Mörtl J. / 1984 Textauszug |
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EXKURSION
1 bzw. 11: HÜTTENBERG. Von Josef MÖRTL EXKURSIONSROUTE: St. Veit a.d. Glan -Brückl -Eberstein -Knappenberg ( Besuch des Schaubergwerkes) -Hütte Guttaring -Althofen -St. Veit a.d. Glan. Einleitung: Eine fast 2500 Jahre alte Bergbautradition hat Hüttenberg, im obersten Görtschitztal liegend, zu vermerken, ehe dieser einst so hoffnungsvolle Eisenerzabbau am 30. Juni 1978 die letzte Grubenfahrt haben sollte. Fast 20 Jahre (1948-1968) wirkte Univ.Prof. Dr. Heinz MEIXNER neben anderen Fachmännern als MmalCg3 beim Bergbau der Alpine Montangesellschaft (= Vöst Alpine AG) .Ihm und Univ.Prof.DDr. Eberhard CLAR ist es zu verdanken, daß die Erkenntnis, Baryt liege nahe am Erz, zu neuen Abbauorten führte. Offensichtlich wirtschaftliche Überlegungen und nicht der Mangel an Erz brachten den Bergbau zum Erliegen. Ein Abwandern der Belegschaft war die Folge. Die Marktgemeinde Hüttenberg mußte sich letztens mit der Schließung des örtlich größten Impulsgebers auseinandersetzen und hat Initiativen von Personengruppen, wie GEOZENTRUM und SCHAUBERGWERK, ihre volle Unterstützung zu teil werden lassen. Heute ist das Geozentrum der größte Ausbildungs- und Nächtigungsfaktor und das Schaubergwerk weist steigende Besucherzahlen auf. Einer alten Tradition folgend, wird am Dreifaltigkeitssonntag das Laubhüttenfest mit dem sehenswerten Reiftanz abgehalten. Geologie: Die Eisenspatlagerstätte Hüttenberg liegt im vorwiegend variszisch geprägten "Altkristallin" der Saualpe und nimmt wegen seiner Lage im hochmetamorphen Kristall in eine Sonderund Schlüsselstellung unter den alpinen Spatlagerstätten ein. Die mächtige Folge der Saualpenmasse, die ab Miozän Hebungsphasen mitmachte, ist nach oben durch die postvariszische Diskordanz und die Auflagerung des nicht metamorphen Deckenstapels aus karbonen bis triadischen Sedimenten begrenzt. Die Metamorphose nimmt im allgemeinen vom Hangenden ins Liegende zu. Aufgrund intensiver Kartierungen konnte man einen Stockwerksbau eruieren. Die Hüttenberger Lagerstätte und zugleich die anderen umgebenden liegen hinsichtlich der Erzvorkommen vor allem in den Marmorzügen an der Basis des mittleren Stockwerkes, greifen aber auch mit geringmächtigen Marmoren in die Paragneisserie ein. Die intensive Tektonik, deren größte Bahn die N-S gerichtete Görtschitztalstörungszone mit ihren zahlreichen Ästen ist, hat auch im Bergbau ihre Spuren hinterlassen. (siehe Obergossener Sprung, Stoffensprung usf.), sodaß bei der Auffahrung der Lagerstätte auch andere Gesteinsrippen durchörtert wurden. Kurz genannt sind es Amphibolite, Gneise, Glimmerschiefer, Quarzite, Serpentinite. Bisher ist für die Lagerstätte Hüttenberg eine schichtgebundene Natur der Erzvorkommen nicht erkennbar. Vielmehr hat sich der Begriff der Metasomatose (Verdrängung) seit BAUMGÄRTLS (1902) Zeiten bis heute gehalten. Verdrängungsbilder von Kalzit durch Siderit oder Ankerit und umgekehrt sind keine Seltenheit. Eine postkinematische Platznahme und Kristallisation des Siderits ist offenkundig. Der eigentliche Lagerstätteninhalt selbst zeigt keinen Hinweis auf eine metamorphe Prägung. Mineralogie: MEIXNER 1981 hat in seinen Arbeiten die mineralogischen Grundlagen der Lagerstättenbildung studiert und den Mineralhaushalt eingehenst untersucht und dargelegt. Aufgrund jahrzehntelanger Untersuchung konnte er folgende Großeinteilung bekannt machen 1. ALTBESTAND an Gesteinen und Mineralphasen, der vor der alpidischen Vererzung gebildet wurde. 2. Erzeugnisse im Zusammenhang mit der EISENSPATVERERZUNG und Mitverwendung des Altbestandes (= alpidisch). 3. Die Bildungen in der OXIDATIONSZONE und die rezente VERWITTERUNG. Diese Einteilung hat von Friesach ausgehend über Hüttenberg bis ins Lavanttal ihre Gültigkeit. Der Altbestand an Gesteinen und dazupassenden Mineralen entstand vermutlich vor mehr als 340 Mio Jahren und beinhaltet mittel- bis hochgradige Metamorphoseakte. Die Eisenspatvererzung wiederum, sie ist größtenteils an die einbrechenden Marmore gebunden, übernimmt den Altbestand, ist somit postmetamorph und wird von Aspekt der alpidischen Bruchtektonik gestaltet. Eisen und andere Jonenzufuhren sind metasomatisch abgesetzt, wobei Teile des Altbestandes stets Mitverwendung finden. Die Oxidationszone und rezente Verwitterung umfassen ein Gesteinspaket von etwa 300 Meter Teufe. Sie verursachen große Ummineralisationen und u.a. auch die Neubildung von Mineralarten. Die wichtigsten Mineral und Mineralarten sowie die dazu gehördenden Gesteine geben Auskunft über die Möglichkeiten mineral topographischer aber auch petrologischer Forschung. Die Minerale LÖLLINGIT, benannt nach der Ortschaft Lölling und KAHLERIT, nach HR Univ. Prof. Dr. Franz Kahler, sind Produkte des Hüttenberger Erzberges und von hier erstbeschrieben. Dem Konzept von Meixner folgend werden die auffallendsten und wichtigsten Mineralgesellschaften und Mineralarten aufgezählt. Einiges davon kann im Bergbaumuseum in Hüttenberg besichtigt werden, andere Mineralphasen entstammen Dünn- und Anschliffuntersuchungen. Alle zusammen sind Hinweise für die Bildungsbedingungen (Temperatur, Druck, Konzentration usw. ) des Altbestandes, der Eisenspatvererzung, der Oxidationserscheinungen und schließlich der Verwitterung. I. Der Altbestand ist zu gliedern in 1. Eklogite mit Omphazit, Granat, Karinthin, Klinozoisit, Zoisit, Cyanit, Ilmenit, Rutil, Magnetkies, Kupferkies 2. Disthenflasergneise und Schiefergneise mit Disthen paramorph nach Andalusit, Andesin, Oligoklas, Oligoalbit, Kalifeldspat, Muskovit, Orthit 3. Kalksilikatfels mit Anorthit, Bytownit, Labradorit, Mikroklin, Disthen, Korund, Zoisit, Skapolith, Andradit, Graphit, Magnetkies, 4. Pegmatite mit Mikroklin, Oligoalbit, (auch Rauchquarz und Bergkristall), Muskovit, Biotit, Turmalin (Schörl), (Almandin), Spodumen, Apatit, Zirkon, Zinnstein 5. Marmore, z.T. pegmatitisch injiziert, mit Phlogopit, Muskovit, Fuchsit, Olivin, Tremolit, Diopsid, Skapolith (Mizzonit), Zoisit, Turmalin (Uvit), Titanit, Graphit, Pyrit, Zirkon, Bergleder (Sepiolith) 6. Granatglimmerschiefer mit Almandin, Disthen, Staurolith, Biotit, Muskovit, Orthit, Prochlorit, Klinochlor, Chloritoid 7. Quarzite mit Zoisit, Pseudozoisit, Tremolit, Diopsid, verschiedenen Karbonaten: örtlich Rhodonit, Pyroxmangit, Spessartin, Rhodochrosit 8. Amphibolit mit Hornblende. Granat, Klinozoisit. Epidot, Qligoklas, Biotit, Prochlorit. Bergkristall, 9. Aus Duniten und Harzburgiten gebildete Antigoritserpentine und zugehörige Serpentin-Hofgesteine mit Olivin, Enstatit, Antigorit, Anthophyllit, Tremolit, Aktinolith, Leuchtenbergit, Pennin, Paragonit, Margarit, Korund, Ilmenit, Magnetit, Chromit, Pentlandit, Valleriit, Rotnickelkies II. Die Eisenspatvererzung enthält gewöhnlich Siderit-Sideroplesit, Ankerit, Braunspat, Dolomit, Kalzit, Pyrit, Markasit, Magnetkies, Quarz, (Bergkristall, Amethyst, Kalzedon), Opal, Magnetit, Zinkblende, Anatas, Brookit, Rutil, Hydromuskovit, Chlorit, dazu IIa. vorwiegend im Ost- und Mittelteil mit As-, (selten Sb-, Bi-, Ni-, Co-, Mo-, Au-, Ag- und U-Erzen mit ged. Arsen, Stibarsen, wahrscheinlich auch ged. Antimon, Löllingit, Arsenkies (Realgar), Antimonit, Kermesit, ged. Wismut, Wismutglanz, Chalcanthit, Skutterudit, Rammelsbergit, Para-Rammelsbergit, Ullmannit, Kobaltin, Linneit, Bravoit; ged. Silberglanz Silberkies, Proustit, Molybdänglanz. Ged. Gold, Uranpecherz, Coffinit, Brannerit IIb. im Mittel- und Westteil mit Cu, Pb, Sb-Erzen in barytischer Ganqart mit: Baryt, Bournonit, Boulangerit, Tetraedrit, Jamesonit? , Stibioluzonit, Bleiglanz, Kupferglanz, Digenit, Kupferkies, Covellin IIc. nur in tieferen Teilen des Gossener Reviers: Gips- und Cölestin-Metasomatose mit Gips, Cölestin, Strontianit III. In der Oxidationszone und rezentbildeten sich: nach II: Goethit (Brauneisenerz), Lepidokrokit (Rubinglimmer, Hämatit, Manganit, Pyrolusit, Kryptomelan. Todorokit, Quarz xx, Quarzin, Kalzedon, Kalzit, Aragonit (auch Eisenblüte), Baryt, Gips, Epsomit (= Seelandit!) , Melanterit, Copiapit, Jarosit, ged. Schwefel, Hydromuskovit, Vermikulit nach IIa: Arsenolith, Valentinit, Skorodit, Symplesit, Ferrisymplesit, Pittizit, Pharmakosiderit, Arseniosiderit, Annabergit, Kahlerit, Zippeit, Uranopilit, Uranophan, Bismit, Bismutit? nach IIb: Covellin, Malachit, Azurit, Linarit, Caledonit, Brochantit, Cerussit, Anglesit, Bindheimit nach IIc: die Mürbmarmore! Der Bergbau Hüttenberg hat viel Material über Metasomatose- Remetsomatose, Pegmatitzersetzung und als Folge davon die Chalzedon-Opalentwicklung geliefert. Neuartig waren dann in den vergangenen Jahrzehnten die Gips- und Cölestin-Metasomatosen mit verbliebenen Altbestandrelikten. Austauschreaktionen zwischen Eisenspatvererzung und Serpentinen runden das noch weiter auszubauende Bild von Vorgängen ab. Zum Abschluß der Ausführungen soll nur ein Satz aus MEIXNERS berufenem Munde zitiert werden: So ist der produktionsmäßig zwar bescheidene, doch seit mindestens Römerzeiten gebaute, traditionsreiche Hüttenberger Erzberg in geowissenschaftlicher Sicht mit seinen naturgemäß wechselnden Grubenaufschlüssen, den Sammel- und Studienmöglichkeiten, mit den angelegten Sammlungen und Kartenarchiven, den veröffentlichten und nicht veröffentlichten Untersuchungsergebnissen ein Erzbergbaugebiet, das in der Lagerstättenforschung der Welt einen Platz einnimmt. Literatur: CLAR, E. und MEIXNER, H. ( 1981) Die grundlegenden Beobachtungen zur Entstehung der Eisenspatlagerstätten von Hüttenberg. - Carinthia II, 171/91: 55-92. MEIXNER, H. (1975) Minerale und Lagerstätten im Bereich der Saualpe, Kärnten. - Clausth. Geol. Abh., Sdbd. 1:199217. MEIXNER, H. (1981) Die Minerale des Hüttenberger Erzberges in Kärnten, einschließlich seiner Umrahmung. - Der Aufschluß, 32: 85-97. Andere LITERATUR: BIERMANN, G. ( 1983) Der Reiftanz in Hüttenberg. - Marktgemeinde Hüttenberg, 22 S . SCHENN, H., SEISER, H. und UCIK, F. H. (1982) Führer durch das Schaubergwerk und Bergbaumuseum – Hüttenberg Bergbaumuseum Hüttenberg, 30 S. SCHRATTER, R. ( 1981) Wanderungen durch Hüttenberg, 87 S. Übersichts- und Wanderkarte des Hüttenberger Erzberges. - Marktgemeinde Hüttenberg, 1: 10000. WEISSENBACH, N. ( 1978) Geologische Karte der Saualpe, Nord-Süd. - Geol. Bundesanst. Wien, 1: 25000. 2500 Jahre Eisen aus Hüttenberg. - Kärnten Museumschr., 68: 170 S. |
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