Strehl E. / 1980                                                                                                    Textauszug

 

EIN BEMERKENSWERTER LAVAFUND IN DER MITTELTRIAS DES DOBRATSCH (VILLACHER ALPE), KÄRNTEN.

Von Eberhard Strehl, Kiel 
(Mit 1 Abbildung).

ZUSAMMENFASSUNG:

Es wird ein neues Lavavorkommen in der Mitteltrias des Dobratsch (Villacher Alpe), Kärnten, beschrieben. Die blasige Lava unterscheidet sich hinsichtlich ihrer Mächtigkeit und ihres Karbonatreichtums, der auf Assimilation von Dolomit und Kalkstein zurückzuführen ist, von den bisher am Dobratsch bekannten Vorkommen. Nach den Befunden handelt es sich wahrscheinlich um einen Adesit.
ABSTRACT: A new occurrence of lava is described in the Middle Triassic of the Dobratsch (Villacher Alpe), Carinthia. The bubbly lava differs with regard to its thickness and its richness in carbonates, which is based on assimilation of dolomite and limestone, from the hitherto known occurrences at the Dobratsch. According to the findings an andesite appears to be very likely,

EINFÜHRUNG:
PILGER & SCHÖNEBERG (1958 ) beschrieben den ersten Fund mittel triadischer Vulkanite auf der Südseite des Dobratsch: etwa 100 m mächtiger Tuffe mit einem 3 -4 m breiten Porphyritgang im Rupa-Graben nordöstlich von "Nötsch. Bald darauf wurden von STREHL (1960 ) westlich und östlich des Rupa-Grabens, in der von den -Bösen Gräben herabführenden Rinne und im Graben oberhalb des Buchriegels weitere Tuffe und bis zu 3 m mächtige Laven entdeckt. Erst COLINS und NACHTMANN (1974) konnten nachweisen, das an der Dobratsch-Südseite innerhalb von zwei übereinanderliegenden tektonischen Einheiten und mit einer E-W-Erstreckung von etwa 11 km ein ± durchgehender Vulkanithorizont auftritt.
Die vulkanische Tätigkeit am Dobratsch beginnt nach PILGER & SCHÖNENRERG (1958) bereits im Oberanis. Der Höhepunkt liegt jedoch im Unterladin, zwischen dem oberanisischen "Zwischendolomit" mit einigen Metern roter, fossilführender Kalke darüber und knolligen Kalken im Hangenden. Der Vulkanismus läßt sich sowohl zeitlich als auch petrographisch mit dem der Südalpen parallelisieren.

UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE
Bei der Aufnahme eines geologischen Profils durch die anisischen Ablagerungen im Graben unterhalb der Kranzwand (Wabenriegel) an der Südseite des Dobratsch (STREHL, 19ro) fielen dem Verfasser Rollstücke aus grüngrauer, blasiger Lava auf. Diese treten am Hang wenige Meter westlich des Grabens oberhalb von etwa 800 m Seehöhe recht häufig auf. Im Graben selbst sind Lavarollstücke erst unterhalb von etwa 600 m Seehöhe häufiger zu finden. Ferner " kommen im Graben in 720 m Seehöhe in einer Hangbrekzie, die ganz überwiegend aus karbonatischern Material besteht, einzelne verbackene Lavafragmente vor.
Die anstehende Lava konnte etwa 100 m westlich des Kranzwandgrabens in 1075 bis 1090 m Seehöhe gefunden werden (s.Abb.1 ). Sie hat eine Mächtigkeit von mindestens 20 m und unterscheidet sich schon dadurch von den bisher am Dobratsch bekannt gewordenen Vorkommen. Zwei weitere, kleinere Lavaausbisse wurden im Kranzwandgraben in 1030 und in 1050 m Seehöhe entdeckt.
In der Literatur sind aus dem Bereich oder Kranzwand (Wabenriegel) bisher keine Laven beschrieben worden. COLINS & NACHTMANN (1974) führen lediglich einen zwischen der Roten Wand und dem 'Nabenriegel verfolgbaren, bis zu 40 m mächtigen Tuffhorizont an.
Das mächtige Lavavorkommen läßt sich über einige Zehnermeter in E-W-Richtung verfolgen. Der schichtparallele Lavakörper liegt zwischen dem oberanisischen Zwischendolomit im Liegenden und weißgrauen, m-gebankten, etwas knolligen Kalken vermutlich unterladinischen Alters im Hangenden. Die Obergrenze der Lava streicht und fällt mit 140°/40°NE; die Liegendgrenze der Lava ist nicht aufgeschlossen. Analog zu den Ergebnissen von PILGER und SCHÖNENBERG (1958) sowie COLINS & NACHTMANN (1974) müßte die Grenze Anis/Ladin zwischen dem Zwischendolomit und der Lava verlaufen. Rote Kalke konnten nicht beobachtet werden.
Die Lava ist in frischem Zustand dunkelgrau bis grüngrau; dicht und von zahlreichen kleinen weißen und dunkelgrünen Mandeln erfüllt, deren Querschnitt rund, oval bis länglich gestreckt sein kann. auffallelend sind bis zu 10 cm große, unregelmäßig geformte Basenräume, die mit lamellar abgesetztem Calcit und freistehenden, bis zu 5 mm ! großen Calcitkristallen erfüllt sind. Stellenweise ist das Gestein auch mit tafelig abgesetztem Calcit dicht durch ädert. Auch die blasenfreie J Java erweist sich oft als ziemlich kalkhaltig und zeigt dann eine deutliche Reaktion auf verdünnte Salzsäure. Dieser Karbonatreichtum dürfte auf Assimilation von anisischen Kalken und Dolomiten zurückzuführen sein, die beim Aufstieg des Magmas von diesem losgebrochen, mitgerissen und verzehrt wurden (BARTH, 1960). Nicht alle in das Magma gefallenen Nebengesteinsbruchstücke wurden auch von diesem aufgenommen. Das beweisen einige deutlich gefrittete Kalkfragmente, die teilweise zonar unterschiedlich bunte Sinterfarben zeigen. Die Lava ist deshalb so blasig, weil die bei der Assimilation von Kalken und Dolomiten freiwerdende Kohlensäure den Gasgehalt des Magmas erhöht (RITTTANN, 1960). Karbonatische Vulkanite wurden auch von SCHLAGER(1963) von der Mussen, westlich des Gailberg-Sattels, beschrieben.
Unter dem Mikroskop ist die Grundmasse reich an kleinen leistenförmigen Plagioklasen. In ihr treten als Einsprenglinge zonar gebaute Plagioklase auf, die weitgehend serizitisiert sind. Die Grundmasse besitzt einen hohen Anteil an Glassubstanz und opaken Mineralien. Die kleinen -glasen sind entweder von Calcit oder von Chlorit erfüllt. Analog zu den bisher am Dobratsch bekannten Lavavorkommen handelt es sich aufgrund der Befunde mit groJ3er Wahrscheinlichkeit ebenfalls um einen Andesit.
Im unteren Teil des Lavavorkommens ist ein 1,5 m mächtiger grober Tuff eingeschaltet. Er besteht aus braungrauen und grüngrauen Lavastückchen und kalkigem Zement und ähnelt sehr dem groben Tuff im Rupa-Graben. Das 100 m östlich in der Schuttrinne, im eigentlichen Kranzwandgraben, in 1030 m Seehöhe aufgeschlossene kleine Lavavorkommen zeichnet sich dadurch aus, daß in der grüngrauen, dichten Lava neben gefritteten Kalkstücken auch bis zu 6 cm große Drusen auftreten. Letztere enthalten eine etwa 1 cm dicke Rinde aus eisenschüssigern Calcit mit 1 mm mächtigem Brauneisenüberzug, auf dem schone freistehende, bis 3 mm große Calcitkristalle mit rhomboedrischern Habitus und von bläulichweißer Farbe aufgewachsen sind. Das darüber in 1050 m Seehöhe gefundene Lavavorkommen besteht aus 5 m mächtiger, braun und grün verwitternder grauer, blasiger Lava mit kleinen, meist calciterfüllten Blasenräumen. Im Hangenden folgen wie beim mächtigen Lavavorkommen grobgebankte, weißgraue, etwas knollige Kalke. Der Verfasser fand außerdem etwa 500 m westlich des Kranzwandgrabens in etwa 1000 m Seehöhe in einer Geröllhalde neben Rollstücken von agglomeratischem Tuff aus bis zu 10 cm großen Lavafragmenten und kalkigem Bindemittel auch einige Brocken aus grüngrauer, dichter Lava, die beweisen, daß sich das Lavavorkommen nach Westen hin fortsetzt.
Aufgrund der beschriebenen Lavavorkommen kann im Bereich des Wabenriegels ein Eruptionszentrum des mitteltriadischen Tulkanismus am Dobratsch angenommen werden.

LITERATUR:


BARTH, T.F.W. (1960): Die Eruptivgesteine. In: BARTH, T.F.W., CORRENS, C.W., ESKOLA, F. (1960): Die Entstehung der Gesteine. 2.Aufl., S. 1-115; Berlin.

COLINS, E. & NACHTMANN, W. (1974): Die permotriadische Schichtfolge der Villacher Alpe (Dobratsch), Kärnten.Geol.Paläont. Mitt. Innsbruck, 4, 2:1-43; Innsbruck.

PILGER, A., & SCHÖNENBERG, R. (1958): Der erste Fund mitteltriadischer Tuffe in den Gailtaler Alpen (Kärnten).Z.deutsch.geol. Ges., 110, 1.Teil: 205-215; Hannover.

RITTMANN, A. (1960): Vulkane und ihre Tätigkeit. 2.Aufl., 336 S.; Stuttgart.

SCHLAGER, W. (1963): Zur Geologie der östlichen Lienzer Dolomiten. - Mitt. Ges .Geol. Bergbaustud. Wien, 13: 41-120; Wien.

STREHL, E. ( 1960): Neue Funde mitteltriadischer Tuffe in den Gailtaler Alpen (Kärnten). - Carinthia II, 70: 28-35; Klagenfurt.

STREHL, E. (19RO): Ein Idealprofil durch das Unteranis des Dobratsch (Villacher Alpe), Kärnten. - Der Karinthin, 83.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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