Schulz O. / 1958

  Die Pb -Zn -Vererzung; der Raibler Schichten im Bergbau Bleiberg-Kreuth (Gube Max), als submariner Lagerstättenbildung.

Von Oskar SCHULZ, Innsbruck.

Da sich die Publikation der durch die vorläufige Mitteilung im Anzeiger der math. -naturw. Klasse der Österr. Akad. d. Wiss. 1956, Nr. 15, angekündigten und im Juni d.J. abgeschlossenen Arbeit "Die Pb-Zn-Vererzung der Raibler Schichten im Bergbau Bleiberg-Kreuth (Grube Max), als Beispiel submariner Lagerstättenbildung" infolge Druckschwierigkeiten verzögert, wird hier ein Auszug aus der Zusammenfassung, betreffend die Genese der Vererzung, vorgelegt.
Die abbauwürdigen Erze der Cardita-(Raibler) Schichten (vorwiegend Zinkblende, Schalenblende, daneben Bleiglanz, auch Pyrit, Markasit, mit Begleitmineralen Fluorit, Quarz, Karbonat) treten im 1. Zwischendolomit und zwar i.a. im Abstand von 11 -24 m, fallweise auch rund 47 m vom 2. Schiefer auf. Diese Erzkörper stehen manchmal miteinander in Verbindung. Die Erzlager verlaufen wohl ungefähr schichtparallel, doch sind bei genauer Betrachtung auch Abweichungen festzustellen. Die max. 6.5 m mächtigen Haupterzkörper, deren Vererzungsgrad im Streichen und Fallen wechselt, sind in bezug auf das Nebengestein "epigenetisch". Sie sind Ausfüllungen eines schräg in das diagenetisch bereits etwas verfestigte Sediment eingeschnittenen, submarinen Reliefs, z.T. mit Hohlräumen. Dieses wird auf untermeerische Beben zurückgeführt, wodurch der Meeresboden unterschiedlich einige Meter tief in ein großes Mosaik zerbrochen ist. Gleichzeitig oder anschließend erfolgte durch extrusive Exhalationen oder Thermen Stoffzufuhr in das Meerwasser. Entstandene Spalten wurden durch mechanische Erosion (Strömung) und chemische Auflösung erweitert. Nach Ausfällung von Zinkblende, Quarz, untergeordnet Eisenbisulfid und möglicherweise auch von Bleiglanz, erfolgte mechanische Anlagerung dieser, meist idiomorphen Körnchen zusammen mit Dolomitpelit, Tonsubstanz und Bitumen, z.T. als mm-Feinschicht-Rhythmite. Für Flußspat wurde nur chemische Anlagerung beobachtet. Der im Erzsediment manchmal größere Bitumengehalt als im tauben. Pelit wird auf Vergiftung des Meerwassers und dadurch erhöhtem Verenden von Plankton zurückgeführt. Besonders im Liegenden der relieffüllenden Sedimente sind resedimentäre Breccien zu beobachten. Metasomatische Platzergreifung spielt eine wesentliche Rolle.
Geopetale und polare Gefüge sind häufig. Sie erlauben die Feststellung, daß die mechanische Anlagerung des Erzpelites vor der allgemeinen, tektonischen Schichtverstellung erfolgt ist.
Rein externe, syngenetische, mechanische und chemische Anlagerung von Erzfeinschichten (ebenfalls in unverstellter Lagerung) in neun verschiedenen Phasen, allerdings meist nur in geringer Schichtmächtigkeit, wurde nachgewiesen.
Es wurden Übergänge von Erzrhythmiten in Dolomitpelitrhythmite gefunden und zwar sowohl im Liegenden und Hangenden, als auch in der streichenden Fortsetzung derselben.
Typisch mechanische Anlagerungsgefüge (Schräg- und Kreuzschichtung, resedimentäre Feinkonglomerate), paradiagenetische Durchbewegungen der Erzfeinschichten und des Erzsedimentes des Haupterzkörpers mit Bildung paradiagenetischer Deformationsbreccien (z.T. Inhomogenitätsbreccien) sind häufig nachzuweisen. Para- und postdiagenetische Umkristallisationen und Lösungsumlagerungen von Erzen, Fluorit, Karbonat und etwas Quarz sind nachweisbar.
Ein primäres Einschieben von Erzkörpern in bestimmter Richtung innerhalb der Schichtung ist hier nicht gegeben, es wird aber von hier aus nicht für andere Bereiche ausgeschlossen. Primäre Teufenunterschiede fehlen.
Für die meist nur spurigen Vererzungen im Wettersteinkalk-Keil wurde bisher nur chemische Anlagerung beobachtet u.zw. vorwiegend in postdiagenetisch (tektonisch) entstandenen Fugen. Die für den Bergbaubetrieb wichtigen Arbeitsergebnisse sind gesondert zusammengefaßt.
Die Lagerstätte scheint mir genetisch am besten als "extrusivsedimentär" bezeichnet, in dem Sinne, daß für ihre erste Entstehung Ausfällungen aus einem extrusiven Stofflieferanten karnischen Alters, mit submariner mechanischer und chemischer Anlagerung als wesentlicher Vorgang in Frage kommt.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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