Angel F., Clar E. & H. Meixner / 1953                                                                Textauszug

  Führungstext zur Petrographischen Exkursion um den Plankogel bei Hüttenberg, Kärnten.

Von F. ANGEL, E. CLAR und H. MEIXNER.
(Mit einer Begehungsskizze).

Die in das Exkursionsprogramm der Leobener Mineralogentagung 1953 aufgenommene Exkursion um den Plankogel (Lagerstättengebiet Knappenberg-Hüttenberg) wird zwar im Rahmen, der diesem Gebiet im Exkursionsführer (Carinthia II, 1953) zu Gebote steht, in großen Zügen miterörtert, es erschien aber für die Besucher, sowie zur Festhaltung dessen, was am Ort gezeigt werden kann, auch für künftige Interessenten vorteilhaft, einen kleinen Begehungsabriss bereit zu stellen, der die örtlichen Einzelheiten kurz beschreibt. Der "Karinthin 1953" war in der Lage, einen solchen Begehungstext samt der ergänzenden Kartenskizze der Wegführung mit den Haltepunkten, aufzunehmen und den Exkursionsteilnehmern zugänglich zu machen. Die Haltepunkte des Kärtchens tragen gleiche Nummer mit dem auf sie bezüglichen Text.1 ) Ausgangspunkt ist das Knappenberger Grubenhaus. Nördlich von ihm streichen nahezu WO die Marmore des Erzberges durch. Südwärts steigt der Hang zur Plangkogel-Waldkuppe an. Die Begehungsroute steigt nach SW in den Hang über der Erzstrasse.
P. 1: Man sieht sogleich Aufschlüsse von Staurolithführend en Granatglimmerschiefern, in welche Bänke von Glimmerquarziten ± Granat eingelagert sind, eine für solche alte Granatglimmerschieferserien geradezu normale Erscheinung. Nach WNW fallende Achsen machen sich bemerkbar.
P. 2: Mit jähem Kontakt erscheint konkordant eine steil S fallende Marmorlage Man beachte die Körnung zum Vergleich mit den andern Gesteinen.
P.3 : Durch die Schiefer wie bei P. 1 gelangt man nun zu einem mächtigen, typisch zweitstufigen Amphibolit (Oligoklas 20%An; gemeine grüne Hornblende; winzige Klinozoisite nach Saussürtart im Plagioklas; kleine und in der Menge wechselnde Granatkörnchen); ebenschiefrig, körnig-streifig. Diese Art von Gefüge stellt das Problem vor Augen, wie es denn zustande kommen kann. Es handelt sich um recht regelmässigen Wechsel von Plagioklas- und Hornblende-Kornzeilen. WENK dachte an mechanische Kornsortierung; zu Beginn der heute sichtbaren Gefügeordnung hätte ein gleichmäßig.

1 )Die geologischen Eintragungen auf der „Begehungsskizze" sind der Neukartierung 1:10.000 von E.CLAR entnommen, die der Arbeit "Die Eisenspatlagerstätte von Hüttenberg und ihre Umgebung" im "Exkursionsführer" (Carinthia II, 143., Klagenfurt 1953) beigegeben ist. Die Mitbenützung dieser-Karte zum vorliegenden Führungstext wird empfohlen.

durchgemengter Kornbestand vorgelegen; infolge verschiedenen mechanischen und gestaltlichen Verhaltens wäre es aber mittels Durchbewegung zu einer mechanischen Entmischung von Plagioklas und Hornblende, den Hauptkornsorten, gekommen, wie wir sie heute als Sortierung beobachten. Oder mit W. SCHMIDT: Die dunklen Kornsorten hätten geringere Translatierbarkeit wie die hellen (Plagioklas, Quarz); beim Walzen verursache dies Sortierung der beiden Anteile in Zeilen, Lagen, Bändern, wennschon die Ausgangslage gleichmässig durchgemengt war. - Da diese hiesigen Amphibolite mit Ultrabasiten (Peridotiten und ihren Metamorphiten) gehen, sind sie als metamorphe Gabbros anzusehen; solche unterliegen der Metamorphose auch schon in saussüritisiertem Zustand, und die Muttergesteinskorngröße liegt erheblich über jener der Amphibolite, wie sie vor uns liegen. Gerade Schliffe dieses Amphibolites haben saussüritische Körner in den Plagioklaszeilen.. Diese Kornzeilen können also auch erklärt werden durch Ausquetschen der grossen, saussüritischen Gabbroplagioklase zu den dünnen, ohnedies nichtdurchstreichenden Kornzeilen bezw. Kornflasern anlässlich der Durchbewegung bei der Metamorphose. Die einstigen großen Diallage lieferten die Stengelzüge der gemeinen Hornblende dazwischen. (ANGEL).
P.4 : Am Ort tritt ein gefalteter Amphibolit von sonst gleichen Eigenschaften wie bei 3 auf; er illustriert den Begriff "vorkristallin durchbewegt“ oder „postkinematisch kristallisiert". Mit ihm geht ein Quarzit mit ungleichmässig-lagiger Granat-Häufung zu Schwärmen. Mit mechanischer Kornsortierung kann man diese .Kornsortenverteilung kaum erklären; nach ESKOLA läge ein Akt ,metamorpher Differenziation vor. Von den drei dafür geltenden Prinzipien: Konkretionsprinzig, Prinzip der Anreicherung stabilster Kornsorten und Lösungsprinzip, wäre das erstgenannte heranziehbar. Das vormetamorphe Sediment, ein Sandstein mit schichtenweise leicht tonigen Materialzuschüssen, erleidet bei der Metamorphose Stoffverschiebungen gemäss dem Konkretionsprinzip in dem Sinn, daß schon vorher quarzreiche Lagen noch quarzreicher werden, vorher schon tonreichere noch tonreicher, wobei sich in ihnen die Aufbaustoffe für den Granat konzentrieren, was vielleicht nicht gleichnlässig durchgehend, sondern wolkenhaft geschieht. Diese stofflichen Verschiebungen bilden die Granatschwärme ab, welche aus den tonigen Konzentraten ihre Baumaterialien schöpfen und den nötigen Quarz auf kleine Entfernungen eventuell auch noch den quarzreicheren Nachbarschichten entziehen können.
P.5 : Nach kurzem Weg durch Schiefer wie bei 1 tut sich ein Antigoritit auf. Er schneidet mit scharfen Rändern an den Schiefern ab; zu seiner natürlichen Begleitung gehören die durchschrittenen Amphibolite, die in der sonst vergleichbaren Gleinalm (Steiermark) meistens eine Hülle um die Antigorittkörper (oder deren prämetatlorphe Muttergesteine, Peridotite) bilden. Am Südwestkontakt tritt ein Marmor kontaktbildend heran, im Süden sind es Glimmerschiefer mit Quarzitbänken. Wie Dünnschliffe erkennen liessen, zeigten sich Relikte von Olivin und auch von Bronzit, so daß das Muttergesteinperidotitisch i.a.S. war, aber auch zumindest Partien von Harzburgit enthielt. Als aus diesen Kornbeständen metamorph gewachsene Kornsorten zeigt sich Grobantigorit, etwas Magnesit (auch ein mehrere cm mächtiger spätiger, eisenarmer Magnesitgang und Talk, der in verschiedenem Mengenverhältnis das Antigoritgewebe durchwirkt. Am Antigoritrand entwickelte sich auch gegen NW (unterhalb des Weges) reichlich Anthophyllit, vielleicht auch etwas Tremolit .Der Magnesit bezeugt, daß hier bei der Antigoritisierung (einem Sonderfall der Serpentinisierung i.a.) CO2 mit im Spiel war. - Nach BOWEN-TUTTLE kommt für Talkbildung auch die Temperaturstufe 500-800° in Frage, das wäre der Temperaturrahmen der II. Stresszonenstufe und entspricht dem mineralfaziellen Charakter der wmhüllenden Amphibolite (alpine Amphibolitfazies), als auch der Staurolith-Granatglimmerschiefer. Auch die Antigoritbildung fällt in diesen Rahmen. Aber hier steht man noch vor zwei Fragen:
1) Nach BOWEN-TUTTLE bildet sich bei Umwandlung von Orthaugiten im Temperaturanstieg zuerst Anthophyllit und erst dann aus diesem Talk; tatsächlich findet man am Ort einen Teil des Anthophyllites vertalkt.
2) Für die Entstehung des Antigorit-Talk-Gewebes des Antigoritites sind folgende Wege, offen.
a) Es lag primär ein Ultramafit von peridotitisch bis harzburgitischem Charakter vor, was mit Anthophyllit als metastabiler Durchgangsphase zu Talk harmonieren würde, aber auch mit der Erfahrung, daß sich im Zuge der Metamorphose dieses Stufencharakters Talk aus Orthaugiten bildet; dann wäre der Grobantigorit hauptsächlich aus Olivin, der Anthophyllit und Talk hauptsächlich aus Orthaugit gebildet worden und deshalb der Antigoritit talkdurchschossen.
b) Es kann Talk unter Aufzehrung von Antigorit gebildet worden sein; nach BOWEN-TUTTLE müßte sich dabei aber sekundärer Olivin, in Talk-Poikiloblasten abgeschieden haben. Das ist hier nicht beobachtet worden; daher hat der Fall
a) hierorts die grössere wahrscheinlichkeit. - Tremolit würde da auch kein Problem bedeuten, denn dieser bildet sich als Reaktion zwischen Marmor und Ultrabasit an und um deren Kontakte auch anderswo (Gleinalm).
P.6: Beim Hof Lichtegg liegen an der nach W führende Wegabzweigung Staurolithgranatglimmerschiefer in typischer Ausbildung. Von hier wird abgezweigt nach
P. 7: In diese Glimmerschiefer ist eine mächtige Marmormasse eingeschaltet, die mit steilem Südfallen und westfallenden Achsen zum Görtschitztal hinabzieht. Am Rand der Masse: P. 7 , dort dreht das Streichen auf SN, den Marmorklotz löst eine Schuppenzone ab, aufgebaut aus schmalen Marmorstrichen, Amphibolit, Antigoritit, Quarzit, alles schwebend im Glimmerschiefer von P. 6. Die Lagerungsstörung hängt zusammen mit den breiten Störungsstreifen der Noreja -Linie (SCHWINNER), deren Teilstörungen hier mit scharfen Rändern durchstreichen. Von P.7. aus  kann der Verlauf dieser bedeutenden Linie weithin überschaut werden. Man sieht sie steil in die Tiefe setzen und über Gossen als „Gossener Querstörung“ nach NO streichen; der „Obergossener Sprung“ ist ein Ableger von ihr und zieht vom Grubenhaus nach Obergossen hinauf, die ganze Marmormächtigkeit des Erzberges wird daran in SN scharf abgeschnitten. Vorm Grubenhaus leitet der Obergossener Sprung gegen Süd zur Kreuztratten und weiter nach S gegen das Löllinger Tal hinter dem Plankogel weiter. Die Schau von P 7 nach S läßt neuerdings die Norejalinie in einem System seichter Sättel und Verebnungen am Saualm-Westhang wahrnehmen und ihren Prallellauf mit dem Görtschitztal erkennen, in dem Begleitstörungen laufen; eine weitere Komplikation bringen zuscharende, aus SSW kommende Brüche (Bodentalbruch bei Wieting-Mösel). Der Störungsbereich ist nicht nur breit, sondern auch imposant lang. Im S wird er bei St. Michel im Gurktal durch die Ottnanacher Störung in 30 km Entfernung von hier abgeschnitten, läuft aber wahrscheinlich doch nach S weiter. Im Norden zieht die Norejalinie nahe dem Zirbitzkogelfuss und Neumarkt (Noreja) nach Scheifling ins Murtal (25 km), weiter über die Mur nach Oberwölz (+ 11 km), zusammen also 66 km bekannter Längsverlauf! Von Oberwölz ab stellt sich W-Schwenkung ein, die nach Tamsweg führt ( + 30 km) .Das ist also ein sehr bedeutendes Störungssystem, mit welchem nachweislich auch die Hüttenberger Spateisenvererzung zusammen hängt, ein junges Abschlussphänomen der alpidischen Gebirgsbildung. Abschnittweise ist die Störung noch heute nicht zur Ruhe gekommen.
P.8: Südlich. Lichtegg: Eine lokale dazugehörige Störung mit Myloniten und Grobtrümmerstreifen von Glimmerschiefern, Durch Obersemlach (Reste, Schlacken aus der Römerzeit ) kommt man zu
P. 9: Abriss -Nischenrand, Massenbewegungen hangab ins Görtschitztal, über dem Störungsstreifen gelegen.
P. 10: Untersemlach. Hier ein kleines Profil durch einen Antigoritit -Marmorkontakt, mit Tremolitbildung. Man beobachtet Gefügeachsen, die mit jenen des nicht gestörten Bereichs nicht harmonieren, was dazu verleiten könnte, am Ort einen besonderen, mit der herrschenden interfrierenden Achsenplan abzuleiten; die Erscheinung ist rein lokal, durch die Situation im Störstreifen bedingt, und führt in Unkenntnis dieses Zusammentreffens irre. Hier gibts keinen zweiten regional bedeutenden Achsenplan. Von Lichtegg bis hieher zieht sich ein Schieferstrich ohne große Marmorrmassen; aber wenig östlich davon tragen Marmore die Höfe von Untersemlach, und wieder erscheint ein Schuppensystem mit Antigorititen + Amphibolit im Kontakt, beilm Feitlbauer: Antigoritit-Chloritantigoritit-Smaragditschiefer-hornblerlditischer und issitischer Amphibolit , Granatamphibolit, also eine vollständige Differenziationsreihe der Metabasite, wie auf der Gleinalm. (Dieser Aufschluss wird übergangen).
P.11: In den Glimmerschiefern stehen nun 2 Marmortafeln steil aufgerichtet, begleitet von Amphibolitfetzen, einem Pseudozoisitfels, und Schuppen von Phyllit und Biotitphyllit (diese Gesteine sind quantitativ unbedeutend).
P. 12: Durch die herrschenden Staurolith -Granat - Glimmerschiefer kommt man nun in ein WO-Profil mit liegend Marmor, die Schiefer von oben mit 2 Amphibolitzügen; die Amphibolite sind wieder körnig-streifig, granatarm bis-frei, mit ausgeprägten Klüftungen und Achsen, die mit 40° fast genau NW fallen. Auf dem nach S absinkenden Rücken findet man zwischen Marmor und Amphibolit beste, sammelnswerte Muster der Staurolith -Granat -Glimmerschiefer.
P. 13 : Dorthin führt der Weg in eine tektonisch gemischte Serie, in welcher eine längere Marmorlamelle von den vorgenannten Amphiboliten im Kontakt flankiert wird; das Mittelsteil NW fallende Paket wird von gemeinen Glimmerschiefer unterlagert, deren Basis wieder ein mächtiger Marmor mit schiefrig -quarzitischen Einlagerungen ist. Dieser Marmorkomplex ist zwar nicht vererzt, gehört jedoch dem gleichgebauten Komplex an, wie die Marmormassen der Lagerstätte im Erzberg, die von hier gesehen 1,5 km nördlich und 2 km nordwestlich durchstreichen, und zusammen mit ihren Einlagerungen 400-500 m Mächtigkeit erreichen. Die zwischen P. 11 und 13 geschnittenen Marmore haben zwischen 10 und 50 m Mächtigkeit, schwellen aber örtlich auf 100 -150 m an. Die Amphibolite sind fast stets lange, schmale Tafeln mit 20 -50 m Mächtigkeit und bis zu 1 km Länge. Die Antigoritite erscheinen immer als dickbauchige Körper mit 200 -400 m Länge bei 50 -120 m Mächtigkeit.
Über die Teufenbereiche: Der Amphibolit, der den Marmor am Ort begleitet, hat sichere 150 m Teufe; das ist auch an anderen Amphiboliten zu sehen und für die grösseren Züge noch nicht volle Teufe; diese ist jedoch sichtlich bei kleineren, kurzen und schmächtigen Amphiboliten auch geringer. Die Antigoritit-Körper haben Teufen derselben Grössenordnung. Diese eben erörterte Serie schneidet an einem WO-Sprung, der überschritten wird, ab. Nach W ansteigend wird abermals ein Marmorkomplex erreicht, der Anitigorititkörper mit interessanten Randbildungen enthält, alles eingebettet in die Staurolith -Granat -Glimmerschiefer.
P. 14 : Im Antigorititbereich gibt es Anthophyllit und Leuchtenbergitfelse, biotitisierte Amphibolite; an Kontakt werden die Porphyroblasten der Schiefer, Granat und Staurolith, merklich grosswüchsiger. In Hellglimmerschiefer treten Biotit-Kornflasern auf, die vielleicht auf mg-Einfuhr im Stoffwechsel mit den ultrabasitischen Massen beruhen. Im biotitisierten Amphibolit bewirkt Kalizufuhr Metasomatose an Hornblende. Da Pegmatite nicht nahe sind, muss nach dem Kalispender gesucht werden. Die einbettenden Staurolith-Granatglimmerschiefer sind im Sinne metamorpher Differenziation extremisiert; was schon vorher alkaliarm und tonerdereich war, wird dies bei der Metmorphose noch mehr; das Lösungsprinzip macht Kali mobil, das Prinzip der Anreicherung stabilster Komponenten schafft Granat und Staurolith; das mobilisierte Kali der Schiefer kann es also sein, das bei der Biotitisierung des Amphibolits beteiligt ist, indem es wandert; es wäre aus dem Abbau der Muskowite des Schiefers beziehbar. Ausserdem ist der Besuch solcher Kontakte von Marmor, Antigorititen und Schiefern instruktiv für deren Einflüsse auf Steiger und der Lebhaftigkeit von Reaktionen, Begünstigung metasomatischer Prozesse und Förderung der Entwicklung grober Körnungen, besonders des Porphyroblastenwachstums. Freilich sind hiefür vor allem kleine Keinzahlen erste Forderung; um aber daraus Großsprossen zu ziehen, bedarf es ausgiebiger Materialzufuhr aus dem zwar weiten, aber durchschnittlich mit geringen Konzentrationen arbeitendem Kristallisationsraum; so wird darin die Transportfrage dringlich; sie kann gelöst werden durch das besondere Milieu derartiger Kontaktregionen.
P. 15 : Die liegendere Antigorititmasse hat am O- und S-Rand Kontakt mit groben, Rhätizit führenden Staurolith -Granat -Glimmerschiefern. Der Staurolith ist braun und bemerkenswert dadurch, daß er in wechselndem Ausmass unter tiefgreifenden Korrosionserscheinungen von grobschuppigem Muskowit verdrängt, oder seine Reste davon umhüllt werden, so daß ganze Pseudomorphosen von Muskovit nach Staurolith zustande kommen, die einige cm Größe erreichen. Der Granat dieser Gesteine wird kaum angegriffen! Hier ist noch ein Problem offen, denn Diaphthorese ist diese so kräftige Staurolithverdrängung nicht.
P. 16: Den Antigoritit aufwärts nach W steigend, betritt man den Felskopf P. 16, welcher Chloritoit-Staurolith Granatglimmerschiefer darbietet, der -wie beim Vorkommen Kapitelbauer-Konrad (Gleinalm) -auch noch in die II. Stresszonenstufe zu reihen ist. Auch Disthen könnte -wie dort -in dieser Gesellschaft gefunden werden. Vergleicht man stoffbestandlich die Tonerdesilikate der hiesigen Schiefer, so hat man vor sich

Disthen Al2SiO5
Staurolith Al2SiO5 • 0,5 Fe(OH)2
Chloritoid Al2SO5 • 1,0 Fe(OH)2 (etwas Mg für Fe)
Almandin Al2SiO5 • 3,0 FeO .2SiO2 (etwas mehr Mg für Fe).
Stufenweise wächst die Fe-Beteiligung bis zur Granat und zuletzt tritt auch schon etwas Mg für Fe ein, aber wesentlich werden hier Fe-Al-Silikate kultiviert. Die Stoffverteilung in solchen Gesellschaften zeigen folgende Gleichungen auf:
Chloritoid              Disthen            Staurolith
Al2SiO5•Fe(OH)2 + Al2SiO5 = 2[Al2SiO5.0,5 Fe(OH)2]
Staurolith              Quarz                Almandin.                      Disthen
3[2Al2SiO5•Fe(OH)2]+2 SiO2 = Al2SiO5C•3FeO•2SiO2+ Al2SiO5+3H2

Die beobachteten Porphyroblastenparagenesen der genannten Mineralien bedeuten verdichtete Stoffpackungen gegenüber den Ausgangskomponenten, sie sind typisch die zur alpinen Aphibolitfazies gehörige korrelate Schieferfazies. TURNER (Metamorphic rocks, 1949) stellt eine Chloritoid-Amandin-Subfazies der Albit-Epidot-Amphibolitfazies zur Seite; das bedeutet eine Höherstellung der Chloridoid1.lmandin-Paragenese als sie sich hier ergibt; wohl aber kann gesagt werden, daß sie auch bei uns übe r der Staurolith-Granat-Paragenese im Faziesschema liegt; sie ist innerhalb der II. Stresszonenstufe die niedriger temperierte Fazies. Im Plankogelgebiet des Begehungsbereichs fällt also im verbundenen Gleichgewichtswechsel (ANGEL) die Metamorphose von der Staurolith-Almandinschieferfazies zur Chloritoid-Almandinschieferfazies; aber gegenüberliegend im W, bei Waitschach, steigt die Metamorphose der Magdalensbergserie (KAHLER ) mit ihren diabasischen Grünschiefern an bis in die Epidot-Amphibolitfazies (ANGEL) und zwar deren Prasinit-Unterfazies (ANGEL), und schließt damit an das mesozonale Kristallin an. Das ist eine der wenigen Stellen der Ostalpen, wo erkennbares Paläozoikum nicht mit einem Fazieshiatus über dem Unterlagskristallin liegt, sondern im faziellen Übergang. Interessant ist hier ferner die nahe Verbindung paläozoischer Diabase und ihrer Grünschiefer-Deszendenten mit wahrscheinlich zugehörigen und gleichaltrigen Gabbros bis Peridotiten, bezw. ihren metamorphen Abkömmlingen, den Amphiboliten und Antigorititen mit Begleitsteinen.
P.17: Nach O führt die Begehung weiter aus dem Antigoritit P. 15 durch Granatglimmerschiefer mit Staurolith, in den zwei Amphibolitlamellen eingelagert sind.
P. 18: Liegend davon werden zwei Quarzitzüge gequert, von welchen gleich der erste in bemerkenswerter Menge kleine Granaten der Spessartingruppe enthält .-Manganparagenesen manifestieren sich im Plankogelgebiet auch in jenem Marmorbereich, der östlich von F. 14 anschließt, in einem Rhodonit-Schurf (in den Glimmerschiefern). Ein zweiter Rhodonitschurf liegt bei der Hofmühle im Löllinggraben.
Schluss der Begehung: Bei der Kreuztratten streichen gemeine und Granatglimmerschiefer durch, und bleiben bis zum Grubenhaus zurück das Hauptgestein. Von der Kreuztratten sieht man gegen Süden zu wieder den schon einmal berührten Verlauf der großen Störung der Norejalinie.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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