Meixner H. / 1969 Textauszug |
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Über
österreichische Mineralnamen. Ergänzungen und Zusammenfassung Von Heinz MEIXNER (Knappenberg und Salzburg) Vor 20 Jahren wurde in dieser Zs. eine Aufsatzreihe begonnen, die ganz allgemein von der Mineralnamenbildung (1) ausging, woran dann die in den österr. Bundesländern erstentdeckten, neu benannten Mineralarten und -abarten folgten: für Kärnten (2), Nieder- und Oberösterreich (3); Steiermark (4), Salzburg (5), Tirol und Vorarlberg(6). (1) H. MEIXNER: Über Mineralnamen. - Der Karinthin, 7, 1949, 124-131. (2) - : über "Kärntner Mineralnamen. - desgl. 8, 1950 , 153-160. (3) - : Üb. Nieder- u. Oberösterr. Mineralnamen. -desgl. 9, 1950, 179-184. (4) - : über "steirische" Mineralflamen. - desgl., 11, 1950, 242-252. - (5) H. MEIXNER: Über "Salzburger" Mineralnamen. -desgl., 13, 1951, 6-14. (6) "Über „Tiroler" Mineralnamen. - desgl., 60, 1969, 93-103. (7) - : Über österr. Mineralnamen; Ergänzungen und Nachträge = desgl. 61, 1969, im vorliegenden Beitrag. Einige wenige zugehörige Namen sind damals übersehen worden. Andere Bezeichnungen sind in der langen Zeitspanne seit 1950 hinzugekommen und an manchem Material konnten inzwischen ergänzende Bestimmungen durchgeführt werden. So erscheint es an der Zeit, mit dem vorliegenden Nachtrag den gegenwärtigen Stand darzustellen und das kurz zusammenzufassen, was von den österreichischen Art- und Abartnamen heute noch von Bedeutung ist. Im ganzen handelt es sich um etwa 113 auf österreichische Vorkommen bezughabende Namenbildungen. Ein ziemlicher Teil davon sind heute unnötige, überflüssige Synonyma, eine Reihe fußen auf Fehlbestimmungen oder betreffen Gemenge. Manche Namen sind problematisch, sie müssen einstweilen noch mitgeschleppt werden, bis Neuuntersuchungen die endgültige Klärung bringen. Das bezieht sich beispielsweise auf "Dienerit" (angebl. Ni3As), ganz besonders aber auf alle Harze u. dgl. Ein gewissermaßen Unrecht gegenüber dem wahren Entdecker, das bei einigen Mineralbezeichnungen eingetreten ist, soll noch an ein paar heimischen Beispielen aufgezeigt werden. Schlägt man in unseren Nachschlagewerken über die Namenbildung bei "Wulfenit" nach, so erscheint als Namengeber "W. HAIDINGER, 1845 ", sucht man für "Löllingit", so findet man wieder. "W. HAIDINGER, 1845" .Nichts gegen diesen verdienten heimischen Forscher, doch wäre es falsch zu glauben, daß w. HAIDINGER der Entdecker, oder wenigstens ein spezieller Bearbeiter dieser Minerale gewesen ist! Bei "Wulfenit" (vgl. 2, S. 158) hat I. von BORN -1772) erstmals dae Mineral in der niederösterreichischen Lagerstätte Annaberg entdeckt und als "Plumbum spatosum flavb-rubrum" bezeichnet, dann schrieben v. JACQUIN (1781) und der gründliche Klagenfurter Bearbeiter F.X. von WULFEN (1785) vom "Kärnthnerischen Bleispath", A.G. WERNER (1789) führte "Gelbbleierz" ein und R. KIRWAN (1796) "Molybdänbleispat". Ein halbes Jahrhundert verging, bis auch bei diesem Mineral der Drang nach einem "internationalen", auf "mit" lautenden Namen auftrat. Dem ist W. HAIDINGER (1845) mit der den verdienten Bearbeiter des „Kärnthnerischen Bleispaths" ehrenden Bezeichnung Wulfenit nachgekommen. Ähnlich verhält es sich mit "Löllingit", vgl. 2, S. 155: F. MOHS (1820; 1822; 1839) entdeckte und beschrieb aus dem Löllinger Teil des Hüttenberger Erzberges einneues Mineral als "prismatischen Arsenikalkies" oder auch "axotomen Arsenik-Kies".- (im Gegensatz zu Arsenkies!). E.J. CHAPMAN (1843) schlug dafür "Mohsin" vor, wogegen aber eingewendet wurde, daß "Mohsit" bereits für ein ganz anderes Mineral vergeben war; wieder W. HAIDINGER (1845) beendete die Diskussion mit Löllingit nach der Erstfundstätte. Der anerkannte "Namengeber" ist also durchaus nicht immer auch der Erstbearbeiter und Entdecker des Minerales! Mancher Autor scheute wegen ungenügender Untersuchungsmöglichkeiten einen eigenen Namen. Nicht selten kam dann ein anderer, der ohne Material und weitere Bearbeitung einen solchen vorgeschlagen hat. "Tunnerit", F. CORNU, 1909, vgl. 2, S. 157, ist ein Beispiel zu dieser Gruppe. Heute entscheidet eine Kommission der International Mineralogical Association" über die Berechtigung und Anerkennung neuer Mineralnamen. 1. Ergänzungen zu "Kärntner Mineralnamen" (Rhombischer Vanadit) = Descloizit! Im Bleibergbau Zauchen am Obir wurden um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts bald nach der Auffindung von Vanadinit auch drusige Überzüge von kleinen rhombischen Kristallen gefunden; bei kristallographisch gleicher Ausbildung ließ sich eine stark glänzende dunkle und eine weniger glänzende rotbraune Abart feststellen. F. X. ZIPFE (1861) benannte das Mineral als "Rhombischer Vanadit", G. TSCHERMAK (1861) und A. SCHRAUF (1862) führten daran ebenfalls Untersuchungen aus, wonach es bald klar wurde, daß das Mineral zu "Dechenit" bzw. "Descloizit" gehört. Alle späteren Untersuchungen an solchen Mineralbildungen aus Pb-Zn-Lagerstätten des Bleiberger Typs aus Kärnten sowie von Mieß (jetzt Jugoslawien), aus den bayrische- tirolischen- und niederösterreichischen Kalkalpen bestätigten die Einordnung als Descloizit. Zu: ("Zinkmanganerz"), A. BRUNLECHNER, 1893 und 1899 und (Tunnerit), F. CORNU, 1909, vgl. (2, S. 157/158). A. BRUNLECHNER, 1893 schrieb: "Zinkmanganerz". Neue Spezies. Innerhalb von Hemimorphitdrusen beobachtet man isolierte Stellen, an welchen sich keine Hemimorphitkristalle angesetzt haben; dort erscheint in dünnen Schalen ein dichtes rötlichbraunes oder schwärzlichbraunes bis stahlgraues Mineral. Es findet sich auch als Überzug und Anflug über den nierenförmigen Aggregaten von Hydrozinkit. -Strich dunkelrötlichbraun, Bruch eben bis flachmuschelig, wenig spröde, matt. Die chem. Bestimmung ergibt ein wasserhältiges Zinkmanganat. Mangels genügender Mengen der Substanz kann vorläufig eine vollständigere Bestimmung nicht durchgeführt werden. Bleiberg." P. GROTH (Min. Tab., 1892) vermutete dafür die Zugehörigkeit zu "Chalkophanit", während F. CORNU, 1909 ohne eigene Untersuchungen und Material für die Substanz der obigen Beschreibung die Bezeichnung "Tunnerit", vgl. (2, S. 158) vorgeschlagen hat. Ich suchte viele Jahre nach solchem Material und fand der Originalbeschreibung ganz vergleichbare Stücke (z.T. auch mit Wulfenit-xx) von Bleiberg (Grube Franz Josef, 5. Lauf) bei dem vor einigen Jahren verstorbenen, verdienstvollen Villacher Sammler Reg. Rat Friedr. HERRMANN. Eine Probe davon wurde nun von Frl. KANAKI (Veria/Griechenland; dzt. Innsbruck) untersucht und als" Todorokit“ / (H2O, ...)<2 (Mn, ...)<8 (O,OH)16, / mon. bestimmt. Es ist mir nicht bekannt, ob dabei nach einem Zn-Gehalt gesucht worden ist. Der von Cl. FRONDEL (1953) entdeckte Woodruffit / (Zn, H2O)<2 (Mn, Zn, ...)<8 (O,OH)16 / gibt nach diesem Autor dasselbe Pulverdiagramm wie Todorokit! BRUNLECHNER (1893) hat in seinem "Zinkmanganerz“ Zn und Mn zweifellos als Hauptkomponenten gefunden, so daß mit viel Wahrscheinlichkeit „Zinkmanganerz“ sowie das zugehörige Synonym „Tunnerit“ als damals nicht einwandfrei kennzeichenbare Vorläufer des Woodruffit anzusehen sind. Etwas ähnliches zu BRUNLECHNERs Beschreibung scheint auch „Zinkdibraunit", NENADKEVITSCH (1911) zu sein, für den H. STRUNZ (1966) die Zugehörigkeit zu Woodruffit vermutet. -Weitere Untersuchungen an solchen Bleiberger Bildungen zur Abklärung von Woodruffit oder/und Todorokit wären wünschenswert. Ni-haltiger Hydromagnesit / (Mg995, Ni54, Fe12) 1061 (OH)2(CO3)3 • 3H2O / Anstelle des vorher im Serpentinbruch vom Grießerhof bei Hirt nachgewiesenen Verwitterungsminerales Cabrerit /(Ni,Mg)3 (AsO4)2 • 8H2O/mon. traten in den Jahren 1953/55 öfters etwas anders grün gefärbte Wärzchen und Überzüge auf, deren nähere Untersuchung durch H. MEIXNER (1956) mit einer quant. Anal. aus dem Chem. Laboratorium von K. HOEHNE (Völklingen) ergeben hat, daß ein Hydromagnesit mit über 4% NiO vorlag, womit der eingangs angeführte Name begründet ist. Interessanterweise verschwand nach 1955 dieses Mineral wieder vollständig in diesem Steinbruch, es war dann auch zu Abbauzeiten nur Cabrerit zu finden. In den letzten Jahren wurde dieser dann zusehends durch Hörnesit vertreten. Vgl.: H. MEIXNER: Nickelmineralisation und Stoffwechselbeziehungen zwischen Serpentingestein und Eisenspatlagerstätten am Beispiel des Antigoritites vom Grießerhof bei Hirt, Kärnten. Carinthia II, ANGEL-Festschrift, 20. Sonderheft, Klagenfurt 1956, 95-106. Kobaltcabrerit / (Co,Mg)3(ASO4)2 • 8 H2O /, mon. Im Jahre 1950 wurden als Seltenheit von Dipl.lng. P. WEISS (Radenthein) auf Magnesit der Lagerstätte von der Millstätter Alpe dünne, rote Überzüge beobachtet, die von mir näher untersucht werden konnten. Es handelte sich offensichtlich um ein Erythrin ähnliches Mineral, unterschied sich von diesem aber durch wesentlich niedrigere Lichtbrechungsziffern. Nachdem schon lange der Name "Cabrerit" für Mischglieder zwischen Annabergit / Ni3(AsO4)2 • 8 H2O / und Hörnesit / Mg3(AsO4)2 • 8 H2O / gebräuchlich war und solche Mischkristalle von "Nickelcabrerit" von mir für das Vorkommen vom Grießerhof bei Hirt nachgewiesen werden konnten, bot sich für den Fund von der Millstätter Alpe bei ebenfalls größter Ähnlichkeit der Mg und Co. Ionenradien -das Auftreten von Erythrin-Hörnesit-Mischkristallen an; hier mit etwa 60 FE.% der Co-Komponente. Dafür wurde dann der Name Kobaltcabrerit und analog "Nickelcabrerit" vorgeschlagen" Der Hirter Ni-Cabrerit entstand bei der Verwitterung von Rotnickelkies mit Serpentin oder Dolomit; der Radentheiner Kobaltcabrerit konnte auf Kobaltglanz und Magnesit zurückgeführt werden. Viel später hat dann G.A. KRUTOVl (1959) -ein offensichtlich ganz gleiche5 Mineral als "Mg-haltigen Erythrin" bezeichnet, das ebenfalls nach Kobaltglanz in Serpentiniten des Süd-Urals gefunden worden ist. In Hirt sind als große Seltenheit auch schon Spuren eines allerdings sehr Mg-armen Erythrins entdeckt worden, doch ist dort das Co-Ursprungserz noch unbekannt. Vgl. dazu: H. MEIXNER: Über Cabrerit. - Mh. d. N. Jb. f. Min., 1950, 169-174. H. MEIXNER: Kobaltcabrerit, ein neues Mineral aus der Magnesitlagerstätte auf der Millstätter Alpe bei Radenthein, Kärnten. - Mh. d. N. Jb. f. Min., 1951, 17-19. H. MEIXNER: Bücherschau. - Der Karinthin, 53, 1965, S. 179 (zu G. A. KRUTOW, 1959, referiert in K. F. CHUDOBA, Handbuch d. Min., Erg. Bd. III). Kahlerit / Fe(UO2)2(AsO4)2 • n H2O /, tetr. Schon 1895/96 ist aus der Löllingit-Oxidation, begleitet von Eisenarsenatmineralen (Skorodit, Symplesit usw.) ein gelber, quadratisch-tafeliger Uranglimmer bekannt geworden. Nach F. GRÜNLING über P. GROTH sollte, mitgeteilt von F. SEELAND (1896) "Autunit" als erstes Uranmineral aus dem Bereich des heutigen Österreich vorliegen. H. MEIXNER (1939) erkannte Eigenschaften (Optik, Fluoreszenz) an diesem Mineral, die keineswegs zu Autunit paßten und wies dann nach, wie es schon aus der Paragenese zu erwarten war, daß ein Arsenat vorlag. MEIXNER (1953) fand dann den Eisengehalt, damit die Einreihung als Eisenarsenuranglimmer, dem der Name Kahlerit zu Ehren des Kärntner Landesgeologen Prof. Dr. F. KAHLER (Klagenfurt) gegeben worden ist. Der Wassergehalt mußte in der Formel mit "n H2O " angegeben werden,. da mangels Analysenmaterial nicht zwischen 8, 10 oder 12 H2O unterschieden werden konnte und es andere Unterlagen (Röntgendaten) darüber damals noch nicht gab. Kahlerit bzw. Meta-Kahlerit (K. WALENTA, 1958) sind seither auch von anderen Fundorten der Welt und auch synthetisiert beschrieben worden. Vgl.: H. MEIXNER: Kahlerit, ein neues Mineral der Uranglimmergruppe, aus der Hüttenberger Lagerstätte, Kärnten. - Der Karinthin, .23, 1953, 277-280. |
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