Plojer K. / 1952

 

„Beschreibung des Bleybergwerkes zu Bleyberg bey Villach in Kärnten“

Geschichte, Mineral vorkommen, Bergbau und Hüttenwesen in  einer Darstellung aus dem Jahre 1783, von K. Ployer. 1)
3. Geologischer Aufbau und Mineralvorkommen.2)


59: Nun trift die Reihe die Stein- und / Erztarten, die in diesem Gebürge anzutreffen / sind.
Die Villacheralpe und das Erztgebürg/ und überhaupt alle Gebürge disseits des/ Trauflußes (so wie im Gegentheil alle jen-/seitige Gebürge Granit Gebürge sind) beste-/hen aus blossen einförmigen Kalkstein, wel-/ ches der Lapis calcarius aequabilis albus, / Wallerii, oder der Lapis calcarius particulis/ impalpabilibus, Cromstettii ist. In dem in-/neren Bleyberg bricht, wie ich schon gesagt/ habe, neben besagtem weissen Kalkstein, auch/ ein grauer, Lapis calcarius aequabilis griseus./ Wallerii, welche beyde Kalksteine den Gang/ ausmachen. Der 15 bis 20 Klafter mächtige/ Schiefer der im hangenden des Gangs vor-/ liegt, ist die 160te Gattung des Vlallerii,/ nämlich, Schistus niger, rasura cinereus sic,-/ cus, macer, consistentia solidiori, marga-/ceus, cum acidis effervescens.
In dem Kalkstein der Villacheralpe wer-/den keine versteinerungen gefunden, welches/ einige auf die Gedanken brin
60: gen könnte, die-/ses Gebürg für ursprünglich zu halten; hin-./. gegen trift man in dem Erztgebürg so viele/ Versteinerungen an, daß man gar nicht läug-/ nen kann, daß selbes ihren ursprung einer/ Ueberschwemmung zu danken hat. Mitten/ im dichten Kalkstein werden sogar am Gipfel/ des Gebürges eine Menge Kerne von den/ Herzmuscheln in verschiedener Größe gefun-/ den; in dem gelben Bleyspath hat man Tur-/ biniten angetroffen, wovon der Abt Wulfenl/ in seiner Beschreibung von diesen Bleyspathen/ einen hat abzeichnen lassen; und in dem Schie-/ fer des äusseren Bleybergs brechen Anomiae/ striatae, im inneren Bleyberg hingegen der/ prächtige opalisirende Muschelmarmor, der/ in dem 3ten Band der Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Berlin beschrieben/ ist. Auch:giebt es ganze Steinbrüche von / braun und schwarzgefleckten Lumachellen, die/ eine schöne Politur annehmen, und einen/ prächtigen Marmor abgeben, die Konchylien/ sind aber so sehr verwittert, daß ihre Figur / ganz unkenntlich ist. Das Wasch- und Han-/ delhaus in Greit ist ganz von dieser Luma-/ chelle erbaut.

1)Zur Feststellung des Verfasser vgl. G. Mutschlechner, Karinthin, Folge 16, S.94.
2) Die beiden ersten Teile gelangten bereits zum Abdruck: "Karinthin", Folge 14, S. 32-42 und
Folge 15. Seite 61-65.

Die Bergarten, die in den Gängen brechen/ sind folgende." Spatum calcareum rhombeoidale album dia-/ phanum.
61, Spatum calcareum crystalisatunl album,/ crystalis diaphanis trigonis utrinque/ pyramidatis, prismate nullo interme-/ dio. Bornii.
--Crystalisatum album pellucidum, cry-/ stalis aggregatis prismate hexaedro / planis tribus angustioribus, tribus la-/ tioribus, apice triquetro. Bornii.
--bleystallisirter und undurchsichtiger aus/ zwo gleichen sechsseitigen pyramiden,/ die mit ihren Grundflächen zusammen-/ stossen, und zu ihren Seitenflächenl Dreyeck haben. Schweinszähne.
--ebendergleichen mit flach auslauffen-/ den Winkeln, unordentlich fünfeckig-/ ten Seitenflächen, und 6 kleinen ge-/ schobenen Vierecken zwischen beyden/ pyramiden. Siehe Gmelins linnei-/ sches Natursystem, Mineralreichs 2terl Teil pag. 84 und 85.
Weisser durchsichtiger schimmernder Gyps.
Himmelblauer durchsichtiger Gyps, derglei-/ chen in den Salzwerkern bricht.
Schwerer Gypsspath, Tuhgspath,
Weisser durchsichtiger würflichter Gypsspath. Grünlichter durchsichtiger würflichter Gyps-/ spath, der dem grünen sächsischen Fluß-/ spath gleicht.
Weisser undurchsichtiger rhomboidalischer/ Gypsspath..

62: Weisser lameloser undurchsichtiger Gyps-,/ spath mit runden aufrechtstehenden La-/ mellen.
-- --mit runden aus einem Centro ent-/ springenden und halb und ganze Ku-/geln formierenden Lamellen, worauf und/ zwischen welchen öfters die schönsten/ weissen Bleyspathe sitzen.
Bergpapier, Bergleder, Asbestus certicosus,/ albus, flexilis, membranaceus, mem-/ branis interdum tenuissimis, interdum/ crassioribus, paralellis Bibi impositistl Bornii.
Weisse gelbe und rothe Kreide, mit schwar-/ zen dendriten und zu Zeiten nlit eini-/ gen gelben Bleyspathen.
Von Bleyerzten giebt es folgende Gat-/ ungen.
Galena particulis cubicis majoribus) Bornii.
-- -- minoribus)
-- -- majoribus & minoribus micans.
-- -- majoribus oblique resplendens.
-- Textura chalybea, Wallerii. Stahl-/ dichtes Bleyerzt, vel Blumbum com-/ pactum continuum albo caerulescens./Bornii. Dasjenige Erzt welches zinkisch ist,/ ist mehr grau, welcher Unterschied im/ Schlich merkbarer als in Stuffen in/ die
63: Augen fällt.
Das weisse Bleyerzt im innerem Bley-/ berg hält im Durchschnitt 75. p. cto/ am Bley, und das graue oder zinki-/ sche alldort 56. das Bleyerzt im aus-/ sern Eleyberg aber und forderst von/ denen Grüben in Klok 80 bis 82 p. cto;/ gediegenes Bley hingegen, wie Wal-/ lerius inl 2ten Theil pag. .301 als eine, / obwohlen ungewisse, Nachricht anfüh-/ ret, ist bn Bleyberg noch nie gefundenl worden.
Galena crystallisata, pyramidibus tetraedris,/ basi conjunetis, prismate nullo inter-/ medio. Blumbum pyramidale. Pyra-/ midal Bleyerzt.
-- -- Pyrmuidibus aggregatis superficie po-/ lita.
-- -- mit weissen Bleyspathkrystallen be-/ streit.
-- -- mit würflichten Gypsspathkrystallen/ bedeckt.
-- -- mit weisser Galmeyerde überzogen.
-- -- mit zinkspathkrystallen bestreut.
Blumbum spatosum, crystalisatum, crysta-/lis albis pyramidatis hexaedris acau-/ libus.
-- -- Prismate & pyrarllide hexaedra. ) Bornii.
-- -- Crystalis polyedris albis )
-- -- dergleichen bleyfärbige undurchsichtige.
-- -- mit eingekehrten Winkeln.
64: Bleyfärbige undurchsichtige paralellogrammi-/ sche am tafelf'drriligen Rand zugeschlif -/ fene Krystallen.
-- -- mit vierseitigen degenfömigen weissen/ auf beyden Enden abgestumpften Kry-/ stallen. Zwey entgegengesetzte Winkeln/ sind, wie bey einem vierschneidigen/ Degen, sehr stumpf, und die ande-/ ren zwey sehr spitzig.
-- -- von dreyseitigen schwarzen Pyramiden ohne Prisma, schwarze Bleyspathkry-/ stallen genannt. Diese schliessen am/ Tag nach vorhergegangener Verwitte-/ rung an, und scheinen schwarz, weil/ sie auf einem schwarzen oder dunkel-/ braunen Bleyöker sitzen; betrachtet man/ sie hingegen mit einem guten Vergrö-/ ßerungsglas, oder hält sie horizontal/ für das Aug, so zeigen sie sich weiß.
Gelbe. lamllose, durchsichtige, aufrechtste-/ hende Bleyspathkristallen von nachste-/ henden Figuren.
--achteckigte dünne durchsichtige Lamellen
-- -- -- mit lichterem Rand
-- -- -- mit dunklerem Rand
-- -- -- mit einem vierecktigten lichten/ Mittelfeld dessen Ecken sich an/ die breite Seite der Krystallenl schliessen.
-- -- -- ebendergleichen mit einem dunk-/ lern Mittelfeld.
65 Gelbe achteckige dicke undurchsichtige Lamel-/ len mit abgeschliffenen Rand.
Diese sitzen meistens auf krystallisirten/ Kakspath, und sind von selbem theils/ zum Theil, theils gänzlich inkrusirt.
An diesen Krystallen kann man auch/ die eigentliche und überhauptige Figur / der gelben Bleyspathe am besten ab-/ nehmen. Dann wer sehr viele gelbe/ Bleyspathe gesehen hat, wird wissen,/ das diejenigen Krystallen, die einzeln/ stehen, entweder würflicht, meistentheils/ aber lamellos achtseitig sind, woraus/ folgt, daß hauptsächlich nur diese 2. Figuren dem gelben Bleyspath eigen, / die übrigen aber nur zufällig, und/ entweder aus Mangel eines hinlängli-/ chen Raums oder aus Zusammenhäuf -/ fung und Zusammenfliessung mehrerer/ Krystallen entstanden sind.
-- -- ebendergleichen mit gleichgroßen Sei-/ ten, und auf beyden Seiten konvexe,/ insgemein linsenfömige genannt.
-- -- viereckigte durchsichtige dünne La-/ mellen mit hellem Rand.
-- -- -- mit dunklern Rand
-- -- -- mit einem viereckigten rothen / Mnittelfeld.
-- -- -- mit einem dergleichen schwarz-/ zen Mittelfeld.
66: Gelbe rhomboidalische von vorhergehenden/ Gattungen. --kubische undurchsichtige grosse und kleinel Krystallen. keilförmige dicke undurchsichtige.--

-- kleine gelbgrüne vielseitige zusammengehäuf-/ te Krystallen.
-- Lamellen von irregulärer Figur und von/ der Größe eines Hellers bis zur Grö-/ ße einer flachen Hand, welche mit ei-/ ner rothbraunen Mergelerde zusammen/ verbunden sind.
-- nadelförmige, hievon ist erst ein einziges/ Stück vorgekommen, welches wie alle/ übrige gelbe und weiße Bleyspathe von/ Abt Wulfen beschrieben und abgezeich-/ net worden.
Rothe lamellose, und
Rothe pyramidenfömige Bleyspathkrystallen.
Die gelben Bleyspathe sind eine Verlassen-/ schaft der Vorfahrer. Sie sind am häufig-/ sten im Mathei Stoln im aussern Bleyberg/ beynahe in der mittleren Höhe des Gebür-/ ges gebrochen. Auf der Halden dieses Ma-/ thei Stolns liegt fast kein Stück, worauf/ man nicht dergleichen verwitterten Bleyspath/ siehet. Die Alten müssen also diese Gat-/ tung Erzt entweder nicht gekannt, oder wel-/ ches noch wahrscheinlicher ist, mit ihrer/ Schmelzr maipulation nicht haben zu guten/ bringen können.
67: weswegen sie dasjenige, ./. was in Gesellschaft anderen Bleyerztes er-/baut wurde, als taub und unnütz auf die / Halde warffen; das übrige aber, was eben/ nicht nötig zu verhauen ware, unberührter/in der Grube stehen liessen. Sie halten 45/ bis 50 Pf. am Bley.
Von Zinkerzten kommen folgende Gat-/ tungen vor.
Galmey weisser feinschaliger
dickschaliger
erhärteter
derber
getraufter
Zinkspath
geträufter kalzedonartiger
mit glasartiger Oberfläche
mit gefärbten Streiffen
Krystallisirter
mit paralellopedischen weissen
konzentrischen am Ecken
abgestumpften durchsichtigen Kry-/ stallen
dergleichen grünlichten
-- -- dicken undurchsichtigen
-- -- zusamuengeflossenen drusti-/ gen.
Blende krystallisirte
bräunlichte
gelblichte
röthlichte phosphoresirende
68: Diese Gattungen brechen sammentlich in/ den Gruben im inneren Bleyberg./Es ist daher kein Zweifel mehr, daß es/ Zinkspath und zwar krystallisirten Zinkspath/ gebe, obwohlen in den deutschen von Gmel-/ lin übersetzten linneischen Natursystem len Bandes pag. 424. gesagt wird: Zinkspath/ sey nur ein Gesicht des Herrn von Justi,/ das nach ihm keiner gesehen hat; vielmehr/ ist dieses Gesicht dermalen nicht mehr neu,/ indem schon einige Zentner von diesen Zink-/ spathkrystallen in verschiedene Mineralienka-/ bineter verschickt worden.
Das Quergebürge, welches sich im in-/neren Bleyberg an das noch weiters fort-/ streichende Erztgebürg anschliesset, das bley-/ berger Thal abschneidet, und selbes gegen/ Mittag mit dem Gailthal vereinigt, und/ etwann eine Stund in der Länge beträgt, besteht aus ganz anderen Gesteinsarten, als/ die übrigen umliegenden Gebürge, die alle/ Kalkgebürge sind. Der Grund ist rotherl Sandstein, auf welchen Trapp aufgesetzt ist./ Dieser Sandstein wird in Bleyberg zur Oe-/ fenmaurung und Schleifsteinen verbraucht./ In und bey den Bach hingegen, der durch/ dieses Querthal fliesset, liegen eine Menge/ verschiedener Saxa composita und Quarzstucke,/ wovon man doch in keinem vorliegenden Ge-/ bürge einen Bruch siehet. Man findet dort./. 69: Quarzum purum album. Bornii. wel-/ cher phosphoresirt, wenn manf zwey Stücke zusammen reibt.
Den bayrischen Granit, aus grünlich-/ ten Quarz oder vielleicht Schma-/ ragdmutter mit kleinen rothen durch-/ sichtigen Granaten.
Grüner Scherl_, weisser Glimmer, und/ rothe Granaten, welcher dem obi-/gen dem Ansehen nach nicht un-/ gleich ist.
Grüner Scherl und Quarz.
Hornblende und Glimmer. Grünstein.
Mandelstein; rother Jaspis mit Ser-/ pentinhöllungen.
-- rother Jaspis mit Serpentin und/ Kalkspathhöllungen. Eine Quarz-Breccia, die Herr Hofrathf von Born beschreibt;
Brecciamf quarzosam fragmentis quarzi puri,/ micae argentatae & basaltis nigri,/ argilla cinerea conglutinatis; ist/ der gewöhnliche Mühlstein bey den / bleybergischen Ertzmühlen
Serpentinfels
aus Serpentin und Kalkspath
aus Serpentin und Jaspis.
Es ist mir jederzeit wunderlich vorge-/kommen, daß in den Bächen und Grüben/ der Kalkgebürge eine Menge glasartige/ Steine, Saxa composita und preccien ange./. troffen werden, wo man hingegen in denen/ Granit Gebürgen niemalen Kalktrümer fin-/ det. Diejenigen Naturforscher, die die Na-/ tur Begebenheiten in ihren Zimmern erklä-/ ren, ohne sich die Mühe zu nehmen die ver-/ schiedenen Werkstätte derselben zu besehen, nehmen ihre Zuflucht zu Ueberschwemmungen/ und glauben, weil die Granit Gebürge für/ die höchsten. angenommen werden, daß diese/ Steinarten von dorther durch ehemaligel/Wasserfluthen übertragen worden. Allein/ Leuthe, die eine Menge Gebürge mit Auf-/ merksamkeit besehen und bestiegen, und deren/ gegenseitige Lage mit Ueberlegung betrachtet/ haben, können dieser Meynung nicht so glat-/ terdings beystimmen. Durch Ueberschwem-/ mung müßten ebenso wohl Kalktrümmer auf/ den Abhang und Grüben der Granitgebürge/ seyn geführt worden, als es möglich ist, / das Granittrümer, auf Kalkgeblirg übertra-/ gen wurden. Aber auch Granittrümer, die/ der Meynung doch einige Wahrscheinlichkeit/ mittheilten, sind es nicht, die man in den/ Kalkgebürgen findet; sondern einzelne Quarz-/ stücke, zusammengesetzte Steine, und Breccien,/ wovon man weder in Granit- noch Kalkge-/ bürgen einige Anbrüche ausfindig machen/ kann. Vielleicht bin ich einmal im Standet,/ nach mehreren Untersuchungen die ich dieser-/ wegen alles Fleisses anstellen werde, et-/ was zuverlässiges zu sagen. Indessen kann ./. diese eingestreute Erinnerung denen Naturfor-/ schern Anlaß geben, ihrer Gewohnheit gemäß/ Hypothesen zu schmieden.
Schluß folgt.

Anzeige:
Im Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten ist soeben der II. Band von Hermann Wiessner, Geschichte des Kärntner Bergbaus erschienen. Er handelt von der Geschichte des Kärntner Buntmetallbergbaus mit besonderer Berücksichtigung des Blei- und Zinkbergbaus. ~ Im Rahmen einer Vereinbarung mit dem Geschichtsverein können unsere Mitglieder den Band zum Mitgliedspreis von S 35.-beziehen. Bestellungen sind an das Sekretariat des Geschichtsvereines, Klagenfurt, Museumgasse 2, mit dem ausdrücklichen Hinweis auf die Mitgliedschaft beim Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten, min.geol. Fachgruppe, zu richten, da nur unter dieser Voraussetzung die bedeutende Verbilligung gegenüber dem Normalpreis gewährt werden kann.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

zurück....