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Neue Molybdänsulfidvorkommen
von Bleiberg-Kreuth.
Von Ludwig KOSTELKA, Kreuth bei Bleiberg.
Im Sommer 1948 wurde im Revier Rudolfschacht-Friedrich, im Wettersteinkalk
ein Vorkommen von Molybdänsulfid und Ilsemannit entdeckt, das von HOLLER
in der Folge 4 des Karinthin (Jänner 1949) unter Molybdänglanz"
eingehend beschrieben wurde. In der Folge zeigte Meixner (Karinthin, Folge
6, 1949, S.109/110; Berg- u.- Hüttenmänn. 95., 1950, 34/42; Carinthia II,
139/140., 1951, 39-51), daß in diesem Falle noch amorphes MoS2
dem als Mineral der Name Jordisit zukommt, vorliegt. Das Vorkommen liegt
im Wettersteinkalk, in einer, mit Kluftschiefer erfüllten Störungszone.
Als Begleitmineral wurden ausserdem geringe Mengen von Molybdänocker
festgestellt. Durch die Intensivierung der Suchtätigkeit des Bergbaues in
den karnischen und norischen Schichten sind in den letzten Jahren einige
neue Vorkommen von MoS2 erschlossen worden. Diese neuen Aufschlüsse
sollen kurz beschrieben werden. Einige dieser Funde sind inzwischen auch
schon von E. SCHROLL (Sonderheft 2 d. Österr. Min. Ges., 1953, S.13) erwähnt
worden.
Fundpunkt 1:
Am Horizont des Thomasstollen im Westen der Lagerstätte, Seehöhe 991 m,
wurde MoS2 mehrfach in einem Dolomit gefunden, der zwischen den
beiden liegenden karnischen Tonschieferhorizonten auftritt. Die Fundpunkte
liegen ca. 120 munter der Tagesoberfläche und zeigen keine Veränderungen
durch deszendente Wässer. Ilsemannitbildung ist nirgendwo festzustellen
und Molybdänocker in nur sehr sehr geringen Anflügen zu beobachten. Das
MoS2 ist entweder als dünner Überzug ausgebildet, oder als
erdige Masse, deren Substanz größtenteils aus den Tonschiefern stammt.
Der Dolomit ist stark gestört, der Jordisit kommt immer in der Nähe von
NW oder O-W streichenden Klüften vor.
Der ergiebigste Fundpunkt liegt zwischen starken, WNW streichenden Störungen
südlich des Vermessungspunktes 1519. Der Dolomit ist in einer ungefähren
Mächtigkeit von 2 m Jordisitführend. Die Vollanalyse des Hauwerkes einer
30 cm dicken Schußprobe ergab folgende Zusammensetzung:
Mot (total)
1,09 %
entspricht MoS2
1.58%
Mo wasserlösl. 0,14 %
Mo3O8x12H2O 0,31%
Fet
0,67 %
FeS2
1,07%
CaO
33,08 %
Fe2O3
0,24%
MgO
16,57 %
CaSO4 x 2H2O
0,99%
BaSO4
0,11 %
MgCO3
34,65.%
SiO2
0,07 %
Al2O3
0,54%
St
1,40 %
BaSO4
0,11%
SO4
0,59 %
SiO2
0,07%
CO2 44,11 % H2O 0,12%
Bitumen
nb
99,46%...
Die
anderen Fundpunkte treten auf einer Stollenlänge von rund 120 m auf. Der
oben näher beschriebene Fundpunkt ist der westlichste Aufschluß.
Fundpunkt 2:
Am Jakobihorizont, Seehöhe 867 m, Überlagerung rd. 190 m, tritt entlang
einer jungen, NW gerichteten Störung, MoS2 an mehreren Stellen
auf. Meist wird das Mineral in den die Störung begleitenden
Kluftschiefern angetroffen und nur sehr selten ist es als metallisch glänzender
Überzug an den Bruchflächen des Gesteins in der Nähe der Bewegungsfläche
zu finden.
Sekundäre Bildungen sind nicht festzustellen.
Die Strecke, die der Kluft folgte und in der das Molybdänsulfid zwischen
den Vermessungspunkten 1329 bis 1409 beobachtet wurde, ist nicht mehr
befahrbar.
Fundpunkt 3:
Ebenfalls am Jakobistollen, jedoch am sogenannten Westschlag wurden rund
20 m westlich des Vermessungspunktes 11396, MoS2 in den dort
stark gestörten Dolomitschichten aufgeschlossen. Die stratigraphische
Zuordnung des Dolomites ist nicht sicher, wahrscheinlich handelt es sich
aber um liegende Partien des norischen Hauptdolomites. Das Mineral tritt
hier in einer Schichtfläche auf, die jedoch so stark gestört ist, daß
sie weder im Streichen, noch im Fallen auf mehr als 1-2 m verfolgt werden
kann. Rund 10 m östlich des Vorkommens fällt eine starke, NNW
streichende und mit mylonitisiertem Dolomit erfüllte Störung über die
Strecke. Ca. 5 m westlich des Mineralaufschlusses ist eine deutliche NW-Störung
bekannt.
Die Bruchflächen der stark gestörten Schichtbank sind mit metallisch glänzenden
Häutchen von MoS2 überzogen. Obwohl gerade an der Stelle des
Vorkommens reichlich Tropfwasser festzustellen ist, konnten k ein e
Oxydationserscheinungen beobachtet werden.
Fundpunkt 4:
Rund 1,5 km westlich der Lagerstätte Kreuth ist im sogen. Schneidergraben
der Schurfstollen "Olga" angeschlagen.
Beim Ausschießen der Fundamentgruben für die Bunker der Seilbahn
Bergstation wurde ca. 1,20 m unter der Tagesoberfläche MoS2 in
dem stark zermürbten Dolomit aufgefunden. Die Schichten sind sicher
norischer Hauptdolomit. Auch hier waren es dünne, metallisch glänzende
Überzüge auf den Bruchflächen des Dolomit.
Im Hinblick auf die Lage des Fundpunktes unmittelbar unter der Tagesoberfläche
ist es bemerkenswert, daß es auch hier nicht möglich war, Anzeichen von
Umwandlungen des „Jordisit“ festzustellen.
Fundpunkt 5:
An einer O-W streichenden Kluft im Olgastollen wurde im Dolomit ebenfalls
kolloidales Molybdänsulfid aufgeschlossen. Die Höhenlage des Dolomites
kann mit 50-60 m über dem 3. Schieferhorizont angegeben werden, also
liegendes Nor. Der Fundpunkt liegt 6 m südöstlich des Vermessungspunktes
124. Eine Beprobung ergab neben Mo auch einen Halt von Pb und Zn:
Mo 0,112 %
Pb 0,080 %
Zn 0,240 %
Oxydationserscheinungen waren auch an diesem Fundpunkt nicht zu
beobachten, obwohl die Überlagerung an dieser Stelle nicht sehr groß
ist.
Fundpunkt 6:
Im Gegensatz zu den vorher beschriebenen 5 Fundpunkten liegt die
Fundstelle 6 im Wettersteinkalk und zwar ähnlich wie die von HOLLER
beschriebene Art des Auftretens, in einer mit Kluftschiefer erfüllten Störung.
In der Josefischolle, südlich des alten Antonirevieres wurde in der Nähe
des Pflockschachtlagers am 10. Lauf, östlich des Vermessungspunktes 17487
kolloidales Molybdänsulfid festgestellt.
Von den alten, z.T. unsicheren Fundangaben abgesehen, liegen zwei von den
in letzter Zeit entdeckten Vorkommen im Wettersteinkalk, während 5
Aufschlüsse von "Jordisit" in den Schiefern und Dolomiten der
karnischen und norischen Stufe gemacht wurden. Bemerkenswert ist, daß
auch die zwei im Wettersteinkalk gelegenen Fundpunkte scheinbar gesetzmässig
an das Auftreten von eingwalzten oder eingepreßten Tonschiefern des Karn
gebunden sind. Wie überhaupt unser Molybdänsulfid immer in tektonisch
sehr stark beanspruchten Gesteinspartien auftritt.
Diese Bindung des kolloidalen Molybdänsulfides an die karnischen und
norischen Gesteine spricht - besonders im Hinblick auf die für diese
Gesteine angenommene Art der Entstehung - für eine sedimentäre
Ablagerung des Molybdäns, das uns heute als "Jordisit" entgegen
tritt. Durch regionale Untersuchungen der in Betracht kommenden Gesteine
in den südlichen (und auch in den nördlichen) Kalkalpen müßte hier die
eindeutige Bestätigung dieser Annahme möglich sein. Nach einer - in
diesem Zusammenhang sehr interessanten Mitteilung von Herrn Ing. ZORC (Mezica)
-wurde dort in den letzten Jahren ebenfalls Jordisit gefunden und zwar in
Blei-Zinkabbauen, die nur wenig unter dem dort stark gestörten ersten
Schiefer liegen. Der Jordisit kommt dort zusammen mit stark oxydierten
Bleiglanz und Wulfenit vor. Diese sedimentäre Entstehung des Jordisit
jedoch läßt meiner Meinung nach keine Schlüsse auf die Bildung der
Pb-Zn Erze zu, da dort die Verhältnisse gänzlich andere sind.
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