Friedrich O. M. / 1949

  2.) Erzmikroskoische Untersuchungen an Kärntner Lagerstätten II.

Von Prof. O.M. Friedrich, Leoben.

Von den Tauerngoldgängen auf Kärntner Boden zeigt ein Schliff von den Alteckbauen Bleiglanz mit Eisenspat-Ankerit; er enthält Flecken mit Kupferkies und ist vollgepfropft mit kleinen rundlichen Körpern von Fahlerz und Boulangerit. Ziemlich weitgehende Verwitterung führte zu Kupferindig, Kupferglanz, Brauneisenerz, Weißbleierz, Malachit, Bindheimit usw. In diesen Massen stecken reichlich feinste Silberfünkchen.
Andere Schliffe zeigen stark zerdrückten und durch Quarz ausgeheilten Eisenkies und Arsenkies mit Nestern von Bleiglanz und vereinzelt etwas Zinkblende. In einigen Gangstufen ist das Erz und zwar sowohl die harten Kiese, wie auch Kupferkies und Fahlerz mit Ausnahme des Bleiglanzes stark zertrümmert. Ja es liegt örtlich eine richtige Kupferkiesbresche vor mit Quarz als Bindemittel, die Gefügeätzung erkennen lässt, wurde der Bleiglanz zwar auch zerrieben, er ist aber als das am leichtesten bewegliche Erz nachträglich rekristallisiert. Freigold tritt ab und zu in Kupferkies, meist aber in dem in geringer Menge vorhandenen Magnetkies auf.
In zahlreichen Schliffen aus der Kliening wird zerdrückter Arsenkies durch Quarz verheilt. Auf Äderchen findet sich darin Wismut, Wismutglanz, Wismutfahlerz , Wittichenit, Kupferkies und Magnetkies, die untereinander zum Teil feingraphisch (myrmekitisch) verwachsen sind. Wismutglanz und Wittichenit kommen aber auch für sich allein vor. Dieser Mineralbestand und auch das Gefüge erinnert sehr an die entsprechende Vererzung der Zinkwand bei Schladming, nur ist die Verwachsung hier nicht ganz so fein. Wenn karbonatische Gangart vorhanden ist, führt sie Titanit und meist reichlich Graphit, wobei letzterer vielleicht als Hinweis auf verschleppte organogene Kalke angesehen werden darf. Eisenkies fehlt zwar nicht ganz, scheint aber i.A. selten zu sein; wo er mit Arsenkies zusammen vorkommt, umschließt er ihn, ist daher etwas jünger als dieser. Eine alte, von Prof. Rumpf (T.H. Graz) 1885 gesammelte Stufe zeigt grobe Garben von Löllingit mit prächtigen kristallskelettartigen Spitzen mit den schon vorher erwähnten Wismuterz en verwachsen. Auch Zinkblende findet man ab und zu darin. Häufig bilden dabei Wismut und die Wismuterze ein Zentrum, an das sich die Garben des Löllingites ansetzten. Freigold ist nur selten zu sehen, wurde aber doch hin und wieder gefunden.
Vom Fundkofel zeigt ein Schliff z.T. grobkörnigen, zum anderen Teil aber-auch-sehr feinen Arsenkies, aber immer in schönen, manchmal modellscharfen Kristallen in Quarz eingewachsen. Dieser enthält ab und zu eine Rutilnadel. Freigold tritt in dieser Stufe in verhältnismässig grossen Nestern auf, fast stets als Zwickelfülle und auf Rissen in Quarz, so dass wenigstens dieser Teil des Goldes zementativ angereichert sein dürfte.
In einem Schliff aus dem Radlgraben bei Gmünd ist das in Quarz auftretende Fahlerz vollgepfropft mit Kupferkies- und Zinkblendetröpfchen und enthält reichlich Verdrängungsreste von Arsenkies und Eisenkies. An einem solchen Arsenkieskörnchen hängt mitten im Fahlerz ein Goldkorn, das sichtlich als dem Arsenkies bei dessen Verdrängung übernommen wurde.
Ein mit Kupferkies und Kalkspat innig durchwachsenes Fahlerz von Tratten bei Kerschdorf (Gailtal) enthält auffallend stark zonaren Eisenkies mit Zwischenlagen aus Quarz und Limonit. Es handelt sich offenbar um eine Art zementativer Neubildung, doch ist es unbekannt, wonach.
In einer Notiz von Canaval über die Kupfererze von Finkenstein bei Villach wird ein chemisch nachgewiesener Gehalt an Zinn, festgestellt. Zinngehalte sind auf alpinen Lagerstätten bisher fremd und es wurde versucht, den Träger dieses Zinngehaltes zu ermitteln; es liess sich aber kein Zinnmineral sicherstellen. Die betreffenden, Schliffe zeigen Bleiglanz, Fahlerz, Zinkblende, angelöste Eisenkiese, Kupferkies und Fahlerz hin und wieder ein Körnchen Arsenkies. Kleine. Silberfünkchen dürften wohl durch Zementation entstanden sein, für deren Vorhandensein auch die Minerale Kupferglanz, Kupferindig, Buntkupfererz, Rotkupfererz sprechen, während Malachit, Brauneisenerz usw. wohl reine Bildungen der Verwitterung sind. Im Fahlerz trifft man überdies ab und zu ein Magnetkieskörnchen. In einem Schliff ist im Fahlerz ein Zug kleiner Körnchen eines deutlich rötlichen Kieses vorhanden, wobei es sich höchstwahrscheinlich um ein Mineral der Kobaltkies(Linneit) Gruppe handelt. In diesem Fahlerz ist bei stärkster Vergrösserung ein feinster Staub zu erkennen, der etwas heller als das Fahlerz ist. Ob es sich dabei um entmischungsartige Tröpfchen von Magnet- oder Kupfer- oder gar um den gesuchten Zinnkies handelt, läßt sich bei der an das Auflösungsvermögen des Mikroskopes grenzenden Feinheit nicht sagen.
Unter den Bleiglanzvorkommen liessen sich im kleinen einst beschürften Vorkommen von Jeravitza bei Eisenkappel interessante Verhältnisse finden: Haupterze sind durchbewegter und z.T. rekristallisierter Bleiglanz und wenig Zinkblende. Der Bleiglanz ist voll feinster Tröpfchen eines Bleispießglanzes, höchstwahrscheinlich Bournonit. Ausserdem umschließt er größere Lappen von Miargyrit und vereinzelte Fünkchen von Silber. Bei starker Vergrösserung zeigt er in Ölimmersion, dass er ganz gespickt voll ist mit Bournonittröpfchen; ausserdem ist die Zinkblende zum Teil voll feinster Kupferkiesentmischungströpfchen. Der Miargyrit tritt fast immer nur in der Zinkbende oder an ihren Rändern auf, was sich durch eine Art aszendenter Zementation erklären läßt. Im Bleiglanz sind schliesslich noch ziemlich reichlich Fahnen eines Glimmerminerals vorhanden. Den Bleiglanzlagerstätten der südlichen Trias ist ein solcher Mineralbestand vollkommen fremd; bezeichnenderweise findet sich das Vorkommen auch nicht in der Trias sondern in paläozoischen Kalken der südlichen "Grauwackenzone". Ob es sich dabei um eine altersverschiedene, von der alpidischen Vererzung getrennten Bleiglanzbildung handelt oder nur  um primäre Teufenunterschiede läßt sich ohne weitere, eingehende Untersuchungen nicht sagen. In mancher Hinsicht erinnert dieses Vorkommen an das von Tornquist beschriebene von Offberg bei Mahrenberg (Remschenigzug).
Ziemlich viele Schliffe wurden von den Sulfiderzen der ostkärntnerischen Eisenspatlagerstätten des Zuges Hüttenberg - Waldenstein untersucht: Die Wismutstufen und zwar sowohl die alten, wie auch die neuen Funde zeigen fast immer ein Skelett dieses Metalloides in Eisenspat. Mit ihm zusammen kommt fast stets Wismutglanz vor und die bekannten Garben des Löllingites. Der Wismutglanz wird vom Wismut meist an die Ränder der Körner abgeschoben, wohl eine Wirkung der Oberflächenspannung. Der Löllingit ist randlich oft feinst eisblumenartig mit dem Eisenspat verwachsen. Meist ist mehr Wismut als Wismutglanz vorhanden, es kommt auch das umgekehrte Verhältnis vor, dies namentlich im Schliff 707, der daneben noch ziemlich viel Magnetkies enthält. Die Arsen- und Wismutzufuhr ist wohl nur ein Anhängsel der Eisenspatvererzung und keine eigene Phase der Vererzung. Die Mineralgesellschaft und auch das Gefüge paßt vorzüglich zu den entsprechenden Vererzungaphasen der Schlaminger und der Tauernerze. Auch im Neufund von Wismut 1941 ist immer wieder Magnetkies vorhanden, neben ziemlich viel Wismutglanz, der mit dem Wismut feinmyrmekitisch verwachsen ist.
Der Markasit von dem in diesem Jahr neu gefundenen Silber, den Dr. Meixner erwähnt und bearbeitet, zeigt ein recht grobkörniges, nicht verzahntes Pflaster aus teilweise schön verzwillingten Stengeln mit dazwischen liegendem Quarz und Schwerspat. Der Anschliff stellt die Natur des gelben Kieses als Markasit eindeutig fest.
Schluß folgt.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

zurück....