Meixner H. / 1962

 

Die Paragenesen des Vivianits, insbesonders in österreichischen Vorkommen.

(nach einem Vortrag auf der Herbsttagung 1961 in Klagenfurt).
Von Heinz MEIXNER, Knappenberg.
(Lagerstättenuntersuchung der Oesterr. Alpine Montangesellschaft).

Vivianit Fe3(PO4)2•8H2O, mon., ist der Hauptvertreter unter den Mineralen der in den Sammlungen recht farbenprächtigen "Vivianitgruppe" Y3(zO4)2• 8 H2O, mon.
mit:                                 (PO4)2                                       (AsO4)2
Fe3                                  Vivianit, mon.                       Parasymplesit, mon;
                           (Blaueisenerz, Blaueisenerde)
Co3                                       -                                       Erythrin, mon.
                                                                            
(Kobaltblüte, Kobaltbeschlag)
Ni3                                        -                             Annabergit, mon. (Nickelblüte)
Mg3                             Bobierrit, mon.                           Hörnesit, mon.
(Ni, Mg)3                                -                                           Cabrerit
(Co, Mg)3                               -                                       Kobaltcabrerit

Vivianit ist ein relativ. häufiges Mineral, meist jedoch erdig und fast dicht erscheinend, während schöne Kristalle viel seltener sind. "Vivianit bildet sich bei Einwirkung von phosphorsäurehaltigen Lösungen auf Ferroverbindungen, wie Magnetkies, Pyrit, Spateisen, Fayalit unter Abschluß von Luftsauerstoff, aber meist oberflächennah". (F. KLOCKMANN - P. RAMDOHR: Lehrbuch der Mineralogie, 14. Aufl., 1954, S. 513).
Paragenetisch lassen sich unterscheiden:
1) V. in Kieslagerstätten, z.B. Bodenmais und Grube Bayerland in Bayern, St. Agnes in Cornwall, Ashio Mine in Japan.
2) in Pegmatiten nach primären Fe-Mn-Phosphaten, z.B. Hagendorf in Bayern, Marienbad in Böhmen, Dobroti6 in Jugoslawien usw.
V. aus den Paragenesen 1) und 2) kommen häufig in schönen Kristallen, mitunter in Größen bis zu 10 cm vor, während V. in den folgend genannten Gruppen 3) bis 6) meist als erdiger Anflug oder in blauen Knöllchen, seltener in meist recht kleinen Kriställchen auftritt.
3) in limonitischen Zonen von Eisenspatlagerstätten metasomatischer oder sedimentärer Entstehung, z.B. Amberg in Bayern.
4) auf alten Knochen in Gräbern und Höhlen
5) auf verwittertem Holz, Lignit und auf Torf in Mooren,
6) in meist tertiären Tonen mit Resten von pflanzlichen oder tierischen Fossilen als ursprünglich weiße, an der Luft rasch blau werdende Knöllchen. Unsere heimischen Vorkommen lassen sich in dieser Gliederung gut unterbringen.

Zu 6.),V. in Tonen
Tirol: bei Kufstein
Oberösterreich: Lembach
Steiermark: Kobenz bei Knittelfeld -Frohnleiten - Ligist - Deutschlandsberg – Köflach -Voitsberger Kohlenrevier - Waldhof bei Wetzelsdorf, Ragnitz und Platte bei Graz -Ziegelei Lembachmühle bei Gleisdorf - Seggauberg bei Leibnitz –Ziegele Retznei - Steinberg bei Feldbach - Gossendorf bei Gleichenberg.
Kärnten: St. Stefan und Kerschdorfgraben im Gailtal - Kopinberg bei Thörl - Bad Einöd bei Friesach - Kolek im Lavanttal.
Ein mit letzterem wohl gleichartiges Vorkommen erhielten wir kürzlich von der Tunnelbaubetriebsleitung aus dem Nordeinschnitt des Langenbergtunnels im Lavanttal (Belegt Sammlung des Landesmuseums für Kärnten).

Zu 5.) v auf Holz Lignit Torf
Oberösterreich: im Moor bei Mondsee.
Salzburg: unter dem Torflager von Koppel bei Ebenau. 
Niederösterreich: auf Sandstein und fossilen Ästen bei Lunz.
Steiermark: auf Holzfragmenten im Hangendton von Voitsberg. Ein reiches Vivianitvorkommen dieser Genese - eine Veröffentlichung des Fundes scheit noch nicht erfolgt zu sein – ist im Mai 1934 von meinem Studienkollegen Dr. G. KIELHAUSER (Damals Graz) entdeckt worden. Bei phytopaläontologischen Untersuchungen fand der Genannte an der Straße nördlich von Gleisdorf gegen Albersdorf in einem Wiesenmoor beim Grabsstich in 50 cm Tiefe eine gut 10 cm starke, tiefblaue Schichte, die neben Torf aus pulverigem Vivianit besteht (Belegstück. Sammlung Dr. H. MEIXNER).
Kärnten: auf Lignit von Schiefling bei Keutschach und Feistritz im Gailtal - aus Torf im Watzeledorfer Moor bei Völkermarkt.

Zu 4.) V. auf Knochen:
Oberösterreich: nach ersetzten Knochen bei Lembach - auf einem Mammutzahn von Ried i. I.
Steiermark: Drachenhöhle bei Mixnitz - auf Säugerknochen in kleinen Kristallen von Marienschacht bei Köflach.
Kärnten: Nach freundlicher Mitteilung von Prof. F. KAHLER hatte das Landesmuseum, einst vom heutigen Baudirektor Dipl. Ing. M. SCHMID eingeliefert, 1 -2 mm große, dunkelblaue V.-xx, die in Zahnalveolen eines Pferdeschädels saßen der anläßlich der Glanregulierung aus Moorboden bei Feistritz-Pulst im oberen Glantal westlich St. Veit gefunden worden ist; des Belegstück ist durch Kriegseinwirkung verloren gegangen.

Zu 3.) V. aus Eisenspatlagerstätten:
Alle Schrifttumsnachrichten über heimische Vorkommen dieser Art sind recht unsicher; es wäre neues Material zu neuen Untersuchungen erforderlich.
Niederösterreich: auf Limonit vom Erzberg bei Edlach - ebenso von Drosendorf.
Steiermark: Aus dem Eisenspat-Tagbau Steinbauer bei Neuberg. - Vom Steir. Erzberg angeblich "Beraunit ps. nach Vivianit-xx" - „Beraunit“ wurde auch von Donawitz ob Leoben und vom Rötzgraben bei Trofaiach genannt. I
Paragenetisch in seiner Stellung etwas unklar erscheint auch ein Vorkommen von Vivianit mit Realgar und Auripigment, das in Hollersbach bei Stanz im Mürztal in Eisennieren-Limonitkonkretionen eines Eisenocker-Schurfbaues aufgetreten sein soll (K. A. REDLICH, i 1908).

Zu V. nach 2. Kieslagerstätten und Pegmatiten.
Vorkommen dieser Art und zwar in gewisser Beziehung als Kombination " von 2) und 1), waren aus Österreich bis vor kurzem unbekannt. Hieher dürften sehr kleine V.-xx (Mitteilung von Dr. H. HÖLLER, Graz) gehören, die w. PHILIPPEK (Graz) im Guppersteinbruch im Wildbachgraben bei Deutschlandsberg (Steiermark) gefunden hat und worüber bist her nur eine vorläufige Mitteilung vorliegt (H. HÖLLER, 1959).
Ein ganz hervorragendes Vorkommen schöner V.-Kristalle -und dies war der Grund des Vortrages und der vorliegenden Zusammenstellung ist im Sommer 1961 wiederum von w. PHILIPPEK (Graz) aufgefunden und vom Verfasser bestimmt worden. Die Kristalle erreichen eine Größe von 68 mm, sind farblos bis grünlich bis blau, fast klar und weisen einen für das Mineral ganz ungewöhnlichen, isometrischen Habitus auf (eine nähere Beschreibung wird andernorts erfolgen). Diese Vivianit-xx stammen aus dem bekannten Quarz-Pegmatit-Bruch vom Ebenlöcker bei Modriach (Steiermark) und treten in Hohlräumen eines durch oberflächennahe Kiesverwitterung stark zersetzten Apatit , führenden Pegmatits auf. Es ist eine der Fundstätten der berühmten 1"Modriacher" Rutil-xx und jene, von der kürzlich E. KAHLER (Karinthin, F. 42, 1961, S. 153/154) nach Aufsammlungen von R. KREBERNIK -, (Köflach) die Phosphatminerale Strengit, Klinostrengit, Rockbridgeit, Kakoxen, Delvauxit und Strunzit beschreiben konnte. Der Vivianit tritt hingegen nicht unmittelbar zusammen mit den genannten Phosphaten auf. Die Kieszersetzung im Pegmatit führte auch zur Entstehung von ged .Schwefel (H. MEIXNER, Der Karinthin, F. 42, 1961, S. 154), dessen zwar winzige, doch kristallographisch ausgezeichnet entwickelte Kristalle eben von E. KAHLER (Carinthia II, 151, 1961, 78-80) näher gekennzeichnet worden sind.
Unseren Sammlerfreund W. PHILIPPEK dürfen wir zur Aufsammlung der prachtvollen Vivianit-xx herzlich beglückwünschen.
Nicht in unser System der Vivianitparagenesen paßt schließlich eine auf F. KIESSLING zurückgehende Angabe, wonach in Spalten eines Serpentins bei Dürnstein (Niederösterreich) V. vorgekommen sein soll. Das ist wohl eine paragenetisch recht unwahrscheinliche Mystifikation irgendwelcher blauer Überzüge, wie sie in Serpentingesteinen ja häufig beobachtet werden.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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