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ALTBEKANNTE
UND NEUE (KERMESIT, ANTIMONIT) ANTIMONMINERALE AUS DEN EISENSPATLAGERSTÄTTEN
DES HÜTTENBERGER ERZBERGES.
Von Heinz MEIXNER, Salzburg
Aus Kärntner Lagerstätten vom Typus des Hüttenberger Erzberges, zunächst
von Wölch bei St. Gertraud im Lavanttal, ist schon sehr frühzeitig ein
Antimonerz beschrieben worden. F. MOHS (1824) hat es zunächst "prismatoidischen
Kupferglanz", dann (1839) "prismatoidischen Dystomglanz"
genannt, wofür W. HAIDINGER (1845) als Internationale Bezeichnung "Wölchit
" einführte, in Hinblick auf einen von A. SCHRÖTTER behaupteten
As-Gehalt des Erzes von 7,10%; im übrigen hatte bereits F. MOHS (1824) auf
die nahe Übereinstimmung oder gar Identität mit Bournonit /Pb2Cu2Sb2S6/
hingewiesen. Ein As-Gehalt konnte in der Folge nicht bestätigt werden und
verschiedene Bearbeiter bestätigen die Übereinstimmung des frischen
Erzes mit Bournonit. Dieses Erz verwittert in Oxidationszonen leicht zu
schwefelgelbem "Antimonocker", wie man die Substanz lange
bezeichnete, und verschiedenen Cu- und Pb-Mineralen (Malachit, Azurit,
Linarit, Cerussit, Anglesit, Brochantit u.a.). Recht überflüssigerweise
ist es um die Mitte des vorigen Jahrhunderts dann in Kärnten üblich
geworden, für gelb angewitterten Bournonit den Namen "Wölchit"
weiter zu verwenden, so für die inzwischen entdeckten Vorkommen von Olsa
bei Friesach, von Waitschach bei Hüttenberg u.dgl.
Vom Hüttenberger Erzberg selbst nannte F. MÜNICHSDORFER, 1859 (12, S.
126) Fahlerz im Schwerspat des Antonstollens (Andreaskreuz); auch F.
SEELAND, 1865 (13, S.196) führt als "außerordentliche Seltenheit
auch Fahlerz mit Malachit" an. Dies ist höchstwahrscheinlich unser
Bournonit, den H. HÖFER, 1874 (3, g.25) bereits bloß als "fahlerzähnliches
Mineral" bezeichnete. V. von ZEPHAROVICH, 1867 (15, S.13/14) hatte
schon eindeutigen Bournonit zusammen mit Arsenkies und Rammelsbergit in
"Hornstein" ( wohl = Kalzedon) und Siderit vom Wolfsbau-Lager
des Hüttenberger Erzberges nachgewiesen; A. BRUNLECHNER, 1884 (1, S.16)
kannte bereits "Bournonit, derb mit Antimonocker überzogen und
Cerussitkryställchen in kleinen Hohlräumen des Bournonits" aus dem
Felixbau bei Hüttenberg. -1948/50 wurde anläßlich einer näheren
bergbaulichen Untersuchung der nächst dem Hüttenberger Ortsfriedhof
gelegene Felixbau ausgebaut Es handelte sich um stark limonitische Erze,
die durch Oxidation von Ankerit entstanden sind. Dabei gab es im Felixbau
wieder einige prachtvolle Bournonitkristallfunde, xx von mehreren cm
Durchmesser in Rädelerzverzwilligung, doch stets äußerlich eigelb
angewittert. Um 1887 erfolgte ein noch immer einmalig gebliebener
Mineralfund im Fleischerstollen des Löllinger Reviers am Hüttenberger
Erzberg: zusammen mit Pyrit-xx sind bis über 1cm große
Zwillingskristalle von Ullmannit / NiSbS / in Baryt eingewachsen
vorgekommen, worüber Untersuchungen und Berichte von V. von ZEPHAROVICH
(16, S.8091 813; 17, S.5), F. SEELAND (14) und C. KLEIN & P. JANNASCH (4)
vorliegen.
Der bei der Verwitterung von Bournonit ganz allgemein entstehende, schon
oben erwähnte "Antimonocker" ist von V. von ZEPHAROVICH, 1893
(18, S.65) irrtümlich als "Cervantit" bezeichnet worden. H.
MEIXNER, 1937/1951 (6; 7;) und G. HÄGELE, 1937 (2) zeigten, daß tatsächlich
in diesen Fällen stets Bindheimit / Pb1-2Sb2-1(O,OH,
H2O)6-7 entsteht. Wieder eine Neuheit für den Hüttenberger
Erzberg bedeutete ein Fund von 1939, den K. MATZ, 1948 (5) zuerst
bearbeitet hat: ged. Arsen (Scherbenkobalt), erzmikroskopisch darin auch
Proustit, /Ag3AsS3 / und Fahlerz. H. MEIXNER, 1950
(8, S.205-208) untersuchte auf diesen Stücken ab und zu vorhandene, recht
kleine, weiße Oxidationsbildungen, die bereits MATZ als
"vermutliches Arseniat" erwähnt hat und konnte Arsenolith und
Valentinit, Sb2O3 / feststellen; das Ursprungserz
wurde neu analysiert und nun wesentlich mehr Sb als zuvor darin gefunden.
Es handelte sich um ein schichtig gebautes Gemenge von ged. Arsen und
Stibarsen / As Sb /.
Neue erzmikroskopische Untersuchungen von Hüttenberger Erzen,
insbesondere aus dem nach dem Zweiten Weltkriege neu erschlossenen
Gossener Revier, an denen O. M. FRIEDRICH (Leoben), P. RAMDOHR (Heidelberg)
und der Verfasser beteiligt waren, haben an Antimonerzen neben hier
reichlich vorhandenem Bournonit noch zum Nachweis von Boulangerit, Pb5Sb4S111,
Stibioluzonit, Cu3SbS41, Tetraedrit, Cu3SbS3
251 und wahrscheinlich auch , Polybasit, /(Ag,Cu)16 Sb2s11/
geführt, vgl. H. MEIXNER (9).
Nachdem bereits im vorigen Jahrhundert, vgl. A. BRUNLECHNER, 1884 (1, S.7)
Antimonit /Sb2S3 /aus den zum Hüttenberger
Vererzungstypus gehörigen Lagerstätten Loben bei St. Leonhard i.L., Wölch
bei St. Gertraud i.L. und 01sa bei Friesach bekannt waren wenigstens ein
Teil dieser Bestimmungen konnte an Material aus der Sammlung des
Landesmuseums von Kärnten von mir bestätigt werden. Der in der
vorliegenden Arbeit aus derselben Paragenese im folgenden neu beschriebene
"Kermesit" läßt allerdings die Möglichkeit offen, daß bei
MATZ dieses Erz und nicht "Proustit" zugegen gewesen ist. Es
handelte sich um winzige Einschlüsse, die unter stärksten
Olimmersionsvergrößerungen tiefrote Innenreflexe gezeigt haben. War
Antimonit eines Tages auch für den Hüttenberger Erzberg selbst fällig.
Zudem hatte knapp zuvor F. THIEDIG (1962) bei Kartierungsarbeiten in der
Saualpe eine einst bergbaulich aufgeschlossene, doch bisher völlig
unbekannt gebliebene Antimonitlagerstätte bei Brückl aufgefunden, vgl.
H. MEIXNER & F. THIEDIG, 1969 (11).
Der erste ged. Arsen -Stibarsen -Fund im Hüttenberger Erzberg aus dem
Jahre 1939 stammte aus dem Heinrichslager, 40m unter Heinrichsohle (5).
Im März 1968 fand Markscheider H. SCHENN bei der Sieberei am Bahnhof Hüttenberg
einige frisch zerschlagene Erzsplitter, an denen schaliges, rasch schwarz
anlaufendes ged. Arsen neben viel länger frisch bleibenden Stibarsen
-Schichten und ein recht weiches, graues, metallisch glänzendes,
stengeliges Erz auftraten. Die nähere Untersuchung hat den ersten
Nachweis von Antimonit /Sb2S3/ für den Hüttenberger
Erzberg selbst ergeben, siehe H. MEIXNER, 1968 (10, 5.97); spätere
Erkundigungen ergaben, daß das Stückchen wahrscheinlich aus dem
Josefslager, 1.F.L. über Johann stammte.
Im September 1969 erhielt ich von Reviersteiger F. GLAZAR eine kleine
Probe, wiederum aus dem Josefslager, jedoch vom 2.Sohllauf unter
Leopoldsohle. Der Fund ist wichtig, denn hier war neben einer wechselnd
aus ged. Arsen -Stibarsen bestehenden, etwa 2cm dicken Schicht eine über
1cm starke, strahlige Kernzone von Löllingit zugegen, womit erstmals ein
sicherer direkter Zusammenhang der ged. Arsenfunde mit der Löllingitphase
in dieser Lagerstätte erwiesen ist.
Von Obersteiger W. TSCHETSCH bekam ich einige, von Anfang 1974 stammende
Proben, die einen neuerlichen ged.Arsen -Stibarsen -Fund bezeugten,
diesmal aus dem Juliuslager, 3.F.L. über Unterfahrungssohle. Das
Stibarsen erhält Monate lang seine frische, blanke Farbe, so daß ich mit
der Möglichkeit von ged. Antimon rechnete, Röntgenaufnahmen von Frau Dr.
E. KIRCHNER und Frl. S. RUSCHA (Min. Inst.d.Univ.Salzburg) bezeugten aber
stets, daß bloß Stibarsen zugegen ist. Etwas Antimonit war auch an
diesem Material zu beobachten.
Offensichtlich von diesem selben Fund aus dem Frühjahr 1974 stammen Stücke,
die unter Werksarbeitern und Sammlern in Kärnten kursieren, auf denen
neben den genannten Erzen noch ein weiteres zugegen ist. Es handelt sich
dabei um bis über 1cm lange, strahlige, gewiß etwas Antimonit ähnliche
Partien, die jedoch nicht ganz so metallisch wie dieser glänzen, bei stärkstem
Licht (am besten bei Sonne) tiefrote Innenreflexe zeigen und natürlich
auch einen roten Strich besitzen. Mein Freund, Hofrat A. BAN, erzählte mir
zunächst von solchen Stücken, die er gesehen hatte, aber nicht erhalten
konnte.
Der Zufall half weiter, als ich bei der Frühjahrstagung unserer
Fachgruppe im Mai 1974 in Klagenfurt von F. GRÖBLACHER-HOLZBAUER
(Viktring) eine kleine Probe mit "Stibarsen mit Proustit“? vom Hüttenberger
Erzberg, März 1974" beschriftet, zur näheren Bestimmung erhielt.
Herrn GRÖBLACHER verdanken wir in Kärnten, insbesondere aus Sau- und
Koralpe schon eine ganze Reihe von interessanten Neufunden. Pulverpräparate
zeigten ein tiefrot durchscheinendes, nadeliges Mineral mit etwa gerader
Auslöschung, schwachem Pleochroismus bei sehr hoher Licht (über 2,0) und
Doppelbrechung. In Salzsäure ist das Erz unter
Schwefelwasserstoffentwicklung löslich, bei Verdiinnung mit Wasser fällt
orangerotes Antimonsulfid aus; ebenso wird das Erz in Natronlauge gelöst.
Die Röntgenaufnahme, die Frl. S. RUSCHA (Salzburg) freundlichst vornahm,
hat, wie nach obigem zu erwarten, gleich ergeben, daß kein Rotgültigerz
(Proustit oder Pyrargyrit), sondern Kermesit / Sb2S2O/
(=Rotspießglanzerz) ais erster, sicherer Nachweis für Kärnten,
vorliegt. Was früher in Kärnten und Osttirol (vgl.9, S.37 und 41) aus
den Antimonitlagerstätten von Leßnig im Drautal, von der Gurserkammer
bei Oberdrauburg und vom Rabantberg teils als "roter
Valentinit", teils als "Kermesit" erwähnt worden ist, als
junge, rezente Bildung, scheint viel eher zum amorphen Metastibnit /Sb2S3/
zu gehören.
Der Hüttenberger Kermesit ist in Siderit und Ankerit (nach nω 1,726
mit etwa 56 F.E.% CaFe(CO3)2-Anteil) eingewachsen
und offenbar nicht durch Oxidation von Antimonit, sondern im Zuge der
Vererzung mit Stibarsen, Antimonit usw. entstanden. Leider sind von diesem
interessanten Fund nur mehrminder zufällig ganz geringe Mengen der
fachlichen Untersuchung zugänglich geworden. Aus rund 200jährigen
Beobachtungen können wir also aus den element- und mineralartenreichen Hüttenberger
Lagerstätten
11 Antimonminerale,
davon a) 9 aus der primären Vererzung
und b) 2 aus der sekundären Umwandlung anführen:
a) Stibarsen,
Antimonit, Bournonit, Boulangerit, Tetraedrit, Stibioluzonit, Polybasit,
Ullmannit und Kermesit und
b) Bindheimit und Valentinit. Für Material
danke ich bestens den Herrn F. GRÖBLACHER-HOLZBAUER (Viktring),
Obersteiger W. TSCHETSCH, Reviersteiger F. GLAZAR und Markscheider H.SCHENN
vom Bergbau Hüttenberg sowie für einige Röntgenuntersuchungen Frau Dr.
E. KIRCHNER und Frl. S. RUSCHA (Univ.Salzburg, Inst. f.Min.u.Petrogr.).
Schrifttum:
1) A.BRUNLECHNER: Die Minerale des Herzogthums Kärnten. - Klagenfurt
1884.
2) G.HÄGELE: Röntgenographische Untersuchung des Bindheimits von
Waitschach bei Hüttenberg, Ktn. - Zentralbl.f.Min., 1937, A, 45-50.
(3) H.HÖFER: Bleiglanz, Cerussit und Anglesit in den Hüttenberger
Eisenerzlagerstätten. - Zs.d.berg-u. Hüttenm.Verf.f.Kärntent, 6
Klagenfurt 1874, 24-26.
(4) C.KLEIN & P.JANNASCH: Über Antimonnickelglanz (Ullmannit) von Lölling
und von Sarabus (Sardinien). - N.Jb.f.Min., 1887/II, 169-173.
(5) K.MATZ: Gediegen Arsen (Scherbenkobalt) vom Hüttenberger Erzberg (Kärnten).
- Car. II, 137, Klagenfurt 1948, 10-16.
(6) H.MEIXNER: Bindheimit und seine Paragenese aus den Lagerstätten
Oberzeiring (Steiermark), Hüttenberg, Waitschach, Olsa, Wölch (alle Kärnten).
- Zentralbl.f.Min., 1937, A, 38-41.
(7) H.MEIXNER: Zum Bindheimit. - Mh.d.N.Jb.f.Min., 1950, 16-19.
(8) H.MEIXNER: Neue Mineralvorkommen aus den Ostalpen. - Heidelb. Beitr.
zur Min.u.Petr., 2, 1950, 195-209.
(9) H.MEIXNER: Die Minerale Kärntens I. - Car. II, 21.Sonderh., /
Klagenfurt 1957, 1475.
(10) H.MEIXNER: Neue Mineralfunde in den österr.Ostalpen XXIII. -
Carinthia II, 158, Klagenfurt 1968, 96-115.
(11) H.MEIXNER & F.THIEDIG: Eine kleine Antimonitlagerstätte bei Brückl,
Saualpe, Ktn. - Car. II, 159, Klagenfurt 1969, 60-67.
(12) F.MÜNICHSDORFER: Mineral-Vorkommen am Hüttenberger Erzberge. -
Jb.d.naturhistor.Ld.Mus.v.Kärnten, 4, Klagenfurt 1859, 115-126.
(13) F. SEELAND : Der Hüttenberger Erzberg. - Jb.d.nathist.Landesmus. von
Kärntent 7, Klagenfurt 1865, 163-200.
(14) F.SEELAND: Der Ullmannit des Hüttenberger Erzberges. - Carinthia,
77, Klagenfurt 1887, 185-187
(15) V.v.ZEPHAROVICH: Der Löllingit und seine Begleiter. Eine
paragenetische Studie aus dem Hüttenberger Erzberg in Kärnten. - 2.
Ser., Verh.d.Russ.-Kaiserl.Min.Ges. zu St.Petersburg, 2, St. Petersburg
1867. 1-24.
(16) V.v.ZEPHAROVICH: Mineralogische Mitteilungen. - Sitzber.d.Wien.
Akad.d.Wiss., 60, Wien 1869, 809-820.
(17) V.v.ZEPHAROVICH: Mineralogische Notizen. - Lotos, Z.f.Naturw., 20,
Prag 1870, 3-9.
(18) V.v.ZEPHAROVICH: Mineralogisches Lexikon für das Kaiserthum Österreich.
-3 Wien 1893.
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