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KURZBERICHTE ÜBER EINIGE NEUE
MINERALFUNDE IN ÖSTERREICH.
Von H. WENINGER,
Leoben
In den vergangenen drei Jahren wurde mir durch eifrige Sammler, speziell
der Vereinigung der Leobner Mineralienfreunde (VLMF), reichhaltiges
Material zur Bestimmung vorgelegt. Dabei ergab es sich, daß manche Funde
so bedeutend waren, daß sie in gesonderten Publikationen bearbeitet
wurden bzw. daß selbständige Veröffentlichungen darüber in Druck sind
oder vorbereitet werden. Zudem ist eine Reihe von Neufunden soweit von
Interesse, daß eine Berücksichtigung in Form von Kurzberichten sinnvoll
erscheint.
1. Neue Monazit- und
Xenotimfunde aus alpinen Kluftparagenesen
Monazit -Ce(PO4) und Xenotim -Y(PO4) sind aus
alpinen Klüften wohl bekannt, doch relativ selten. So nannte ich 1974 (6,
86;.6, 139) vom Xenotim aus alpinen Klüften der österr. Ostalpen zwei
Fundorte, - Breitfuß i. Untersulzbachtal und "Bodenhaus" -
Rauris (=Plattenbrüche); vom Monazit insgesamt fünf Fundorte: Abichlalm/Habachtal,
Hocharn, Rauriser Plattenbruche, Stubnerkogel/Gasteinertal und Säulkopf
bei Prägraten. Als Stofflieferant des Cer und Yttrium wurden den
jeweiligen Xenotim und Monazit-führenden Klüften benachbarte
pegmatitische Gesteine angesehen, die im Zuge von Stoffumsetzungen während
metamorphosierender Vorgänge die Bildung von neuen Cer und
Yttriummineralen ermöglichten. So fanden sich beispielsweise in den Klüften
der Gesteine des "Lohningbruches" in der Rauris u.a. Monazite,
in den pagmatitischen Einschaltungen des Nebengesteins konnten tw. stark
zersetzte, große Orthite beobachtet werden.
Aus freundlichen Mitteilungen verschiedener Sammler und z.T. durch eigene
Beobachtungen erhielt ich in den vergangenen drei Jahren Kenntnis von
einer Reihe neuer Fundorte beider Minerale. Eine ausführliche Publikation
darüber mit reichlich Bildmaterial ist im Druck (8). Bemerkenswert
erscheint mir dabei in erster Linie, daß durch die neuen Funde ergänzende
Gedankengänge zur Genese der beiden Minerale notwendig sind. Weiters kann
man die Überlegung vorwegnehmen, daß eine gründliche und sorgfältige
Beobachtung des Kluftinhalts alpiner Klüfte hier vor allem der kleinen,
geringdimensionierten "Kluftrisse", die den Sammler herkömmlichen
Typs kaum sammelbares Material liefern noch eine Reihe weiterer Funde
seltener bis seltenster Kluftminerale bringen wird. Es ist zweifellos das
Verdienst der "Micromounter", durch ihre Art, eine Fundstelle zu
"besammeln", der regionalen Mineralogie wesentliche Impulse zu
geben.
Nach einem Fundbericht von K. SCHEBESTA (Funde 1975) stammen aus Klüften
in aplitischen Gesteinen in der Nähe der Holzlahneralm im Krimmler
Achental orange gefärbte, linsenförmige, bis 2mm große Monazit-xx,
zusammen mit Xenotim (s.d.) , Bergkristall, Pyrit, Limonit und einem
blassgrünen, bisher noch °nicht bestimmte9 Mineral. Ebenfalls K.
SCHEBESTA verdanke ich ausgezeichnetes Belegmaterial eines weiteren
Monazitfundes: Im Herbst 1976 durchmusterte SCHEBESTA das Bachbett des
Krumlbaches in der Nähe der Mündung in den Rauriser Bach und zerschlug
dabei einen stark klüftigen Chloritschieferblock. Dabei fand er auf einer
mit ca.1-2cm großen, klaren Bergkristallen besetzten Kluftfläche ein
etwa 5mm großes Aggregat mit gut ausgebildeten Monazit-xx. Die kräftige
hellgrüne Lumineszenz bei Bestrahlung mit ungefiltertem kw UV-Licht nach
der Methode von A.KIPFER ist überaus deutlich. Der Habitus der
miteinander verwachsenen Kristalle entspricht etwa dem flachprismatischen
Typus aus den Rauriser Plattenbrüchen.. Das Nebengestein erinnert an das
Nebengestein der "Chloritklüfte" vom Leistriedel im Krumltal
und könnte ohne weiteres durch den Bachtransport verfrachtet worden sein.
Sorgfältige Beobachtung des Kluftinhaltes der "Leistriedel-Klüfte"
scheint daher angebracht.
R. HOCHLEITNER/Passau teilte mir in einem umfangreichen Fundbericht vom
Oktober 1976 die Ergebnisse seiner Sammelfahrten im Bereich der Rauris
mit. Dabei erwähnt er aus Klüften am Erfurter Steig, und zwar dort, wo
der Erfurter Steig kurz vor dem steilen Anstieg den Bach überquert, der
die Lacheggklamm verläßt, mehrere Paragenesen, darunter eine aus einem
klüftigen Gneis mit kleinen Adularen, Rutil, Anatas und einem gelbbraunen
flächenreichen Monazit-Kristall. Weiters berichtet R. HOCHLEITNER von
Funden in einem hauptsächlich aus Grüngesteinen bestehenden Blockfeld im
Gamskarlgraben in der Grieswies und beschreibt daraus neben Periklin,
Adular, Sphen, Amiant, Calcit und Chlorit ebenfalls einen braunen, flächenreichen,
ca.1mm großen Monazit-Kristall.
Nach einer briefl. Mitt. von K. SCHEBESTA ebenfalls Monazit aus einer
ausgeräumten Kluft am Erfurterweg, nahe dem Grieswies-Schafkar. Von den
letzten im Talschluß des Wimmertales befindlichen Almhütten, etwa 150
bachaufwärts, an der aufwärts gesehen rechten Talseite, etwa 10m vom
Bach entfernt, berichtet R. HOCHLEITNER in einer briefl. Mitt. von einem
1x1m großen Block mit einer ca.20x10x3cm großen Kluft, die Quarz,
Adular, hellblauen Anatas, Brookit, Limonit und honigbraune, flächenreiche
Monazite sowie Muskovit und Chlorit führte. Das Nebengestein ist ein
grobkörniger Gneis.
Nach Material von K. SCHEBESTA, das er direkt ober dem Bärenfall (Gasteinertal)
in einer kleinen Felswand aus einem schmalen Aplitgang aufsammelte, sind
in kleinen Klüften frei ausgebildete, sehr hellrosa gefärbte,
durchschnittlich 1mm große, selten bis 4mm große Kristalle Monazit, der
hier gemeinsam mit Turmalin auftritt. Dipl.lng. H. BEYER (Nettehöfe) übersandte
mit anfangs 1977 einen Fundbericht über die "Mineralien am
Tischkogel im Gasteinertal". Darin beschreibt er u.a. aus Klüften in
grauen, glimmerreichen Schiefern Albit, Muskovit, Dolomit, Schörl, als
ungewöhnliche Paragenesenbegleiter Kupferglanz und Malachit, sowie als
Seltenheit einen kleinen, schlecht ausgebildeten Monazitkristall von
rosabräunlicher Farbe.
Von H. ROSE (München) erhielt ich eine Mitteilung über Mineralien vom Elschekamm
und der Grauleitenspitze, Ankogelgebiet. Darin beschreibt er mehrere
Fundorte und deren Mineralinhalt, u.a. eine Blockhalde, die man erreicht,
wenn man vom "Unteren Goslarer Weg" vom Hannoverhaus nach Osten
geht. Man kommt nach etwa 500m zum Westende einer nach süden weisenden,
15-30m hohen Wandstufe, die nach Osten hin ansteigt. Auf der Halde unter
dieser Wand fand H. ROSE 0,3-0,5mm große, schwach violette, im Typ den
Kristallen von den Rauriser Plattenbrüchen gleichende Monazite. Begleiter
sind Adular, Anatas, Brookit, Calcit, Chlorit, Hämatit, Magnetit,
Albit-Periklin, Quarz, Rutil, Sphen und ? Xenotim. Aus Material, das mir
von K. SCHEBESTA zur Bestimmung vorgelegt wurde und das er im hintersten Großen
Fleißtal an der Gjaidtroghöhe aufgesammelt hat, konnten
ausgezeichnete, bis 1mm große Monazite bestimmt werden. (Siehe Notiz 2
dieses Berichtes)
Aus Material vom Kleinen Fleißtal, ebenfalls von K. SCHEBESTA zur
Verfügung gestellt, konnten kleine (unter 1mm) blaßrosa Monazit neben
Apatit und Rutil festgestellt werden.
Xenotim-xx u. zw. Hell- bis dunkelgelbe, tetragonale, kurzprismatische
Kristalle bis 1 mm Größe, als einmaliger Fund jedoch bis 15 mm groß,
neben Monazit u.a. von der Holzlahneralm im Krimmler Achental (siehe
Monazit von ebendort) , fand K. SCHEBESTA.
R. HOCHLEITNER (Passau) berichtete mir in einer brieflichen Mitteilung von
Funden aus der Grieswiesalm, wo auf einer Stufe mit porzellanweißen,
ca.5mm großen Periklin-xx auf Glimmerschiefer, gemeinsam mit nadeligen
Rutilen, Quarz und etwas Calcit und Limonit, auf Chloritkügelchen
aufgewachsen ein ca. 1,5 mm großer hellgelber Xenotim-Kristall ist.
Nach dem bereits beim Monazit erwähnten Fundbericht von H. ROSE (München)
über Funde im Bereich Elschekamm-Grauleitenspitze ist von dort
auch Xenotim zu nennen. Nach Material von H.ROSE von einer Fundstelle
wenig westlich des Lassacherkees könnten zahlreiche, 0,1-0,6mm große,
ausnahmslos auf Brookit aufgewachsene xx ebenfalls zu Xenotim zu stellen
sein, doch erscheint die Bestimmung noch nicht sicher. Aus dem Material
von K. SCHEBESTA von der Gjaidtroghöhe im Gr. Fleißtal (siehe
Notiz 2 dieses Berichtes) sind gelbe, langprismatische, tetragonale xx bis
1mm Größe, mit Pyramiden-Endflächen, die "wie abgeschmolzen"
aussehen ebenfalls Xenotim.
2. Die Mineralparagenese der
Gjaidtroghöhe im Großen Fleißtal
K. SCHEBESTA, ein eifriger Micromount-Sammler aus Wien, hat mir in den
vergangenen drei Jahren immer wieder Material von der "Gjaidtroghöhe"
zum Bestimmen vorgelegt. Das Ergebnis ist so interessant, daß darüber
eine umfangreiche und bebilderte Publikation in Druck ist (Lit.3) . Hier
seien nur kurz die bis jetzt von dieser Fundstelle, die im Blockwerk einer
Halde gegenüber der "alten Jagdhütte" im Talschluß des Gr.
Fleißtales liegt, bekannt gewordenen Minerale erwähnt.
Pyrit: 5-10mm große, oberflächlich limonitisierte Kristalle in
verschiedenen Flächenkombinationen.
Anatas: Orangebraun durchsichtige, auch dunkelbraune, blaue bis blaugraue,
sowie schwarze, bis max. 3mm große xx in verschiedenen Trachten und
hervorragender Ausbildung.
Rutil: Feinnadelige, fast schwarze Büschel bis 2mm Länge, sowie
sagenitartige Bildungen.
Hämatit: Durchschnittlich 1mm große, mattschwarze Täfelchen.
Magnetit: Metallisch blau glänzende Oktaeder bis 1.5mm Größe. Selten.
Quarz: Als Bergkristall und Rauchquarz bis 2.5cm Größe
Calcit: Weiß- bis gelbliche durchscheinende Skalenoeder und Rhomboeder,
tw. im kw UV-Licht rot fluoreszierend, bis 2mm Größe.
Siderit: Bis 1cm große, dunkelbraune, sattelförmig gekrümmte Kristalle.
Malachit: Warzige bis nierige Aggregate. Sehr selten.
Azurit: Blaue Krusten zwischen den Malachitaggregaten.
Monazit: Blaßrosa, bis 1.Smm große linsenförmige Monazit-xx, meist
gemeinsam mit Anatas und Magnetit (siehe Notiz 1 dieses Berichtes).
Xenotim: Bis 1mm große, gelbe, prismatische tetragonale Kristalle (siehe
Notiz 1 dieses Berichtes).
Adular und Albit: Klare bis milchweiße, max. 5mm große xx.
Muskovit: Tw. als Kluftmineral in kleinen Kristallen zwischen
Bergkristallen und Pyrit.
Chlorit: Rhipidolithähnliche Aggregate.
Sphen: Bis 5mm große gelblich-braungrüne xx, mitunter mit dem Monazit zu
verwechseln. Nach Funden von R. MESSNER (Bruck/Mur) gibt es auch blaue
Sphene, die mit Anatas verwechselt werden können.
Turmalin: Graubraune Nadeln bis 6mm Länge.
Beryll: Bis max.3mm große blaue Kristalle wurden zuerst als
Kluftaquamarin betrachtet, doch hat sich nach den jüngst durchgeführten
Untersuchungen von H.A . HÄNNI (Basel) überraschenderweise
herausgestellt (Lit. 2), daß hier der erste ostalpine Ba z z i t
vorliegt!
Bavenit: Feinnadelige Büschel weißer xx von ca. 0,5mm Größe,
aufgewachsen auf tw. zersetztem Bazzit, dürften zu Bavenit zu stellen
sein. Untersuchungen sind im Gange.
Bertrandit: Zwei bis jetzt gefundene 3mm und 8mm große perlmutterartig
weiß-seidenglänzende xx haben sich als Bertrandit erwiesen.
Mit diesem überraschend umfangreichen Mineralinhalt (bis jetzt 21
Mineralarten) der sich bei weiterer Nachsuche sicher noch vergrößern
wird, weist diese Fundstelle eine Ähnlichkeit mit der Mineralisation der
Rauriser Plattenbrüche auf. Untersuchungen des Nebengesteins sind
geplant. Eine umfangreiche Publikation erscheint in der Zeitschrift LAPIS
(München).
SCHRIFTTUMSAUSWAHL:
1. E. HATLE: Die Minerale des Herzogthums Steiermark. - Graz 1885, 212 S.
2. H. A. HÄNNI: Bazzit aus Kärnten, Österreich. - Ann.Naturhist.Mus.
Wien. - Im Druck.
3. K. SCHEBESTA u. H. WENINGER: Die Gjaidtroghöhe im Großen Fleißtal
eine interessante Mineralfundstelle für Micromounter. -LAPIS, München. -
Im Druck.
4. A. WEISS: Zirkonvorkommen im Raume Köflach-Pack. - Joann. Miner.
Mitt.bl. H.1/2, Graz 1970, 23-25.
5. H. WENINGER: Die österreichischen Flußspatvorkommen -Übersicht und
genetische Stellung. - Carinthia II, 159.Jg. 1969, 73-97.
6. H. WENINGER: Die alpinen Kluftmineralien der österreichischen
Ostalpen. - Der AUFSCHLUSS, 25.Sonderschr. Heidelberg 197, 168 S.
7. H. WENINGER: Mineralfundstellen Steiermark und Kärnten. - Chr.
WEISE-Verlag München 1976, 232 S.
8. H. WENINGER: Neue Xenotim und Monazitvorkommen aus alpinen Klüften der
österr.Ostalpen. - LAPIS/München. - Im Druck.
9. H. WENINGER: Ein bemerkenswertes Vorkommen von ged. Silber, ged. Kupfer
u.a. aus der Umgebung von Leoben. - In Vorbereitung.
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