Paulitsch P. / 1986 |
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GANGMYLONITE IM GAILTAL. von Peter Paulitsch I. Gangmylonite und Tachylite sind wieder in das Zentrum des -Interesses gerückt. Denn Gesteine mit Glas als Bestandteil können durch verschiedene Ursachen entstehen. Durch Impakt, durch Vulkane und durch tektonische Scher- oder Überschiebungsflächen.Im Rahmen der Kartierung des Kristallins im Gailtal wurde südöstlich von Golzentipp in der Nähe der Michaelquelle auf 2.200 m ein quergreifender Gangymlonit im Zentimeterbereich gefunden (Paulitsch 1960, S. 106). In diesem kleinen schwarzen Gang, der sich mit unebener Begrenzung, aber scharf gegen den umhüllenden Schiefergneis absetzt, ist unter dem Mikroskop ein schwarzes, nicht auflösbares Grundgewebe erkennbar, in dem Bruchstücke von Quarz, 0,01 bis 0,2 mm 0, und getrübte Feldspate erkennbar sind. Um die Frage zu entscheiden, ob es sich bei diesem schmalen Gang um ein Eruptiv handelt, wurden zwei chemische Analysen ausgeführt. Die Ergebnisse der chemischen Analysen sind zum Vergleich nebeneinander gestellt: Gang Gneis Andesitglas, Pahaza SiO2 65,32 62,17 68,5 TiO2 0,40 0,60 0,6 Al2O3 19,50 20,78 18,5 FeO 2,34 2,23 0,2 MgO 2,76 3,35 0,45 MnO 0,06 0,09 CaO 0,89 1,05 0,5 K2O 3,61 3,52 3,5 Na2O 2,29 3,02 8,2 P2O5 1,27 0,87 S 0,82 0,66 Cl 0,70 0,62 Summe: 99,96 99,96 99,85 Werden diese beiden chemischen Analysen vom Gang und Gneis miteinander verglichen, so ist festzuhalten, daß eine geringe Vermehrung bei folgenden chemischen Elementen auftritt: SiO2, K2O, P2O5 S, Cl. Eine geringe Verarmung im Gang findet statt bei TiO2, bei Al2O3, bei FeO, bei MgO, bei MnO, bei CaO, bei Na2O. Diese kleinen nur unwesentlichen Verschiebungen führen zu feinem Quarz und nachweisbaren Apatit-Kristallen. Einen Vergleich dieser chemischen Analysen ergibt zweifelsfrei, daß es sich hier nicht um ein Eruptiv, sondern um einen Gang-Mylonit handelt, der genetisch mit dem Gneis zusammenhängt. Abb.: Die Grenze zwischen glasigem Gangmylonit zum Gneis ist deutlich. Im Gang liegen Teile von Gneis und Quarz. Zum Vergleich ist das Ergebnis der chemischen Analyse eines Andesitglases vom Perlitsteinbruch .PAHAZA, Ostungarn, angeführt. Die Werte passen gut bis auf einen höheren Wert von SiO2 und Na2O. Verwandte chemische Zusammensetzungen zeigen auch die Gläser des Bergsturzes Langtang aus Nepal (Masch 1985) sowie des liegenden Biotitgneises (L 44). II. Ein weiterer Gangmylonit tritt im Waidegger Graben in der Seehöhe von 1.020 m bei der Säge, die zu den Gehöften von Hochwart gehört, auf. Dieses Gestein bildet das unmittelbare Hangende eines Epidot-Chlorit-Albit-Schiefers, der im unmittelbaren Kontakt mit dem Malchit steht.Er tritt als konkordanter Gang im gefalteten Epidot-Chlorit-Albit-Schiefer auf und hebt sich durch eine helle, graugrüne Farbe deutlich ab. Mehrere engscharige Kluftsysteme durchsetzen das splitterig brechende, dichte Gestein, die tiefe Verwitterungsrinnen bedingen. Unter dem Mikroskop: Quarz tritt in 0,06 -0,1 x 0,1 bis 0,2 mm großen, eckigen, undulös auslöschenden Körnern auf, die zum Teil Wachstumsränder besitzen. Diese sind gleich oder ungleich mit dem Kern orientiert. Die Individuen finden sich einzeln oder als Gemengteil von Quarzitbruchstücken. Diese Quarzitbruchstücke erreichen die Größe von 1x1,5 mm. Plagioklas tritt in geringer Menge in polysynthetisch verzwillingten Individuen auf; VE = (010). Die 0,1x0,15 mm großen Körner sind ungefüllt; ihr An-Gehalt kann infolge der undulösen Auslöschung nicht genau bestimmt werden. Sie sind als unmittelbarer Gemengteil der Quarzitbruchstücke, wie auch in einzelnen Körnern zu finden. Epidot bildet einzelne 0,06x0,08 mm große Körner, Kalzit heilt mit 0,05x0,04 mm großen Körnern die engscharigen Klüfte aus. Die "Grundmasse" ist unauflösbar und dürfte neben Erzstaub auch kleinste Chloritschüppchen führen (vgl. Handstückfarbe). Die Struktur ist deutlich brekziös, mit einer Rekristallisation. III. Hammer (1912) gibt ein Dünnschliffbild eines pseudoeruptiven Mylonites aus dem überinntale wieder, das eine mit dem hier beschriebenen Gestein identische Struktur zeigt. Hammer (1912) konnte feststellen, daß das überfahrende und nicht das unterhalb liegende Gestein mechanisch stärker beansprucht wurde. Der Chemismus stimmt jeweils mit dem des umhüllenden Gesteins überein.Mehrfach können zum Vergleich neuere Fundorte von Gangmyloniten und Hyalomyloniten herangezogen werden. Die mächtigen schwarzen Gänge, aus den äußeren Hebriden, die die hellgrauen Gneisrundlinge umfließen, sind von Sibson 1975 studiert worden. Diese treten in intermediären und basischen Amphiboliten auf. Das äußere Erscheinungsbild könnte an einen Schwarm von schwarzen Basaltgängen erinnern. Die Gesteinschemie hängt aber mit dem jeweiligen Nebengestein zusammen. Damit ist die Abstammung vom Nebengestein und nicht von einer fremden Intrusion offensichtlich. In diesem Zusammenhang soll auch auf den Bimsstein von Köfels im Ötztal, Tirol (Preuss, 1974), hingewiesen werden, dessen Dünnschliffe große Ähnlichkeit mit dem hier beschriebenen Gangmylonit zeigen. Auch in Nepal wurden Hyolamylonite gefunden (Marsch et al. 1974), deren Feinbrekziengänge gangparallele Anordnung von Fragmenten zeigen. Nach der Altersbestimmung im Bereich von 104 Jahren ist eine Abtragungsbestimmung möglich und führt zu einer ehemaligen maximalen Tiefenlage unter 1,5 km. Die Schmelzbildung erfolgte bei einem Bergsturz, der zeitlich vor der Vereisung lag (Heuberger et al. 1984). Die elektronenmikroskopischen Untersuchungen zeigen sowohl diffuse Beugungsringe von Glas wie vom geordneten Gitter von Quarz. Tritt vorwiegend Glas auf, wird von Hyalomylonit, ist überwiegend feinstkristallines Material vorhanden, wird von Pseudotachylit gesprochen. Sphärolite können auf größere Bedeckung hinweisen, mit einer Ausgleichsfazies von Albit-Chlorit. Bemerkenswert bleibt, daß bei der Bildung dieser glasigen Gesteinsart Rutschungen über einen "Reibungsteppich" (Hammer 1912) bis zu 1-2 km Länge erreicht wurden und Geschwindigkeiten bis zu 50m/sek. Bei den feinstkristallinen Pseudotachyliten sind es nur wenige Meter und geringe Transportweiten. Dies korrespondiert auch zu der geringen Mächtigkeit im Zentimeterbereich. LITERATUR: HAMMER, W. (1912): Ober Pseudotachylite in den Ostalpen. - Jb. Geol. Bundesanst. Wien, 80: 571-585. HEUBERGER, H., MASCH, L., PREUSS, E. & SCHRÖCKER, A. (1984): Quaternary Landslides and Rock Fusion in central Nepal and in the Tyrolean Alps. - Mountain Research and Develop., Vol. 4: 345-362. MADDOCK, R. H. (1983): Melt origin of pseudotachylytes demonstrated by textures. - Geology 11: 105-108. MASCH, L. & PREUSS, E. (1974): Das Vorkommen des Hyalomylonites von Langtang, Himalaya (Nepal). - N. Jb. Miner.Abh. 129/3: 292311. MASCH, L., WENK, H. R. & PREUSS, E. (1985): Electron microscopy study of Hyalomylonites-Evidence for frictional melting in land slides. - Tectomphysics 115: 131-160. PAULITSCH, P. (1960): Das Kristallin zwischen Tassenbach und Obertilliach, Osttirol und seine Metamorphose. - Verh. Geol. B.A. Wien, 1960, H.l: 103-119. PAULITSCH, P. (1952).: Malchite aus dem Gailtal, V. Teil. - Sitzber. Akad. Wiss. Wien, math.-naturwiss. Kl.,Abt.I: 1952: 743-773. PREUSS, E. (1974): Der Bimsstein von Köfels im Ötztal/Tirol, - Jb. Verein z. Schutze d. Alpenpflanzen, 39: 85-95. SIBSON, R. H. (1975): Generation of pseudotachylite by ancient seismic faulting. - Geophys. J.R. astr. Soc. 43: 775-794. |
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