Clar E. / 1951 |
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Über
die Görtschitztaler Störungszone (Norejalinie) bei Hüttenberg. Vorläufige Mitteilung von E. Clar, Knappenberg (Lagerstättenuntersuchung der Ö.A.M.G.), (mit einer Skizze 1:75.000). Noch nicht weit ausgreifende, aber sehr in Einzelheiten eingehende geologische Neuaufnahmen au Hüttenberger Erzberge lassen erkennen, daß hier eine beachtliche meridionale Störungszone durchstreicht, die in diesem Abschnitte noch kaum beschrieben worden ist. Daher ist wohl ein kurzer Hinweis aus sie auch schon vor einem Abschluß der Aufnahmen am Platze. Es ist das die Störungszone, die Schwinner (1951) unter der Bezeichnung "Norejalinie" als ein wichtiges Glied im tertiären Bruchsystem der östlichen Zentralalpen und als Westabbruch der Gneise des Saualm-Seetaler Kristallins hervorhebt und von der Teilstücke seinerzeit von Höfer (1880) und Redlich (1905) als "Görtschitzbruch" und von H. Beck (1923) als-"Prailingsbruch" und "Bodentalbruch" kartirert worden sind. Doch handelt es sich, wie heute schon sicher erkennbar, nicht um eine einzelne Bruchlinie, sondern um ein breiteres System von vielfach sich gabelnden, kräftigen Störungen mit Schollenverdrehungen, Schichteinschleppungen usw. Diese Störungszone ist offenbar eine weitgehende Parallele zu der bekannten "Lavanttaler Störungszone" (Kieslinger1928) oder „Lavant-Pöls-Linie" (Schwinner) weiter östlich zwischen Saualm.-Seetaler und Stub- Koralm-Kristallin. Beides sind geologisch jugendliche, steil fallende Störungsysteme von bestimmenden Einfluß auf die Großformung des Geländes und lassen Beziehungen zur räumlichen Anordnung von Erzlagerstätten vermuten. Dieser letztere Umstand -wie im Lavanttal dazu die tektonische Einsenkung des Braunkohlentertiärs – Begründet die Notwendigkeit, diese Störungen auch aus praktischen Gründen ausgreifender zu studieren. Wie die geologische Karte 1:75000, Blatt Hüttenberg-Eberstein von H. Beck darstellt, liegt der mehrere hundert Meter mächtige, im Großen gegen SSW einfallende Marmorzug des Hüttenberger Erzberges etwa im Grenzbereiche zwischen pegmatitreichen, stark injizierten Gimmerschiefern und Gneisen, (ähnlicher Art wie die Begleiter der Saualm-Eklogite) im Liegend und einer Folge von wenig oder nicht injizierten Granatglimmerschiefern im Hangend. Eine Überschiebung der eklogitführenden Serie über die marmorreiche Folge ergibt sich hier, entgegen weitergespannten Deutungen (E. Haberfelner 1937) aus der Feldbeobachtung nicht. Im Streichen wird dieser Marmor von mächtigen Störungen begrenzt. Am Südostende ist es eine SW-NO streichende Zone in der Verbindungsrichtung Mösel-Sauofen. (S der Skizze) an der der Marmor im Kartenbilde in unregemäßige Schollen aufgelöst und gegen SW abgeschleppt erscheint, wobei die anschließenden Injektionsglimmerschiefer (wieder mit Eklogit) schnell unter ihn einfallen. Im Marmor selbst wird in Annäherung an die Störungszone sein flach WNW fallendes Achsengefüge aufgerichtet, örtlich sogar in Querfalten gelegt. Auch hier ist also eine Überschiebung der eklogitführenden Serie auf die Marmore, auch wenn sie aus regionalen Gründen angenommen werden müsste, wenigstens in der heutigen Lagerung nicht mehr maßgebend. In der Koralm kam seither P. Beck-Managetta zum Schluß, daß die Überschiebung der Eklogitserie jedenfalls älter sein muß als die venitische Metamorphose. Man wird also wohl die Vorstellung aufgeben müssen, daß unter der Eklogitserie und über der marmorreichen Serie des Kristallins eine tertiäre, mylonitische Deckenbewegungsbahn zu suchen sei. Westlich schneidet den Marmor eine große ungefähr meridionale mylonitische Störung, die in Grubenbauen schon dreimal durchfahren worden und als "Obergossener Sprung" (OG der Skizze) bekannt ist. Diese Bruchstörung ist auch morphologisch eindrucksvoll und ist auf der geologischen Karte 1:75.000 zwar nicht ausgeschieden, aber deutlich erkennbar. Westlich von ihr erscheint eine bunter zusammengesetzte Kristallin-Serie, die neben den Marmoren durch Quarzite, Amphibolite, Serpentin und mächtige Granat-Staurolith-Glimmerschiefer ("Granat-Knotenglimmerschiefer" von H. Beck) gekennzeichnet ist. Nach neueren Aufschlüssen setzt die Vererzung Marmor auch westlich dieser Störung in einer durch sie verstellten Marmorscholle mit gleichen Merkmalen noch ein. Ein Netz von kleineren, im Bergbau näher bekannt gewordenen Sprüngen und Bewegungsflächen (H. Haberfelner 1928, H. Quiring 1929) zerlegt den Marmor des Erzberges zwischen diesen beiden großen Störungen und ist ihnen offenbar in der Entstehung zuzuordnen. Diese Bewegungsflächen interferieren zum Tei1 in vollkommen eindeutiger Weise zeitlich noch mit der Vererzung (H. Haberfelner 1928 und jüngere Bearbeitungen) Vom "Obergossener Sprung" zweigt am Kamm gegen Heft eine weitere starke Bewegungslinie gegen SW ab (siehe Skizze), die am Bergbau vor einigen Jahren als "Gossener Querstörung" Obertag kartiert (Dipl.Ing. Tausch, Dr. F. Czermak) und nun bis ins Görtschitztal verfolgt ist. (Q der Skizze). Besonders in diesem Bereiche wurden die durch die Bruchstörungen getrennten Schollen bei der Bewegung auch verformt und diese Verformung ist neben dem örtlichen Einschleppen in nordsüdliches Streichen vor allem an Verstellungen des vorhandenen, sonst gleichartigen Achsengefüges verfolgbar. Bei der geologischen Kartierung solchen Atkristallins in übersichtlicheren Kartenmaßstäben ist es kaum vermeidbar und daher stillschweigend üblich, daß Bruchstörungen im Kartenbilde vernachlässigt werden, obwohl eine nachmetamorphe Verformung solcher Gebiete in einer "germanotypen" Tektonik mit Sicherheit zu erwarten ist. Eine Vernachlässigung der Bruchstörungen könnte hier z.B. dazu führen, daß man nachträglich verdrehte Lineargefüge als Überlagerung verschiedener „Achsenpläne" deutet. In diesen Zusammenhange kann bestätigt werden, daß das System der „Glimmerklüfte" nach Quiring wie P. Beck-M. (1951, S.152) aus Quirings Daten vermutet und wie wir ihm hier 1950 bei einer Befahrung erläutern konnten dem hier herrschenden Faltungs-Lineargefüge mit ungefähr WNW streichenden B-Achsen zuzuordnen ist. Dagegen prägen hier die Quiringschen „Lettenklüfte", bzw. "Lettenüberschiebungen" kein zugehöriges "kataklastisches" Lineargefüge im Gestein (siehe P.Beck 2c. S.44), ein Teil von ihnen wird aber wohl durch die vorhandene ältere Gefügevorzeichnung in eine dazu passende Lage eingeregelt. Der formende Einfluß der Störungszone erlischt bei Hüttenberg westlich des Görtschitztales, das hier selbst nur teilweise kleineren Begleitstörungen folgt. Gegen Süden setzt die beschriebene Gruppe von Bruchstörungen, besonders der “Obergoseener Sprung“ in irgendeiner noch nicht näher bekannten Weise ohne Zweifel in den, "Prailingbruch" von H. Beck (siehe geol. Karte Hüttenberg-Eberstein und Pr der Skizze hier) fort, der an gerader, durch Sättel markierter Linie das eklogitführende Saualmkristallin westlich gegen eine phyllitische Serie, denn auch gegen die Ebersteiner Trias absetzt. Dort schließt, dem Görtschitztal nun mit NNO-Streichen folgend, der von Redlich kartierte "Görtschitzer Verwurf" an. Nach der geologischen Karte von H. Beck aber ist zu vermuten, daß die Linie des "Prailingbruches“ auch eine gerade Fortsetzung nach Süden findet, nun aber nicht mehr als eine Trennung verschiedener Serien, sondern im Kartenbild als eine schmale Zone, in der von beiden Seiten her Schichtglieder der gleichen Serie aus ihrem nordwestlichen in nordsüdliches Streichen eingeschleppt sind. "Obergossener Sprung" und "Prailingbruch" erscheinen in einer Übersicht (siehe Skizze) trotz mancher Ähnlichkeit gegeneinander in Streichen versetzt. In dieser Gegend (Mösel) streicht nach H. Beck von Südwesten kommend der von ihm hervorgehobene "Bodentalbruch" heran (Bo in der Skizze), der das Eozän von Sittenberg bei, Klein St. Paul westlich und dann die Kreide östlich begrenzt. Seine gerade Fortsetzung wurde in den schrägen Rand des Eklogitkristallins zwischen Mösel und Lölling, dann weiter in die erstbeschriebene Störungszone leiten, die den Marmor des Hüttenberger Erzberges südöstlich begrenzt. So wäre ungezwungen die Ablenkung oder Versetzung der beiden Nord-Süd-Störungen deutbar, doch ist dieser in der Skizze erst vermutungsweise eingetragene Zusammenhang noch nicht im Gelände überprüft, verbindet vielleicht ungleichartige Teilstücke und wird noch zu verbessern sein. So sehen wir die Görtschitztaler Störungszone in diesem Abschnitte neben vielen kleinen Störungen zusammengesetzt aus Hauptscherzonen zweier Streichrichtungen. nämlich einer in der generellen "Linien"-Richtung etwa Nord-Süd und einer zweiten, die mit einen Winkel von etwa 30° zuschart und bisher vor allen durch die "Gossener Querstörung", den "Bodentalbruch" und den "Görtschitz-Verwurf" repräsentiert ist. Betreffs des Einfallens der Störungen ist noch keine generelle Aussage am Platze, doch was bisher sicher beobachtbar war, fällt relativ steil und ist nicht zu verwechseln mit der möglichen Bahn dort vermuteter Deckenüberschiebungen. Mylonite, die in diesem Raume gefunden werden (E. Haberfelner 1937 östlich Klein St. Paul, andere nö. Mösel) mögen daher nur nach genauester Sicherung des zusammenhanges und der Lagerung jungen Deckenüberschiebungen, viel wahrscheinlicher den großen Bruchstörungen zuzuordnen sein. Das Verstellungsausmaß der Störungszone ist geologisch bedeutend, vermittelt sie noch auf weite Strecken eine Trennung von Serien verschiedenen Stoffbestandes und verschiedener Metamorphose. Soweit die Verstollungsrichtung in genauer bekannten Teilstücken an Schleppungen ablesbar ist, handelt es sich um ein Absinkendes Bereiches westlich der Störungszone und gleichzeitig um ein Vorschieben dieses Flügels gegen Nord. In der generellen Richtung, dem Sinn und der Größenordnung der Verstellung bestehen gute Parallelen zur Lavanttaler Störungszone, weniger aber anscheinend im System der sie zusammensetzenden Einzelflächen, so daß wohl Einspannung und Bewegungsmechanismus Unterschiede aufweisen dürfte. Die scherende Verbindung beider Störungszonen, die E. Haberfelner in seiner Übersicht 1937 einträgt, , scheint wie manche Serienabgrenzung dort wohl noch mehr ein wertvoller und anregender Kombinationsversuch zu sein und bedarf noch der kartierenden Überprüfung. Die Beobachtungen, die das geologische Alter der Bewegungen an unserer Störungszone erschließen lassen, sind E. Haberfelner (1937) zu entnehmen. Nach Auskunft der Gerölle in Kreide und Eozän des Krappfeldes (siehe besonders auch F. Kahler 1928) ist das Kristallin erst nach der Ablagerung des Eozäns genähert oder entblößt worden, außerdem verstellt der zuscharende Bodentalbruch Kreide und Eozän (H. Beck). Nach E. Haberfelner ist im oberen Görtschitztal noch Miozän eingeklemmt, während sonst der Blockschotter an der Miozänbasis (wie bei Waitschach, gleich "Altmoränen" der geol. Aufnahme H. Beck) zu diesen Störungen anscheinend in keine Beziehung tritt. Am Hüttenberger Erzberg steht fest, daß Schollenverstellungen mit der Vererzung interferieren; man wird also wohl auch für die Störungszone im Ganzen mehrphasige Bewegung voraussetzen sollen, die bislang nur als mittel- bis jungtertiär eingereiht worden kann. In diesem Rahmen dürften auch zeitlich nähere Analogien zur Lavanttaler Störungszone bestehen. Die vorhandenen geologischen Karten gestatten noch nicht, das weitere Streichen der Störungszone von Hüttenberg gegen Norden örtlich genauer festzulegen. Die Ergebnisse um Hüttenberg aber machen es sehr unwahrscheinlich, daß sie hier endet. sondern lassen Schwinner durchaus zustimmen, wenn er sie als "Norejalinie" nach Norden weiterstreichen läßt, so daß sie dann als annähernd gerade Grenze zwischen dem Neumarkter Phyllitgebiet und dem Altkristallin der Seetaler Alpen wieder augenfällig und übersichtlich bei gleichartiger Tieferschal tun g des Westens in Erscheinung tritt. Zunächst wird der Bereich ihrer Fortsetzung nur bezeichnet durch einen Schwarm von Erzvorkommen, der sich über St. Martin am Silberberg gegen Norden verschiebt und der Anlass zu einer Fortsetzung der Aufnahmen in dieser Richtung sein wird. Literaturhinweis: H. Beck: Geologische .Spezialkarte 1:75.000 Bl. Hüttenberg-Eberstein Geol.B.A.Wien 1931. H. Beck : Aufnahmsberichte Verh.Geol.B.A.1920-1929, bes. 1922-27. P. Beck-Mannagetta: Die Auflösung der Mechanik der Wolfsberger Serie, Koralpe. Jahrb. Geol.B.A.Wien, 94., 1951. E. Haberfelner: Die Geologie der österreichischen Eisenerzlagerstätten; Zs. Berg-Htt-Sal-wesen 85., 1937. H. Haberfelner: Die Eisenerzlagerstätten im Zuge. Lölling-Hüttenberg-Friesach; Berg-Httm.Monatsh. Leoben 76., 1928. H. Höfer : Die Erdbeben Kärntens und deren Stoßlinien; Denkschr. Akad. d.Wiss.Wien 42., 1880. F. Kahler: Über die faziellen Verhältnisse der Kärntner Kreide; Jahrb. Geol. B.A. Wien, 78.,1928. F. Kahler : Ein neuer Nachweis von Paläozoikum am Westfuß der Saualpe; Verh. Geol. B.A. Wien, 1938. A. Kieslinger: Die Lavanttaler Störungszone; Jahrb. Geol. B.A. Wien, 78., 1928. H. Quiring : Über Glimmerklüfte, Lettenklüfte.....; Zs.D.Geol. Ges. 77.,1925. H. Quiring : Zur Tektonik des Kärntner Erzberges; Zs. prakt. Geol. 37.,1929. K.A. Redlich: Die Geologie des Gurk-und Görtschitztales; Jahrb. Geol.B.A. Wien, 55., 1905. R. Schwinner: Zentralzone der Ostalpen; in F.X. Schaffer, Geologie v. Österreich, 2. Aufl. Wien 1951, S.127,213. |
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