Paulitsch P. / 1953

  Mineralfunde im östlichen Gail-Kristallin.

Von P. PAULITSCH, Graz.

Während der Kartierung des Gailkristallins in Raume Reisach-Weißbriach-Hermagor in den Jahren 1948-1951 wurden zu den schon bekannten Mineralvorkommen weitere Funde gemacht.
Die alten Funde schliessen sich an historische Bergbaue an, die aus dem 16. Jh. bekannt sind. Die letzten Versuche der Wiedereröffnung liegen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Heute finden keine Abbaue mehr statt. GEYER (3).
C. ROCHATA (7, S .345-347) berichtet über die Abbaue von Gold-Quarzgängen in "eisenschüssigen Schiefern" bei der Räderzeche im Gitschtale, desgleichen über Abbaue und Schürfe nach Silber Gold und Kies in der Walzentratten im Gitschtale.
R. CANAVAL (2, S .11) schreibt über Eisenstein-Bergbaue Oberkärntens, von welchen "Zu Sauseng auf der Reisach Alpe" und "Zu Guggenberg bei Hermagor" im kartierten Bereich liegen. Verbrochene Mundlöcher weisen heute noch darauf hin.
A. BRUNLECHNER (1, S. 47,69,121) nennt Gold und Arsenkies von Walzentratten bzw. Räderzeche.
Detailuntersuchungen über den Mineralinhalt dieser Lager.1) konnten aus der mir zugänglichen Literatur nicht entnommen werden. Es wird daher in folgenden über die Bearbeitung der alten und neuen Mineralfunde in diesem Gebiete berichtet.
Vorerst sollen die besuchten Fundstellen und Mineralinhalte zusammengestellt werden.
Südlich Sauseng Alm: Siderit, Zinkblende, Pyrit, Bleiglanz, Limonit.
Walzentratten: Siderit, Arsenkies.
Podlanig: Hämatit.
Westlich Tramun: Hämatit.
Straße Jenig -Stattmann: Pyrolusit.
Paludnig Graben: Talk.
Straße Guggenberg-Hermagor: Melanterit.
Westlich Aigen und bei Kardutschen: Albit-Quarzgang.
Reisach: Magnetit
Für Sammler sei vormerkt, daß alle Kristallgrössen in Millimeterbereich liegen.

1 )Vorwiegend bergbauhistorische Daten hat noch R. CANAVAL mitgeteilt: Die Goldvorkommen von Walzentratten und Räderzeche bei Weißbriach im Gitschtal (Kärnten). Bergu.Hüttenmänn..Jb., 74., 1926, 139-152. Für Walzentratten werden Arsenkies, Kupferkies, Freigold, Ankerit, Quarz, Fuchsit und gelber Serizit genannt. H. Mx .

Südlich Sauseng-Alm:
An der neuen Strasse vom Patelmaas-Graben zur Sausengalm findet man unweit des grossen Steinbruches an der Grenze zwischen Quarzit und Augengneis einen 10,5 m grossen, limonitisch verwitternden Aufschluss. Die dort geschlagenen Handstücke zeigen schon makroskopisch Pyrit, Siderit und etwas Bleiglanz, neben der reichlichen Gangart Quarz. Die Untersuchung der Anschliffe ergaben als weiteren Mineralinhalt: Zinkblende. An den Kanten dunkelgelbbraun durchscheinend, von Karbonat umschlossen. Schleifhärte deutlich weicher als Pyrit und härter als Kupferkies. Deutlich isotrop, mit hellgrauer Reflexionsfarbe. Korngrößen : 0,05 -0,6 x 0,06 -0,4 mm. -Kupferkies findet sich nur als Einschluss in Zinkblende; die 0,08 x 0,01 mm grossen Körner sind xenomorph und z.T. unregelmässig in Schnüren und Zeilen in den Zinkblendekörnern angeordnet. –Pyrit tritt in idiomorphen 0,1 x 0,15 mm bis 3 x 5 mm grossen Individuen auf. Z.T. werden sie randlich -unter Erhaltung der Gestalt - von Limonit ersetzt. Es handelt sich nach den optischen Untersuchungen um Nadeleisenerz: Anisotropie deutlich, Reflexionsfarbe etwa zinkblendegrau. Reflexionspleochroismus gering. Tritt hier in porigen, wie auch gut schleifbaren Massen auf. -Siderit findet sich in idomorphen nach (0112) einfach verzwillingten bis zu 3 x 5 mm grossen Individuen. Stark anisotrop. - Quarz tritt in kataklastischen, wie auch unveränderten 0,1 x 0,2 -3 x 5 mm großen Körnern auf.
Zur genetischen Deutung der Einschlüsse von Kupferkies in Zinkblende kann bemerkt werden, daß sie nach RAMDOHR (16, S.350) zur geologischen Thermometrie nicht verwendet werden können, denn die Auslösung für die nachträgliche „Entmischung" kann auch gerichteter Druck sein; die kataklastischen Quarze weisen bei diesem Fund auf die letztere Deutung.
(Nach einer Mitteilung von Herrn Prof. Dr. H. HERITSCH befindet sich ein ähnlich diskordanter, limonitisch verwitternder Gang im Augengneis im Graben nördlich Dellach mit der Mineralführung Kupferkies und Siderit.)
Walzentratten. (Wulzentratten).
Zu den Aufschlüssen und Mundlöchern der ehemaligen Baue von Walzentratten führte mich der Besitzer des Gehöftes Walzentratten im Gitschtale.
In den hellen Serizitquarziten findet man bis zu 3 x 2 cm grosse Siderit -Aggregate, deren Einzelkörner bis 2 x 3 mm groß werden. Daneben auch bis zu 6 x 8 mm große Pyrite z.T. in idiomorphen Körnern. Die Pyrit führenden Quarzite stehen auch im Graben südöstlich Walzentratten an.- GEYER (3) berichtete bereits über dieses Vorkommen.
Ein mir übergebenes Handstück führt neben Milchquarz, kataklastisch veränderte 0,1 x 0,2 -2 x 3 mm große Arsenkiese.
Podlanig (Mitschig).
Bei den Aufschlüssen von Grüngesteinen bei Podlanig im Steinbruch, und westlich Tramun. findet sich Hämatit, Harnische bildend. Vom Steinbruch Podlanig hat MEIXNER (5, S. 117) bereits Bornit beschrieben.
Straße Jenig-Stattmann: Auf der neuen Strasse von Jenig nach Stattmann findet man in der Nähe der Lagen von Schiefergneisen mehrere O W-streichende, schwarz bis rostig verwitternde Horizonte, die im Streichen rund 3 km verfolgt werden können. Die optische Untersuchung ergab: Kataklastisch veränderte Quarzaggregate (2 x 3 mm) werden von Fugen durchsetzt, die von Nadeleisenerz und in geringerem Maße von Pyrolusit belegt sind (nach optischem, chemischen und röntgenographischem Befund).
Paludnig Graben.
Bei der Begehung des sehr steilen Paludnig-Grabens fanden , sich in den Phylliten und Amphiboliten bis zu 5 cm mächtige Quarzgänge, die von gelbgrünen Fugen durchsetzt werden. Die Dünnschliffuntersuchung dieser Gänge lieferte folgenden Mineralinhalt:
Quarz stark kataklastisch verändert, 0,2 x 0,3 -3 x 5 mm große Körner mit Streifungen u.z.T. undulös auslöschend. -Siderit in den Fugen von Quarz, in 0,2 x 0,3 mm- grossen unverzwillingten Körnern, die von Limonit umhüllt werden. Talk belegt mit 0,01 x 0,15 mm grossen Schuppen die Fugen der Quarze und bildet darin bis zu 4 x 5 mm grosse Nester. Pennin findet sich in fächerförmig auslöschenden Aggregaten mit der Schuppengröße (0,015x0,01 mm). Anomal blaue Interferenzfarbe.
Aus den Einschlußverhältnissen kann die Abfolge werden: Quarz -Siderit, Talk -Pennin und Limonit.
Westlich Aigen.
Die Phyllite werden durch zahlreiche Quarzgänge durchsetzt, Der größte aufgefundene Quarzgang, 3 m mächtig, liegt westlich Aigen und führt neben undulös auslöschenden (2 x 3 mm) Quarzen auch rekristallisierte (0,01 x 0,02 mm). Darin finden sich weiter 0,4 x 0,6 mm große, polysynthetisch nach (010) verzwllingte Albite mit 10% An. Pennin in 0,01 x 0,02-mm großen Schuppen und Limonit in Schlieren tritt hinzu.
Den gleichen Mineralinhalt haben auch die Milchquarzgänge bei Kardutschen.
Straße nach Guggenberg.
An der neuen Strasse von Guggenberg nach Kardutschen finden sich mehrere weiße Ausblühungen auf den Pyrit führenden Phylliten und Quarzphylliten. Nach der qualitativ chemischen und optischen Untersuchung liegt Melanterit vor.
Reisach.
In diesem Zusammenhang können auch die Magnetit Oktaeder in den Chlorit -Serizitphylliten am Ostausgang des Ortes Reisach genannt werden (bis zu 5 mm Ø). Sie finden sich auch in der nach NO-streichenden Fortsetzung nördlich Hochwart wieder.
Zu erwähnen sind noch die Schutthalden am Osthang gegenüber dem Reißkofelbad, wie auch auf dem Weg Möselalm-Stöfflerberg (sogenannt Josefle), die nach mündlicher Überlieferung von Schürfen nach Goldquarzgängen herstammen.
Im Osten an das kartierte Gebiet angrenzend liegt der Fundort von Arsenkies kristallen im Quarzitsteinbruch von Latschach i.G., die von H. HERITSCH (4, S. 12) beschrieben worden sind.

Literatur:

(1) BRUNLECHNER, A.: Die Minerale des Herzogthums Kärnten.-  Klagenfurt 1884, 1-130.
(2) CANAVAL, R.: Notizen über die Eisenbergbaue Oberkärntens. I. Gail- und Gitschtal. - Car. II, Klagenfurt 1891, 11-22.
(3) GEYER, G.: Geologische Spezialkarte und Erläuterungen, Blatt Oberdrauburg -Mauthen. - K.k. Geol. R.A., Wien 1901, 1-85.
(4) HERITSCH, H. Arsenkieskristalle von Latschach im Gailtal/Kärnten. - Mitteilungsbl. d.Abt .f. Min. am Landesmuseum Joanneum. H. 1, Graz 1952, 12-15.
(5) MEIXNER, H.: .Kurzbericht über neue Kärntner Minerale und Mineralfundorte II. - Der Karinthin. Folge 6, 1949, 108-120.
(6) RAMDOHR, P.: Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen. Berlin 1950 (Akademie Verlag).
(7) ROCHATA, C.: Die alten Bergbaue auf Edelmetalle in Oberkärnten. - Jb.d.K.k. Geol. R.A., 28. , Wien 1878, 213-368.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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