Meixner H. / 1949

  6.) Beitrag zur Kenntnis der Quarzin ("Kalzdont“)-Hohlkörper vom Hüttenberger Erzberg.

Von Dr. Heinz Meixner.
Auf Grund der kristallographischen, optischen und röntgenographischen Untersuchungsergebnisse von Mineralen der SiO2 Gruppe unterscheidet man heute als kristallgittermässig unterschiedliche Arten:
Quarz (SiO2, ß-Quarz;, trigonal trapezoedrisch
Hochquarz (SiO2, α-Quarz), hexagonal trapezoedrisch
Tridymit (SiO2, ß-Tridymit), rhombisch bipyramidal
Hochtridymit (SiO2, α-Tridymit), hexagonal
Cristobalit (SiO2, ß-Cristobalit), tetragonal trapezoedrisch
Hochcristobalit (SiO2, α-Cristobalit) , kubisch hexakisoktaedrisch
Lechatelierit (SiO2, Quarzglas), amorph, in Blitzröhren
Opal (SiO2+H2O) , amorph.
Dem Quarz werden als Abarten Bergkristall, Amethyst, Rauchquarz, Milchquarz usw., diesen wiederum besondere Ausbildungsformen z.B. Szepteramethyst, Babylonquarz..... zugeordnet.
Zum Quarz gehören aber auch gelförmig.ent8tandene Abarten (oft mit einigem Opalgehalt) von mikroskopisch erkennbarem Faserbau:
Kalzedon wenn der Charakter der Längsrichtung (ChL) negativ (optische Achse senkrecht zur kristallographischen Hauptachse), hierher als Unterabarten auch die Achate, Heliotrop, Chrysopras, Jaspis usw.
Quarzin, wenn ChL + (optische Achse // krist. Hauptachse). Rötngenographisch konnten Correns und Nagelschmidt (1933) zeigen, dass es Kalzedone gibt, deren Faserrichtung entweder der Zone {1120} (senkrecht Zum Prisma erster Stellung) oder der Zone {1100}:senkrecht zur Kante dieses Prismas) entspricht.
Die Unterscheidung zwischen Kalzedon und Quarzin- Orientierung dagegen läßt sich leicht unter dem Polarisationsmikroskop mittels Einschieben des Gipsplättchens nach dem Steigen, bzw. Fallen der Interfelenzfarben treffen.
Noch etwas komplizierter wurden die Verhältnisse bei den gemeinhin „Kalzedon“ genannten Substanzen, als Laves (1939) feststellte, dass der "blaue Kalzedon“ aus dem Basalt von Weitendorf bei Widon (Stmk.). nach der röntgenographischen Untersuchung gar nicht Quarzgitter hat, sondern als etwas deformiert kubisch kristallisierter Hochcristobalit anzusprechen ist. Dieser Fasercristobalit hat optisch Quarzin - Orientierung, beträchtlich niedrigere Lichtbrechung als Quarz und Kalzedon und stimmt ansdcheinend mit dem überein, was Mallard (1890) als Lussatit bezeichnet hatte; heute wird dafür häufig „Cristobalitkalzedon“ gesetzt.
Die gleichen optischen Eigenschaften, wie der Lussatit von Weitendorf hat der "blaue Kalzedon" aus der Kohle von St. Stefan im Lavanttal, den schon Brunlechner (1884) erwähnt. Die "blauen Kalzedone“ von St. Stefan, wie die aus dem Basalt von Kollnitz im Lavanttal sind demnach sehr wahrscheinlich Lussatit (Cristobalitkalzedon).
Am Hüttenberger Erzberg ist als Eisenspatbegleiter" Kalzedon", oft auch von "blauer" Farbe recht verbreitet. Alles was ich davon bisher untersucht hatte, stimmte mit normalen Kalzedon überein; auch die zierlichen "Federkalzedon" genannten Stalaktiten.
Emailleartig -weisse, an der Zunge klebende SiO2-Überzüge werden als Kascholong bezeichnet; man betrachtet sie als teilweise in Kalzedon übergegangen Opal. G. Rose (1869) glaubte Tridymit-Einschlüsse u.a. in Hüttenberger Kascholong nachgewiesen zu haben. Hein (1908,) trat dieser Deutung allgemein und auch im Falle Hüttenberg bereits entgegen. Auch ich halte die tatsächlich vorhandenen Einschlüsse für sicher nicht Tridymit. Hein hatte nur 4 Hüttenberger Stücke zur Verfügung, mikroskopisch stellte er darin schichtig abwechselnd, oder auch gemengt Kalzedonfasern neben Quarzinfasern fest. Wie schon oben erwähnt sind auch die bisher untersuchten blauesten "Kalzedone" von Hüttenberg Kalzedon, nicht Lussatit, nicht Quarzin, den ich bisher in keinem Präparat gefunden hatte.
So war es etwas überraschend, als ich mir veranlaßt durch den vorstehenden Fundbericht von Ing. Haberfelner die von ihm seinerzeit aufgesammelten Hohlkörper aus der Werkssammlung vornahm und fand, dass diese Substanz wohl aus sphärolithisch angeordneten Fasern, doch von Quarzin-Orientierung bestand. Die kleinste Lichtbrechung liegt etwas über 1,550, die größte noch beträchtlich unter 1,550. Die Doppelbrechung, verglichen mit Kalzedon-Pulverpräparaten, scheint etwas grösser als bei Kalzedon zu sein. Bei letzterem konnten Correns und Nagelschmidt (1933) ja zeigen. dass die gegen Quarz niedrigere Doppelbrechung durch Zusammenwirken der in bezug auf die Längsrichtung negativen Eigendoppelbrechung mit positiver Formdoppelbrechung zustande kommt; die grössere Doppelbrechung des Quarzins ist nach diesen Autoren eine Verstärkung, die durch Überlagerung von positiver Formdoppelbrechung mit der positiven Eigendoppelbrechung hervorgerufen wird. Cristobalitkalzedon kommt nach der zu hohen Lichtbrechung für das Material unserer Hohlkörper nicht in Betracht.
Seit dieser Wiederbeobachtung von Quarzin ist mir noch ein derartiges Stück aus der Hüttenberger Lagerstätte untergekommen: die alte Stufe Nr. 4512 des Kärntner Landesmuseums „Dolomit xx auf Limonit“. Beim Limonit handelt es sich um Pseudomorphosen, um limonitisierte Siderit xx, auf ihnen sitzen weisse, an den Kanten gerundete Rhomboeder von 2 bis 3 mm Ø, e (01T2) mit schmalem (1010). Die Rhomboeder sind durchwegs hohl, vom ursprünglichen Karbonat, wohl Kalzit, ist nichts mehr vorhanden. Die Hülle ist etwa 1/2 mm stark und besteht ausschliesslich aus, Quarzin, dessen Fasern stets senkrecht zu den Rhomboederflächen angeordnet sind. Es sind also Hohlumhüllungspseudomorphosen von Quarzin nach Kalkspat (alle alten, auf limonitisiertem Eisenspat aufgewachsen, weissen "Dolomit xx" haben sich bei näherer Untersuchung als Kalkspat entpuppt!).

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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