Haberfelner H. / 1949

  5.) Die Chalcedon -Hohlkörper vom Hüttenberger Erzberg.

Von Bergverwalter i .R. Dipl. Ing. H. Haberfelner, Großgmain.

Im Jahre 1923 fand ich in einem Abbau des Bartensteinlagers, 14 m saiger über dem Hüttenberger Erbstollen (damalige 14 m -Sohle) Hohlkörper aus Chalcedon, die auffallend zahlreich in den mulmigen, hauptsächlich aus Wad mit eingestreuten Pyrolusitkristallanhäufungen bestehenden Zersetzungsprodukten des Spateisensteines vorkamen.
Das Manganerzgemisch fand sich in einem linsenförmigen Hohlraum von etwa 7 bis 8 m Länge und einer Mächtigkeit bis zu einem Meter, der am Liegenden der Lagerstätte sich dem Verflächen nach (40°) erstreckte und einen in der Spateisensteinzone bisher noch nicht beobachteten Umfang hatte.
Die kleinsten Hohlkörper besassen ungefähr Haselnussgrösse und fanden sich entweder einzeln oder noch in Gruppen zusammengeschlossen, während die mittleren und ganz grossen (bis 15 cm lang, 10 cm breit und 6 bis 7 cm hoch) neben vielen Bruchstücken vorwiegend einzeln gefunden wurden. Ihre äussere Form war vollkommen regellos. Es fanden sich Körperchen in der Form eines groben Dolomitgruses, die grösseren waren unregelmässig wie irgend ein auf einer Schutthalde aufgelesener Stein, andere wieder waren von nahezu paralellen Flächen begrenzt. Die Flächen waren übrigens meist mehr oder minder eben. Die Hohlkörper waren entweder leer oder aber von Wad und Pyrolusit, letzterer oft in kleinen Kriställchen, erfüllt. Die Wandstärke war recht regelmässig rund 1 mm. die Farbe bläulichgrau bis bläulichgrauweiss. Die Oberfläche war vielfach glatt, oder glattfeinwarzig, entsprechend den kugeligen Formen des Chaldedons.
Die Herkunft dieser Körper war zunächst nicht zu erkennen. Als der zufällig einige Zeit ruhende Abbau wieder belegt wurde, bemerkte ich gelegentlich einer Befahrung, dass sich aus dem Hangenden des Bartensteinlagers grosse Spateisensteinblöcke gelöst hatten und auf der Abbausohle des hier über 5 m mächtigen Lagere herumlagen. Ein ungefähr 1 Kubikmeter grosser Erzblock zeigte an einer ziemlich glatten Bruchfläche ein über ihre ganze Länge hinziehendes (1 m) langes und etwa 50 cm breites Kluftsystem, das nach allen Richtungen regellos angeordnet war, so dass ein teils eng- teils recht weitmaschiges Netzwerk entstand. Die einzelnen Klüfte von kaum mehr als 2 mm Breite waren von den Rändern her mit Chalcedon erfüllt worden, doch erfuhr dieser Prozess vor der völligen Ausfüllung der Klüfte eine Unterbrechung. Leider konnte die Ausdehnung dieses Kluftsystems, sowie seine genaue Lage nicht mehr bestimmt werden. Es scheint sich jedoch um eine grössere Zone gehandelt zu haben und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die beiden Zonen am Liegenden (Hohlkörperzone) und die Spateisensteinbreccie am Hangenden ursprünglich in Zusammenhang standen. Der Unterschied bestand eigentlich nur im Grade der Zersetzung: Die Breccienzone am Hangenden blieb gänzlich erhalten, während am Liegenden der Lagerstätte das Erz zersetzt und zum größten Teil abtransportiert wurde und nur die widerstandsfähige Kluftausfüllung erhalten blieb.
Die Bildung der Hohlkörper mag - den beiden Aufschlüssen nach zu schliessen -folgendermassen vor sich gegangen sein: Aufreissen von Klüften im Erz, vielleicht in Zusammenhang mit einer lokalen Bewegung quer zur Lagerstätte. Daraufhin wieder Ausheilen der Klüfte mit Chalcedon, jedoch nicht bis zur gänzlichen Ausfüllung, ein feiner Spalt in der Mitte blieb offen. Die Spateisensteinbruchstücke der Breccie waren also mehr oder minder vollkommen von Chalcedon umhüllt und zum kleineren Teil wohl auch ganz zusammengekittet.
Später haben zirkulierende Wässer mit der Oxydation und Auflösung des Spateisensteines vom Liegenden her begonnen. Dieser Vorgang kann übrigens recht jung sein! Jedenfalls wurde in einem Teil der Breccie der Spateisenstein gänzlich aufgelöst, das Eisen zum größten Teil weggeführt, während das Mangan in Form von Wad und Pyrolusit zurück blieb, um die Klüftchen, einen Teil der Hohlkörper und sonstige, bei der Auflösung des Spateisensteins entstandene Hohlräume auszufüllen. Merkwürdig ist bei diesem Vorgang, dass das Eisen weggeführt wurdet das ansonsten leichter bewegliche Mangan ungefähr an Ort und Stelle verblieb.
Die Hohlkörper - aufgesammelt wurden in erster Linie die geschlossenen Formen - und die einzelnen Chalcedonlamellen, sowie offene Formen zeigen deutlicht dass sie nur mehr die Kluftausfüllung darstellen, die Umgebung, das Erz hingegen verschwunden ist. Ansonsten sehen wir in der Natur meist den umgekehrten Vorgang, die Kluftausfüllung unterlag früher der Zerstörung, als das umgebende Gestein. Eine analoge Bildung zu den Hohlkörpern wären die Rauhwacken der alpinen Trias, auch hier ist die Kluftausfüllung erhalten geblieben, das ursprüngliche Gestein, meist Dolomit, wurde völlig aufgelöst und weggeführt.
Eine Durchäderung des Spateisensteines durch Chalcedon kann man am Hüttenberger Erzberg häufig beobachten. Chalcedon bildete sich auch in jüngster Zeit, wie die Federchalcedone in alten Bauen des Löllinger Revieres beweisen.
Obwohl ich Gelegenheit hatte, den Hüttenberger Erzberg durch 16 Jahre in allen seinen Teilen, über und unter dem Hüttenberger Erbstollen, im oberen Revier (Hasel- und Friedenbaustollen) sowie das Löllinger Revier immer wieder zu befahren, fand ich niemals eine gleiche oder auch nur ähnliche Bildung. Auch Seeland erwähnt nichts derartiges und den den Hüttenberger Erzberg besuchenden Mineralogen des In- und Auslandes waren derartige Bildungen unbekannt.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

zurück....