Stroh R. / 1973

 

NEUE MINERALFUNDE AUS KÄRNTEN/SALZBURG UND OSTTIROL.

Von Raimund STROH, Klagenfurt

Im Gebiet der Hochalm-Ankogelgruppe wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Mineralfunde gemacht.
Aus dem Dösental bei Mallnitz wurde schon vor kurzem von einigen Mineralneufunden berichtet. So schrieb Prof.Dr.H.MEIXNER (1) und Dr. PFLEGERL (2) über Skapolith, Epidot, Prehnit und Fluorit aus kleinen Klüften des Amphibolites, der von der Maresenspitze ins Dössental herabzieht.
Bei der Begehung der Skapolithfundstelle am Eckrieqel (orographisch rechter Hang) konnten vom Verfasser Skapolithe von besonderer Schönheit gefunden werden. In der schmalen Kluftfüllung von 3 cm im Amphibolit bildete sich ein Hohlraum von 4x4cm, aus welchem sehr schöne Skapolith-xx herausragen. Die Kristalle weisen eine Länge bis zu 2,5 cm und einen Durchmesser von weniger als 1mm bis 4mm auf. Sie kommen in säuliger Tracht vor, sind durchscheinend bis durchsichtig und von milchig weißer Farbe, vereinzelt auch farblos. Die Prismenflächen a(100) und m(110) sind deutlich zu erkennen, haben starke Längsstreifen und Seidenglanz. 'Das Interessante an diesem Fund ist, daß es endlich gelang, Skapolith-xx mit Kopfflächen zu entdecken. Die Flächen o und s sind zu erkennen. Erwähnenswert wäre noch, daß vom Verfasser schon vor Jahren Skapolith-xx gefunden wurden, wobei auf ein und demselben Stück auch kleine tafelige gelbe Sphen-xx zu beobachten sind. In der Nähe der Skapolithfundstelle hat Herr Dr.PFLEGERL noch Japanerzwillinge und kleinere Zepterbergkristalle geborgen, wobei die Japanerzwillinge für alpine Zerrklüfte eine beachtliche Größe von 2cm erreichen.
Ein weiterer sehr interessanter Fund gelang etwas taleinwärts in der Höhe der Konradhütte am orographisch linken Hang. Hier wurden aus einer kleinen alpinen Zerrkluft nebst hellerem Rauchquarz, Adular, Periklin, Sphen, Chlorit, schwach violettgefärbte Apatit-xx gefunden. Die Apatite, die auf einem aplitischen Gneis aufgewachsen sind, liegen hier in langsäuliger Tracht vor, wogegen bei den ostalpinen Apatitfunden meist nur tafelige Kristalltrachten vorherrschen.
Die Größe der Kristalle bewegt sich von 3mm bis 10mm, sie haben Diamantglanz und sind vollkommen durchsichtig. Die Kopfflächen sind spitzpyramidal entwickelt, wobei die Basisfläche c (0001) meist sehr klein ist. Erwähnenswert wäre hier noch, daß bei Apatiten mit großer Basisfläche die Kristalle nach der c Achse eine eigenartige Verzwilligung aufweisen, die wie eine Zepterbildung aussieht.
In einer Nachbarkluft wurden wiederum violette Apatite-xx gefunden, die nur kurzsäuligen Habitus aufweisen im Gegensatz zu den Erstbeschriebenen, die langsäulig sind. Bei dieser zweiten Ausbildung sind auf einem Stück Kristalle mit groß entwickelter c-Fläche und gleich daneben solche mit stumpfpyramidalen Habitus und ganz kleiner c-Fläche. Es wurden auch Apatit-xx oberhalb der vorher beschriebenen Skapolithfundstelle aufgesammelt. Diese sind aber zur vorherbeschriebenen Tracht nur dicktafelig (von Basis- und Prismenflächen begrenzt) ausgebildet, von weißlicher Farbe und meist nur schwach durchscheinend.
Am Auernig bei Mallnitz bei den Sammlern schon lange gut bekannt konnten weitere Mineralfunde gemacht werden.
So wurde auf der Westseite dieses Berges im Jahre 1971 ca. 100m unter dem Gipfel eine große verfallene Kluft geöffnet, in welcher sich eine ansehnliche Zahl von schönen, grünen, mit Chlorit durchsetzten Berqkristallen befand. Es waren sehr viele Einzelkristalle aber auch sehr nette Drusen dabei. Leider waren die Bergkristalle alle im Eis eingebettet, so daß es bei der Bergung schwierig war, gänzlich unverletzte Kristallspitzen zu bekommen. Bergkristalle kamen bis zu einer Größe von 30cm vor, jedoch waren meist die Kristalle mit einer Größe von 15 cm und darunter schöner ausgebildet. Die Kristalle liegen im spitzrhomboedrischen Habitus vor, wie dies ja von allen Funden des Auerniggebietes bekannt ist. Es gibt aber auch vereinzelt Kristalle, die im Dauphinehabitus ausgebildet sind, bei denen die Rhomboederflächer (1011) sehr ausgeprägt hervortritt.
Bei diesem Fund waren auch sehr schöne Phantombildungen dabei. Als Begleitmineral des Bergkristalls gibt es porzellanweißen Periklin, der in großen Flächen auf den Blöcken vorkam. Leider konnte man den Periklin von diesen Blöcken sehr schwer gewinnen, da die Schichtung des Schiefers meist schräg bzw. senkrecht zu den Periklindrusen war. In dieser Paragenese konnten aber auch Sphen-x und Kalzit-xx als weitere Begleitminerale festgestellt werden.
In der Nähe dieser Fundstelle wurde in der schwer zugänglichen Felswand eine weitere Kluft geöffnet, die Sphen-xx in flaschengrüner Farbe auf Schiefer bzw. auf Periklindrusen enthielt. Die Sphene sind als Kontaktzwillinge ausgebildet und erreichen eine Größe bis zu 2,5 cm. In dieser Dimension sind sie für Auernigfunde eine Besonderheit.
Am Gipfel des westlichen Törlkopfes (SH 2400m) wurden vom Verfasser zwei weitere Klüfte ausgebeutet, die mit Bergkristallen und Periklin-xx besetzt waren. In der einen Kluft überwog der Periklin, der dort in großen porzellanweißen Kristalldrusen vorkam. In der anderen Kluft gab es meist Bergkristalle, während vom Periklin nur wenige Stücke vorhanden waren. Die Bergkristalle, von grünlicher bis wasserklarer Farbe, sind durchsichtig und erreichen Größen bis 25 cm. Wiederum liegen die I Kristalle im typischen Dauphinehabitus vor, wobei Verzwilligungen (rechte Dauphine-, Kontaktzwillinge) und auch Gwindelbildung auftreten. An einigen Kristallen kann man sehr große Vizinalflächen beobachten. Sogar Kristalle mit Phantombildung waren zu finden.
Vom benachbarten Ankogel bzw. Elschekamm unter dem Hannoverhaus konnte in den vergangenen Jahren ein beachtlicher Scheelit-x mit 1kg Gewicht geborgen werden, wie er im Ankogelgebiet bis jetzt noch nie gefunden wurde. Dieser modellartig ausgebildete Kristall, der nur mit Adular-xx und Chlorit in einer kleinen Kluft lag, ist von gelbbrauner Farbe, pyramidalen Habitus und kantenscharf.
Etwas weiter westlich im Tauerntal bei Mallnitz konnten im Zuge der Aufschlußarbeiten für den Straßenbau zur Jamnigalm auf einem syenitischen Rollblock sehr nette Fluorit-xx gefunden werden. Diese liegen in nach (111) verzwillingten Oktaedern vor, sind von zonarer Färbung (innen schwach violett, außen grünlich) und haben eine Größe von 2cm. Die Paragenese dieses Fluoritfundes war: Adular, Kalzit, Fluorit, Hämatit, Bornit, Malachit. Die Kalzite liegen in zwei Generationen vor und zwar ist rhomboedrischer Kalzit vom skalenoedrischen Überwachsen.
An derselben Straße, etwas weiter taleinwärts, wurde eine kleine Kluft durch Sprengarbeiten geöffnet, die mit violetten Fluorit-xx in Oktaedern und mit Bergkristallen besetzt war. Schon vor Jahren wurden vom Verfasser im Geröll unter der "Weißen Wand" dunkelviolette Fluorit-xx mit Bergkristall, Adular und Kalzit gefunden.
Im benachbarten Böcksteiner Steinbruch (nächst der Bahnhaltestelle) konnten vom Verfasser aus einer kleinen Zerrkluft Stücke eines apliltischen Gneises mit wurmförmigem grünem Glimmer und kleinen braunen Anatas-xx geborgen werden. Bei näherer Betrachtung eines dieser Stücke fiel sofort ein weißlich, hexagonal-säuliger Kristall auf, bei dem es sich nur um einen Milarit-x handeln kann. Obwohl die Größe dieses Kristalles nur ca. 1 mm beträgt, kann man deutlich unter 30-facher Vergrößerung die für Milarit-xx typische Basisfläche c (0001) erkennen. Die Paragenese der Kluft, aus der das Material stammt, lautet: Bergkristall, Adular, Kalzit, Anatas, Brookit und Chlorit.
Schon vor einiger Zeit schrieb Dipl.Ing.K.KONTRUS (3) über Funde von Beryllium-Mineralien in den Ostalpen und berichtete in diesem Zusammenhang über einen interessanten Fund von Gadolinit-xx vom Steinbruch Bäckstein. So konnte durch die Auffindung des Milarits im Böcksteiner Steinbruch die Lücke der Beryllium-Mineralien in alpinen Klüften im Raume Badgastein-Böckstein-Mallnitz weiter ergänzt werden.
Ein weiterer interessanter Erstfund wurde im Jahre 1972 im Gebiet der Fragant gemacht. In der Nähe der Duisburgerhütte wurde von einem Sammler eine Kluft geöffnet, die mit Rauchquarz, Amethyst, Fluorit, Pyrit und Chlorit besetzt war. Die Rauchquarzkristalle, von heller Farbe und prismatischem Habitus, liegen in Kristallen bis zu 25cm vor. Die Amethyst-xx, die vorwiegend nur an den Spitzen von dunklerer Farbe sind, liegen meist in losen Kristallen bis zu Größen um 4cm vor und zeigen nur teilweise Zepterbildung. Vom Verfasser konnte eine Stufe erworben werden, welche einen 3cm langen blaßvioletten Amethystzepter aufgewachsen auf Bergkristall zeigt.
Vom Gebiet der Sonnblick-Hocharngruppe ist schon mehrmals über schöne Fluoritfunde berichtet worden (4,5). Erwähnenswert ist ein Fund von tiefviolett-zonar gefärbten Fluoritoktaedern, welche nebst Rauchquarz und Adular aus einer Kluft in der Goldzechscharte stammen. In dieser Kluft befanden sich nur drei lose Fluorit-xx. Der größte Kristall (6cm) ist an seiner Oberfläche stark korrodiert. Der zweite mit 4cm hat glatte Flächen und Kanten, der dritte war nur als schlecht ausgebildetes Kristallfragment vorhanden.
Zur Ergänzung der Kluftparagenese der rosa Fluorit-xx von der SW-Wand der Hocharn sei noch erwähnt, daß neben dem Blätterspat und Adular vereinzelt auch noch kleine, überaus flächenreiche, wasserklare Apatit-xx auf Adular aufgewachsen sind. Die Apatit-xx mit Dimensionen bis 4mm, sind tafelig ausgebildet.
Im Herbst 1972 wurde nochmals eine kleine Zerrkluft in der SW-Wand des Hocharn geöffnet, die mit rosa Fluoritoktaedern besetzt war. Diese Fluorit-xx sind im Gegensatz zu den früher dort gefundenen glattflächig und haben scharfe Kanten. In dieser Kluft war nur ein einziger größerer Gneisbrocken, der mit Fluorit-xx besetzt war, aber durch tektonische Einflüsse zerbrach dieser Gneis und so entstanden zwei Fluoritstufen. Außer wenigen losen Kristallen gibt es noch eine Stufe, die aus nach (111) verzwillingten Oktaedern besteht, wobei die Fluorit-xx eine Kantenlänge bis 2,5cm aufweisen.
Ebenfalls vom Hocharn stammen bis handgroße Rauchquarzkristalle, die als Zepter- und Fensterquarz ausgebildet im Sommer 1972 gefunden worden sind.
Aus dem großen Fleißtal, in der Nähe der alten Jagdhütte am orographisch rechten Hang, konnten einige gut entwickelte Bergkristallzepter gefunden werden. Vom Verfasser wurde eine Stufe erworben, bei welcher aus einem Quarzaggregat ein 5cm langer Bergkristallzepter herausragt, der nicht nur Zepterwachstum zeigt, sondern auch Kappenquarzbildung. Auch aus dem in der Nähe gelegenen Zirknitztal sollen Zepterquarze geborgen worden sein.
Vom Gebiet der Innergschlöß in Osttirol wurde schon des öfteren über Mineralfunde berichtet. Im vergangenen Sommer konnten vom Verfasser in diesem Gebiet und zwar oberhalb des Salzbodensees (am Touristensteig Innergschlöß-Löbbentörl-Badnerhütte) in ca. 2200m SH. aus einer alten Kluft sehr nette Desmin-xx geborgen werden. Die Desmin-xx sind von weißer Farbe, erreichen eine Größe bis 13mm und sitzen einem aplitischen Gneis auf. Sie liegen in charakteristischen garbenförmigen Bündeln vor. Die Paragenese der Kluft lautet: Rauchquarz, Adular, Apatit, Desmin und Chlorit. Die Apatit-xx dieser Kluft sind nur klein (bis 3 mm), aber sehr flächenreich und zeigen tafelige Tracht.
In einer Nachbarkluft konnten wiederum kleine Apatit-xx mit Prehnit-xx auf Adular und Bergkristall gefunden werden.
Etwas weiter südlich dieses oben erwähnten Fundortes wurden in der Ostwand des Schildkogels (SH.2800m) nette braune-xx zusammen mit Frauenquarzen geborgen. Diese Sphene liegen meist in tafeliger Tracht vor und erreichen eine Größe bis zu 2cm.
Der Nussingkogel bei Matrei wurde durch Funde von schönen Hämatit-xx (teils als Eisenrosen, teils tafelig ausgebildet, mit der Paragenese Albit, Kalzit und Sphen bekannt.
Im Sommer 1972 wurden aus einer Kluft dieses Berges wasserklare Bergkristalle von guter Qualität gefunden. Die Kristalle sind von prismatischer Tracht, meist in Drusen ausgebildet, mit Größen von 15 bis 30cm Länge.
Bei der Begehung der Nordseite des Nussingkogels im Sommer vorigen Jahres, konnte vom Verfasser von einem Milchquarzblock ein 1 cm großer, kubisch ausgebildeter Bornit-x geborgen werden. Bornit-xx aus alpinen Klüften sind eine große Seltenheit. Schon GASSER (6) beschrieb Bornit-xx aus dem etwas westlich vom Nussing gelegenen Eichham-Säulenspitzgebiet. Es konnte aber in neuester Zeit trotz intensiver Nachsuche dieser Bornitfundpunkt nicht wiederentdeckt werden.
Im Gebiet um Kals wurde schon von einem schönen Mineralfund berichtet (7). Nun fand man neuerlich sehr nette Mineralien in Klüften dieser ! Gegend. So enthielt eine Kluft, an der orographisch rechten Talseite des Teischnitztales gelegen, gelbgrüne, bis 1,5cm große Sphen-xx. Die Paragenese dieser Kluft lautet: Adular, Periklin, Sphen, Pyrit (in Würfeln bis 2,5 cm), Kalzit (als Rhomboeder ausgebildet) und Chlorit. Unter dem Laperwitzkees im Dorfertal (in SH. 2700m) enthielt eine Kluft neben Periklin sehr schöne Turmalin-xx (Schörl), welche teilweise in Chlorit eingebettet sind. Die Schörl-xx sind bis 5cm lang und weisen eine Stärke bis 5mm auf. Bei diesen Kristallen sind teilweise auch die Kopfflächen sehr gut ausgebildet. In der Nähe dieser Kluft wurden auch die größten Bergkristalle von Osttirol gefunden. Ganz unter dem Gletschereis konnten vom Verfasser aus einer alten Kluft, die wahrscheinlich kleinere Bergkristall enthielt, gut ausgebildete, 1cm große, tafelige Muskovit-xx mit Rutilnadeln und Bergkristallen auf Gneis gefunden werden.
Rutil (als Sagenit ausgebildet) im Quarz wurde auch in der Nähe der großen Bergkristalle gefunden. Ebenso konnten bis 7rnm große, tafelige, mit Chlorit leicht bestäubte Sphen-xx in Begleitung von Amiant auf Periklin unter dem Laperwitzkees geborgen werden. Vom Verfasser wurden in einer Seehöhe von ungefähr 2700m aus einer alten Kluft sehr stark korrodierte Quarze entdeckt, welche nach der Reinigung sehr nette Rutil-xx und Turmalin-xx enthielten. Die Turmaline sind gegen das Licht gehalten durchsichtig und von rötlicher Farbe.
Prof.Dr. H. MEIXNER schrieb in der Carinthia II (8) über Arnethyst-xx vorn Laperwitzkees oberhalb der Aderwand. Nun wurde, als Kuriosum dieses Gebietes, ein 7cm langer, schwach violett gefärbter Arnethyst-x oberhalb der schon beschriebenen Sphenkluft des Laperwitzbachgrabens geborgen. Dieser prismatische Kristall zeigt im Gegensatz zu den üblichen alpinen Amethysten keine Zepterbildung.
In diesem Bericht habe ich zwar eine größere Anzahl von Neufunden zusammengetragen, möchte aber betonen, daß er niemals vollständig sein kann.

Literaturhinweise:

(1) Carinthia II, 1968, 5.105
(2) Karinthin F.62, 1970, 5.166
(3) "Der Aufschluß" , 1965 S. 7075
(4) Karinthin F.21, 1953, S.199-217
(5) Karinthin F.60, 1969, 5.82-92
(6) G. Gasser, 1913, Die Minerale Tirols
(7) Karinthin F.62, 1970, 5.154-155
(8) Carinthia II, 1967

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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