Weninger H. / 1978                                                             

 

KURZBERICHTE ÜBER EINIGE NEUE MINERALFUNDE IN ÖSTERREICH.

Von H. WENINGER, Leoben

In den vergangenen drei Jahren wurde mir durch eifrige Sammler, speziell der Vereinigung der Leobner Mineralienfreunde (VLMF), reichhaltiges Material zur Bestimmung vorgelegt. Dabei ergab es sich, daß manche Funde so bedeutend waren, daß sie in gesonderten Publikationen bearbeitet wurden bzw. daß selbständige Veröffentlichungen darüber in Druck sind oder vorbereitet werden. Zudem ist eine Reihe von Neufunden soweit von Interesse, daß eine Berücksichtigung in Form von Kurzberichten sinnvoll erscheint.

1. Neue Monazit- und Xenotimfunde aus alpinen Kluftparagenesen
Monazit -Ce(PO4) und Xenotim -Y(PO4) sind aus alpinen Klüften wohl bekannt, doch relativ selten. So nannte ich 1974 (6, 86;.6, 139) vom Xenotim aus alpinen Klüften der österr. Ostalpen zwei Fundorte, - Breitfuß i. Untersulzbachtal und "Bodenhaus" - Rauris (=Plattenbrüche); vom Monazit insgesamt fünf Fundorte: Abichlalm/Habachtal, Hocharn, Rauriser Plattenbruche, Stubnerkogel/Gasteinertal und Säulkopf bei Prägraten. Als Stofflieferant des Cer und Yttrium wurden den jeweiligen Xenotim und Monazit-führenden Klüften benachbarte pegmatitische Gesteine angesehen, die im Zuge von Stoffumsetzungen während metamorphosierender Vorgänge die Bildung von neuen Cer und Yttriummineralen ermöglichten. So fanden sich beispielsweise in den Klüften der Gesteine des "Lohningbruches" in der Rauris u.a. Monazite, in den pagmatitischen Einschaltungen des Nebengesteins konnten tw. stark zersetzte, große Orthite beobachtet werden.
Aus freundlichen Mitteilungen verschiedener Sammler und z.T. durch eigene Beobachtungen erhielt ich in den vergangenen drei Jahren Kenntnis von einer Reihe neuer Fundorte beider Minerale. Eine ausführliche Publikation darüber mit reichlich Bildmaterial ist im Druck (8). Bemerkenswert erscheint mir dabei in erster Linie, daß durch die neuen Funde ergänzende Gedankengänge zur Genese der beiden Minerale notwendig sind. Weiters kann man die Überlegung vorwegnehmen, daß eine gründliche und sorgfältige Beobachtung des Kluftinhalts alpiner Klüfte hier vor allem der kleinen, geringdimensionierten "Kluftrisse", die den Sammler herkömmlichen Typs kaum sammelbares Material liefern noch eine Reihe weiterer Funde seltener bis seltenster Kluftminerale bringen wird. Es ist zweifellos das Verdienst der "Micromounter", durch ihre Art, eine Fundstelle zu "besammeln", der regionalen Mineralogie wesentliche Impulse zu geben.
Nach einem Fundbericht von K. SCHEBESTA (Funde 1975) stammen aus Klüften in aplitischen Gesteinen in der Nähe der Holzlahneralm im Krimmler Achental orange gefärbte, linsenförmige, bis 2mm große Monazit-xx, zusammen mit Xenotim (s.d.) , Bergkristall, Pyrit, Limonit und einem blassgrünen, bisher noch °nicht bestimmte9 Mineral. Ebenfalls K. SCHEBESTA verdanke ich ausgezeichnetes Belegmaterial eines weiteren Monazitfundes: Im Herbst 1976 durchmusterte SCHEBESTA das Bachbett des Krumlbaches in der Nähe der Mündung in den Rauriser Bach und zerschlug dabei einen stark klüftigen Chloritschieferblock. Dabei fand er auf einer mit ca.1-2cm großen, klaren Bergkristallen besetzten Kluftfläche ein etwa 5mm großes Aggregat mit gut ausgebildeten Monazit-xx. Die kräftige hellgrüne Lumineszenz bei Bestrahlung mit ungefiltertem kw UV-Licht nach der Methode von A.KIPFER ist überaus deutlich. Der Habitus der miteinander verwachsenen Kristalle entspricht etwa dem flachprismatischen Typus aus den Rauriser Plattenbrüchen.. Das Nebengestein erinnert an das Nebengestein der "Chloritklüfte" vom Leistriedel im Krumltal und könnte ohne weiteres durch den Bachtransport verfrachtet worden sein. Sorgfältige Beobachtung des Kluftinhaltes der "Leistriedel-Klüfte" scheint daher angebracht.
R. HOCHLEITNER/Passau teilte mir in einem umfangreichen Fundbericht vom Oktober 1976 die Ergebnisse seiner Sammelfahrten im Bereich der Rauris mit. Dabei erwähnt er aus Klüften am Erfurter Steig, und zwar dort, wo der Erfurter Steig kurz vor dem steilen Anstieg den Bach überquert, der die Lacheggklamm verläßt, mehrere Paragenesen, darunter eine aus einem klüftigen Gneis mit kleinen Adularen, Rutil, Anatas und einem gelbbraunen flächenreichen Monazit-Kristall. Weiters berichtet R. HOCHLEITNER von Funden in einem hauptsächlich aus Grüngesteinen bestehenden Blockfeld im Gamskarlgraben in der Grieswies und beschreibt daraus neben Periklin, Adular, Sphen, Amiant, Calcit und Chlorit ebenfalls einen braunen, flächenreichen, ca.1mm großen Monazit-Kristall.
Nach einer briefl. Mitt. von K. SCHEBESTA ebenfalls Monazit aus einer ausgeräumten Kluft am Erfurterweg, nahe dem Grieswies-Schafkar. Von den letzten im Talschluß des Wimmertales befindlichen Almhütten, etwa 150 bachaufwärts, an der aufwärts gesehen rechten Talseite, etwa 10m vom Bach entfernt, berichtet R. HOCHLEITNER in einer briefl. Mitt. von einem 1x1m großen Block mit einer ca.20x10x3cm großen Kluft, die Quarz, Adular, hellblauen Anatas, Brookit, Limonit und honigbraune, flächenreiche Monazite sowie Muskovit und Chlorit führte. Das Nebengestein ist ein grobkörniger Gneis.
Nach Material von K. SCHEBESTA, das er direkt ober dem Bärenfall (Gasteinertal) in einer kleinen Felswand aus einem schmalen Aplitgang aufsammelte, sind in kleinen Klüften frei ausgebildete, sehr hellrosa gefärbte, durchschnittlich 1mm große, selten bis 4mm große Kristalle Monazit, der hier gemeinsam mit Turmalin auftritt. Dipl.lng. H. BEYER (Nettehöfe) übersandte mit anfangs 1977 einen Fundbericht über die "Mineralien am Tischkogel im Gasteinertal". Darin beschreibt er u.a. aus Klüften in grauen, glimmerreichen Schiefern Albit, Muskovit, Dolomit, Schörl, als ungewöhnliche Paragenesenbegleiter Kupferglanz und Malachit, sowie als Seltenheit einen kleinen, schlecht ausgebildeten Monazitkristall von rosabräunlicher Farbe.
Von H. ROSE (München) erhielt ich eine Mitteilung über Mineralien vom Elschekamm und der Grauleitenspitze, Ankogelgebiet. Darin beschreibt er mehrere Fundorte und deren Mineralinhalt, u.a. eine Blockhalde, die man erreicht, wenn man vom "Unteren Goslarer Weg" vom Hannoverhaus nach Osten geht. Man kommt nach etwa 500m zum Westende einer nach süden weisenden, 15-30m hohen Wandstufe, die nach Osten hin ansteigt. Auf der Halde unter dieser Wand fand H. ROSE 0,3-0,5mm große, schwach violette, im Typ den Kristallen von den Rauriser Plattenbrüchen gleichende Monazite. Begleiter sind Adular, Anatas, Brookit, Calcit, Chlorit, Hämatit, Magnetit, Albit-Periklin, Quarz, Rutil, Sphen und ? Xenotim. Aus Material, das mir von K. SCHEBESTA zur Bestimmung vorgelegt wurde und das er im hintersten Großen Fleißtal an der Gjaidtroghöhe aufgesammelt hat, konnten ausgezeichnete, bis 1mm große Monazite bestimmt werden. (Siehe Notiz 2 dieses Berichtes)
Aus Material vom Kleinen Fleißtal, ebenfalls von K. SCHEBESTA zur Verfügung gestellt, konnten kleine (unter 1mm) blaßrosa Monazit neben Apatit und Rutil festgestellt werden.
Xenotim-xx u. zw. Hell- bis dunkelgelbe, tetragonale, kurzprismatische Kristalle bis 1 mm Größe, als einmaliger Fund jedoch bis 15 mm groß, neben Monazit u.a. von der Holzlahneralm im Krimmler Achental (siehe Monazit von ebendort) , fand K. SCHEBESTA.
R. HOCHLEITNER (Passau) berichtete mir in einer brieflichen Mitteilung von Funden aus der Grieswiesalm, wo auf einer Stufe mit porzellanweißen, ca.5mm großen Periklin-xx auf Glimmerschiefer, gemeinsam mit nadeligen Rutilen, Quarz und etwas Calcit und Limonit, auf Chloritkügelchen aufgewachsen ein ca. 1,5 mm großer hellgelber Xenotim-Kristall ist.
Nach dem bereits beim Monazit erwähnten Fundbericht von H. ROSE (München) über Funde im Bereich Elschekamm-Grauleitenspitze ist von dort auch Xenotim zu nennen. Nach Material von H.ROSE von einer Fundstelle wenig westlich des Lassacherkees könnten zahlreiche, 0,1-0,6mm große, ausnahmslos auf Brookit aufgewachsene xx ebenfalls zu Xenotim zu stellen sein, doch erscheint die Bestimmung noch nicht sicher. Aus dem Material von K. SCHEBESTA von der Gjaidtroghöhe im Gr. Fleißtal (siehe Notiz 2 dieses Berichtes) sind gelbe, langprismatische, tetragonale xx bis 1mm Größe, mit Pyramiden-Endflächen, die "wie abgeschmolzen" aussehen ebenfalls Xenotim.

2. Die Mineralparagenese der Gjaidtroghöhe im Großen Fleißtal
K. SCHEBESTA, ein eifriger Micromount-Sammler aus Wien, hat mir in den vergangenen drei Jahren immer wieder Material von der "Gjaidtroghöhe" zum Bestimmen vorgelegt. Das Ergebnis ist so interessant, daß darüber eine umfangreiche und bebilderte Publikation in Druck ist (Lit.3) . Hier seien nur kurz die bis jetzt von dieser Fundstelle, die im Blockwerk einer Halde gegenüber der "alten Jagdhütte" im Talschluß des Gr. Fleißtales liegt, bekannt gewordenen Minerale erwähnt.
Pyrit: 5-10mm große, oberflächlich limonitisierte Kristalle in verschiedenen Flächenkombinationen.
Anatas: Orangebraun durchsichtige, auch dunkelbraune, blaue bis blaugraue, sowie schwarze, bis max. 3mm große xx in verschiedenen Trachten und hervorragender Ausbildung.
Rutil: Feinnadelige, fast schwarze Büschel bis 2mm Länge, sowie sagenitartige Bildungen.
Hämatit: Durchschnittlich 1mm große, mattschwarze Täfelchen.
Magnetit: Metallisch blau glänzende Oktaeder bis 1.5mm Größe. Selten.
Quarz: Als Bergkristall und Rauchquarz bis 2.5cm Größe
Calcit: Weiß- bis gelbliche durchscheinende Skalenoeder und Rhomboeder, tw. im kw UV-Licht rot fluoreszierend, bis 2mm Größe.
Siderit: Bis 1cm große, dunkelbraune, sattelförmig gekrümmte Kristalle.
Malachit: Warzige bis nierige Aggregate. Sehr selten.
Azurit: Blaue Krusten zwischen den Malachitaggregaten.
Monazit: Blaßrosa, bis 1.Smm große linsenförmige Monazit-xx, meist gemeinsam mit Anatas und Magnetit (siehe Notiz 1 dieses Berichtes).
Xenotim: Bis 1mm große, gelbe, prismatische tetragonale Kristalle (siehe Notiz 1 dieses Berichtes).
Adular und Albit: Klare bis milchweiße, max. 5mm große xx.
Muskovit: Tw. als Kluftmineral in kleinen Kristallen zwischen Bergkristallen und Pyrit.
Chlorit: Rhipidolithähnliche Aggregate.
Sphen: Bis 5mm große gelblich-braungrüne xx, mitunter mit dem Monazit zu verwechseln. Nach Funden von R. MESSNER (Bruck/Mur) gibt es auch blaue Sphene, die mit Anatas verwechselt werden können.
Turmalin: Graubraune Nadeln bis 6mm Länge.
Beryll: Bis max.3mm große blaue Kristalle wurden zuerst als Kluftaquamarin betrachtet, doch hat sich nach den jüngst durchgeführten Untersuchungen von H.A . HÄNNI (Basel) überraschenderweise herausgestellt (Lit. 2), daß hier der erste ostalpine Ba z z i t vorliegt!
Bavenit: Feinnadelige Büschel weißer xx von ca. 0,5mm Größe, aufgewachsen auf tw. zersetztem Bazzit, dürften zu Bavenit zu stellen sein. Untersuchungen sind im Gange.
Bertrandit: Zwei bis jetzt gefundene 3mm und 8mm große perlmutterartig weiß-seidenglänzende xx haben sich als Bertrandit erwiesen.
Mit diesem überraschend umfangreichen Mineralinhalt (bis jetzt 21 Mineralarten) der sich bei weiterer Nachsuche sicher noch vergrößern wird, weist diese Fundstelle eine Ähnlichkeit mit der Mineralisation der Rauriser Plattenbrüche auf. Untersuchungen des Nebengesteins sind geplant. Eine umfangreiche Publikation erscheint in der Zeitschrift LAPIS (München).

SCHRIFTTUMSAUSWAHL:

1. E. HATLE: Die Minerale des Herzogthums Steiermark. - Graz 1885, 212 S.
2. H. A. HÄNNI: Bazzit aus Kärnten, Österreich. - Ann.Naturhist.Mus. Wien. - Im Druck.
3. K. SCHEBESTA u. H. WENINGER: Die Gjaidtroghöhe im Großen Fleißtal eine interessante Mineralfundstelle für Micromounter. -LAPIS, München. - Im Druck.
4. A. WEISS: Zirkonvorkommen im Raume Köflach-Pack. - Joann. Miner. Mitt.bl. H.1/2, Graz 1970, 23-25.
5. H. WENINGER: Die österreichischen Flußspatvorkommen -Übersicht und genetische Stellung. - Carinthia II, 159.Jg. 1969, 73-97.
6. H. WENINGER: Die alpinen Kluftmineralien der österreichischen Ostalpen. - Der AUFSCHLUSS, 25.Sonderschr. Heidelberg 197, 168 S.
7. H. WENINGER: Mineralfundstellen Steiermark und Kärnten. - Chr. WEISE-Verlag München 1976, 232 S.
8. H. WENINGER: Neue Xenotim und Monazitvorkommen aus alpinen Klüften der österr.Ostalpen. - LAPIS/München. - Im Druck.
9. H. WENINGER: Ein bemerkenswertes Vorkommen von ged. Silber, ged. Kupfer u.a. aus der Umgebung von Leoben. - In Vorbereitung. 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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