Kahler F. & I. Cerny / 1982 |
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UNTERSUCHUNGEN
VON "BOHNERZEN" AUS DER NATURHÖHLE ALTENBERG (HOCHOBIR, KÄRNTEN).
VON FRANZ KAHLER & IMO CERNY Zusammenfassung: Von den geschlämmten "Bohnerzen", Limonitkrusten, wurden eine Reihe von erzpetrographischen Polituren, sowie Dünnschiffe angefertigt. 5 ausgewählte Proben (vgl.Tab.1) wurden im Zentrallabor der Bleiberger Bergwerks Union mittels AAS und RFA auf z.T. 16 Elemente analysiert. Für Vergleichszwecke wurden geochemische Daten von Bleierzen aus dem Obirgebiet herangezogen (CERNY, SCHERER, SCHROLL, 1982). Mikroskopische Untersuchungen im Dünnschliff sind Limonitkrusten und "Bohnerze" (Korngröße im mm-Bereich) deutlich durchscheinend. In der rotbraunen diffusen, z.T. dichten Grundmasse sind kantige bis kantengerundete opake Komponenten eingestreut. Der Durchmesser der Komponenten schwankt zwischen 0,01 und 0,3 mm. Der Anteil der Komponenten in der Matrix beträgt um 30 %. Sehr häufig zeigen die Komponenten eine interne Zerbrechung. Um die Komponenten ist stets eine durchscheinende Saumbildung zu beobachten. Durch Anfärben der Schliffe mit dem Reagenz nach Finkelmann bestehen die Säume aus hoch Fe-haltigem Karbonat. Bedingt durch das unterschiedliche Reflexionsverhillten u. d. Erzmikroskop wird vermutet, daß die Komponenten aus Lepidokrokit, die Matrix aus Goethit besteht. Die "Bohnerz"- Präparate wie auch die limonitische Krusten zeigen äquivalente Texturen. Eine Ausnahme bildet ein Bruchstück eines juvenilen Ammoniten, der von einer derben Limonitkruste umgeben wird. Das Fehlen jeglicher konzentrischer bzw. konkretionärer Texturen im untersuchten Material, läßt den Schluß zu, daß die "Bohnerze" aus den "Limonitkrusten" entstanden sind. Unter Einwirkung von fließenden Wasser wurden Limonitkrusten zerstört bzw. glattgeschliffen , die daraus hervorgebundene Bruchstücke zu "Bohnerzen" abgerundet. Nach dem mikrofaziellen Bild kann das „Limonitmaterial" als lateritisches Brauneisen aufgefaßt werden. Die Saumbildungen um die Komponenten werden als Schrumpfungstexturen während der Diagenese und nachträglicher Karbonatzementation gedeutet. Die untersuchte BLEIGLANZPROBE zeigt Flexuren, die auf eine tektonisch beanspruchte "primäre" Lagerstätte schließen lassen. Trotz des hohen Oxidationsgrades (Cerussitumkrustungen) konnte kein anderer Mineralbestand (z. B . Arsenkies , Kupferkies-Verwachsungen wären typisch für altpaläozoische Erze) festgestellt werden. Geochemische Untersuchungen In Tab. 1 sind die geochemischen Kennzahlen der untersuchten Proben angeführt. Für Vergleichszwecke wurden 13 Erzproben aus alten Pb-Zn-Erzrevieren (Fladung, Oberschäffleralpe etc.) des Obirgebietes (Trias) herangezogen. Für einen geochemischen Vergleich eignen sich, zufolge verfügbaren Materials, Analysendaten von Bleiglanzen. Spezifische Elemente, wie Arsen, Kupfer, Cadmium, Vanadium, Molybdän lassen die Vermutung zu, daß Bleiglanze der Höhle Altenberg geochemisch mit Bleiglanzen triadischer Vorkommen des Obirgebietes gleichzusetzen sind. Schlußfolgerungen: Der Fund eines abgerollten Bleiglanzes zeigt, daß es zur Erosion eines frischen Bereiches einer Bleiglanz-Lagerstätte kam. Der Fund von Limonitkrusten beweist einen alten Verwitterungsangriff auf die Erze des Obirstockes, die nachträgliche teilweise Zerstörung der Verwitterungsrinde (des sog. "Eisernen Hutes" der Lagerstätte) und den Transport in bereits bestehende Höhlensysteme. Wir erkennen damit mehrere zeitlich gegliederte, aber bisher nicht datierbare Vorgänge; a) Die Freilegung der Vererzungen durch Tektonik und nachfolgende Erosion, wobei sicher Verluste an Lagerstätten-Inhalten eintraten. b) eine intensive Verwitterung der Erzkörper nahe der entstandenen Oberflächen , die zur Bildung eines "Eisernen Hutes" führten. c) seine teilweise Zerstörung mit geringen Transportweiten (ohne wesentliche ,Rundung der Bruchstücke) d) beträchtliche Transportweiten, insbes. durch enge Höhlenschläuche mit starker Wasserführung, führten zu Erzgeröllen, die man nicht mehr "Bohnerze" nennen soll, da sie kein konzentrisches Wachstum zeigen. e) das Bruchstück eines jungen Ammoniten beweist, daß auch Carditaschiefer abgetragen wurden. f) der sehr beträchtliche Zinkgehalt in der Limonitkruste 2 liegt im Höchstbereich der untersuchten Proben aus dem Erzrevier Hochobir. Wir bitten die Mineralsammler und Höhlenforscher: Sammeln Sie auf den Verebnungsflächen und in Dolinen, aber auch in Höhlen weiteres Material von Erzkrusten und Erzgeröllen. Sammeln Sie auf dem Kalkblock des Obirs auch die fremden Quarzgerölle und Quarzsande! Wir kennen diese vom Obir nur in einer Spur beim Setzbauern am Altenberg. Östlich der Vellach sind sie aber besonders im Gebiet zwischen dem ehemaligen Kohlenbergbau Lobnig (östlich von Eisenkappel) bis gegen die Südseite der Petzen (hier als „Augensteine“) häufig und können mit dem Kohlenvorkommen in Verbindung gesetzt werden. Dieses gehört aber dem Jungtertiär (Sarmat) an, bietet al so einen sehr wesentlichen zeitlichen Anhaltspunkt. Sammeln Sie bitte aber auch Verwitterungsminerale der Blei -Zink-Lagerstätten auf dem Obir. Suchen Sie insbesondere solche aus dem Zinkbereich! Begreiflicherweise geht auf dem Obir die Mineraljagd auf Vanadinit, Descloizit und Wulfenit, doch sollten die übrigen Minerale ebenfalls und intensiv gesucht werden. Unsere wissenschaftlich interessierten Sammler und Höhlenforscher werden sicherlich, wie die beschriebenen Funde zeigen, noch manchen wertvollen Hinweis auf das Schicksal der Erzlagerstätten im Obir erbringen! LITERATUR: CERNY, I., SCHERER J. u. SCHROLL, E. (1982): Genetisches Pb-Zn-Verteilungsmodell in stilliegenden Pb-Zn-Erzrevieren der Karawanken. - Arch. Lagerstättenforsch. Geol. Bundesanst., 16 (im Druck-).
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