Kostelka L. / 1965 Textauszug |
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Eine
genetische Gliederung der Blei-Zinkvererzungen südlich der Drau
LUDWIG KOSTELKA Mit 2 Abbildungen, davon eine Beilage Die Kalkalpen südlich der Drau (Karawanken im Osten und Gailtaler Alpen bis Lienzer Dolomiten im Westen) stellen einen Gebirgszug von rund 200 km Länge dar. Auf diese Erstreckung sind -je nach gegenseitiger Abgrenzung -an die 66 Vorkommen von Blei-Zinkerzen bekannt. In den ladinischen, karnischen und vielleicht auch in den untersten norischen Schichten liegen etwa 56 Vorkommen, in den anischen Kalken rund zehn. Es käme daher ,in den ladinischen Camgiten auf etwa je 3,6 km –O-W-Erstreckung ein Vorkommnen, während die einzelnen, meist auch sehr kleinen, Praktisch bedeutungslosen Lagerstätten in den anisischen Schichten durchschnittlich 20 km voneinander entfernt wären. Die tatsächliche räumliche Verteilung zeigt Bereiche, in denen sich die Vorkommen häufen, während in anderen Abschnitten auf lange Erstreckung keine Blei-Zink-Erzführung bekannt ist. Die anisischen Vorkommen sollen hier nicht weiter behandelt
werden. Eine exakte Bearbeitung dieser auf die ganze Erstreckung der
Drau-Kalkalpen verteilten Lagerstätten ist zwar geplant, konnte jedoch
bis jetzt noch nicht durchgeführt werden. Die Beobachtung, daß die westlich von Bleiberg liegenden
Pb/Zn-Vorkommen Tscheckelnock und Mitterberg in stratigraphisch über dem
Wettersteinkalk liegende Horizonte aufsteigen, hat HOLLER bereits 1950
erkannt. Von der früheren Erklärung, daß dieses Aufsteigen in jüngere
Einheiten mechanisch zu erklären sei und seinen Grund in der synkinalen
Faltung, und den dadurch entstehenden Zerrzonen über den
Cardita-Tonschiefern hätte, ist HOLLER -nach mündlichen Mitteilungen
-wieder abgekommen. Befahrungen im Jahre 1962 und 1963 im Bereiche der Jauken,
im Westen der Gailtaler Alpen und im Bergbau Mezica haben mir
Beobachtungen erlaubt, deren gedankliche Weiterentwicklung Gegenstand
dieses Aufsatzes ist. Im Bergbau Mezica werden derzeit Vererzungen im
Wettersteinkalk bis 600 m stratigraphischer Entfernung unter dem
Carditaschiefer abgebaut und die Erzführung geht noch in die Sohle. Diese
Vererzung ist ein besonderer Typus, dessen Form und Aussehen zu Schlußfolgerungen
herausfordert. Wie im Bild, das mir freundlicherweise vom Bergbau Mezica
zur Verfügung gestellt wurde, zu erkennen ist, handelt es sich um eckige
Bruchstücke von Wettersteinkalk und zerbrochenes, sogenanntes Bodenerz
(nach W. SIEGL). Diese Bruchstücke sind mit Kalkdetritus, der Bleiglanz
und Zinkblende führt und reichlich Kalkspat aufweist, wieder verkittet
worden. Entscheidend jedoch ist, daß diese Vererzung zwar in der
Fortsetzung des sogenannten Unionluftsystems gegen das Liegende zu
auftritt, wohl auch eine deutliche Längserstreckung in der Richtung
dieser Störungszone aufweist (Nord=Süd), selbst aber an keine Störung
gebunden ist. Das Unionkluftsystem ist auf eine vertikale Erstreckung von
rund 550 m bekannt und vom hangenden Wettersteinkalk bis in dessen
liegenden Bereichen erzführend. Während jedoch dieses Kluftsystem in den
oberen Horizonten aus einer Reihe scharfer Bewegungsklüfte besteht,
handelt es sich bei den Vererzungen auf dem derzeit tiefsten Horizont (rd.
370 m SH) um einen scharfkantig zerbrochenen Kalk, der Anlagerungsgefüge
aufweist (Bodenerz) und dessen Bruchstücke dann bei einer gleichsinnigen,
wahrscheinlich längere Zeit andauernden Stoffzufuhr auch mit Erz
verkittet wurden. Es sind daher alle Merkmale eines sogenannten
Aufstiegskanals der Vererzung vorhanden, gleichzeitig aber der Hinweis auf
eine rhythmisch-feinschichtige Anlagerung (Bodenerz) gegeben, deren
Entstehung sowohl extern als 3um intern sein kann. Diese Untersuchung wäre
im allgemeinen sehr interessant, ist jedoch für die hier angestellten Überlegungen
nicht von ausschlaggebender Bedeutung. Ein Vorkommen von grünem Ton, das in einiger Entfernung
von der Vererzung bekannt ist, wurde im Zuge einer diesbezüglichen
umfangreicheren Arbeit zusammen mit W. SIEGL, Leoben, von diesem
untersucht, ohne daß ein eindeutiger Beweis für Tuff gefunden werden
konnte. Diesem Befund in Mezica, im äußersten Osten des
Drauzuges. stehen Beobachtungen gegenüber, die im äußersten Westen dei
Gailtaler Alpen, an der Jauken, ein davon ganz verschiedenes Bild ergaben.
Im Bereich der Jauken, westlich des triadischen Riffes des Reißkofels,
ist die fazielle Ausbildung der Schichten teilweise anders als östlich
des Riffes. Es ist zu erwarten, daß in dem mit der Riffazies verzahnten
Ostabschnitt der Jauken verschiedene Horizonte fehlen. Es ist aber ebenso
wenig zu übersehen, daß im westlichen Teil der Jauken -zumindest auf
deren Nordseite -alle drei Cardita-Tonschiefer mit den marakteristischen
Zwischenhorizonten, sogar mit verschiedenen Einzelheiten, wie z. B. der
Groboolithbank als Unterkante des dritten und obersten Tonschiefers,
vorhanden sind. Bemerkenswert und von dem Typus im Osten sehr verschieden
entwickelt, sind jedoch die Schichten ober dem dritten schiefer. Es sind
dies die 400-500 m mächtigen, plattigen, gut geschichteten bis gebankten
Kalke der Gipfelpartie der Jauken. In diesen Kalken liegen rd. 500 m über
dem 1. Carditaschiefer, an schichtflächen gebunden, die Vererzungen, die
seinerzeit Anlaß zu einem regen Bergbau waren. Diese vererzten Kalke wurden seinerzeit, im ersten
Dezennium unseres Jahrhunderts, von G. GEYER wegen ihrer Erzführung als
überschobener Wettersteinkalk aufgefaßt, wobei außerdem einige
tektonische Wiederholungen der erzführenden hangenden
Wettersteinkalkschichten auftreten sollten. GEYER war der Überzeugung, daß
Blei-Zinkerz führende Gesteine entweder nur anisische oder ladinische
Kalke sein könnten; er war daher gezwungen, die Gipfelfelsen der Jauken
als Wettersteinkalk anzusehen. Er stand daher mit R. CANAVAL in heftigem
Gegensatz, der nicht nur für die Jauken, sondern für die Kalkalpen des
Dranzuges allgemein das Vorhandensein von stratigraphisch voneinander
getrennten Cardita-Tonschiefern vertrat. HOLLER hat diese
Meinungsverschiedenheit eindeutig geklärt und durch sein bekanntes
Carditaprofil die Auffassung R. CANAVAL's bestätigt. Ob die Trägerschichten der Vererzung der Jauken schon
norisches Alter haben oder noch dem Karn zugerechnet werden müssen, ist
ein paläontologisches Problem, dessen Bearbeitung hoffentlich bald
erfolgen kann, das aber für unsere Überlegungen zunächst belanglos'
ist. Jedenfalls beginnt bereits hier die von SCHLAGER westlich des
Gailberg-Sattels beobachtete Entwicklung mächtiger Plattenkalke in der
mittleren Trias. Diese zwei Beobachtungen an Vererzungen im äußersten
Osten der Karawanken, in Mezica und im Westen der Gailtaler Alpen drängten
förmlich die Annahme auf, daß die extremen stratigraphischen Stellungen
der Vererzungsunterkanten der beiden Lagerstätten die Endpunkte einer
Reihe darstellen, in die sich die dazwischen liegenden Vorkommen einordnen
lassen, daß also im Zuge der Drau-Kalkalpen eine gesetzmäßige Abhängigkeit
der stratigraphischen Stellung der Vererzung von der geographischen Lage
des jeweiligen Vorkommens in der Ost-West-Richtung besteht. (Abbildung) Wenn man die markanteste lithologische Grenzlinie, die
Unterkante des liegendsten karnischen Tonschiefers als Nullinie annimmt,
ergibt sich ein deutliches Ansteigen der Vererzung gegen Westen in bezug
auf deren stratigraphische Bindung. (Abbildung 2) Die Voraussetzung für den Bezugshorizont war beim ersten
Cardita Tonschiefer am besten, weil dieser Horizont -mit Ausnahme in den
Riffbereimen -überall bekannt ist und auch am besten aufgeschlossen ist. Es fällt jedoch auf, daß sich nicht nur das
stratigraphische Stockwerk ändert, in dem die Vererzung auftritt, sondern
auch einige andere Unterschiede vorhanden sind, wodurch eine gewisse
Gliederung möglich wird. Für die Vorkommen im Osten, in den Karawanken,.
ist hervorzuheben: 1. Die Vererzung ist fast ausschließlich auf den
Wettersteinkalk beschränkt. Nur unbedeutende Vorkommen sind in den
Schichten über dem Wettersteinkalk bekannt: Es ist 'bezeichnend, daß die
einzige, seinerzeit abgebaute, aber schwache Vererzung dieses Alters im
westlichsten Vorkommen der Karawanken, in Windisch-Bleiberg, auftritt. 2. Die an Klüfte gebundenen Vererzungen überwiegen, sie
spielen auch eine große praktische Rolle. 3. Die Vererzungsdichte ist relativ hoch, sie ergibt sich
aus 34 Vorkommen bei 95 km Längserstreckung mit je 2,7 km
durchschnittlichem Abstand der Lagerstätten voneinander. 4. Die Vererzungen sind im Durchschnitt bleireich; Eine
Untersuchung, ob die Spurenelemente charakteristische Veränderungen
aufweisen, wird gleichzeitig angeregt. Ob es ein Zufall ist, daß z. B.
das Arsen in der Zinkblende und im Bleiglanz gegen Westen abnimmt, muß
durch neue Analysen geklärt werden. Jedenfalls treten Vanadium- und Molybdänmineralien
im wesentlichen nur in den Karawanken und im Bereich von Bleiberg, nicht
aber wesentlich davon auf. Die Lagerstätten in den Gailtaler Alpen westlich von
Bleiberg hingegen zeigen: 1. Vererzungen vorwiegend zwischen oder sogar über den
Carditaschichten, die in der Jauken mit einigen Hundert Metern über den
karnischen Tonschiefem ihre größte Vertikalentfernung von diesen
erreimen. 2. Die Kluftvererzungen treten zurück und gegen Westen
gewinnen an Schichtflächen gebundene Vererzungen eine steigende
Bedeutung. 3. Die Vererzungsdichte im Raume Bleiberg zunächst
ausklammernd, ergibt sich für die westlichen Gailtaler Alpen eine sehr
geringe Vererzungsdichte, auf 65 km 8 Lagerstätten, d. h. je rund 8 km
ein Erzvorkommen. 4. Die Zinkblende nimmt gegen Westen in der Verteilung der
beiden Metallkomponenten deutlich zu; Vanadiummineralien sind westlich der
Bleiberger Lagerstättengruppe nicht bekannt. Wulfenit kommt nur mehr in
mineralogischen Spuren vor (z. B. Jauken). Der in Ausübung seines Berufes verunglückte Geologe ZORC
hat richtig beobachtet, als er sagte, daß in Bleiberg die Vererzung in
den karnischen Vorkommen zinkreicher wäre als die Erzführung im
Wettersteinkalk. Diese charakteristische Metallverteilung hängt nur
insoferne mit der stratigraphischen Bindung zusammen, als dies eine
Funktion der O-W-Position des Vorkommens ist. Westlich von Bleiberg wird
die Zinkblende-Vorherrschaft: noch deutlicher. Gleichzeitig soll hier eine Beobachtung angeführt werden,
die zwar nicht begründet werden kann, sich aber bisher überall bestätigt
hat. Wenn Vererzungen in den Hangendschichten nur aus Bleiglanzflecken auf
den Spaltrissen des meist dolomitischen Gesteins bestehen und keine
Zinkblende auftritt, sind diese Vorkommen immer arm und haben praktisch in
keinem Falle eine Bedeutung erlangt. Möglicherweise handelt es sich daher
um sekundäre, jung gesproßte PbS-Kristalle. Eine Untersuchung wird
durchgeführt werden. Zwischen diesen beiden Lagerstättentypen, von denen einer
für die Karawanken, der andere für die westlichen Gailtaler Alpen
charakteristisch ist, liegt sowohl geographisch als auch in der Ausbildung,
die Lagerstättengruppen von Bleiberg und mit großem Vorbehalt -die
Lagerstätte Raibl. Bleiberg nimmt in der stratigraphischen Stellung der
Vererzungen und in der Art des Auftretens der Erze eine Mittelstellung
ein. In Bleiberg treten sowohl im liegenden Wettersteinkalk Vererzungen
auf, gleichzeitig erreichen hier aber auch Vorkommen im Carditaniveau ihre
östlichste, größere bergbauliche Bedeutung. Kluft-, aber auch flächengebundene
Vererzungen sind sehr verbreitet. Ein im Jahre 1962 in Rubland {nördlich
von Bleiberg) erschlossenes, über dem 3. Schiefer liegendes, armes
Vorkommen von vorwiegend Zink und Pyrit beweist, daß auch schon in dieser
Ost-West-Position noch höhere Stockwerke erzführend sein können. In diesem Zusammenhang ist interessant, daß in Raibl, das
bezogen auf eine ideale Längsachse des Drauzuges, fast genau im gleichen
Meridian wie Bleiberg liegt {nur 8 km westlicher), Vererzungen vom unteren
Ladin bis in die Carditaschichten hinein bekannt sind. Nach m COLBERTALDO
reichen die Vererzungen 600 m in den ladinischen Kalk hinunter, also noch
weiter als dies in Mezica bekannt ist und außerdem bis 800 m in die
Gesteine der Raibler Schichten hinaus. Nach einer mündlichen Mitteilung
der Geologen MONCH .und ROMAGNOLI kann man nur in den liegendsten :{00 m
der Raibler Schichten von einer Vererzung sprechen. Ob nun 700 m oder 2400
m Sediment erzführend sind, ist nur von sekundärer Bedeutung, jedenfalls
ist dies die Vererzung im Drauzug, die die größte stratigraphische Höhe
umfaßt. Nur am Rande sei bemerkt, daß die höheren Schichtmächtigkeiten
im Bereich von Raibl vielleicht mit dem hier häufiger feststellbaren
Vulkinismus insoferne zusammenhängen könnten, als nach einer mündlichen
Mitteilung -durch verschiedene Sedimentologen festgestellt worden ist, daß
die Sedimentationsgeschwindigkeit, auch kalkiger Ablagerungen, unter dem
Einfluß von submarinen vulkanischen Vorgängen zunimmt. Das Ausmaß von
Stoffwanderungen nach und während der Diagnese könnte vielleicht
ebenfalls damit in mittelbarem Zusammenhang stehen. Das Bleiberg am östlichsten Ende der Gailtaler Alpen eine
ernte Grenzstellung zwischen den beiden Vererzungstypen einnimmt, bestätigt
sich auch in fazieller Hinsicht und das gibt einen Hinweis auf die
Problematik. Bleiberg gehört nämlich faziell zu den Karawanken. Bleiberg
ist der westlichste Bereich, in dem die seinerzeit von HOLLER
beschriebene, später "Sonderfazies" benannte, typische
Ausbildung des hangenden Wettersteinkalkes bekannt ist, die wir zwar von
Mesica, Eisenkappel und auch von Windisch-Bleiberg kennen, aber nirgendwo
aus dem Gebiet westlich von Bleiberg. Es scheint daher dieser Umstand auf geänderte Bedingungen
im Sedimentationsraum westlich von Bleiberg hinzuweisen, die eine gewisse
Faziesänderung oder auch einen anderen Vererzungstypus bringen. Nördlich
von Bleiberg äußert sich diese Faziesänderung, wie SCHRIEL und HOLLER
gezeigt haben, sowohl im oberen, als auch im mittleren bis unteren Ladin,
wo die in den Karawanken fast unbekannten Partnachschichten und im oberen
Ladin dunkle; Plattenkalke bis Dolomite auftreten. Nur südlich des
Wettersteindolomitrückens (zwischen Rubland und Bleiberg) liegen helle
Kalke im Ladin, die aber nur 9° m mächtig sind und dann gegen das
Liegende in dunkle Plattenkalke übergehen. In dem Bereich von Bleiberg gegen Westen bis zum Reißkofel
werden -soweit wir bisher wissen -die Erzvorkommen immer kleiner und die
Abstände zwischen den einzelnen Vorkommen, die meist in den
Hangendschichten des Wettersteinkalkes liegen, immer größer. Hier
scheint sich die andersartige Ausbildung der anisischen und ladinischen, möglicherweise
auch der karnischen Schichtglieder östlich des Reißkofels auszuwirken.
Ein eingehender lithologischer und auch paläontologischer Vergleich der
einzelnen Faziesbereiche in der O-W-Erstreckung der Drau-Kalkalpen wäre
auch im Zusammenhang mit der Vererzung wesentlich. Im Gegensatz zu
amerikanischen Beispielen ist von Vererzungen an den Flanken des Reißkofelriffes
nichts bekannt geworden. Westlich des Reißkofelriffes, besonders westlich des
Gailbergsattels, findet sich ein stratigraphisches Profil, das besonders
im Bereich Ladin-Karn insofern eine Eigenheit aufweist, als hier teilweise
sowohl ober, als auch unter den Carditaschichten Plattenkalke ausgebildet
sind, die nur durch die drei Tonschiefer des Karn, deren lokales Fehlen
van BEMMELEN zur Schaffung des Begriffes "Jaukenkalk" bewogen
hat, in ein ladinisches unteres und ein norisches, oberes Stockwerk
geschieden wird. Lithologisch ist mit einer allerdings sehr
bemerkenswerten Ausnahme kein Unterschied. Diese Ausnahme besteht jedoch
bezeichnenderweise darin, daß im Bereich des Gailbergsattels, besonders
aber westlich davon, von SCHLAGER jun. ausgedehnte, sedimentäre Breccien
im norischen Plattenkalk festgestellt wurden. Ob das Auftreten von
Vererzungen westlich des Reißkofelriffes, in der Jauken und am
Hochstadel, hoch in den Plattenkalken, unter der sedimentären Breccie,
mit dieser in einem ursächlichen Zusammenhang steht, ist nur eine
ungewisse Hypothese, die allerdings auf Grund von Beobachtungen in Rubland
und Mitterberg nicht ganz unberechtigt zu sein scheint. Aus diesen Beobachtungen und gedanklichen Ergänzungen
ergeben sich Folgerungen in mehrfacher Hinsicht: a) genetisch: Neben .einer Reihe von anderen. Gründen, die seit Jahren
in steigendem Ausmaß anerkannt werden, ist diese geschilderte, mit geänderten
Sedimentationsbedingungen in Zusammenhang stehende, systematische Änderung
der Vererzung im Zug der Drau-Kalkalpen eine Folge der triadischen
Platznahme der Metallsulfide, und nur so zu erklären. Gleichzeitig scheint die geschilderte, gerichtete,
Verschiebung der Metallkomponenten Blei und Zink von Ost gegen West im
Zusammenhang mit der stratigraphischen Spanne, die die Vererzung umfaßt,
ein Beweis dafür zu sein, daß die Vererzung kein kurzfristiger Akt,
sondern ein verhältnismäßig lange dauernder Vorgang war. schätzungsweise,
es liegen 1100 m Sediment zwischen der tiefsten bekannten Vererzung im
Osten und dem stratigraphisch höchsten Pb/Zn-Vorkommen im Westen des
Gebietes, waren zur Ablagerung dieses Gesteinspaketes mindestens ein Dis
zwei Millionen Jahre notwendig. Es ist denkbar, daß die Stoffzufuhr bzw.
wahrscheinlich mehrere Metallnachschübe in einem solchen Zeitabschnitt
erfolgt sind. Die Vorgänge, die zur Bildung der Vererzung geführt
haben, haben im Osten früher eingesetzt als im Westen, sind aber auch früher
abgeklungen. Daß solche zeitliche Verschiebungen von Ost nach West
vorkommen, sieht man an den eigenartigen monomiktel1, sedimentären
Breccien oberhalb des dritten Cardita-Tonschiefers. Diese liegen im Osten
10-50 Meter über dessen Oberkante. Westlich des Gailbergsattels berichtet
SCHLAGER von Breccien im mittleren massigen Hauptdolomit, die einige
Hundert Meter über dem Karn liegen und große Bedeutung erlangen. Der Einwand, daß die Vererzung als
"gleichzeitiger" Akt aufzufassen sei, ist mit dem Verhalten der
Sedimente zu widerlegen. Wenn nämlich die Vererzung die Nullinie
(Abbildung 2) wäre, müßte die Mächtigkeit des Ladin von Ost nach West
um 500 Meter abnehmen. Wenn man den anisischen Kalk, sowohl im Hinblick
auf die darin festgestellte, synsedimentäre Vererzung, als auch im
Hinblick auf stratigraphische Stellung, auf die ganze Länge des Gebietes
anerkennt, müßte der ladinische Kalk zwischen den beiden Vererzungen
gegen Westen wesentlich an Mächtigkeit verlieren. Die Abnahme der Mächtigkeit
der ladinischen Sedimente müßte 500 Meter betragen, nämlich die
Entfernung, die gleich dem Abstand der westlichen Vererzung über dem 1.
Carditaschiefer ist. Diese Abnahme der Mächtigkeit des ladinischen
Schirotpaketes ist aber nicht gegeben. In der Abbildung ist diese
stratigraphische Schräglage angedeutet, sie würde zwei Grad betragen,
steht aber im Widerspruch zu den tatsächlichen Beobachtungen. Die Vererzungen in den nördlichen Kalkalpen zeigen überwiegend
den Typus der Vorkommen in den Karawanken, nirgendwo ist eine
Blei-Zinkmineralisation in oder über den Carditaschichten bekannt
geworden. Die Vorkommen sind zum Teil an Klüfte gebunden, zeigen aber z.
T. auch eine einwandfreie, Einregelung nach den Schichtflächen. Auch hier
nimmt der Zinkgehalt nach Westen zu, denn nur in den Lagerstätten
Lafatsch-Vomp sind größere Zinkvererzungen aufgefunden worden. Wulfenite
sind in den Draukalkalpen nur in den Karawanken bekannt und kommen auch in
den Vererzungen der Nordalpen vor. Die faziellen Voraussetzungen für
dieses Verhalten sind noch zu untersuchen. Ein Vergleich der
Drau-Kalkalpen-Vererzung mit den Pb/Zn-Vorkommen in den nördlichen
Kalkalpen und in den Südalpen wird noch durchgeführt werden. Die Vererzungen zeigen eine fazielle Abhängigkeit, nicht
nur im Ladin, sondern auch im Karn. In dieser Stufe beginnen die
Vererzungen dort, wo die helle, wettersteinkalkähnliche Ausbildung des
ersten Zwischendolomites in eine dunkle, dolomitische Entwicklung umschlägt;.
dies ist im Bereich von Windisch-Bleiberg der Fall. b) theoretisch: Eine Gliederung der Vererzung in drei Typen ist demnach möglich:
1. ein Karawankentypus (Mezica) 2. ein Jaukentypus (Jauken, Mitterberg) 3. ein Übergangstypus (Bleiberg, Windisch-Bleiberg). c) Praktische Folgerungen: Es wäre auf Grund der Eigenarten der verschiedenen
Erztypen falsch, östlich von Windisch-Bleiberg größere Aufklärungsarbeiten
in den Hangendschichten des Wettersteinkalkes durchzuführen. Umgekehrt
erscheinen im westlichen Bereim Prospektionstätigkeiten im
Wettersteinniveau umso aussichtsloser, je mehr man von Bleiberg nach
Westen geht. Der Unterschied in der Bedeutung von Schichtflächen und
bestimmten Kluftrichtungen für die Erzführung in den Karawanken und
westlich von Bleiberg ist eine bergmännisch bereits bekannte Tatsame. Es
ist unbestritten, daß die Carditaschichten eine wesentliche Bedeutung für
die Vererzung haben und das die karnische Schichtfolge auf Grund ihrer
lithologischen Differenzierung am besten geeignet wäre, durch ein
monographisches Studium Hinweise auf die Sedimentationsbedingungen und
andere Einzelheiten zu erhalten, die für eine paläographische
Rekonstruktion des Raumes richtig wären und wahrscheinlich auch für die
Praxis verwertbare Erkenntnisse bringen würden. Die gemeinsame, seit drei
Jahren mit Unterbrechungen laufende Arbeit mit O. SCHULZ, die eine
tektonische Analyse von Bleiberg zum Ziele hat und das mit W. SIEGL
zusammen studierte Problem der Tuffvorkommen in diesem Bereich werden
vielleicht weitere Klarheit bringen. Dieser Beitrag schneidet kaum genetische Fragen an,
sondern, setzt vielmehr eine diesbezügliche klare Konzeption voraus.
Durch diese regionale Zusammenfassung ist vielleicht der Fortschritt in
den Erkennmissen seit der Tagung in Bleiberg; im Jahre 1958 verdeutlicht.
Einiges ist sicher noch lückenhaft, aber diese offenen Fragen werden noch
bearbeitet werden, um die Erkenntnisse zu erweitern und der bergbaulichen
Praxis zu dienen. Literaturverzeichnis: R. W. VAN BEMMELEN: Beitrag zur Geologie der westlichen
Gailtaler Alpen (Kärnten, Österreich). - Geologische Bundesanstalt Wien
1957 R. CANAVAL: Die Blei-Zinkerzlagerstätten des Bergbaues
Radnig bei Hermagor in Kärnten. Carinthia II 1898 Bemerkungen über
einige Erzvorkommen am Südabhang der Gailtaler Alpen. - Carinthia II 1896 DINO DI COLBERTALDO: La teoria
dell'impounding di R. A. Mackay nei riguardi di alcusi Giacimenti piombo
Zinciferi delle Alpi Orientali. Estratto dai Rendiconti della Societa
Mineralogica Italiana. Anna VI -1949 -Pavia Entstehung der Blei-Zinklagerstätten
in den Ostalpen. - Berg und Hüttenmännische Monatshefte, Jg. 108, H. 10,
1963 O. M. FRIEDRICH: Zur Erzlagerstättenkarte der Ostalpen. G. GEYER: Erläuterungen zur geologischen Karte Blatt
Oberdrauburg Mauthen. - Geolog. Reichsamt 1901 F. HEGEMANN: Die Entstehung der kalkalpinen
Blei-Zinklagerstätten. - N. Jb. Mineral. Mh. 1960, 718, Stuttgart H. HOLLER: Zur Frage des Niedersetzens der Mittelberger
Blei-Zinkvererzung (Kreuzen). Berg. u. Hüttenm. Monatshefte 1950, Heft 5
Die Stratigraphie der karnischen und norischen Stufe in den Östlichen
Gailtaler Alpen. Berg.- u. Hüttenm. Monatshefte 1951, Heft 4 Zur
Stratigraphie des Ladin im östlichen Drauzug und in den Nordkarawanken. -
Carinthia II 1960, Heft 2 L. KOSTELKA: Windisch-Bleiberg, - Carinthia II 1960, Heft 2 L. KOSTELKA und W. SIEGL: Bericht über die
Diskussionstagung In Bleiberg zum Thema "Die Entstehung von
Blei-Zinkerzen in Karbonatgesteinen". - Zeitschrift für Erzbergbau und
Metallhütten, Bd. XII, 1959 A. MAUCHER u. H. J. SCHNEIDER und
andere: Diskussionstagung über die "Entstehung der Blei-Zinklagerstätten
in Karbonatgesteinen". - BHM. 102. Jahrg., September 1957 W. E. PETRASCHECK: Die alpin-mediterrane Blei-Zinkprovinz W. SCHLAGER: Zur Geologie der östlichen Lienzer Dolomiten.
- Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud. 1962, Wien W. SCHRIEL: Die Tektonik des Rubländer Erzgebietes in Kärnten.
- Nachr. d. Akad. d. Wissensch., Göttingen 1942 O. SCHULZ: Die Pb-Zn-Vererzung der Raibler Schichten im
Bergbau Bleiberg-Kreuth (Grube Max) als Beispiel submariner Lagerstättenbildung.
-
Carinthia II, Sonderdr. 1960
Beispiele fiir synsedimentäre Vererzungen und paradiagenetische Formungen
im älteren Wettersteindolomit von Bleiberg-Kreuth. - Berg.- u. Hüttenm. Monatshefte 1960 I. STRUCL: The Problems of
Exploration of the Lead-Zinc Occurences in Slovenia. - Rudarsko-Metallurski
1962, Zbornik
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