Ban A. / 1960 |
|
---|---|
Bericht
über die Herbsttagung der Fachgruppe für Mineralogie und Geologie am 7.
November 1959 in Klagenfurt. Von A. BAN, Klagenfurt 1) Unsere Fachtagungen in Klagenfurt sind nun bereits zu einer unentbehrlichen Einrichtung geworden; der Vortragssaal des .Landesmuseums vermochte die über 20 Teilnehmer, die aus Kärnten und den übrigen Bundesländern (und auch aus Deutschland) erschienen waren, kaum zu fassen. Der Obmann der Fachgruppe Zentraldir. Dr. Ing. E. TSCHERNIG begrüßte die Erschienenen und nach einer Gedenkminute für unser vor wenigen Tagen bei einem Flugzeugabsturz in Griechenland tödlich verunglücktes Mitglied Dipl.Ing. A. KUSCHINSKI (Radenthein) wurde die Vortragsreihe durch Prof. Dr. H. WIESENEDER (Wien) mit "Entwicklung und Stand der österreichischen Erdölindustrie" eingeleitet. Die Grundlagenforschung reicht hier bis 1925 zurück, 1932 wurde Erdgas erbohrt, 1934 wurde im Raume Zistersdorf Erdöl gefunden. Eine Reihe Gesellschaften haben erfolgreich weiter geforscht, die Felder Gaiselberg und Mühlberg wurden erschlossen und bereits in der Kriegszeit hat die Jahresproduktion 1 Million Tonnen überschritten. Das Erdölgebiet kam als Kriegsbeute in russische Hände; bei weiteren Forschungen wurden die Felder Aderklaa .und Matzen, sowie Zwerndorf (Erdgas) entdeckt und das Jahr 1955 wies die Produktionsspitze von 3,7 Mill. Tonnen Erdöl auf. Seit dem Staatsvertrag, der das Erdölgebiet wieder in österreichische Hände brachte, liegt die Entwicklung der Förderung und die wissenschaftliche Forschung bei der Ö.M.V. und hat einen beachtlich hohen Stand erreicht; die Raffinerien sind dagegen zurückgeblieben. -Die Erdöllager sind an rasch abgesetzte Sedimente großer Mächtigkeit gebunden, die die subalpine Vortiefe ausfüllen. In verschiedenen Hoffnungsgebieten wird eifrig gearbeitet; eine Sonde bei Puchkirchen in der oberösterr. Molassezone ist bei 2500 m fündig geworden, ähnlich bei Ried bereits in 1500 m Tiefe. Im westlichen Niederösterreich hat man an einer Stelle bereits 3500 m erreicht (die tiefste' Sonde der Welt mißt 8000 m!). Das zwischen Alpen- und Karpathenausläufern eingebettete Wiener Becken nimmt' eine Fläche von 200 x 60 km ein, hat eine Schüttiefe bis 5 km, somit ein Volumen von 11.930 km3 und läßt etwa 200 Mill. m3 Öl erwarten; etwa 40 Mill. Tonnen sind davon bereits gefördert worden. Der Beckenboden zeigt ein lebhaftes Relief mit zahlreichen Bruchlinien (Zerrungsbecken), die Füllung besteht aus klastischen Sedimenten -i.W. Sandstein und Ton (Mergel) in Wechsellagerung -und darin sind bis zu. 20 ölführende Schichten bekannt geworden, in deren Aufwölbungen Erdöl und Erdgas zwischen 900 und 2700 m Tiefe in Domungen auftreten. In unseren meisten Gebieten kommt es noch eruptiv herauf, nur an wenigen Stellen muß gepumpt werden. Aufschlußreiche Diagramme und Lichtbilder ergänzten diesen aktuellen und hochinteressanten Vortrag. Dr. W. FRITSCH (Knappenberg) legte ein "Idealprofil durch das Altkristallin Kärntens" vor. In enger Zusammenarbeit zwischen den Geologischen Instituten der Bergakademie Clausthal (Prof. Dr. A. PILGER), der Universitäten von Tübingen (Prof. Dr. R. SCHÖNENBERG) und Wien (Prof. Dr. E. CLAR) mit der eigenen. Aufnahmetätigkeit unserer Lagerstättenuntersuchung in Knappenberg wurden durch eine 1:10.000-Kartierung von den Gurktaler Bergen bis zur Koralpe die Grundlagen gefunden, aus denen das Idealprofil zusammen gefaßt werden konnte. Große Schwierigkeiten mußten überwunden werden; es galt eine junge Bruchtektonik zu erkennen und aufzulösen. Die Gesteinscharakterisierung ist mit Hilfe von zahlreichen Dünnschliffen ziemlich weit getrieben worden, so daß etwa 30 Typen unterscheidbar wurden. Genaue Detailprofile wurden angelegt und die Schichtserienteilstücke nach ihrer Aufeinanderfolge durch identifizierbare Schichten zu dem nun vorliegenden Gesamtprofil vereinigt: sie ergeben ein Schichtpaket von etwa 6 km Mächtigkeit, von den noch unveränderten erdmittelalterlichen Gesteinen des Krappfeldes über Schichten des Erdaltertums (Magdalensbergserie) zum sogenannten Altkristallin mit Phylliten, Glimmerschiefern und Gneisen im Raume Friesach-Hüttenberg-Saualpe und schließlich zu Graniten und deren Hüllschiefern in der Koralpe. Wir hoffen, daß dieses Idealprofil uns einige Hilfe bei der weiteren geologischen und lagerstättenkundlichen Erforschung im Kärntner Altkristallin bringen wird. Prof. Dr. F. KAHLER (Klagenfurt) berichtete "Über die Eisenerzlagerstätte Rudabanya in Nordostungarn", die kennen zu lernen er anläßlich einer Geologentagung in Budapest Gelegenheit hatte. Dieses größte ungarische Eisenerzvorkommen weist bei rund .1000 Mann Belegschaft etwa die doppelte Förderung von Hüttenberg auf; der Bildung nach handelt es sich ebenfalls um eine metasomatische Lagerstätte mit Siderit und Ankerit, jedoch sind es hier Kalke und Dolomite der Untertrias, die vererzt worden sind. Eine Verwitterungszone reicht bis in 50 m Tiefe, in der der Eisengehalt durch Bildung von Rot- und Brauneisen erheblich angereichert ist, so daß sich der Abbau praktisch nur um diese Erze bemüht. Der Vortragende ging dann auf Hangrutschungen in den Tagbauen ein, die sich beim Abbau ergeben, wie auf den Abtransport großer Mengen tauben Materials, sowie auf Schwierigkeiten in der Aufbereitung, die gemeinsam mit russischen Erzen aus Kriwoj Rog in Miskolc erfolgt. Prof. Dr. E. CLAR (Wien) referierte "Zum Problem der Überschiebungen", die im geologischen Erscheinungsbild Österreichs eine große Rolle spielen. Am Nordrand der Alpen liegen Kalkschollen weit aufgeschoben auf jüngerem Flysch, ebenso die südlichen Kalkmassive glitten auf jüngere Schichten auf und im zentralen Teil (Radstätter Tauern) liegt Kristallin über Trias. Ähnliche Feststellungen stammen aus vielen Teilen der Welt, Fernüberschiebungen von großen Dimensionen sind vielen großen Gebirgen eigen. Unerklärlich war der Mechanismus der Fernbewegungen, es herrschte eine Diskrepanz zwischen Beobachtung und Deutung. Die Festigkeit der Gesteine läßt bei Schub von rückwärts (Wurzelschub) nur eine beschränkte Transportstrecke zu, die nicht viel mehr als die Dicke des Körpers beträgt. Zur Erklärung der Überwindung der Kohäsion und des Scherwiderstandes brachten nun die Amerikaner die Ergebnisse ihrer Forschungen über "Porenwasserdruck". Es zeigte sich, daß bei Annäherung des hydrostatischen Druckes an den geostatischen Druck das Gebirge in der Tiefe zu schwimmen beginnt, so daß es zur Ausschaltung der Reibung und zum Zusammenbruch des Gesteinsgefüges kommt. Ein Wegschwimmen der Decken wird dadurch auch über weite Strecken erklärbar und es scheint dadurch ein Zankapfel der Geologen beseitigt zu sein. Dozent Dr. H. MEIXNER (Knappenberg) sprach an Hand von ausgewählten Handstücken und instruktiven Lichtbildern über "Stoffwanderungen bei der Eisenspatmetasomatose des Lagerstättentypus Hüttenberg". Die in Begleitung von mannigfaltigen Gesteinen des mesozonalen Altkristallins gelegenen Marmore in der Umgebung von Hüttenberg sind hervorragende Studienobjekte zur Untersuchung von Metasomatoseerscheinungen im Zuge der Eisenspatvererzung und ihrer Rückwirkungen auf die Nebengesteine. Die kürzlich hier nachgewiesenen Cölestin und Gips metasomatosen nach Kalkmarmor erbrachten eine ganz unerwartete Ergänzung unserer Vorstellungen. - Titanit-xx des Marmors halten die Eisenspatvererzung nicht aus, sie pseudomorphosieren zu Anatas + Quarz und weitere Umsetzungen führten zur Neubildung von Brookit -xx und Rutil. - Bei den im Vererzungsbereich liegenden Pegmatiten werden insbes. die Feldspäte unter Neubildung von Hydromuskovit zersetzt; auf die dabei frei werdenden SiO2-Mengen ist das bekannte Auftreten von Kalzedon (+ Opal) in der Hüttenberger Lagerstätte zurückzuführen. -Auch große Granat-xx aus im Erz eingeschlossenen Glimmerschieferschollen zeigen eine Umsetzung zu hellgrünen glimmerigen und chloritischen Produkten. -Besonderes Augenmerk wurde in Anschliffstudien auf vorschreitende und rückläufige Karbonatverdrängungen gerichtet: Sideritisierung, Ankeritisierung, Dolomitisierung, von oft bänderigem Kalk und z.T. auch Dolomitmarmor, umfangreiche Rekalzitisierungen an Siderit, seltener an Ankerit Und Dolomit, Ahkeritisierung von Siderit; Vergleiche zu analogen Vorgängen in den genetisch verwandten Spatmagnesitlagerstätten. Dieser Vortrag lieferte uns ebenso wie der vorhin besprochene von W. FRITSCH einen interessanten Einblick in die vielfältigen geologisch-mineralogisch-lagerstättenkundlichen Forschungsarbeiten, wie sie bei "Lagerstättenuntersuchung der Ö.A.M.G." in Knappenberg durchgeführt werden. Der Vereinspräsident Prof. Dr. F. KAHLER hat, den Vortrag MEIXNER einleitend, auch auf den Nutzen dieser Industrie-Forschungsstelle hingewiesen Und den Anteil an deren Gründung hervorgehoben, der unserem Ehrenobmann Bergdirektor Dipl.Ing. K. TAUSCH daran zukommt. Bergdir. Dipl.Ing. K. TAUSCH (Leoben) berichtete vom "Besuch einer internationalen Mineralogentagung mit Exkursionen in der Schweiz", sowohl von Vorträgen und Diskussionen, als von den gesellschaftlichen Veranstaltungen. Den Schwerpunkt bildete, unterstützt von vielfach prachtvollen Farbdias, eine Alpenexkursion, die u.a. auch zu den berühmten Fundstätten des Binnentales führte. Bemerkenswert insbesondere für unsere Sammler war die relativ geringe Ausbeute an sammelbaren Mineralen, die dabei gezeigt oder gefunden werden konnten. Am Nachmittag blieb noch ausreichend Zeit für Aussprachen, für Mineralbestimmungen, für die Ausgabe der Folge 39 unseres Fachgruppenblattes "Der Karinthin", für Tausch und Kauf, wozu die Fa. BERGER (Mödling bei Wien) sich, wie schon üblich, wieder mit einer schönen Verkaufsausstellung eingefunden hatte. So war auch dieser Tagung wieder ein voller Erfolg beschieden. |
|
zurück.... |