Kostelka L. / 1956

  Ein Coelestinvorkommen in Kreuth bei Bleiberg.

Von L. KOSTELKA, Kreuth b. Bleiberg.

Vor einigen Jahren sind Coelestine aus dem Antonischacht in Kreuth bei Bleiberg bekannt geworden, deren Fundortangabe jedoch nicht überprüft werden konnte. 1). Erst vor kurzem ist es gelungen, den Fundpunkt festzustellen und diesen näher zu untersuchen.
Das vom Antonischacht aus aufgeschlossene Hauptvererzungsgebiet wird nach Osten von der sogen. Wolfgangkluft begrenzt, einer NW streichenden Störung, bei der die östlich davon gelegene Kalkscholle relativ höher liegt als die westlich davon gelegene, vererzte Scholle.
Die in den oberen Horizonten zum grossen Teil bereits abgebauten Erzkörper, die sogen. Weingartenverhaue, Guidoverhaue usw., werden durch die Wolfgangkluft nach Osten hin begrenzt, während die Hangendbegrenzung eine Überschiebungslinie ist, die die hangenden Wettersteinkalkschichten streckenweise abgeschert hat. Teilweise führt diese Überschiebung ein mehrere Meter mächtiges Paket von Raibler Tonschiefer. Als Ausgleichsstörungen in der Folge der äußerst starken, tektonischen Beanspruchung entstanden eine Reihe von NO-streichenden Störungen, an denen die Druckverhältnisse, wie auf Grund der dort häufigen Bergschläge festgestellt werden kann, auch heute noch nicht ausgeglichen sind. Am Fr. Josefhorizont wurde im Bereich der Guidoverhaue, in der Nähe der Wolfgangkluft und der Überschiebungslinie seinerzeit eine Suchstrecke vorgetrieben, deren Ziel das Aufsuchen und die Ausrichtung einer oftmals erzführenden Schichtfläche (Hauptsüdschlagfläche) war. Die Suchtätigkeit war erfolglos, da, mit Ausnahme geringer ZnS-Spuren, keine Erzaufschlüsse erreicht werden konnten.
Da die kurze Verfolgung der Zn-Spuren zu keiner Anreicherung führte, wurden die Arbeiten eingestellt. Zufälligerweise erfolgte dann bei einer wesentlich späteren Begehung die Feststellung,. daß die Coelestine aus diesem aufgelassenen Suchschlag stammen. In rund 30 m Entfernung von der Überschiebungslinie tritt eine NO-streichende Störung auf, deren horizontal gemessene Sprunghöhe auf dem ca 8 m darüber liegenden "alten 5. Lauf“ ungefähr 7 m beträgt. Diese Störung wurde seinerzeit ausgerichtet und, nach Aufschluss der gesuchten, edlen Fläche, diese bis zur Überschiebungslinie verfolgt.
Die Nordoststörung ist von einer tektonischen Wettersteinkalkbreccie begleitet, die im Verlauf der Kluft gegen Südwesten hin von einem linsenförmigen Vorkommen eines grünen Mergeltones abgelöst wird.
In diesem grünen Mergelton, bzw. an der Grenze dieses Gesteins gegen die Bruchstücke des Wettersteinkalkes, treten kleine Hohlräume auf, die z.T. mit Kalzit ausgekleidet sind, die aber auch fallweise Coelestinkristalle enthalten.
Einige Analysen sollen über die Herkunft des Strontiums einige Anhaltspunkte liefern.
Der Durchschnitt der Flotationsberge im Jahre 1955 (102.999 t) enthielt
0,03 % SrSO4.
Eine Probe aus der tektonischen Breccie des Wettersteinkalkes, der die Coelestine am Fr. Josefhorizont vorkommen, ergab einen Gehalt an SrSO4 von 0,05 %.
Auffallend ist dagegen der hohe Gehalt an SrSO4 des grünen Mergeltones, wie dies aus der untenstehenden Gesamtanalyse hervorgeht:
PbCO3                      0,05 %.
PbS                         0,17 %
ZnCO3                     0,12 %
ZnS                         0,16 %
Fe2O3                      0,40 %
FeS2                        5,28 %
A12O3                     15,88 %
SiO2                         9,39 % 
MgCO3                    19,22 % ‚
CaCO3                    43,10 %
CaSO4 x 2H2O            2,63 %
BaSO4                      0,01 %
SrSO4                       0,11 %
CaF2                        0,29 %
Summ e                  96,81 %

Es ist daher naheliegend, in dem grünen Mergelton das Strontium zu vermuten, das durch die Tektonik und die zirkulierenden Wässer mobilisiert wurde und mit Kalkspat zusammen -in den kleinen Hohlräumen auskristallisierte.
Da ein grüner Ton in Bleiberg-Kreuth, sowohl in den Hangendschichten des Wettersteinkalkes (zerrissenes Dreierlager, Dreierlager) vorkommt, als auch ein häufiges Kennzeichen der liegenden Schichtflächen (mehr als 120 m unter der Oolithbank) darstellt, wurden von 2 entsprechenden Vorkommen Proben entnommen und ebenfalls Laboratorium Kreuth analysiert
Probe 1 stammt vom Dreierlager u. zw. vom 8. Lauf West und ergab einen Gehalt an SrSO4 von 0,04%
Probe 2 wurde einer liegenden Schichtfläche aus dem Gebiet der Zehnerkluftvererzung vom 8. Lauf entnommen und wies einen Gehalt SrSO4 von 0,05% auf.
Die grünen Mergeltone weisen demnach nicht überall einen deutlich höheren Gehalt an SrSO4 auf als das Nebengestein.
Anderseits wird von H. Vorsteher KALT (Rudolfschacht) daß er im Revier Rudolf beim Pflockschachtlager einen Coelestin gefunden hätte. Dieser Umstand gestattet die Annahme, daß die grünen Mergeltone, die fallweise auch als Grundmasse der schwarzen Breccie Pflockschachtlager auftreten, SrSO4 angereichert enthalten.
Wenn zirkulierende Wässer dieses Strontium mobilisiert haben, kommt es dann - unter den notwendigen Voraussetzungen zur Bildung des Coelestin.

1) H. MEIXNER, Neue Mineralvorkommen aus den Ostalpen I. Heidelberg. - Beitr. z. Min. u. Petr., 2., 1950, 195-209, bes. 195-197.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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