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WILLEMIT
VON DER MÖCHLINGERALPE, OBIR, KÄRNTEN.
von Franz WALTER & Walter POSTL
Von den zahlreichen aufgelassenen Blei-Zinkbergbauen des
Hochobirs werden seit langem immer wieder interessante Minerale gefunden.
MEIXNER (1957) gibt in "Die Minerale Kärntens“ eine
zusammenfassende Aufstellung der Minerale der Obirbaue und 1980 eine Ergänzung
mit dem Hinweis, daß eine moderne mineralogische Bearbeitung dieser
Lagerstätten leider fehlt. Eine lagerstättenkundliche Bearbeitung mit
auch für den Mineraliensammler wertvollen Hinweisen auf alte Halden und
Grubengebäude gibt HOLLER (1977). Gestützt auf diese Unterlagen fand
Herr H. RAZINGER (Klagenfurt) im Jahre 1982 auf einer Halde des Bergbaues
auf der Möchlingeralpe auf Kalk aufgewachsene kleine hellgelbe, stark glänzende
Kristalle, die große Ähnlichkeit mit Kalkspat aufweisen.
Von diesen Kristallen wurden Röntgendiffraktometeraufnahmen und IR-Spektren angefertigt. Ein überraschendes Ergebnis war, daß nicht
Kalkspat sondern das seltene Zinksilikat Willemit, Zn2(SiO4)
vorliegt. Wie Abbildung 1 und 2 zeigen, treten an kristallographischen
Formen ein hexagonales Prisma kombiniert mit einem flachen Rhomboeder auf.
Die Kristalle erreichen maximal 1 mm Größe. Als Begleitmineral tritt
idiomorph ausgebildeter, häufig doppelendiger Quarz von durchschnittlich
0,2 mm Größe auf.
Das Gestein, auf dessen Kluftflächen diese Paragenese vorkommt, besteht
aus feinkristallinem zuckerkörnigen Quarz, der durch Kalkspat verkittet
ist. Die Korngrößen liegen unter 0, 2 mm. Auch im Gestein ist der Quarz
größtenteils idiomorph ausgebildet.
Die Röntgendaten sind der Tabelle 1 zu entnehmen. Die Gitterkonstanten
wurden mit einem programmierbaren Taschenrechner nach der Methode der
Kleinsten Quadrate berechnet. IR-Aufnahmen liefern ein für Willemit
charakteristisches Spektrum. Die Absorptionsmaxima liegen bei 975
(mittel), 930 (stark), 900 (stark), 870 (mittel), 610 (mittel), 455
(schwach) und 370 (schwach) cm-1.
Der Willemit von der Möchlingeralpe zeigt unter kurzwelligem UV-Licht
starke weiß bis gelblichgrüne Fluoreszenz. Zur Genese ist zu bemerken,
daß dieses Zinksilikat das Ergebnis einer niedrig temperierten, sekundären
Mineralbildung nach Zinkblende in SiO2-reichem Kalk ist.
Sowohl für die Kärntner Blei-Zinklagerstätten als auch für Österreich
ist dies der erste Nachweis von Willemit.
An dieser Stelle sei Herrn H. RAZINGER (Klagenfurt) für die Überlassung
des Probenmaterials und J. KIEREIN (Landesmuseum Joanneum, Bild- und
Tonarchiv) für die Herstellung von Fotos herzlichst gedankt.
Beobachtete (dbeob) und berechnete (dber) d-Werte
und Gitterkonstanten von Willemit von der Möchlingeralpe, Obir (Diffraktometer,
CuKα1 Indizierung nach ASTM 8-492)
hkl
I/I1
dbeob.
dber.
110
15
6.97
6.97
300
25
4.027
4.024
220
60
3.467
3.465
113
65
2.636
2.634
140
100
2.633
2.634
223
45
2.316
2.317
413
10
2.010 2.006
250
10
1.933
1.933
333
40
1.659 1.659
603
5
1.666
1.666
523
5
1.643
1.641
710
10
1.599
1.599
006
10
1.550
1.551
630
10
1.520
1.521
713
35
1.421 1.421
a = 13.940 (3)Å
c = 9.305 (4)Å
c/a
=0,6675
Literatur:
GOLDSCHMIDT, V. (1923): Atlas der Kristallformen, IX, - C. Winters
Universitätsbuchhandlung Heidelberg
HOLLER, H. (1977): Ergebnisse der zweiten Aufschlußperiode (1938-1941 )
beim Blei-Zink-Erzbergbau Eisenkappel in Kärnten (Hochobir, östliche
Karawanken). - Carinthia II, 167/87, 31-52.
MEIXNER, H. (1957): Die Minerale Kärntens, I. Teil. - Carinthia II, 21.
Sh.
MEIXNER, H. (1980): Neue Mineralfunde aus Österreich XXX. - Carinthia II,
170/90, 33-63.
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