Rolser J. / 1968

  Über biostratigraphisch belegtes Silur und altpaläozoischen Vulkanismus in Trögern Karawanken.

(Vorläufige Mitteilung)
Von Joachim ROLSER, Tübingen.

Schon TELLER (1886 und 1887) schrieb von silurischen Sedimenten im Bereich des Seebergaufbruches in den Karawanken. Er stützte sich dabei auf den Fund eines "deutlichen Restes von Cardiola“ (TELLER 1898) in Bänderkalken und auf den lithologischen Vergleich dunkler Orthoceren führender Knollenkalke in Seeland (heute Jezersko, Jugoslavien) mit sicheren silurischen Kalken deo Kok in den Karnischen Alpen. R. SCHULZE (1968) stellt die Bestimmung der von TELLER gefundenen Muschel als Cardiola in Frage; nach Conodonten gehören die für silurisch gehaltenen Bänderkalke vielmehr ins Unterkarbon. Da andere Schichten keine Leitfossilien geliefert haben, blieb das Silur des Seeberggebietes bislang also ohne biostratigraphischen Beleg.
Bei der Kartierung eines Teiles des Seeberg-Paläozoikums im Raum von Trögern (Maßstab 1:10.000) wurde innerhalb eines von TELLER (1898) als karbonisch kartierten Geländes ein neues Vorkommen von Silur gefunden. Dieses Vorkommen ist aus verschiedenen Gründen bemerkenswert: 1. Während im prädevonischen Anteil der "Seebergschiefer" Silur in mächtiger klastischer Ausbildung vorliegt (SCHÖNENBERG)1967), handelt es sich in Trögern um eine geringmächtige Serie vorwiegend karbonatischer Sedimente mit zahlreichen, teilweise ausgezeichnet erhaltenen Fossilien, die einen einwandfrei-en biostratigraphischen Beleg des Silur lieferten.
2. Wie im klastischen Silur der "Seebergschiefer" fanden sich auch in Trögern vulkanogene Gesteine, deren Alter sich hier mit Conodonten genauer ermitteln läßt.
Das Silur von Trögern ist räumlich eng begrenzt. Es tritt mit tektonisch und durch schlechte Aufschlußverhältnisse bedingten Unterbrechungen im obersten Trögernbachtal in Form eines NE-SW streichenden Sattelkernes auf einer Länge von 2,5 km zutage und wird im SE normal von unterdevonischen Kalken überlagert, im NW an Störungen durch Karbon begrenzt.
Die Abfolge der Gesteine:
Vulkanite: Als Tiefstes sind vulkanogene Gesteine aufgeschlossen. Porphyrische Feldspatgesteine und Tuffe von intermediärem Charakter Mindestmächtigkeit 50 m) werden überlagert von Tuffiten, deren Mächtigkeit 50 m nicht überschreitet. Ihre karbonatischen Anteile enthalten Conodontenbruchstücke, die unteres Llandovery wahrscheinlich machen.
Gebankte Kalke: Über der Tuffitserie lagert eine nur auf 6 m Mächtigkeit aufgeschlossene Folge von roten, schwarzen und grauen, teilweise knolligen, teilweise plattigen und dichten Kalken. Neben ausgezeichnet erhaltenen Graptolithen, die zur Zeit von Herrn Dr. H. JAEGER (Berlin) bestimmt werden, fanden sich in diesen Kalken Trilobiten, Korallen, orthoceren und Bivalven. Auf Grund der nachstehend aufgeführten Conodonten, die aus verschiedenen Bänken dieser Kalke gewonnen und freundlicherweise von Herrn Dr. R. SCHULZE (Westheim) bestimmt worden sind, werden diese Schichten dem Grenzbereich Llandovery/Wenlock zugewiesen.
(Amorphognathoides-Zone nach WALLISER 1964).
?Carniodus carinthiacus WALLISER
Carniodus carnicus WALLISER
Carniodus carnulus WALLISER
Neoprioniodus subcarnus WALLISER
Neoprioniodus triangularis, triangularis WALLISER
Ozarkodina gaertneri WALLISER
Pterospathodus amorphognathoides WALLISER
Roundya latialata WALLISER
Cardiolaschichten : Aus einer auf etwa 4 Meter aufgeschlossenen Wechselfolge von Mergeln mit Kalken wurden Kalkknollen mit vielen sehr gut erhaltenen Exemplaren von Cardiola interrupta geborgen.
Orthocerenkalke: Über den Cardiolaschichten folgt eine 30-40 m mächtige Serie von gebankten, Orthoceren und Crinoiden führenden Kalken mit meist knolligen Schichtflächen, deren Farbe von braunrot über ziegelrot zu hellrötlich und grau variiert. Es handelt sich wahrscheinlich um oberes Ludlow. Ohne wesentliche Änderung oder Unterbrechung scheint sich die Karbonatsedimentation über die Silur/Devon-Grenze fortgesetzt zu haben.
Abgesehen vom Vulkanismus läßt sich die Trögener Schichtserie durchaus mit dem Silur des Cellonprofils in den Karnischen Alpen vergleichen. (v. GAERTNER 1931, WALLISER 1964). Sowohl in der geringen Mächtigkeit als auch in der Abfolge der Fazies und der Fossilführung zeigt sich Ähnlichkeit.
Die Vulkanite und ihre stratigraphische Stellung legen einen Vergleich mit dem Altpaläozoikum des Krappfeldes (STREHL 1962) und dem der nördlichen Grauwackenzone bei Eisenerz (FLAJS 1966) nahe (SCHÖNENBERG 1967). Die Vulkanite sind in den Arbeitsgebieten von FLAJS und STREHL ebenfalls älter als Kalke, die nach Conodonten in die Amorphognathoides-Zone zu stellen sind. Nach den bisherigen Befunden in Trögern haben die vulkanischen Erscheinungen hier die Llandovery/Wenlock-Grenze nicht überschritten. Es ist sogar anzunehmen, daß karbonatische Tuffite ins untere Llandovery zu stellen sind. Für einen Teil der vulkanischen Gesteine kommt so"-auch höheres Ordoviz in Frage, ähnlich wie im Eisenerzer Gebiet.
Die Schichtfolge von Trögern beweist, daß wie in den Karnischen Alpen auch im Gebiet der Karawanken während des Silurs starke Faziesdifferenzierungen auftraten. Räume mit größerer Sedimentationsrate nahmen mächtige Serien von Schiefern mit Lyditlagen, von Silt, Sand und Grauwacken auf, während gleichzeitig in Bereichen sehr langsamer Sedimentation geringmächtige karbonatische Gesteine, im wesentlichen Knollenkalke, zur Ablagerung kamen. Vulkanite werden in beiden Ausbildungen angetroffen.
Eine ausführliche Bearbeitung der Biostratigraphie des Silurs und des Gesamtkomplexes des altpaläozoischen Vulkanismus im Seeberg-Paläozoikum erfolgt zur Zeit im Rahmen einer Dissertation.

Literatur:

FLAJS, G.: Conodontenstratigraphische Untersuchungen im Raum von Eisenerz, Nördliche Grauwackenzone. - Mitt. Geol. Ges. 59. (1966), Wien 1967.

GAERTNER, H.R.v.: Geologie der zentralkarnischen Alpen. - Denkschr. Akad.Wissensch. math.-nat.Kl., Wien 1931.

SCHÖNENBERG, R.: Über das Altpaläozoikum der südlichen Ostalpen (Karawanken -Klagenfurter Becken -Saualpenkristallin). - Geol. Rdsch. 56, Stuttgart 1967.

SCHULZE, R.: Die Conodonten aus dem Paläozoikum der mittleren Karawanken (Seeberggebiet). -N. Jb. Paläont. Abh. 130, Stuttgart 1968.

STREHL, E.: Die geologische Neuaufnahme des Saualpenkristallins. IV. Das Paläozoikum und sein Deckgebirge zwischen Kl. St.Paul und Brückl. - Carinthia II, 72, Klagenfurt 1962.

TELLER, F.: Die silurischen Ablagerungen der Ost-Karawanken. - Verh. k. k. Geol. Reichsanst., Wien 1886.

TELLER, F.: Die Äquivalente der dunklen Orthocerenkalke des Kok im Bereiche der Silurbildungen der Ost-Karawanken. - Verh. k.k. Geol. Reichsanst., Wien 1887.

TELLER, F.: Geologische Karte der österreichisch-ungarischen Monarchie 1:75.000, Bl. Eisenkappel und Kanker, Erl., Wien 1898.

WALLISER, O.H.: Conodonten des Silurs. - Abh. hess. L.-Amt Bodenforsch. 41, Wiesbaden 1964.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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