1950 verwendet mit A(CrKα1) = 2,28962 Å. Intensitäten geschätzt in 10 Stufen. 2) H. STRUNZ u. Ch. TENNYSON: "Polymorphie" in der Gruppe der Blätterzeolithe. N.Jb.Mino, Mh., 1956, 1-9. -Die dort auf S. 9 angegebenen vierstelligen d-Werte nach Pulveraufnahmen mit CuKα -Strahlung wurden abgerundet. 3) B. MASON and S.S. GREENBERG: Zeolites and associated minerals from southern. Brazil. Ark. Min. Geol. 1, 519-526; 1953. o Die mit A(CuKα) = 1;5418 Å berechneten d-Werte , wurden in die ASTM-Kartei (10-433) übernommen. Ähnliche Werte erhielten M. KOIZUMI and R. KIRIYAMA; J. Geol..Soc.Japan .59,88; 1953. "M" bezeichnet Linien, die nur bei MASON & GRENNBERG, "K" solche. die nur bei KOIZUMI & KIRIYAMA verzeichnet sind. Bemerkungen zu Tabelle 2): 1) vgl. bei Tab. 1, Bem.1. --Indizierung nach Pistorius; weicht z.T. ab. 2) Carl W.F.T. Pistorius: Synthesis and lattice constants of pure zoisite and clinozoisite. J. Geol. 69., 604-609; 1961. - An synthetischem Material hergestellte Zählrohr-Diffraktometer-Aufnahmen wurden mit (CoKα)(. )= 1,7889 Å umgerechnet. Gitterkonstanten: a=8,887, b=5,581, c=10,14 Å, ß=115°56' 3) Y. SEKI: Relation between chemical composition and lattice constants of epidote. Am. Miner. 44, 720-730; 1959. –Zählrohr-Diffraktometer-Aufnahmen; für Linien mit aufgelöstem α1-α2=Dublett wurde der d-Wert für CuKα1 berechnet. Klinozoisit von Huppu, Yorii-mati, Sai tama Prefecture (Kanto Mts, Japan; Fe2O3-Gehalt 4,09 Gew.-%, FeO 0,58 %; Atomverhältnis Fe´´´/(Al+Fe´´´)= 0,08; Epidot von Mt.Hoto,~JIinanomati, Saitama Prefecture (Kanto Mts.), Japan; Fe2O3-Gehalt 14,03 Gew.-%, FeO 1,17 %; Atomverhältnis Fe´´´/(Al+Fe´´´) = 0,30; Gitterkonstanten a=8,89, o b=5,63, c=10,19 A, ß = 11524'. o Gitterkonstanten a = 8,87, b = 5,59, c = 10,15 Å, ß = 115°27'. (Eingeklammerte Werte stammen von Material anderer Fundorte.) 3.) Genetische Betrachtungen. Der Pegmatit dürfte seiner Ausbildung nach schon vor der letzten Durchbewegung gebildet, bei dieser dann zerrissen und rekristallisiert worden sein. Ob der Klinozoisit bereits während dieser Bewegung oder erst durch eine spätere (hydrothermale) Materialnachlieferung längs der Flächen guter Wegsamkeit und durch Reaktion mit dem Pegmatitmaterial gebildet wurde, muß einstweilen offen bleiben. Immerhin scheinen mir zwei Beobachtungen für das Verständnis der Klinozoisitbildung von Wert zu sein. Die (der Kluftwand ja aufliegenden) Klinozoisit-Kristalle enthalten reichlich Zweiphasen-Einschlüsse, welche in alten Rißflächen parallel der Stengelrichtung angeordnet sind. Sie scheinen also recht schnell, vermutlich auch unter äußerer Scherbeanspruchung gewachsen zu sein. Außerdem finden sich kleine Pseudozoisit-Kristalle auch in den Muskovitschichten des Pegmatits, eng verzahnt mit den Glimmerblättchen. Für die weitere Abfolge ist wichtig, daß an einer Stelle der Desmin-Kristallrasen über die Schnittkante der Desmin- und der Klinozoisit-Kluft hinüberreicht. Eine Anzahl von Desmin-Kristallen ist auf Klinozoisitstengeln aufgewachsen. Da die Desmin-Kristalle iuf den Klüften bis an den Marmor-Kontakt heran völlig intakt zu verfolgen sind, können sie erst in einer späteren und ruhigeren Phase entstanden sein. Die Kristalle sind in die Kluft hineingewachsen und zeigen auch keine Zweiphasen-Einschlüsse. Hier scheint eine hydrothermale Bildung vorzuliegen, sicherlich unter Umformung des umgebenden Muttergesteins und vielleicht auch unter Substanzaufnahme aus dem Marmor. Durch die Bindung an den Pegmatit reiht sich dieser neue Desmin-Fund an das Desmin-Vorkommen im Pegmatit der Grube Käthe von St. Leonhard, Saualpe, welches von H. MEIXNER (1956) in seiner paragenetischen Verknüpfung noch als "im Ostalpenraum bisher vereinzelt" bezeichnet worden war. Allerdings handelte es sich um Krusten von garbenförmig-büschelig aggregierten Kristallen. Andererseits erinnert die Tracht unserer. Kristalle an den "Epidesmin" von Schwanberg, der über auf Klüften eines Schiefergneises beobachtet wurde (MEIXNER 1939).Der von H. MEIXNER ( 1958) beschriebene Heulandit sitzt in und auf Marmor und ist, wie beschrieben, völlig von dem Desmin getrennt. Immerhin vermittelt diese Marmorparagenese den Anschluß an das beobachtete Desmin-Auftreten in Glimmermarmor von st. Johann ob Hohenburg (Weststeiermark). Dort hatte MEIXNER (1952) Durchkreuzungszwillinge und garbenförmige Kristallgruppen von Desmin neben Heulandit, oft auch auf diesem aufgewachsen, und Chabasit gefunden. Ein Belegstück ist dem Landesmuseum für Kärnten in Klagenfurt übergeben worden. Es ist mir eine Freude, Herrn Prof. Dr. Heinz MEIXNER, Knappenberg, auch hiermit für seine liebenswürdigen, wiederholten Beratungen zur Mineralogie Kärntens danken zu können. Herrn W. PHILIPPEK, Graz, danke ich für die leihweise Überlassung des "Epidesmins" von Schwan berg. Literatur: E.S. DANA: The System of Mineralogy. 6 A. New York 1892. (S. 583). V. GOLDSCHMIDT: Atlas der Kristallformen. Band III. Heidelberg 1916. H. MEIXNER: Früchte mineralogischer Gemeinschaftsarbeit, Fortschr. Min. 23, CXLI-CXLIII; 1939. (S. CXLIII: Epidesmin von Schwanberg (Weststeiermark) H. MEIXNER: Entdeckung, Wiederauffindung und neue Beobachtungen am Zoisit-Zirkon-Vorkommen von der "Prickler Halt", Saualpe, Kärnten. - Berg- und Hüttenmännische Monatshefte 97, 206-210; 1952. [= 1952 a] H. MEIXNER: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XII. - Carinthia II, 142, 27-46; 1952. (S. 41: Heulandit, Desmin und Chabasit von Sankt Johann ob Hohenburg, Weststeiermark). [=1952 b] H. MEIXNER: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XV. - Carinthia II; 66, 20-31; 1956. (S. 20: Desmin aus dem Pegmatit von St. Leonhard, Saualpe, Kärnten). H.MEIXNER: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XVI. - Carinthia II, 68, 91-109; 1958. (S.99: Heulandit von der Lavamünder Alpenstraße (Magdalensbergstraße) bei Lavamünd, Kärnten). PABST: The relation of stellerite and epidesmine to stilbite. - Min.Mag. 25, 271-276; 1939. H. STRUNZ und Ch. TENNYSON: "Polymorphie" in der Gruppe der Blätterzeolithe (Heulandit-Stilbit-Epistilbit; Brewsterit). - N.Jb. Min., Mh., 1956, 1-9. |
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