Meixner H. / 1960 |
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Zwei
neue Uranminerale aus Kärnten. Von Heinz MEIXNER, Knappenberg. (Lagerstättenuntersuchung der Österr. Alpine Montanges.) 1. Ein uranhaltiger Pyrochlor (Hatchettolith) bei Straßburg im Gurktal, Kärnten. Bei einer geologischen Detailkartierung des Gebietes zwischen Gurk- und Metnitztal westlich von Friesach hat phil. M. ZADORLAKY-STETTNER schmale (unter 1 m mächtige) O-W streichende Pegmatite SO von Unteraich (östlich Gehöft Pöcher) oberhalb von Mellach im Gurktal festgestellt. Pegmatit ist annähernd in dieser Gegend auch bereits in der geolog. Karte von H. BECK (1) eingezeichnet, Ein mächtiger Pegmatit, der unterhalb Unteraich an der Straße von Mellach nach Pabenberg aufgeschlossen ist, hat an Übergemengteilen nur Schörl und Granat geliefert. In dem winzigen eingangs genannten Vorkommen östlich Gehöft Pöcher sind Herrn STETTNER jedoch kleine dunkelbraune bis schwarze Körner bzw. Kriställchen auf-, gefallen, die er mir zur Untersuchung überbracht hat. Der Pegmatit besteht aus bis einige cm großen Nestern von rauchgrauem Quarz, weißem saurem Plagioklas und ziemlich kleinblättrigem (Ø1 -2 mm) Muskovit; besonders in Verbindung mit letzterem waren bis gegen 1 cm lange und 1 -3 mm dicke, säulige (z.T. gebogen und zerbrochen, durch Quarz verheilt) hellbraune Kristalle auffallend, nach Kristallform und Optik unzweifelhaft Turmalin. Sie entsprechen in der Farbe völlig unserem Dravit von Dobrava bei Unterdrauburg (6) und dürften ihm vermutlich auch im Chemismus nahe kommen. Seltene Übergemengteile dieses Pegmatits stellen die schon erwähnten kleinen braunschwarzen Kristalle bis Körner dar. Es ist hochinteressant, daß, obwohl insgesamt nur wenige Stückchen zur Untersuchung vorlagen, daran drei Minerale festgestellt werden konnten. Allen dreien gemeinsam ist, daß sie in Quarz oder Feldspat eingewachsen sind und in ganz gleicher Weise einen 1 -2 mm starken braunen Verwitterungshof zeigen. Es war nicht aufregend, daß ein rotbraun durchscheinendes, rhombendodekaedrisches Kriställchen (0,1 mm) zum Granat gehört, daß andere, stark rotbraun verwitterte, würfelige Einschlüsse (0,15 mm) offensichtlich aus Limonit bestehen und im Kern noch das frische Ursprungserz Pyrit zeigen. Einige weitere Kriställchen (0,1 -3 mm) jedoch waren schwarz und pechglänzend, an den Kanten braun durchscheinend, sie lösten sich gut vom Muttergestein und zeigten relativ gut ausgebildete Formen, die offensichtlich infolge von Verzerrungen nicht leicht zu deuten waren. Zudem wurde bald ihre reproduzierbare Einwirkung gegenüber einem Geiger -Zähler festgestellt. Die goniometrische Vermessung ergab das Vorliegen kubischer Symmetrie und alle beobachteten und vermessenen Flächen sind auf ein vorherrschendes Oktaeder mit schwacher Würfelabstumpfung zu beziehen gewesen. Die Härte ist apatitähnlich. Mit diesen Eigenschaften mußte an ein Glied der insbesondere seit den Untersuchungen von F. MACHATSCHKI (z.B. 4) straff zusammengefaßten Pyrochlorgruppe gedacht werden. In allgemeiner Formulierung X2Z2O6(OH, F), oder neuerdings ∞3.A2 [8] C [B2 [6] D6], kub., bzw. mit speziellen Symbolen ∞3[(Ca,Na,Ce,U, Pb, Sb.......)2 (OH,F) (Nb,Ta,Ti,Zr,Sb.......)2O6] (5, S. 327/328). Im vorliegenden Falle -in Pegmatitparagenese -konnten die (Sb-haltigen Glieder der Pyrochlorgruppe außer Betracht bleiben, es kam nur ein Pyrochlor im engeren Sinne mit Niob oder/und Tantal in Betracht. Zur weiteren Einreihung trug die Dichtebestimmung (BERMAN Mikrowaage, in Toluol) bei: ein Kristall von 12,97 mg lieferte D = 4,59, ein größeres Bruchstück von 22,40 mg D = 4,43. Für reinen Pyrochlor (im engeren Sinne) ∞3 (Ca,Na,Ce,..)2 (OH,F)[Nb2O6] wird D: 4,31, für Mikrolith, ∞3 (Ca,Na)2(OH,F,O) [Ta2O6] D = 6,31 angegeben (2, S. 329). Somit konnte auf ein niobreiches Glied der Pyrochlorgruppe geschlossen werden. Die Bestätigung und nähere Einreihung verdanke ich Herrn Prof. Dr. P. RAMDOHR (Heidelberg), der an seinem Institut das Mineral einer Röntgenspektralanalyse unterzog: "Hauptkomponente ist Nb, daneben viel U und Ta; roh geschätzt, beide zusammen etwa 1/2 des Nb". Damit kommen wir in Übereinstimmung mit dem Geiger -Test, auf einen uranhaltigen Niobtantalpyrochlor , durchaus vergleichbar den als Hatchettolith ∞3 (Ca,Na,U)2(OH,F) [Nb,Ta,Ti,Zr)2O6] (5,S. 328) bezeichneten Gliedern. Analysiert sind z.B. Hatchettolith von Hybla, Ontario mit D = 4,51 oder aus North Carolina mit D = 4,77 bis 4,90 (11, S. 750/751; 2, S. 327). Die niedrigen Dichtewerte (4,43 und 4,59) des Minerals von Unteraich schienen noch näher auf Pyrochlor (im engeren Sinne) zu weisen, doch ist dabei zu berücksichtigen, daß insbesondere bei Urangehalt eine Isotropisierung des Gitters eintritt, die ein merkbares Absinken der Werte für Dichte und Lichtbrechung zur Folge hat; bei den verglichenen nordamerikanischen Hatchettolithen trifft dies in gleicher Weise zu. Abschließend kann bemerkt werden, daß mit dem Nachweis des Hatchettoliths von Unteraich zum ersten Male in den Ostalpen und in Österreich ein Pyrochlor im engeren Sinne nachgewiesen worden ist. Bisher kannten wir nur in genetisch völlig anderer Stellung verschiedene "Antimonpyrochlore", wie Bindheimit, Stibikonit und Romeit. Niob- und Tantalminerale sind aus Österreich bisher nur in sehr beschränkten Ausmaßen bekannt. "Tantalite" aus oberösterreichischen Pegmatiten und "Columbit" von der Königsalm im Kremstal (N.Ö.) sind nicht näher untersucht. Im Feldspatbruch von Spittal 8.n der Drau konnte Columbit (Fe,Mn) Nb2O6 rhomb. neben Tapiolit, FeTa2O6 tetr. nachgewiesen werden. (8). Seltene Minerale verschiedenster Art in Pegmatiten haben wir bisher fast ausschließlich in großen, mindestens einige Meter mächtigen, oft durch Steinbrüche aufgeschlossenen Vorkommen angetroffen. Die in manchen Gebieten recht zahlreichen Kleinstvorkommen von Pegmatit schienen an interessanten und sammelbaren Mineralen ziemlich steril zu sein. Die gleiche Feststellung ist mir aus Süd- und Westnorwegen vertraut. Der vorliegende Fund beweist aber eindeutig, daß auch die Kleinstvorkommen bei unseren Untersuchungen nicht vernachlässigt werden sollten! 2. Ein Uranlimmer (Meta-Torbernit ?) von St. Leonhard Saualpe K. Durch Herrn Dr. H. ROOB erhielt die Mineralog. Abteilung des Steiermärkischen Landesmuseums Joanneum zwei von ihm auf den Halden des Glimmerbergbaues in st.. Leonhard/Saualpe (wohl Grube Peter) gesammelte Belegstücke, die außer den von dort beschriebenen blaßgrünlichen Beryllxx (am Belegstück von gut 2 cm Ø) auf und in Haarklüften des Berylls blaßgrüne, hauchdünne Überzüge aufwiesen, in denen der Uranglimmer Autunit1) vermutet worden ist. Eines der Stücke wurde von Herrn Dipl. Ing. Dr. E. KRAJICEK (Joanneum) der Mineralog. Abteilung des Landesmuseums für Kärnten übergeben, woher ich es im Einvernehmen mit dem Genannten zur Bearbeitung erhielt. Das Vorkommen eines Uranglimmers in diesem Pegmatit überrascht nicht, da schon seinerzeit bei der mineralogischen Bearbeitung dieser Paragenese in einem Beryllkristall ein schwarzes Erz, wahrscheinlich Uranpecherz, von einer "Gummit" -artigen Rinde überzogen, beobachtet worden ist (9, S. 33). Die Menge an "Uranglimmer" ist auf der vorliegenden Stufe derart gering, daß Untersuchungen nur in sehr beschränktem Maße durchgeführt werden konnten und eine wirkliche Sicherung des Ergebnisses nicht zu erreichen war. Bei Betrachtung im langwelligen Ultraviolett fällt auf, daß nur der geringste. Teil der feinen Überzüge eine grüne Uranylfluoreszenz zeigt, die Hauptmenge dagegen nicht luminesziert. U.d.M. konnte in Pulverpräparaten festgestellt werden, daß sehr dünne, quadratische, blaßgrüngefärbte Täfelchen (Ø 0,70-0,22 mm)" vorliegen, die unter gekreuzten Nicols völlig auslöschten und wie isotrop erschienen; ein Achsenbild konnte wohl infolge der Dünnheit 1)vergl. Neuerwerbungen. Mitteilungsbl. d. Abt. f. Min. am Landesmuseum Joanneum, 1959/2, S. 38. nicht erhalten werden, doch ist Einachsigkeit anzunehmen. Die Lichtbrechung erwies sich stets höher als 1,580, höher als 1,600 und geringfügig höher als 1,620. Die Zahl an definierten Uranglimmer-Mineralen hat in den letzten Jahren stark zugenommen und auch die Bestimmungsdaten sind beträchtlich vermehrt worden, wie euch aus FRONDEL's (2) Monographie hervorgeht. Mit n => 1,620 kann der Uranglimmer auf Beryll von St. Leonhard weder Autunit, Ca(UO2)2(PO4)2•10-12 H2O, tetr. (nε= nα= 1,553-1,555; nβ= 1,575; nω= nγ,=_1,577-1,578), noch Meta-Autunit, Ca(UO2)2(PO4)2•8H2O, tetr. (nω= nα= 1,585-1,600; nβ = 1,595-1,610; nw= nγ= 1,595-1,613) sein. Gegen einen "Autunit" spricht auch die Nichtfluoreszenz im U.V.L. und die doch zu grüne Eigenfarbe; aus diesen Gründen muß wahrscheinlich auch "Uranocircit", d.i. Meta-Uranocircit, Ba(UO2)2(Pb4)2•8H2O, tetr. der optisch besser passen wurde (nε = nα= 1,610; nβ = 1,621-1,623; nω= nγ= 1,622-1,623) außer Betracht bleiben. Nach der Pegmatitparagenese von St. Leonhard (vgl. 9, S. 30/35) mit reichlich Phosphaten (Apatit, Xenotim, Monazit) ist ein Phosphoruranglimmer, nicht ein Arsenuranglimmer zu erwarten. Im Bereich der angegebenen Lichtbrechung (um 1,620) verbleiben nun nur mehr Trögerit, H2(UO2)2(AsO4)2•8H2O, tetr. (nε = nα = 1,584 -1 ,600;nβ = 1,620 -1,630; nω= nγ= 1,623-1 ,630) und Meta-Torbernit, Cu(UO2)2(PO4)2•8H2O, tetr., (nε = 1,623-1,630; nω= 1,6251,632); Trögerit ist lehmgelb, ein Arseniat, hat hohe Doppelbrechung (0,030-0,036), Eigenschaften, die gar nicht passen. Meta-Torbernit stimmt in der Form, in Farbe und Fluoreszenzverhalten, in der Licht- und äußerst schwachen Doppelbrechung (0,002!) mit dem vorliegenden Mineral überein, so daß der Deutung als Meta Torbernit trotz der geringen Materialmenge einige Wahrscheinlichkeit zukommt. Meta-Torbernit war bisher im steirisch-kärntnerischen Raum nicht bekannt, wohl aber "Autunit", den anschließend einige Betrachtungen gewidmet werden sollen. Autunit ist aus Pegmatiten von S. KORITNIG (3) von Schwag bei Trahütten, Koralpe und von Hirschegg bei Köflach, von mir selbst vom Wildbachgraben bei Deutschlandsberg (9, S. 45) und aus dem Feldspatbruch von Spittal an der Drau (8, S. 214) beschrieben worden. Dazu wurden folgende Lichtbrechungen bestimmt: für Autunit von Schwag: nß= 1,590; nγ= 1,594 (3, S. 117) für Autunit von Hirschegg: nβγ= 1,593 (3, S. 118) für Autunit von Spittal: nβγ wenig unter 1,599. Die heute gültigen optischen Daten für Autunit und für den seither abgetrennten Meta-Autunit sind vorhin schon angegeben worden. Der Vergleich zeigt, daß keiner dieser Werte auf Autunit, alle dagegen zu Meta-Autunit passen! Nach FRONDEL (2, S. 207) ist Meta-Autunit normalerweise als ein sekundäres Dehydrationsprodukt nach Autunit anzusehen. nβγ-Werte, die ich seinerzeit an alten Museumsstücken bekannter Autunitfundorte bestimmt hatte (7, S. 436) „nβ= 1,58 bis 1,59, nγ deutlich über 1,59, um 1,60" sind wohl ebenso auf Meta-Autunit zu beziehen, dessen unterschiedliche Daten damals noch nicht bekannt waren; die Entwässerung kann der Museumslagerung zugeschrieben werden. Nicht so klar liegt es mit KORITNIG's Material und mit meinen Aufsammlungen von Spittal; hier wurden die Untersuchungen sicher bald nach der Auffindung vorgenommen. Was jetzt vorliegt ist jedenfalls Meta -Autunit und bei künftigen Funden muß zur Untersuchung diese rasche Umwandelbarkeit gleich beachtet werden. Zur Bildung dieser und anderer (Zippeit, Beta-Uranophan) sekundär Uranminerale in unseren Pegmatiten kann darauf hingewiesen werden, daß wenigstens auch für den Pegmatit vom Wolfsberg bei Spittal an der Drau Uranpecherz mit Autunit (Meta-Autunit) -Höfen beobachtet worden ist (10, S. 51). Schrifttum: (1) H. BECK: Geolog. Spezialkarte 1 : 75000, Blatt Hüttenberg Eberstein. - Geol. B.A., Wien 1931. (2) C. FRONDEL: Systematic Mineralogy of Uranium and Thorium. U.S. Geol. Surv., Bull. 1064, Wash. 1958, 1-400. (3) S. KORITNIG: Uranminerale aus dem Gebiete der Korund Stubalpe. - Zentralbl. f. Min., 1939, A, 116 -122. (4) F. MACHATSCHKI: Die Pyrochlor-Romeit-Gruppe. - Chemie der Erde, 7., 1932, 56-76. (5) F. MACHATSCHKI: Spezielle Mineralogie auf geochemischer Grundlage. - Wien 1953, 1 -378. (6) H. MEIXNER: Bericht über Dravit und Margarodit aus "Kärnten". - Car. II, 129., 1939, 69-74. (7) H. MEIXNER: Fluoreszenzanalytische, optische und chemische Beobachtungen an Uranmineralen. - Chemie der Erde, 12., 1940, 433-450. (8) H. MEIXNER: Zur erzmikroskopischen Unterscheidung der Tantalit-Tapiolit-Phasen, unter besonderer Berücksichtigung eines neuen Vorkommens im Pegmatit von Spittal an der Drau, Kärnten..., Mh. d. N.Jb. f. Min., 1951, 204-218. (9) H. MEIXNER: Neue Mineralfunde in den österreichischen 9stalpen XII. - Car. II., 142., 1952, 27-46. (10) H. MEIXNER: Die Minerale Kärntens I. – 21. Sonderheft der Carinthia II, Klagenfurt 1957, 1 -147. (11) C. PALACHE - H. BERMAN - C. FRONDEL: DANA' s System of Mineralogy, 7. Aufl., 1., 1946. |
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