Ban A. / 1967

  Neue Mineralfunde in den Mallnitzer Tauern.

(Molybdänglanz, Beryll u.a. aus dem Bockriegel-Woisgental-Gebiet)
Von A. BAN, Klagenfurt.

Vor über 20 Jahren bereits wies Prof. Dr. Heinz MEIXNER eindringlich darauf hin, wie wenig neuere Funde seltener Minerale aus dem Kärntner Anteil der Hohen Tauern gemeldet werden; er brachte auch seine Ansicht zum Ausdruck, daß hiefür wohl hauptsächlich mangelndes Interesse schuld sein dürfte und nicht etwa Mineralarmut; sind doch die geologischen und petrographischen Verhältnisse beiderseits des Tauernhauptkammes weitgehend ähnlich. Dem Salzburger Anteil wurde viel größeres Interesse entgegengebracht und somit auch viel interessantes, schönes Material aufgefunden und beschrieben (7).
Dr. MEIXNERs Appell verhallte nicht ungehört. Kärntner Sammler nahmen sich dieses Gebietes an und hatten auch tatsächlich Erfolg.  Es sind hier eine Reihe von Neufunden von Dipl.Ing. K. KONTRUS (Wien) und seiner Sammelfreunde zu erwähnen (veröffentlicht meist in den Mitteil. d. Österr. Miner. Ges. in TSCHERMAKs min. u. petrogr. Mitteil.) sowie Sammlerfunde, die H. MEIXNER selbst in den letzten Jahren bearbeitet hat (siehe Neue Mineralfunde in den österr. Ostalpen, in den Bänden der Carinthia II). Vor einigen Jahren gelang es auch den Herren F. TISCHLER (Mallnitz) und Joh. WAPPIS (Klagenfurt), im Bockriegelgebiet der Mallnitzer Tauern blaue Berylle, (Aquamarin) aufzufinden.
Bereits im vorigen Jahren lud mich Herr J. WAPPIS zu einem gemeinsamen Besuch der Blockhalden unter der "Weißen Wand" in diesem Gebiete ein. Heuer im Frühjahr (2. Juni 1967) kamen wir endlich dazu, unser Vorhaben auszuführen. Ich selbst nahm meine Söhne Alois (18 Jahre), Herbert (16 J.), Gerhard (13 J.) und Franz (9 J.) mit, die bei Sammelfahrten sehr gerne mithalten. Es erweist sich immer als Vorteil, wenn die Jugend mitmacht: Mehr Augen sehen mehr!
In der Nähe der Stockeralm im Tauerntal ließen wir unseren Wagen stehen und strebten nach dem markierten Mindenerhütten-Jubiläumsweg im Woisgen (=Woisken) Graben bzw. durch den Bockriegelwald unserem Ziele zu. Von diesem Wege zweigt "Aufm Boden" der Weg zur Paßhuber-Alm ab. Diesem Wege folgten wir, denn er führt in Richtung "Weiße Wand".
Unvermittelt machte mich mein Sohn Gerhard auf einen weißlichen Block am Wege aufmerksam, der seiner Meinung nach "Bleiglanz" zeigte. Ich sah sofort, daß die Farbe des Erzes nicht dem Bleiglanz entsprach und machte mich daran, Erzproben herauszuschlagen. Am frischen Handstück erkannte ich, daß es sich um Molybdänglanz handeln müsse. Ich konnte etwa 10 Handstücke gewinnen. Zwei Probestücke hievon legte ich Prof. MEIXNER vor, der meine Bestimmung als richtig bezeichnete und mich aufmerksam machte, daß aus diesem Fundgebiet noch kein Molybdänit bekannt ist und mich beauftragte, für den "Karinthin" einen Fundbericht zu verfassen. Ich kam der Bitte gerne nach, zumal unsere Mineralsuche unter der „Weißen Wand" weitere Erfolge zeitigte, die eines Berichtes wert sind.
Beschreibung des Molybdänglanzfundes: Es handelt sich um einen kleinen Erzgang, der sich in dem Blocke auf etwa 20 cm Länge verfolgen ließ; es waren zwei bis drei Zentimeter breite, grobschuppige Molybdänglanz-Ausbildungen feststellbar. Das Muttergestein ist ein Aplitgranit. Und nun kurz zur geographischen und geologischen Lage des Fundpunktes. Dieser liegt etwa 200 m No der Paßhuber-Hütten, etwa 100 m vor der neu errichteten Jagdhütte auf der Paßhuber-Alm. Der Aplitgranit dehnt sich von hier aus in Richtung Osten (Hindenburg-Höhe) in mindestens 1000 m Mächtigkeit. Dieser Aplitgranit (helle granitische Gesteine des tieferen Stockwerkes des Ankogelgranites nach ANGEL -STABER) grenzt hier fast unmittelbar an eine Schichtfolge von Granatglimmerschiefer und Glimmerschiefer des Woisgentypus (1).
Von diesem Vorkommen lassen sich sehr schöne Parallelen ziehen zu anderen Molybdänit-Vorkommen in den Zentralalpen wie z.B. zu dem Vorkommen bei der Gold- bzw. Talklagerstätte Schellgaden im Lungau (6). Auch hier tritt der Molybdänglanz im Aplitgranit auf, der nach Mineralbestand und Auftreten der Beschreibung des Ankogel Aplitgranites durch ANGEL-STABER (1) entspricht; ja ich möchte behaupten: durch den neuen Fund wird diese Feststellung noch weiter untermauert! Das Vorkommen läßt auch einen Vergleich zu mit der bekanntesten Mo-Vererzung der Zentralalpen an der Alpeinerscharte im Olperergebiet (Zillertaler-Alpen), wo es auch Quarz- und Aplitgänge sind, die die Vererzung führen (5).
Oder zum Vorkommen Tauerntunnel bei Stollenmeter 540 (8, S. 35/36); dieses dürfte direkt mit dem neuentdeckten Vorkommen korrespondieren (dasselbe Gestein -Direktdistanz durch Bergfeste etwa 2 km). Und schließlich im Goldbergbaugebiet Zirknitz (Hohe Tauern), wo in Quarzgängen des Porphyrgranits ebenfalls Molybdänglanz gefunden wurde. (8, S. 35/36). Von der Molybdänglanz-Fundstelle ging unser Weg weiter nach Westen, vorbei an der Jagdhütte über die Paßhuber-Alm und dann über die Steilhänge unter den Ostausläufern der „Weißen Wand" bis zur Haupt-Blockhalde (Bergsturzhalde) dieser markanten zum Teil überhängenden Felswand. Diese ist aufgebaut aus syenitischen Gesteinen des Typus „Radhausberg" (1).
Wir hatten keine zwei Stunden Zeit, die Blockhalde abzusuchen, denn wir wurden von einem aufziehenden Gewitter vertrieben. Dennoch war die kurze Suche sehr erfolgreich. Gerhard B. fand tatsächlich an einem Block in einer kleinen Kluft blauen Beryll fünf Kriställchen von ca 1 -2 mm Dicke und 1 cm Länge in annähernd paralleler Verwachsung neben Quarzkriställchen.
Weitere Belegstücke aus diesem Gebiete befinden sich bei den Herren F. TISCHLER und Johann WAPPIS, der mir zwei Stufen aus seiner Sammlung zeigte. Eine entspricht der am 2. Juni von Gerhard aufgefundenen; die zweite wurde von einem Block im Bockriegelwald gewonnen und zeigt eine ganze Schichte(O,5 cm dick) innig verwachsener meist millimetergroßer Kristalle; einige Kristalle sind fast 1 cm lang; diese Aquamarinkristallschicht hat dem Anscheine nach eine kleine Kluft voll ausgefüllt.
Herr WAPPIS fand bei unserer gemeinsamen Suche ein Kluftstück mit Flußspat (grün) und einem schönen glasklaren Apatit. Violette Fluorite wurden auch von mir gefunden. Herbert B. fand eine kleine Kluft mit etwa zentimetergroßen würfeligen Pyrit kristallen (z.T. aufgewachsen, z.T. eingewachsen), die oberflächlich leicht angewittert waren. Weitere Funde waren nette Eisenglimmerplättchen an einer Kleinkluft; Chlorit, Bergkristall, Periklin runden das Sammelergebnis ab. Kleine helle Kriställchen an einer Stufe der Aufsammlungen, die Herr WAPPIS Prof. MEIXNER zur Bestimmung übergab, erwiesen sich nach dessen Untersuchung als klar durchsichtiger Feldspat, u. zw. als flächenreicherer Adular. Wir konnten jedenfalls mit dem Exkursionstag zufrieden sein, obwohl wir wegen des Schlechtwettereinbruchs frühzeitig aufbrechen mußten.
Das in der mineralogischen Literatur noch nicht verzeichnete Aquamarinvorkommen gleicht weitgehend dem von H. MEIXNER bzw. Ch. EXNER (2) geschilderten Vorkommen in der Romate Nord-Wand, wo auch im frischen Bergsturzkegel des von Süd nach Nord durchstreichenden Syenits (granosyenitischer Gneis) in pegmatoiden Schlieren sehr schöne Beryllsäulenaufsammlungen möglich waren.
Nicht ganz dem obigen Typus hinsichtlich der Paragenese entspricht das von Ch. EXNER und B. PLÖCHINGER gefundene Vorkommen am Zirmseekar in der Goldberggruppe (2), wo der Beryll unmittelbar auf Gneisgranit aufsitzt, in dem er hier als Nebengemengteil eingewachsen gebildet wurde.
Der ebenfalls für dieses Gebiet neue Apatitfund paßt paragenetisch (als Kluftmineral) ausgezeichnet zu den bislang bekannten Vorkommen im Ankogelgebiet (8, S. 75/76).
Dasselbe wäre über den Flußspat zu sagen, der bereits in der nicht weit entfernten Romate-Wand bekannt war, wie auch am Goldzechkopf (Goldberggruppe) (4).
Auch der Pyrit paßt bestens in diese Paragenese. Er ist bekannt aus dem Ankogelgebiet (3) und der Goldberggruppe (8, S. 30).
Der Grund für die Ausführlichkeit meines Berichtes liegt darin, einerseits unsere Sammlerfreunde darauf hinzuweisen, daß es tatsächlich sinn- und reizvoll ist, in unseren Kärntner Tauernbergen auf Mineralsuche zu gehen und andererseits eindringlich zum Ausdruck zu bringen, d8.ß es im Sinne der mineralogischen Erforschung unseres Landes wichtig ist, daß Neufunde in unserer Fachzeitschrift "Der Karinthin" veröffentlicht werden.

Literatur:

1) F. ANGEL u. R. STABER: Gesteinswelt u. Bau der Hochalm-Ankogel-Gruppe.Wissenschaftl. Alpenvereinshefte Innsbruck Heft 13, 1952; bes. die 8. 12, 15, 103 u. die geolog. Karte.
2) Ch. EXNER: Beryll (Aquamarin)-Funde aus der Goldberggruppe in Kärnten. - Karinthin, F. 6, 1949, S. 106-107.
3) C. KONTRUS: Altes und Neues aus dem Ankogelgebiet. - Karinthin F. 4, S. 54-56. :
4) K. MATZ: Genetische Übersicht über die österr. Flußspatvorkommen. - Karinthin F. 21, 1953, 199-217.
5) K. MATZ: Das Molybdänglanzvorkommen von der Alpeinerscharte im Olperergebiet (Zillertaleralpen). - Karinthin F. 34/35, 1957, S. 192-197, Klagenfurt.
6) H. MEIXNER: Die Talklagerstätte Schellgaden im Lungau, Salzburg, sowie dort neu aufgefundener Molybdänglanz und Zirkon. Zeitschrift für angewandte Mineralogie, 1, Berlin 1938, S. 134-143.
7) H. MEIXNER: Ein Beryll (Aquamarin) - Fund aus der Goldberggruppe in Kärnten. -Karinthin F. 5, 1949, S. 78-79.
8) H. MEIXNER: Die Minerale Kärntens I. - Carinthia II, 21. Sonderheft Klagenfurt 1957, S. 35-36.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

zurück....