Fritsch W. & H. Meixner / 1964

 

Ergänzungen zu F. ANGEL - E. CLAR - H. MEIXNER:
Führungstext zur Petrographischen Exkursion um den Plankogel bei Hüttenberg, Kärnten.

(Der Karinthin, 24, 1953, 289-296).
Von w. FRITSCH und H. MEIXNER, Knappenberg.
(Lagerstättenuntersuchung d. Österr. Alpine Montangesellschaft).

Den Teilnehmern der Exkursion III/6 am 24. September 1964 der Tagung der Deutschen Geolog. Gesellschaft (Wien, 8. -26. Sept. 64) zugeeignet.
Über 10 Jahre sind vergangen, seit anläßlich der Tagung der Deutsch. Mineralog. Gesellschaft (Leoben -Pörtschach) im Jahre 1953 F. ANGEL -E. CLAR – H. MEIXNER (1) den "Führungstext zur Petrographischen Exkursion um den Plankogel bei Hüttenberg, Kärnten“, veröffentlichten. Zahlreiche Exkursionen und viele Einzelbesucher folgten seither diesem Routenvorschlag, in dem in wenigen Stunden eine ansehnliche Zahl von Gesteinen mesozonaler Prägung und manch bemerkenswerte Mineralfunde vorgeführt werden können.
Die dem "Führungstext..." (1) zu Grunde liegende 1:10.000 Kartierung des engeren Gebietes um den Hüttenberger Erzberg durch E. CLAR (2) war Ausgangspunkt zu ebenso eingehenden geologisch-petrographisch-mineralogischen Untersuchungen und Kartierungen des ganzen großen Saualpenraumes durch eine Arbeitsgemeinschaft (Lagerstättenuntersuchung der ÖAMG, Geol. Inst. d. Bergakad. Clausthal, Geol. Inst. Univ. Tübingen, Geol. Inst. Univ. Wien) mit bisher rund 40 Mitarbeitern. Zahlreiche Teiluntersuchungen sind bereits abgeschlossen, einiges davon wurde auch schon veröffentlicht: "Saualpe I -VI" (5; 10; 16; 15; 17; 3).:
Durch die alpidische Bruchtektonik (3, S. 41/47; 7) in 'verschiedenen Ausmaßen zerstückelt, konnte ein in der Saualpe -und auch darüber hinaus -häufig wiederkehrendes "Idealprofil" (5, Abb. 6; 6) rekonstruiert werden, das von anchimetamorphen Schichtgliedern über epi- und mesozonale Gesteinsgesellschaften bis in die oberste Katazone reicht und größenordnungsmäßig etwa 9 km umfaßt.
Obwohl in der Saualpe das mesozonale Kristallin keineswegs auf unseren Plankogel beschränkt ist (vgl. die Übersichtskarte in 8, S. 333, Abb.1), ist hier seine Vorführung und Erläuterung immer noch am besten zugänglich und in kürzester Zeit durchzuführen.
Die Kartierungen außerhalb des "Plankogels", sowie Begehungen in diesem Gebiet, die von uns hier fast ausschließlich nur anläßlich von Exkursionsführungen erfolgten, haben zum einstigen "Führungstextil (1) nur wenige Nachträge nötig gemacht, über die im folgenden berichtet wird. Die Fundpunkte entsprechen der alten Skizze und Beschreibung! Die ganze Exkursionsroute verläuft durch die gesteinsartenreiche Plankogelserie der neuen Gliederung (vgl., i Saualpe I", Lit. 5).

Die Staurolith-Granat-Glimmerschiefer.
Der hangendere Teil der Plankogelserie aus der mittleren Mesozone besteht im Wanderbereich der Exkursion im wesentlichen aus Glimmerschiefern mit Staurolith, metlrweniger Granat und selten Disthen (Punkte 4, 12, 15, 17).
Dem Chemismus nach haben ursprünglich sehr tonerdereiche Pelite vorgelegen. Außerdem sind die Gesteine im allgemeinen dunkel und pyrithältig, so daß auch ein gewisser Bitumenanteil sichergestellt ist.
Unter den Bedingungen der mesozonalen Metamorphose wuchsen nun je nach dem vorgegebenen Chemismus Disthen-, Staurolith- und Granatporphyroblasten in dem geschieferten Muskovit-(Serizit-), Biotit-, Quarz-Grundgewebe.
Die Staurolith -xx der Plankogelserie haben meist einen gedrungen prismatischen Habitus (Zwillinge sind hier sehr selten), unterschiedliche Größen bis zu etwa 2 cm. Dabei ist es besonders bemerkenswert, daß solche Staurolithglimmerschiefer in der ganzen Mesozone in gleicher Ausbildung vorkommen, wobei nur die Durchschnittsgröße der Mineralkomponenten nach oben zu immer geringer wird und z.B. in der Waitschacher Serie im höchsten Bereich die Staurolithgröße bei mm-Längen liegt. Auf der Pressener Alpe in Teilen der untersten Mesozone (Hüttenberger Serie) dagegen, finden sich die größten hier bekannt gewordenen Staurolith-xx (34 cm Ø). Ähnlich sind die Verhältnisse beim Granat (Almandin), der aber in mikroskopischen Abmessungen bis in die mittlere Epizone reichen kann.
Bei der Deutung der Genese dieser Gesteine haben die Porphyroblasten eine besondere Bedeutung gewonnen. Man kann dabei mehrere Generationen in Bezug auf die im wesentlichen einphasig erfolgte Durchbewegung unterscheiden. Beim Staurolith ist deutlich eine ältere prädeformativ gewachsene Generation ("Staurolith I") von einer jüngeren postdeformativen („Staurolith II") zu trennen.
Die Staurolithe sind als gepanzerte Relikte anzusprechen, vgl. 10, S. 17;17, S. 14/15). Sie enthalten ein äußerst feines, reiches und etwa ebenschichtig angeordnetes, bisher nicht näher bestimmtes Pigment (Graphit ?, Pyrit ?, Rutil ? ). Dieses Pigment bildet ein internes s (si), das nie gefältelt und der Feinheit wegen als Relikt der vormetamorphen Phase aufzufassen ist. Infolge dieser Pigmentierung ist die Farbe der Staurolithe I im Handstück meist sehr dunkel bis f8st schwarz. Der Form und Farbe wegen wurden sie in unserem Gebiete erst relativ spät erkannt (4), s. 17). Nur selten, wenn die Glimmerschiefer sehr hell und damit pigmentarm sind; bleiben auch die Staurolith I-porphyroblasten braun.
In solchen hellen Glimmergesteinen (Punkt Jg ) tritt nach Untersuchungen von H. HARDER (9; S. 254) neben Muskovit auch reichlich Paragonit und etwas Disthen auf; letzterer liegt in Form von teilweise verglimmerten, linsigen Aggregaten vor und ist in anderen Fällen in feinen länglichen Kristallen neu gesproßt. Die Ausmessung des Mineralbestandes dieses Gesteins ergab 41 Vol.% helle Glimmer, davon 25% Paragonit und 16% Muskovit, neben 32 % Quarz, 13% Granat, 12% Staurolith und je 1 % Biotit und Disthen (9, S. 256).
Während der tektonischen Durchbewegung der Gesteine, wobei mikro- und makroskopisch nur eine gefügeprägende Phase festzustellen ist, wurden die Staurolithe I verdreht, teils zerbrochen und ausgewalzt, so daß heute das si ganz unregelmäßig zum se liegt und auch keine Rückschlüsse über Bewegungssinn und -Betrag um die Porphyroblasten gemacht werden können, weil die Anzahl der Wälzungen unbekannt ble1bt. Es steht aber fest, daß die Durchbewegung sehr stark war.

In manchen Bereichen, je höher im Metamorphoseprofil desto häufiger, tritt eine randliche, spätdeformative Verglimmerung (Serizitisierung, z.T. mit Chloritoidbildung) der Staurolithe I ein, die bis zur völligen Pseudomorphosierung und teils auch noch deformativen Längung führen kann. In einer solchen Zone unmittelbar im Liegenden des Serpentins vom Plankogel (Punkt 15) bestehen diese Pseudomorphosen aus Musovit und Talk (9, S. 254), wobei der Talkgehalt mit der Serpentinnähe in Zusammenhang stehen dürfte.
Besondere Verhältnisse herrschen um Punkt 16 bei den Staurolith-Chlorotoid-Glimmerfelsen . Diese sind postdeformativ neu kristallisierte (vielleicht durch extreme Tektonisierung hervorgerufen), ehemalige Staurolithglimmerschiefer. Sie enthalten Chloritoid porproyroblasten und daneben kleine, langsäulige honigbraune Staurolithe in einem Grundgewebe aus Na-haltigem Muskovit (9, S. 254) und Biotit. Diese hellbraunen, postdeformativen Staurolithe führen höchstens etwas grobes sammelkristallisiertes Pigment der Glimmerschiefer, das aber keine Färbekraft mehr besitzt; sie gehören einer 2. Generation an und werden daher als "Staurolith II" bezeichnet. Große Bedeutung erlangt diese jüngere Staurolithgeneration, die nur ausnahmsweise in der oberen Mesozone auftritt, wobei unser Fundpunkt (P. 16) bisher im Profil am höchsten gelegen ist, erst in den tiefer liegenden Schiefergneisen der oberen Katazone (17, S. 15). Braune, nadelige Staurolith-xx dieser jüngeren Generation wurden auch schon aus der Katazone der Koralpe beschrieben (z.B. 11, S. 225).
Bei den Granatporphyroblasten gilt ähnliches. Man kann auch hier alte und junge unterscheiden, doch ist die Abtrennung nicht so scharf wie beim Staurolith ausgeprägt (Übergangsbildungen!). Auch sind sonstige Unterschiede vorhanden, die auf etwas spätere Kristallisation der Granatporphyroblasten schließen lassen. So ist das si-Pigment der Granate nie so fein wie im Staurolith I, wenn auch bei den alten Granaten (Granat I) viel feiner, als im übrigen Gefüge. Das si weist sehr oft Deformationsspuren, wie Fältelungen, die nicht dem se entsprechen oder helizitische Einrollungen auf. Auch ist die Färbung des Granat I von den später gebildeten unterscheidbar. Manchmal, wenn viel Pigment vorhanden ist, sind sie dunkel ähnlich Staurolith I, doch normal besitzen sie einen rotvioletten Farbton, während die jüngeren (Granat II) einen mehr gelblichbraunen haben (17, S. 13). Granat II ist völlig postdeformativ kristallisiert und weist einen etwas gerüstartigen Bau mit vielen unverlegten Gefügeeinschlüssen auf.
Ein weiterer Hinweis für das höhere Alter von Staurolith I gegenüber Granat I liegt darin vor, daß wohl Einschlüsse des ersteren im letzteren, aber nie das Umgekehrte beobachtet werden konnte. Das Granatwachstum setzte eben erst mit der beginnenden Deformation ein.
Analoge Verhältnisse herrschen beim Disthen, doch scheinen hier 3 Generationen abtrennbar zu sein.
„Disthen I" ist in unserem Gebiet bisher nicht nachgewiesen, ist aber in dunklen, stark pigmentierten " Rhätizit" orphyroblasten aus der Stubalpe wie aus der Millstätter Serie seit langem bekannt. Er entspräche in der Kristallisationsreihe Staurolith I bis Granat I und dem Andalusit I der oberen Katazone (17, .13).
Wahrscheinlich infolge der guten Spaltungen des Disthens wird dieses Mineral bei Durchbewegung leichter als Granat und Staurolith erbrochen und Rekristallisationen zugänglich.
"Disthen II" liegt in zahlreichen Stauroith-Granatglimmerchiefern in tektonisch eingeformten bis ausgewalzten Aggregaten aus büscheligen kleinen Disthennadeln vor, die wir als zerbrochene Disthen I-Porphyroblasten deuten. Paragenetisch gleichwertig sind die aus Andalusit I gebildeten Disthenparamorphosen der Katazone, manchmal zeigen diese Disthenaggregate randliche bis totale Verlimmerungen (Punkt 12).
Entsprechend Staurolith II und Granat II wurde auch Disthen rein postdeformativ gebildet, der dann in kleineren, länglichen klaren Kristallen auftritt: "Disthen III" ( Punkt 12 und Punkt 16").

Serpentinhofgesteine:
In der Nähe vom Unt. Grabner bei Kirchberg südlich des Löllingbaches wurde von F. THIEDIG (16, S. 32) das berühmte, alte Vorkommen der „großen Granatkristalle von der Saualpe" ( 14; 12) neu untersucht. Im Grenzbereich Serpentin gegen Staurolith-Granatglimmerschiefer, in einem Serpentinhofgestein, erreichen die Almandin -xx bis Faustgröße und daneben gibt es disthenreiche Partien mit bis einige cm großen, grauen Kor und -xx. Die Bildung dieser Al-Minerale wird hier von uns als Desilizifizierungserscheinung im Zusammenhang mit der Antigoritisierung des ursprünglichen Ultrabasits aufgefaßt.
Durch diesen Fund aufmerksam geworden, gelang es inzwischen an zwei weiteren Stellen der Saualpe gleichartige metamorphe Serpentin- Staurolithglimmerschieferkontakte mit Korund zu finden.
Einer davon befindet sich am Plankogel bei Punkt 14. Hier liegen in einem Hohlweg verschiedene Serpentin Hofgesteine (Anthophyllit- und Chloritfelse, Übergänge zwischen diesen und Hinzutreten von Serizit und Biotit, Turmalin, Disthen und Korund). Besonders auffällig sind die Biotit -Turma1in -Glimmerfelse mit bis 1 cm langen Schörl-Nadeln (2, S. 75), neben denen auch einige mm große Korundkörner und Disthen auftreten. In Disthen-Chloritfels erreicht der Korund auch hier über 5 mm Größe.
In den letzten Jahren wurden im Bereich des Plankogels verschiedene Straßen angelegt. Die dadurch entstandenen Aufschlüsse erbrachten keine neuen geologischen Erkenntnisse. Jedoch wurde ein Talkschiefer vorkommen am Ausgehenden eines Serpentinkörpers am Westabhang des Plankogels an der Straße nach Semlach aufgedeckt. Hier ist neben anderen Serpentinrandgesteinen (Chloritfels) ein etwa 1,5 m mächtiger karbonatischer Talkschiefer, wahrscheinlich als metasomatisches Produkt nach Chloritfels aufgeschlossen. Das Karbonat, das löcherig auswittert und einen limonitischen Rückstand hinterläßt, dürfte Breunnerit oder Braunspat gewesen sein. Genetisch ist dieses Vorkommen wohl wie die Hirter Talklagerstätte in Zusammenhang mit den hydrothermalen Umsetzungen bei der tertiären Eisenspatvererzung zu bringen (13, S. 643).

Schrifttum:

(1) F. ANGEL -E. CLAR -H. MEIXNER: Führungstext zur Petrographischen Exkursion um den Plankogel bei Hüttenberg, Kärnten. - Der Karinthin, 24, 1953, 289-296.

(2) E. CLAR -H. MEIXNER: Die Eisenspatlagerstätte von Hüttenberg und ihre Umgebung. - Carinthia II, 143, Klagenfurt 1953, 67-92.

(3) E. CLAR -W. FRITSCH -H. MEIXNER -A. PILGER und R. SCHÖNENBERG: Die geologische Neuaufnahme des Saualpen-Kristallins (Kärnten) VI. - Carinthia II, 153, 1963, 23-51.

(4) F. CZERMAK: Einige bemerkenswerte Mineralvorkommen in Kärnten. - Der Karinthin, 2, 1948, 17-18.

(5) W. FRITSCH -H. MEIXNER -A. PILGER -R. SCHÖNENBERG: Die geologische Neuaufnahme des Saualpen-Kristallins (Kärnten) I. Carinthia II,150, 1960, 7-28

(6) w. FRITSCH: Von der "Anchi-" zur Katazone im kristallinen Grundgebirge Ostkärntens. - Geol. Rdsch., 52, 1962, 202-210.

(7) w. FRITSCH: Zur Nomenklatur der Görtschitztaler Störungszone. - Carinthia II, 153, 1963, 52-57.

(8) W. FRITSCH: Exkursion III/6: Mittelkärnten, Kristallin der Saualpe und die Oberkreide. (Eozän) des Krappfeldes. - Mitt. Geol. Ges. Wien, 57/1, Wien 1964, 331-351.

(9) H. HARD~R: Untersuchungen an Paragoniten und natriumhaltigen Muskoviten. - Heidelb. Beitr. z. Min. u. Petr., 5, 1956, 227-271.

(10) H, von KAMP -N. WEISSENBACH: Die geologische Neuaufnahme des Saualpen-Kristallins (Kärnten) II. - Carinthia II, 151, 1961, 5-40.

(11) H. MEIXNER: Ein Staurolithfund in den Andalusitparamorphosenschiefern vom Krakaberg, Koralpe. - Der Karinthin, 10, 1950, 225.

(12) H. MEIXNER: "Eklogit"-Granat von der Saualpe, Kärnten. - Mh.d. N.Jb. f.Min., 1952, 1-3.

(13) H. MEIXNER: Die Metasomatose in der Eisenspatlagerstätte Hüttenberg in Kärnten. -Tscherm. Min. petr. Mitt., 3. F., 8, 1963, 640-646.

(14) F. SEELAND: Die neuen Granatfunde in Lölling. - Carinthia, 68, Klagenfurt 1878, 270-272.

(15) E. STREHL: Die geologische Neuaufnahme des Saualpen-Kristallins (Kärnten) IV. - Carinthia II, 152, 1962, 46-74.

(16) F. THIEDIG: Die geologische Neuaufnahme des Saualpen-Kristallins (Kärnten) III. - Carinthia II, 152, 1962, 21-45.

(17) N. WEISSENBACH: Die geologische Neuaufnahme des Saualpen-Kristallins (Kärnten) v: Carinthia II, 153l, 1963, 5-23.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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