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EXKURSION 5
bzw. 15: OBIR, OBERSCHÄFFLERALPE.
Von Ferdinand STEFAN
EXKURSIONSROUTE:
St. Veit a.d .Glan -Brückl -Völkermarkt -Eberndorf Miklauzhof
-Eisenkappel -Eisenkappier Hütte Gehzeit hin und zurück: 2 Stunden. Fußmarsch
zur Oberschäffler Alpe (Adolf Zubau) -und so zurück nach St. Veit
a.d.Glan.
Der Hochobir-2142 m hoch ist der Karawankenkette vorgelagert und nur durch
den 1068 m hohen Schaidasattel mit dem Hauptkamm der Koschutta verbunden.
Die tief eingeschnittenen Täler des Freibaches im Westen, des Ebriacher
Baches im Süden und des Vellacher Baches im Osten trennen den Obirstock
von den benachbarten Bergen.
Der Hochobir ist uraltes Blei-Zink-Bergbaugebiet. Es liegt in der Trias.
Über den Beginn der Abbautätigkeit liegen nur dürftige Quellen vor. Es
ist möglich, daß er in das 12. Jahrhundert zurückreicht. Sichere
Urkunden gibt es aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. Erwähnt wird ein
Neuschurf in der Plasing ob Rechberg. Reichlicher sind Urkunden für das
17. und 18. Jahrhundert. Die Gewerken, die in diesen erwähnt werden, sind
dieselben, die man auch von anderen Kärntner Bergbauen kennt, so Graf
Christallnigg, Fladung, die Familie der Komposch, Graf Egger, Rainer.
Durch den im Jahre 1883 beschlossenen Ankauf der Gruben der Firma Rainer
kamen die Obirgruben in den Besitz der Bleiberger Bergwerksunion und
teilten von nun an deren Schicksale. Der Krieg 1914-1918 brachte die
Einstellung. Aufschlußtätigkeiten gab es von 1924-1930 und von
1938-1941, bleiben aber im wesentlichen ohne Erfolg.
Folgende Reviere werden in den Urkunden erwähnt und sind auch heute noch
durch die ausgedehnten Halden leicht auffindbar:
Pistotnik Alpe
Fladung
Unterschäffler Alpe mit den Gruben Allerheiligen, Katharina,
Heiligengeist,. Zubaumaß, Antoni, Barbara, Wilhelm,
Oberschäffler Alpe mit den Gruben Martini, Josefi, Gustav, Adolf, Gabriel
, Romanus.
Grafensteiner Alpe mit den Gruben Maria Hilf und Ida
Rechberg
Möchlinger Alpe
Seealpe (bei der Eisenkappier Hütte)
Revier Hochobir-knapp unterhalb des Gipfels in 2044 m Seehöhe wurde 1845
ein steinernes Knappenhaus erbaut und nach Erlöschen des Bergbaus in das
Rainer Schutzhaus umgewandelt, welches im Laufe des 2. Weltkrieges zerstört
wurde.
Abraumhalden sind an sehr vielen Stellen anzutreffen, sie sind aber meist
nur in langen und anstrengenden Fußmärschen zu erreichen und
mineralogisch mit wenigen Ausnahmen unergiebig. Die alten Stollen sind
zugemacht, ihr Betreten ist lebensgefährlich und daher strengstens
verboten.
Am interessantesten sind die Halden auf der oberen Schäffleralpe beim
Adolf-Stollen bzw. Beim Adolf-Zubau. Hier kann man mit Glück noch einige
Minerale finden, die auch in die internationale mineralogische Literatur
Eingang gefunden haben, nämlich Descloizit und Vanadinit.
Descloizit: wurde von ZIPPE 1860 erstmals beschrieben und als rhombischer
Vanadit bezeichnet. Schrauf 1871 stellte die Identitaet mit Descloizit
fest. Eine genaue Darstellung stammt von Brunnlechner, 1884 der ihn als
Dechenit beschreibt.
BRUNLECHNER 1884
Dechenit. Bergemann.
Obir bei Kappel, Bgb. Zauchen. Zippe beschrieb diesen D. als
"rhombischer Vanadit", erscheint in kaum 2 Mm. hohen Kr., meist
einfachen rhombischen Pyramiden, selten mit einigen schwach abgestumpften
Kanten, sie bilden drusige Krusten oder kleine kugelige oder nierenförmige
Aggregate auf Kalkstein. Schrauf unterschied eine dunkle stark glänzende
Varietät in grösseren, undurchsichtigen, grünlichbraunen Kryställchen
und in kleineren röthlichbraunen durchscheinenden Kr., dann eine lichtere
schwachglänzen deVarietät mit durchscheinenden fleischrothen Kr. Die
Formen des D. P2 ∞ P2 sind mit Anglesit isomorphl beide Varietäten
unterscheiden sich durch den Zinkgehalt, welcher bei der dunklen Varietät
höher ist. Für den "Vanadit" hat Tschermak die Formel Pb VO4
und das sp. Gew. 5.83 ermittelt. Aeusserst selten (Z. II. 105. )
ZEPHAROVICH 1872
Dechenit, Bergemann.
D. 609, Descloizit N. 286.
Kärnten. Zauchen-Bleibergbau am Obir
bei Kappel. Das von Zippe als "rhombischer Vanadit" beschriebene
Mineral erscheint in kaum 3/4 L. hohen Kr. zumeist einfachen rhombischen
Pyramiden, an denen nur selten einige Kanten schwach abgestumpft sind; sie
bilden drusige Krusten, oder kleine kuglige und nierenförmige Aggregate
auf Kalkstein (85) 44, 197. Schrauf unterschied a) eine dunkle, stark glänzende
Varietät in grösseren, grünlichbraunen, undurchsichtigen Kryställchen,
und in kleineren, welche röthlichbraun und durchscheinend sind, und b)
eine lichtere, schwach glänzende Varietät in durchscheinenden,
fleischrothen Kryställchen. Die Formen beider Varietäten des "Vanadit"
: P.2 ∞ P2 , stimmen mit jenen des Descloizit aus Peru überein, und
sind isomorph mit Anglesit. In den Reactionen verhalten sich die dunklen
Kr. a) wie Descloizit, die lichten b) wie Dechenit von
Nieder-Schlettenbach; sie unterscheiden sich von einander, wie die
genannten Minerale, durch den Zinkgehalt, welcher bei den ersteren
geringer, bei den letzteren höher ist. Da nun auch die miteinander
innigst verwachsenen Kr. des Dechenit, jenen des "Vanadit" und
Descloizit ähnlich zu sein scheinen, und die Reactionen dieser drei im
wesentlichen die seiben sind, betrachtet Schrauf den „Vanadit“,
Descloizit und Dechenit als Varietäten einer Art, für welche, wegen der
Isomorphie mit Anglesit, die Formel PbVO4. anzunehmen sei (85)
63, 1671) .Für den "Vanadit“ hatte Tschermak schon früher
die Zusammensetzung des Dechenit, PbVO4 und das s p. G. = 5.83
ermittelt (85) 44, II,157. und den Descloizit für einen veränderten
Dechenit erklärt (63) 117, 349, sowie von Zippe ausgesprochen wurde, dass
"Vanadit" und Dechenit nur Var. einer Species seien (a o.a.O.).
Mit Rücksicht auf die Priorität, wäre die älteste Benennung. Dechenit
für die Species zu wählen. An dem obigen F. scheint der D. eine grosse
Seltenheit zu sein, da er sich nur einmal, und zwar unter denselben Verhältnissen
wie der Vanadinit gezeigt hat.
MEIXNER 1957 Oberschäffler -Alpe, Zauchen usw., Obir:
Ursprünglich als II rhombischer Vanadit, (340) beschrieben, dann als „Dechenit“
(z.B. 21,34) bezeichnet, ist schließlich die Identität mit D.
festgestellt worden (282, 11/20; 26). Rote, braune und fast schwarze,
winzige bis einige mm große xx, manchmal von Vandinit-xx begleitet, auf
Kalkstein nach (I.c. und 27,189).
VANADINIT:
Erste Mitteilungen stammen von Canaval 1854.
ZEPHAROVICH 1859
Vanadinit, Haidinger.
N. 229. D. 362, Vanadinite.H. 991. M. 673,
Vanadinbleierz.
Kärnten. Im Adolfstollen des Zauchen-Bleibergbaues am Obir bei Kappel.
Kleine, ausgezeichnete, starkglänzende Kr., höchstens 3 Linien hoch und
1/8 bis 1 Linie breit. Schabus beobachtete die Gestalten P, 5/2 P, P2
,2P2, ∞P und untergeordnet oP und ∞ P22). Die grösseren
Kr. sind meist bräunlichgelb und durchsichtig, oder an dem oberen freien
Ende klar weingelb, andere sind gelbbraun und durchscheinend, kleiner Kr.
vollkommen pellucid und weingelb. Einzeln und gruppenweise in Drusenräumen
von kryst.-körnigem Calcit, auf den im Triaskalk (Hallstätter-Kalk)
aufsetzenden Galenit-Gängen. Der Calcit enthält stellenweise wenig
Galenit und Wulfenit in kleinen Kr. und derben Partien. Der V. wurde im
Jahre 1854 aufgefunden und für Braunbleierz gehalten, letzteres, sowie
phosphor- und arsensaure Verbindungen überhaupt, sind bisher in der
Bleierz-Formation Kärnthens noch nicht beobachtet worden. ( Kr. von V. in
einer Druse eines dem Erzkalke von Bleiberg ganz ähnlichen Kalksteines,
welche sich im Museum zu Klagenfurt fanden, lassen auch dort das Vorkommen
vermuthen, doch blieben die bezüglichen Nachforschungen bisher erfolglos.
In Wulfenit-Schlichen von Bleiberg hat man wiederholt einen Vanadin-Gehalt
nachgewiesen 1). (16, 1854.39, e, F). Aus den Resultaten der
neuerlich von Rammelsberg gelieferten Analyse 2.) des V. von
dieser Lokalität, zeigte Kenngott, dass für die Vanadinsäure im V. die
Formel VO5"oder V2 O5"zu
schreiben sei, entsprechehd jener der Säuren in den mit V. isomorphen
tv1ineralen Pyromorphit, Mimetesit und Apatit (39, f).
BRUNLECHNER 1884
Vanadinit. Haidinger.
Obir bei Kappel, Oberschäffleralpe. Adolfstollen und Josefistollen.
Ausgezeichnete, oft lebhaft glänzende, bis 8 Mm. hohe und 4 Mm. breite,
licht braunlichgelbe, rothbraune bis fast schwarze Kr.; fast durchsichtig
bis undurchsichtig von prismatischem Habitus durch Vorwalten von ∞ P
auf lichtem, feinkörnigem Kalkstein1 einzeln sowie zu Drusen vereint.
Beobachtet wurden die Formen: P . 5/2 P .∞ P .P 2 .2 P 2 > O P ∞
P 2.
Nach Messungen von Vrba ergaben sich für
diesen F. die Formen O P .∞ P .∞P .∞ P 2 .∞ P 3/2
.1/2 P . P . 2 P . 5/2 P .3 P .P 2 .2 P 2; wovon 1/2 P .3 P und ∞ P
3/2. für den V. neu sind.
Die gewöhnlichste Combination ist ∞ P . P , wozu sich nicht selten
2 P als sehr schmale Facette, sowie O P gesellt. (G. IV. 256).
Das spec.Gew. 6.98.Die Kr. haben zuweilen zerfressenes Ansehen, selten
sind sie hohl. Die Höhlung scheint nach Vrba ein negatives ∞ P zu
sein, sie mündet auf der O P-Fläche als concentrisches Hexagon, dessen
Kanten durch P abgestumpft erscheinen, in grösserer Tiefe ist der
Hohlraum durch zellige V.-Substanz erfüllt. Ausser dem erwähnten
Vorkommen finden sich mit den V. -Kr. auch faserige und dünnstängelige,
meist strohgelbe, aber auch rötlich und bräunlich gefärbte Aggregate,
welche in dünnen Lagen z. Th. in radialfasrigen Bündeln, zuweilen von
Wulfenit begleitet, auftreten.
v. Zepharovich beschrieb (L. 1876) ein ähnliches Vorkommen: Auf grosskörnigem
Calcit neben braunen V. -Säulchen zeigen sich feine morgenrothe Nädelchen
theils parallel, theils divergirend zu Bündeln vereint. Andere Bündel
sind in den oberen Patien fein zerfasert und roth, nach unten vereinigen
sich die Fasern zu einem hexagonalen Prisma, welches braun gefärbt und
vertical gerieft ist. Die mikroskopische Untersuchung erwies die Nädelchen
als durch eine Pyramide zugespitzte hex. Prismen.
Selten findet sich Wulfenit und V. in ein und demselben Hohlraum.
Vanadinit:
Chlor.
2.23
Blei.
6.52
Bleioxyd
69.68
Vanadinsäure
20.62
Phosphorsäure,
0.95
100,- (H.62.)
MEIXNER 1957
Oberschäffler -Alpe, Obir:
bis gegen 1 cm lange, hellbräunliche, rotbraune, rote oder schwarze xx
auf Trias. kalk aufsitzend, manchmal von Descloizit, selten von Wulfenit
begleitet, aus den Bleibergbauen (34,263 a, 277 ar 334, 6,311, 353/357,21,
99,182 a, 441 und 454/455).
Beide Minerale, Descloizit und Vanadinit, sind nur noch auf der Halde beim
Adolf-Stollen zu finden. Der Descloizit ist allerdings in unansehnlichen
Stücken auch auf der Möchlinger-Alpe und auf der Seealpe zu finden.
Funde von schönen Stufen von Vanadinit zählen zu den großen
Seltenheiten. Belegstücke sind nicht allzu schwer aufzulesen.
Außer Descloizit und Vanadinit sind auf der Halde beim Adolf-Stollen noch
zu finden, allerdings nur in winzigen Belegstücken: Wulfenit, Cerussit,
Hemimorphit, Bleiglanz, Hydrozinkit.
Geringe Fundmöglichkeiten außer auf der Halde beim Adolf -Stollen gibt
es noch auf den Halden bei der Grube Maria Hilf auf der Grafensteiner Alpe
Cerussit, Hemimorphit, Smithsonit, Hydrozinkit, Wulfenit, Descloizit)
.Dieselben Minerale gibt es auch auf der Möchlinger Alpe. Hier konnte vor
kurzem ein bemerkenswerter Fund gemacht werden. Es handelt sich dabei um
kleine Kristalle von Willemit, WALTER und POSTL 1983. Alle anderen Halden
bieten außer gelegentlich derben Bleiglanz nichts Nennenswertes. Von der
Fladung wurde noch Greenockit beschrieben.
Angeführte Literatur:
BRUNLECHNER, A. (1884) Die Minerale des Herzogthumes Kärnten. - F.v.
Kleinmayrt, 130 S.
CANAVAL, J. L. (1854) Ober ein neues Vorkommen von Vanadinbleierz. - Jb.
nathist. Landesmus. Kärnten, 3: 171178.
MEIXNER, H. (1957) Die Minerale Kärntens I. - Carinthia 11,21. Sh.r 147
s.
SCHRAUF, A. (1871) Mineralogische Beobachtungen II. - Sitzber. Akad.
Wiss.Wien, math.nat. Kl., Abt. 1,63:1-36.
WALTER, F. und POSTL W.(1983) Willemit von der Möchlinger Alpe, Obir, Kärnten.
- Der Karinthin, 88: 31-33.
ZEPHAROVICH, V. R .v. (1859) Mineralogisches Lexicon für das Kaiserthum
Österreich I. - F. Braumüller, 628 S.
ZEPHAROVICH, V. R. v. (1873) Mineralogisches Lexikon für das Kaiserthum
Österreich II. - F. Braunmüller, 436 S.
ZIPPE, F.
X. (1860) Über den rhombischen Vanadit. - Sitzber. Akad. Wiss.Wien,
math.nat.Kl.,Abt.l, 44: 197-200.
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